Das Gottscheer Hochland, Grundlinien einer Landeskunde,
von Edgar Lehmann, Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Museums für Länderkunde zu Leipzig, 1933. Prof. Dr. Edgar Lehmann (1905–1990) Einleitung Das Gottscheer Hochland ist ein abgeschiedenes und abgeschlossenes Land, ein geographisch noch wenig beachtetes Glied in dem Gebirgssystem der Dinariden. Es ist ein Karstland im Südosten der breiten zentralen Einsattelung Krains, ein Land mit langgezogenen und ruhigen, NW—SO verlaufenden Talungen und welligen, von Dolinen durchsetzten Hochflächen, die alle in das dunkle Grün der Bergwälder getaucht sind. Es sind nur kleine, weiße Wände, unregelmäßige Flecke, die sich aus den dichten Waldungen der Kalkberge herausheben. Der Blick bleibt selten an ihnen haften. Er schweift weit im Halbkreis herum, ohne zu überschauen, wie weit sich die den Hochflächen aufsitzenden Kuppen und Buckel aneinanderreihen, ehe sie sich am Horizont in Wogen plumper Berggestalten verlieren. Eher wird dem Auge Einhalt getan an den scharf gezeichneten Firsten der Steilhänge, welche die großen und breiten Talungen begrenzen. Einfache Linien und große Flächen tragen etwas von Einheitlichkeit in das Landschaftsbild, das der Karstnatur entsprechend im einzelnen doch recht mannigfaltig und bewegt gestaltet ist. Lageskizze der Gottschee-Kočevsko, 1933. Dieses Ländchen ist von der Natur wie vorherbestimmt, Schauplatz für die Erhaltung einer nationalen Minderheit zu sein. Deutsche, vornehmlich bajuvarische Bauern, haben den mageren Karstboden dieses vom fremden Volkstum umfluteten Vorpostens unserer Kultur urbar gemacht, und sie konnten hier dank der Hilfskraft der natürlichen Bedingungen ausharren bis auf diesen Tag, während alle anderen Sprachinseln Krains untergegangen sind. Hier hat eine harmonische Anpassung des Sprachgebietes an einen von der Natur gut umsäumten Raum stattgefunden. Der Schutz einer überaus üppigen Waldbedeckung unterstützt die grenzbildende Wirkung des orographischen Aufbaues. Keine große Heer- und Handelsstraße berührte das rauhe Bergland, abgesehen von dem unbedeutenden Landweg, der über Reifnitz und Mösel gegen Weißkrain und Kroatien führt. Nur von Norden dringt heute ein Schienenstrang in die wichtigste der Talungen, um dort wie in einer Sackgasse zu enden. Alle anderen Bahnen und Verkehrswege Krains umgehen die Sprachinsel in weitem Bogen. Wo im SW der Rand des Ländchens aufgebogen erscheint, wie bei Morobitz, ergibt sich ein Steilabhang von 600 - 800 m gegenüber der Cabranka, dem einzigen größeren Zufluß der Kulpa von Norden her. Weiter gen Osten ist die Grenze nicht so schroff. In einer relativen Höhe von höchstens 200 m erstreckt sich eine stufenförmige Abdachung von der Ortschaft Winkel über Petersdorf, Rodine, Maierle nach Tanzberg. Bis zum letztgenannten Punkte verlief ehedem auch die Volksscheide, als die Gegend von Altenmarkt noch zum Gottscheer Land der Ortenberger Grafen, der Begründer der Sprachinsel, gehörte. Heute wendet sie sich von Gritsch gegen Wistritz zu den Geländestufen bei Unterdeutschau. Verfolgen wir an Hand der beigegebenen Übersichtskarte die Grenze weiter nach Norden, so fällt besonders die abriegelnde Stellung des Nordpfeilers des Hornwaldes auf (Fig. 2). Mit diesem kurzen Hinweis wollen wir die Umwanderung des Gottscheer Hochlandes abbrechen, da wir im Rahmen dieser Arbeit noch näher auf die natürliche und kulturgeographische Beschaffenheit der Grenze zurückkommen werden. Den folgenden Ausführungen sei vorausgeschickt, daß es bei dem gebotenen kleinen Maßstab der Textkarten nicht möglich war, alle im Text vorkommenden geographischen Namen in die Karten aufzunehmen. Es muß daher zur Ergänzung auf die am Schlusse des Literaturverzeichnisses angeführten Blätter der österreichischen Spezialkarte 1:75000 verwiesen werden. Die Großformen als Grundlage der Gliederung Die orographischen Grundzüge bestimmen die Gliederung unserer Landschaft: sie stehen in ursächlicher Beziehung zu all den anderen ihr eigenen Erscheinungen, zum Klima, zur Pflanzendecke und Kultur. Das Gesamtbild des Gottscheer Hochlandes wird am stärksten durch Richtung und Verlauf zweier Talungen beeinflußt, die durch ihre große und ruhige Gestaltung das gleiche Zeichen tragen. Die eine ist die Gottscheer Talung, die in der Sprache der Bevölkerung kurzweg als das "Land" bezeichnet wird. Sie ist in ihrem Bau und Formenschatz das Spiegelbild der westlich parallel laufenden "Rieger Talung", des sogenannten "Hinterlandes". Beide ordnen sich durch ihre nordwestlich-südöstliche Erstreckung dem dinarischen Streichen ein. Beide werden gegen W von Steilhängen begrenzt, während die östlichen Berghänge mit verhältnismäßig sanftem Abfall an die Talebenen herantreten. So bildet eine plumpe, massige Erhebung, der Friedrichsteiner Wald, die westliche Flanke der Gottscheer Talung, indem er sich aus ihr mit einer etwa 25 km langen Flucht von 400 bis 5oo m hohen Hängen emporschwingt. Das gleiche wiederholt sich an dem schroffen westlichen Rand der Rieger Talung. Dort brechen die scharf profilierten Firste des Rieg - Göttenitzer Berglandes gegen Nordosten ab. Im einzelnen ergeben sich Unterschiede: Vor allem erfährt der Charakter der Rieger Talung eine Änderung gegenüber der Gottscheer Talung durch eine ungleich höhere Lage des Talbodens. Andererseits ist ihr Gesamtgepräge ausgeglichener als das der Gottscheer Talung, in deren Süden sich der "Verdrenger Berg", ein großer Inselberg, durch seine kegelförmige Gestalt schon weithin bemerkbar macht. Diesen Talfurchen stellen sich außer dem schon gekennzeichneten Friedrichsteiner Wald noch zwei große starre Massen gegenüber: Im Osten der Hornwald mit seinen östlichen und westlichen Vorlagen, im Westen der schon in seiner Lage gekennzeichnete Friedrichsteiner Wald und das Rieg-Göttenitzer Bergland, dem wir noch einen hoch über der Cabranka abbrechenden Hochtalboden mit den Orten Obergraß, Suchen und Merleinsrauth als eigene kleine Landschaftseinheit zurechnen. Der Hornwald ähnelt einem großen Rhomboid, an das sich an zwei Seiten die niederen "Vorlagen" in Form von Dreiecken legen. So zieht vom Staudach, ganz im Süden bei Graflinden, bis in die Gegend von Altlag, einer größeren orographischen Mulde im Norden, ein schmaler, dem Hornwald vorgelagerter Zug von Formen, die trotz verschiedenartiger Ausprägung genug des Gemeinsamen haben, um als randliche Vorlage und als eine eigene Landschaftseinheit zu gelten. Auch nach Südosten hebt sich der Hornwald schroff gegen das vorgelagerte Land ab. Die Höhen des Siegerreit (955 m), des Friedensberges (1048 m), des Spornbüchel (1031 m) kennzeichnen die Gipfel, von denen der Abschwung erfolgt. Das "Schiderlang", ein Bergsporn südöstlich des Spornbüchel, bildet den Eckpunkt für die zweite Seite des Dreiecks, das die "südöstlichen Vorlagen" umgrenzt. Es leitet auf breit angelegte Bergkuppen über, die in Nordwest-Südosterstreckung die Orte Ober-, Mitter- und Unterbuchberg tragen. Weiter führt die Begrenzung des Dreiecks über den plumpen Stock des "Reitle" hinweg zu jener durchweg über 800 m hoch gelegenen Bergkette, die in den schlanken, nach oben zugerundeten Bergpyramiden des Zidovec (849 m), des Debeli verh (864 m) und Žeželj (819 m) gipfelt. Als dritte Dreiecksseite bildet ein gut ausgeprägter Steilrand die eindeutige Grenze gegen den Möttlinger Boden. Dieser südöstlichen Vorlage ist die südwestliche in mannigfacher Hinsicht sehr ähnlich: prägnante Umschließung nach außen, bewegtes Relief im Innern. Nur ist im westlichen Vorland die Auflösung der häufig plateauförmigen Geländestreifen infolge starker Zertalung noch größer. Aber auch hier vermag die Zergliederung in einzelne Kuppen, Kämme und kleine Plateaus den Eindruck einer zusammengehörigen Formen- und Landschaftseinheit nicht zu verwischen. Im Gegensatz zu den Vorlagen beherrscht im Hornwalde Eintönigkeit das Blickfeld: überall schauen wir auf ein welliges, von Dolinen durchsetztes Plateau, auf dem nur selten das Grau der Kalke und Dolomite unter den ausgedehnten Mischwäldern hervorlugt, ein Plateau, dem allein die Sohlen verkarsteter Tälchen und aufgesetzte isolierte Kuppen eine schwache Gliederung verleihen. Nur gering ist die Höhendifferenz zwischen den aufsitzenden Höhen mit ihren wenig scharf umrissenen, allermeist abgeebneten Gipfeln und den welligen Niveauflächen, meist beträgt sie kaum 100 m. Die Anordnung und Verbreitung der Höhen aber bewirkt eine Gliederung des Hornwaldes in eine nördliche und südliche Hälfte, die Hand in Hand geht mit einer feinen Nüancierung des orographischen Aspektes. In einem sanft von Westen über Nord nach Osten geschwungenen Bogen durchzieht der Bergkranz des "Großen Hörndl" (964 m), des Lager Bühel (945 m), der Eulmauer (947 m), des Buchberges (840 m) und des Zunderbühels (739 m) die Hochfläche. Übersichtskarte des Gottscheer Hochlandes. Nördlich dieser Scheidelinie ist der Plateaucharakter gut ausgeprägt. Im Süden und Osten dagegen ist bei einer ungleich höheren Lage der Tallinien und Gipfel das Plateau stärker aufgelöst. Immerhin ist der Unterschied so gering, daß er bei einer Umschau vom Hornbühel (1100 m), der höchsten Erhebung des Gottscheer Landes, kaum auffällt. Da zeichnet sich die gesamte Oberfläche mit fast geradlinigen Konturen ab, die erst am Rande zu der Tiefe der dort befindlichen Uvalas hinabsteigen, um sich dann zu jenen Berggestalten emporzuschwingen, die nach allen Himmelsrichtungen das Panorama lückenhaft begrenzen. Eine solche Übersicht von besonders erhöhtem Standort vereinfacht freilich in starkem Maße das Bild der Bodenplastik. Aber auch bei der Betrachtung aus der Nähe, beim Durchwandern des Hornwaldes kann man sich niemals dem Eindruck entziehen, daß es sich hier um einen einheitlichen Gebirgskörper handelt. Das gilt im gleichen Maße vom Friedrichsteiner Wald und dem Rieg-Göttenitzer Bergland. Im Gegensatz zum Hornwald fehlt diesen allerdings die plateauförmige Ausbildung fast ganz. Eine starke Auflösung des Reliefs mit relativ großen Höhenunterschieden und vereinzelten Wandbildungen hat Platz gegriffen. In das allgemeine Oberflächenbild fügen sich schließlich zwei weitere Talfurchen ein, die sich als eigene Landschaftseinheiten herausheben. Die eine ist die Tschermoschnitz-Pöllandler Talung. Als "Moschnize" wird sie auch in der Mundart der Gottscheer als etwas Eigenes gewertet. Durch den Einfluß fluviatiler Erosion wirkt sie im Rahmen der übrigen trockenen Landschaft wie ein Fremdkörper. Die Cäsur dieses Tälchens, die der von W Kommende als eine unvermittelte Unterbrechung der Hornwaldfläche empfindet, folgt wie die Gottscheer und Rieger Talung dem dinarischen Streichen. Aber durch ihr Profil steht sie in auffälligstem Gegensatz zu diesen beiden Talungen: diese schnurgerade von NW nach SO verlaufende Tiefenlinie ist eng und steilwandig. Ihr Wasser, das teils zur Gurk, teils zum Möttlinger Boden rinnt, durchmißt unterhalb Oberwittbach bei Tschermoschnitz eine von vielen Sägemühlen eingenommene Schlucht, während weiter gegen NW und SO die steilwandigen Eintiefungen von etwas breiteren Talweitungen abgelöst werden. Jene andere landschaftliche Einheit, die wir erwähnten, ist die Nesseltal-Altenmarkter Talung. Die Gottscheer bezeichnen dieses Gebiet, das sich wie ein Keil zwischen die Vorlagen des Hornwaldes schiebt, kurz als "Unterland". Es gibt keinen Aussichtspunkt, von dem man es in seiner Gesamtheit übersehen könnte. Vom Žeželj, einer Erhebung (813 m) westlich der Talung, von der man kaum ein Drittel ihrer Ausdehnung erfaßt, blickt man gegen Osten über den 3 bis 4 km breiten Talboden auf den steilen, ungegliederten Hang eines in der Meridianrichtung verlaufenden Höhenzuges. Ebenso einförmig wie diese sind die westlichen Talflanken gestaltet. Dieser Charakter der Hänge ändert sich nur ganz geringfügig, wenn wir sie bis weit hinter Nesseltal, eine in einem Polje gelegene Siedlung am oberen Ende der Talung, verfolgen. Anders liegen die Verhältnisse des Talbodens. Etwa in der Breite von Tscheplach wird sein Relief unruhig: plumpe, sehr unregelmäßige Buckel treten auf. Wandert man von Süden her talauf, so erkennt man in ihnen die Fortsetzungen von Ebenheiten, die oberhalb der Siedlung Unterdeutschau einsetzen. Es beginnt hier mit anderen Worten ein neuer Abschnitt der Talung. Kurz oberhalb Nesseltal schließt sich eine dritte Zone an. Eine plötzlich eintretende Verengung der Talung ist hier das Auffallende. Erst in der Nähe von Reichenau, einer in der weiteren nördlichen Fortsetzung der Talung gelegenen Siedlung, weichen die schroffen Hänge ein wenig nach Westen zurück. Geologischer Untergrund und Bau Einförmig, wie die Physiognomie unseres Landes, ist der Stoff, der sie aufbaut. Er wird gebildet von mächtigen Ablagerungen der Trias-, Jura- und Kreidezeit (1). Im Bilde des Landes kommt aber nicht die zeitliche Aufeinanderfolge dieser Bildungen, sondern höchstens der Unterschied von Dolomit und Kalk zum Ausdruck, die in allen drei Formationen vertreten sind. Beide Gesteinsarten sind durchlässig, beide sind verkarstet. Immerhin: den massigen, plumpen Formen der Erhebungen im reinen Kalk stehen die zerrissenen und zerschrunsenen Dolomitfelsen gegenüber. Nur an ganz wenigen Stellen tritt ein anderes Gesteinselement, ein rötlicher Sandstein, auf: meist kündet er sich durch eine reiche Gliederung des Reliefs weithin an. Daten über die geologischen Verhältnisse haben zuerst Stache (1858, 1859) und Lipold (1857, 1858) anläßlich der Übersichtsaufnahmen im Jahre 1857 beigebracht. Beide haben eine geologische Manuskriptkarte des Blattes Gottschee-Tschernembl herausgegeben. Auf dieser Karte, die im Wiener geologischen Institut ausliegt, beruhen bis auf die Gegenwart fast alle stratigraphischen Bemerkungen der bisher veröffentlichten Literatur. Es mag auch an der ausgesprochenen Fossilarmut der Schichten liegen, daß die überdies nicht sehr mannigfaltigen Formationsglieder geologisch noch nicht näher erforscht sind. Erst 1929 ging ein Schüler des Leipziger Geologen Koßmat, Hermann Protzen (1932), an die Aufgabe, die Braunkohlenablagerungen von Gottschee zu studieren.
Die Richtigkeit der Altersstellung ist in der geologischen Literatur angezweifelt worden, ohne daß bisher etwas Sicheres über die wirkliche Schichtgliederung ausgesagt werden konnte. Meine durch persönliche Begehung des Geländes und zahlreiche Salzsäureproben gewonnenen Wahrnehmungen reichen nicht hin, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. In der nebenstehenden Fig. 3 habe ich, in Anlehnung an die genannte Manuskriptkarte, versucht, meine Beobachtungen über dieGesteinsunterlage, deren Kenntnis für diese Studie wichtig ist, zusammenzufassen. Es lassen sich vier Hauptgruppen scheiden:
Geologischer Untergrund des Gottscheer Hochlandes. Leider sind bisher keine chemischen Gesteinsanalysen angefertigt worden, die diesen Befund unterstreichen. Auf feinere Unterschiede in den Ausbildungsformen, die durch petrographische Faktoren bedingt sind, kommen wir in anderem Zusammenhange zurück. Die morphologische Betrachtung wird freilich zeigen, daß auch diese petrographischen Verhältnisse nur in einem sehr untergeordneten Maße sowohl für das Karstphänomen, das im dolomitischen Gestein fast ebenso entfaltet ist wie im reinen Kalk, als auch für die großen Reliefunterschiede, die vornehmlich tektonisch bedingt sind, in Betracht kommen. Hier ist noch das Vorkommen von Terra rossa zu erwähnen. Sie ist verhältnismäßig spärlich verbreitet, wenigstens in den Dolinen. Größere Areale ihres Vorkommens befinden sich in der Mulde von Altlag und in der Umgebung von Masern in der nördlichen Rieger Talung. Die Terra rossa lagert hier offenbar auf sekundärer Lagerstätte, genau wie auf dem im Osten an das Ländchen grenzenden Möttlinger Boden, wo verschwemmte Roterden noch das Tertiär bedecken. Die Annahme eines postpontischen, vielleicht diluvialen Alters dieser Lehme (Lipold, 1858) gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man die Verhältnisse im Braunkohlenbecken von Gottschee betrachtet. Protzen ist es bei der Durchforschung des Gottscheer Tertiärs gelungen, Fossaruli und Boskovicia in den Kohleschichten zu finden. Ein Vergleich mit dem Tertiärbecken von Tschernembl, das Protzen ebenfalls untersuchte, erweist die Identität dieses Beckens mit dem von Gottschee: auch dort wurden von ihm Fragmente einer Fossarulusart gefunden. Da diese Leitformen für das Ponticum sind, ist das Alter der Braunkohlenmulde als pontisch anzusprechen. Die einzelnen Schichtglieder der Tertiärmulde (L. Waagen, 1914, Wray, 1921) sind im allgemeinen ruhig gelagert. Außer einer großen NW - SO streichenden Verwerfung sind nur vereinzelt kleinere tektonische Störungen bemerkbar. Petraschek (1929) hat bereits darauf hingewiesen, daß der SW der Mulde ein Bruch ist, an dem der Sandstein aufgeschleppt ist. Wir möchten annehmen, daß die Eintiefung des Gottscheer Talungsbodens bereits im früheren Ponticum begonnen hat, da sich der betreffende Pontische See nur in einem Tal halten konnte, das in geringer Höhe über der Erosionsbasis lag. Die pontischen Ablagerungen werden von der Abtragungsfläche des "Schachen" geschnitten. Mithin ist der Nachweis einer postpontischen Einebnung erbracht. Die Ausbildung dieser Niveaus ist zweifellos jünger als die großen Verwerfungen, die anscheinend den Friedrichsteiner Wald und die anderen großen Blockschollen herausgehoben haben. Mehr vermögen wir nicht über die Altersfrage zu sagen. Der Versuch, eine morphologische Entwicklungsreihe aufzustellen, kann sich mehr oder weniger nur auf Analogieschlüsse aus Nachbargebieten stützen. Von einer Hauptfaltung im Oligocän, wie sie neuerdings A. Winkler (1923) für seinen sog. ersten morphologischen Zyklus annimmt, sind keine nachweisbaren Reste vorhanden. Wohl erst nach dem Oligocän (Koßmat 1913, 1916) mag die schollenförmige Erhebung der Gebirgszüge erfolgt sein, also in der gleichen Periode, die Krebs (1929) für die Entstehung der wichtigsten Gebirgszüge des kroatischen Karstes, des Velebit, der Kapela usw. für maßgebend hält. Hierauf begann im Anfang des Ponticum die Eintiefung der Talböden, in denen sich heute die Lignit führenden Süßwasserablagerungen finden (unter- oder miopliocäne Kongerienschichten der pontischen Stufe). Es müssen also zu dieser Zeit gewisse Talstrecken unseres Ländchens in oder unter dem Karstwasserspiegel gelegen haben. Es war demnach die Einebnung der heutigen Hochflächen damals bereits im Gange. Wir werden bei der morphologischen Betrachtung sehen, daß die Verebungen verschiedenes Ausmaß und verschiedenes Alter haben. Das Karstphänomen Die Betrachtung des Karstphänomens können wir trotz des durchweg vorhandenen Charakters des sog. Halbkarstes ohne weiteres an die Erfahrungen, die im eigentlichen Karst über die auflösende Tätigkeit des Wassers gewonnen worden sind, anknüpfen (vgl. Grund, 1903; Katzer, 1909; Krebs, 1908, 1910; Teppner, 1913; Waagen, 1910; Martel, 1921; Nopča, 1919; Cvijić, 1893, 1918; Keilhack, 1912). Der Typus der Dolinen ist durchaus vorherrschend: sie finden sich auf der Oberfläche der Plateaus, der Rücken und Kuppen ebenso wie auf den Talsohlen. Zuweilen ist die Verkarstung so weit fortgeschritten, daß die Dolinenwände verschwinden und die einzelnen Vertiefungen zu größeren Hohlformen, Uvalas und Poljen, zusammengewachsen sind. Es ist ein deutliches Kennzeichen für das hohe Alter des Karstes, das sich beim Durchwandern des Ländchens immer wieder an Einzelheiten der Verkarstung nachweisen läßt. Wie erwähnt, kann man allgemein feststellen, daß die Verschiedenartigkeit der am Aufbau beteiligten Gesteine nur im untergeordneten Maße bei der Ausbildung des Karstphänomens zum Ausdruck kommt. Auffällig ist die verhältnismäßig gleichmäßige Ausbildung der Karstformen in den verschiedenen Höhen. Fast nirgends genügen die Verwitterungsrückstände des Kalkes, um die Klüfte zu verschmieren. Selbst in der Umgebung jener spärlich gesäten Stellen, an denen Werfener oder Lunzer Schichten ausstreichen, ist die Dolinenbildung nicht gehindert worden. Es scheint allein die Erreichung des Karstwasserspiegels für das Aufhören der ehemaligen Tiefenerosion maßgebend gewesen zu sein. Hierfür spricht auch die Tatsache, daß, wie wir später sehen werden, die benachbarten Uvalas und kleinen Poljen sich vielfach in gleiche Niveaus einordnen lassen. Für die Bemerkung A. Grunds (1903, 1910, 1913), daß "gestörte Kalkschichten viel intensiver verkarstet sind als ungestörte", konnten wir an den verschiedenen Stellen starker tektonischer Störungen Anhaltspunkte gewinnen. Wir werden darauf in anderem Zusammenhange zurückkommen. Da die Formen des Karstes mehr oder weniger durch das Vorherrschen der unterirdischen Entwässerung (vgl. Putick, 1887, 1888, 1889, 1890; Hoffer, 1906, 1909; Höfer, 1920; 0. Lehmann, 1926) bestimmt sind, wollen wir zunächst die Karsthydrographie betrachten. Die sehr geringe Ausdehnung oberirdischer Entwässerung wird ohne weiteres beim Anblick der heutigen normalen Entwässerung klar. Man darf sich jedoch außerhalb der wenigen, vom oberirdischen Abfluß erfaßten Gebiete nicht absolute Wasserlosigkeit vorstellen. Ansammlungen von undurchlässigem Verwitterungslehm begünstigen örtlich die Bildung von Wassertümpeln, die jedoch im Sommer meist austrocknen, so bei Ribnik und Sporeben im Hornwalde (2). Einen ersten Anhaltspunkt für die Beschaffenheit der Hydrographie bilden die Quellen. Die Zahl der Quellen ist im ganzen Ländchen sehr gering. Am bedeutendsten und wichtigsten, wenn auch ebenfalls gering an Zahl, sind die echten Karstquellen, d. h. jene Quellen, die auf der Sohle der Haupttalungen liegen und das unterirdisch zirkulierende Wasser in großer Menge ausspeien. Es sind dies besonders die Quellen der Rinnsche, die sich in verschiedenen Etappen am Fuße des Friedrichsteiner Waldes hinziehen, ferner die Quellen des Rieger Bächleins am Fuße des Rieg-Göttenitzer Berglandes und die des Tschermoschnitz-Pöllandler Tales am Fuße des Hornwaldes. Mit Ausnahme einer im N der Tschermoschnitz-Pöllandler Talung, unmittelbar bei Gehack gelegenen Quelle, bestehen sie aus Hauptquellen und Nebenquellen. Sie entsprechen also nicht einheitlichen Gerinnen, sondern deuten auf die Existenz eines zusammenhängenden Karstwasserspiegels im Sinne Grunds. Dafür spricht auch das sehr seltene Auftreten von Kluftquellen. Wir möchten hier mit Sicherheit nur eine einzige derartige Quelle nennen, die sich etwa 1 1/2 km nordwestlich von Göttenitz (710 m Höhe) befindet. Auch Schichtquellen sind, wie man in Anbetracht der relativ wenigen Stellen, an denen undurchlässiges Gestein ausstreicht, erwarten kann, nur spärlich vertreten. Unmittelbar östlich unterhalb Morobitz hat z. B. eine in etwa 590 m Höhe liegende Schichtquelle eine größere Quellmulde im Werfener Schiefer herausgearbeitet. Auch in der Höhe von Prörigel, im Süden der Gottscheer Talung, befinden sich einige durch Ausstreichen der dort anstehenden Lunzer Schichten bedingte Quellen. Wenn die Bauern in Bresowitz, Tscheplach, Vimol usw. mit Wasser geizen müssen, hat man es dort oben noch in Fülle (3). Weniger ins Gewicht fallen spärliche Schichtquellen, die in der Gegend von Altbacher und Riegel auf Grund der dort anstehenden Werfener Schichten auftreten, weil hier die Schichten bergein fallen. In den höheren Lagen, fast ausschließlich am Rande der den Plateaus aufsitzenden höchsten Erhebungen, sind einige Schuttquellen bemerkenswert, z. B. am Fuße der höchsten Erhebung des Hornwaldes, des Hornbühel, in 900 m Höhe, ebenso auf dem Friedrichsteiner Wald nordwestlich der Burgruine Friedrichstein. Zweifellos erfolgt wohl nicht die gesamte Entwässerung durch diese Quellen. Offenbar erreicht das Karstwasser zu einem nicht geringen Teil unterirdisch die die Entwässerung besorgenden Flußläufe, die sich mehr oder weniger am Rande unseres Ländchens befinden, wie die Gurk, die Kulpa und die Cabranka. Es liegt nahe, aus der Höhenlage der Quellen in Verbindung mit den Austrittspunkten einiger Höhlen, auf die wir noch kurz zurückkommen müssen, Rückschlüsse auf die Entwicklung des Karstphänomens zu ziehen. Wir wollen als Ergebnis unserer morphologischen Analyse vorwegnehmen, daß sich ein Teil der Quellen und Höhlen einigen Leitniveaus einordnen läßt. Andere wieder scheinen aber, nach der Höhenlage zu urteilen, auf keine genetischen Zusammenhänge zu deuten. Es sei denn, man sieht die jeweils höher oder tiefer als die Hauptniveaus liegenden Quellpunkte nicht als Austrittsorte von Karstwasser, sondern als solche von Höhlengerinnen (vgl. Pischek, 1873; Knebel, 1906) an. Aus diesen Gründen werden wir die Höhenlagen der Quellen erst im Rahmen der morphologischen Betrachtung streifen (vgl. Bock, 1913). Nicht viel mehr läßt sich über die Hydrographie der Gegenwart aussagen. Wir werden bei der Skizzierung der Gottscheer Talung manchen Hinweis für eine nach NO gehende unterirdische Entwässerung zu geben haben. Wenigstens gilt das für den Bereich eines dort in größerem Umfange auftretenden 510 m hohen Niveaus. Die Verkarstungserscheinungen sprechen für eine Entwässerung nach S. Es muß daher eine offene Frage bleiben, ob eine südlich gerichtete Entwässerung vielleicht auch gegenwärtig noch vorhanden ist. Wir möchten dies mit Sicherheit nur für die Rieg-Göttenitzer Talung annehmen, während wir für den nördlichen Teil der Gottscheer Talung eine unterirdische Entwässerung zur Gurk annehmen. Hierfür sprechen nicht nur die Ergebnisse einer hydrographischen Untersuchung durch eine Wasserbaukommission im Jahre 1920, über die Forster, (1922) berichtet, sondern auch die heutigen Abdachungsverhältnisse. Der tiefste Punkt (462 m) liegt wenige hundert Meter südlich der Stadt Gottschee. Bei besonders großen Überschwemmungen ragen auf der von Lienfeld herführenden Straße zwischen der Höhenzahl 462 und dem Ehrenbühel gerade noch die Spitzen der Telegraphenstangen aus den Wasserfluten empor. Hier liegen zugleich die Hauptschwinden für das Wasser des Rinnseflüßchens, genau wie es in früheren Zeiten für die von Süden kommenden Gewässer der Fall gewesen sein mag. Anders ist das Bild in der Umgebung von Graflinden und Unterlag, wo deutliche Anzeichen einer Entwässerung zur Kulpa vorliegen. Schon auf der Strecke von Römergrund ab ist der Boden von Dolinen wie durchlöchert, auch dort, wo sich am Fuße der Staudachhöhen in kleinen, sehr kümmerlichen Rinnsalen die Existenz einiger ständig fließender Quellarme ankündet. Letzteres ist durch die Sandsteinzusammensetzung des Staudach bedingt. Diese Dolinen haben ein sehr reifes, aber trotzdem sehr frisches Aussehen, wie auch ihr Grund häufig mit losem rezenten Haufwerk bedeckt ist. Das Grundwasser liegt eben den Tiefpunkten dieses Terrains so nahe, daß es auf die Unterminierung und schnellere Vertiefung der Dolinen einen entscheidenden Einfluß gewinnen kann. Das bei Graflinden versickernde Wasser tritt allem Anschein nach, aber nur alternierend, in einem Trockentälchen südlich unterhalb Unterlag wieder aus. Einige Speilöcher zeugen davon. Aus einem in ähnlicher Weise bei Otterbach und Dürrenbach austretenden, aber nach N fließenden Bächleins möchten wir hingegen keine Rückschlüsse auf die heutige Entwässerung ziehen. Deutliche Flußschwinden sind nicht vorhanden, ebenso wie im gesamten Ländchen - mit Ausnahme des Ostrandes und der Kulpa - Vauclusequellen und eigentliche Höhlenflüsse fehlen. Auch das ist ein Hinweis darauf, daß das unterirdische Gewässernetz unfertig ist und größtenteils auf Kluftwasserzirkulation beschränkt zu sein scheint. Durch das Vorherrschen der unterirdischen Entwässerung sind Verkarstungserscheinungen in reichem Maße vertreten. Als typische Kleinformen seien zuerst die Karren betrachtet. Fast auf allen unter der Vegetationsdecke hervorschauenden reineren Kalken haben sie sich gebildet. Man trifft sie in allen Höhenlagen an. Rillenkarren sind selten. Sie entstehen in unserem Gebiet augenscheinlich weniger durch das unmittelbar abfließende Regenwasser als vielmehr durch das langsam die Vegetationspolster durchsickernde Wasser. Besonders auf sanft geneigten Flächen mit nicht zu dünner Humusschicht findet man schöne Ausbildungen, z. B. auf der Deblic-Wiese in den nordwestlichen Vorlagen. Die Dolinen zeigen nach Verbreitung, Größe und Form große Mannigfaltigkeit. Bestimmend für die Unterschiede sind der geologische Untergrund und das Gelände, das für die Verbreitung der Dolinen wohl allein ausschlaggebend ist. Die Abhängigkeit von der Neigung der Böschungen ergibt sich aus folgenden Beobachtungen: Zwischen horizontalem Gelände und Gehängen von etwa 30° bemerkt man keine Unterschiede in der Häufigkeit der Dolinen, während sie bei stärkerer Hangneigung bedeutend seltener werden und bei mehr als 45° Neigung fast gar nicht auftreten. Der Form nach herrschen steilwandige Trichterdolinen vor. Ihr Durchmesser beträgt zuweilen nur 3 bis 4 m, meist aber 30 bis 50 m, selten mehr als 50 m. Gleich nordöstlich von dem Orte Oberdeutschau liegt eine solche, weit über die durchschnittliche Größe hinausgehende Doline. Sie gleicht durch ihren ziemlich ausgeglichenen Boden einem Miniaturpolje. Die in der Verwerfungslinie angelegte Längsachse mißt ungefähr 50 bis 600 m. Auch im Gebiete westlich der Obergraß-Merleinsrauther Talung und bei Langenthon, nördlich vom Hornwald, finden sich ähnlich große Dolinen. Ausnahmen von der mittleren Größe der Dolinen treten auch besonders an Stellen großer Ungleichsinnigkeit des Gefälles auf, zumal an den in den Vorlagen auftretenden Talstufen. Bemerkenswert ist schließlich die auch in anderen typischen Karstgebieten zu beobachtende Tatsache, daß in alten Entwässerungsrinnen angelegte Dolinen verhältnismäßig zahlreich sind. Das gilt auch von den an den Rändern der großen Talungen, sowie der Poljen und Uvalas gelegenen Dolinen, da dort das Regenwasser am reichlichsten von den Gehängen strömt und die Lehmbedeckung am geringsten ist. Die besprochenen Dolinen liegen sowohl in Dolomit-, wie in Kalkgestein. Doch zeigt ihre Gestalt kleine petrographisch bedingte Unterschiede. Im Dolomit sind die Dolinen bei Innehaltung der trichterförmigen Gestalt etwas seichter und flacher, während sie sich im rein kalkigen Untergrund der brunnenförmigen Ausprägung nähern. Oft ist dieser Unterschied allerdings nicht zu erkennen, besonders dort, wo nicht nur der Boden der Dolinen, sondern auch ihre Hänge und scheidenden Sporne von einem lockeren Lehmboden erfüllt sind. Die gesamte weitere Umgebung von Altlag zum Beispiel gleicht einer riesigen Schüssel, deren flachwelliger, von Dolinen durchsetzter Boden von solch einem lehmigen roten Sand über und über bedeckt ist. Durch die Größe der Verhältnisse treten hier die durchweg weichmodellierten bald im Kalk, bald im Dolomit gelegenen Bodenformen in einen wirksamen Gegensatz zu den hohen, karsterosiv zerfurchten Kalkhängen, die besonders gegen Osten die Umrahmung bilden. Ganz ähnlich ist das Bild bei Ebental. Oft haben die breiten, schüsselförmigen Dolinen, die mit der Verbreitung des Dolomituntergrundes zusammenfallen, unregelmäßige Umrisse. Ein Teil dieser Gruppe zeigt eine besondere Form: es sind Dolinen, die nur auf einer Seite stark geböscht sind. Zum Beispiel befinden sich bei Reichenau reihenförmig angeordnete Dolinen, deren Steilseiten nach Südwesten weisen, während sich ihre flacheren Hänge dem Nordosten zukehren. Diese Erscheinung ist wohl durch das Schichtfallen bedingt. Im Gegensatz zu den Dolinen stehen die Uvalas und Poljen (vgl. E. A. Martel, 1901). Sie zeigen in unserem Gebiet keine Übergangsformen zu jenen. Man kann z. B. in den Uvalas nicht jene niedrigen Hügel, die sogen. Hums, feststellen, die als Reste der alten Landoberfläche an die Zeit vor der Verkarstung erinnern. Die Böden sind durchgängig flach oder leicht gewölbt und scharf mit einem Knick gegen die Gehänge abgesetzt, auf denen der Verwitterungslehm viel weniger mächtig ist als auf dem Grunde. Häufig bricht anstehender Kalk in kleinen Blöcken durch die Pflanzendecke hindurch. Ebenso wie die Dolinen deuten die Uvalas und Poljen auf eine tiefe Verkarstung, d. h. auf einen großen Höhenabstand zwischen Karstwasserniveau und Landoberfläche. Anzeichen einer fluviatilen Umlagerung der Zersetzungsprodukte sind äußerst selten. Ponore, die als Speilöcher und Schwinden gewirkt haben zu Zeiten, da die Dolinen wie Sammelbehälter des Karstwassers wirkten, sind sämtlich außer Funktion gesetzt. Heute liegt der Grundwasserspiegel so tief, daß selbst nach anhaltenden heftigen Niederschlägen eine Wasserfüllung der Karstmulden nicht in Frage kommt. Die Entstehung der Poljen und Uvalas ist vielleicht auf gewisse wiederkehrende Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen. Wenigstens werden wir bei der morphologischen Betrachtung auf tektonische und zugleich petrographische Einflüsse hinweisen können, die für die Genesis von Bedeutung sind. Wir werden daher auf das Gesamtproblem der Poljen und Uvalas erst später zurückkommen und im Rahmen dieses Abschnittes gleichsam als Prototyp nur ein Beispiel herausgreifen: das Polje von Ribnik im Hornwald. Entweder ist dieses Polje durch Weiterbildung in die Breite und Tiefe aus einer Uvala hervorgegangen, oder es liegt tektonische Entstehung vor. Im Umkreis des Polje befinden sich Verebnungsflächen, auf die wir noch zu sprechen kommen werden. Hier ist nur darauf hinzuweisen, daß es schwierig ist, einzusehen, warum das Polje in die alte Abtragungsfläche eingebrochen sein soll, obgleich der Rand der umgebenden Hochfläche etwa 3 km entfernt ist. Abgesehen von diesem schwierigen Punkt der Ableitung sprechen die anderen Kennzeichen für die Annahme eines tektonisch präformierten Polje. Denn erstens liegt die Längsachse ungefähr im dinarischen Streichen, zweitens läuft durch das Polje eine geologische Grenze. Wir werden später besonders bei der Skizzierung des Nesseltaler Polje auf dieses Kriterium noch zurückkommen, das Koßmat (1897) als wichtiges Moment der Beurteilung für die Entstehung des Polje von Zirknitz ansieht. Beitrag zur Morphologie des Gottscheer Hochlandes Die Gottscheer und die Rieger Talung Die Gottscheer und die Rieger Talung eignen sich wegen ihrer einfachen Gestaltung am besten für die erste Betrachtung [s. auch Krebs (1924, 1928, 1929)]. Für die morphologische Skizzierung (morphologische Übersichtskarte [Fig. 4]) ist ein 550 m hoch gelegenes Niveau am wichtigsten, das in ziemlich breiter Fläche auftritt. Besonders deutlich sind die 550 m Flächen im Süden der Rieger Talung ausgebildet. Sie sind hier, breit angelegt und sanft gewellt, bis weit über Hinterberg und Rieg hinaus gut zu verfolgen: auch der Schachenboden südlich Kotschen fügt sich ihnen eindeutig ein. Weiter südlich begleiten sie ein zur Kulpa führendes Tälchen als ziemlich breite Terrasse, die durch die Orte Nova Sela und Banjaloka auf der Südseite, durch Suchenreuther auf der Nordseite näher bestimmt ist. Ehe die etwas anders gestalteten Verhältnisse der nördlichen Hälfte der Rieger Talung dargestellt werden, soll der Verlauf der eben betrachteten Leitfläche in der Gottscheer Talung festgestellt werden. Unser Niveau ist dort stärker aufgelöst und, wenn nicht alle Anzeichen trügen, gegen N etwas verstellt. Es ist bei Ober- und Unter-Pokstein erhalten, ebenso in der gesamten Umgebung des Lackenbühel, unweit Unterlag. Ferner gehört hierher ein Geländestreifen mit den Orten Thurn und Ramsriegel als Mittelpunkten. Es ist gegen NW bis in die Gegend von Reintal zu verfolgen und tritt auch noch einmal nördlich von Mösel und westlich von Katzendorf auf. Dieser Flächenvergleich legt die Annahme der Identität des Rieger und Gottscheer Talbodens nahe, besonders wenn man erwägt, daß das 550 m-Niveau auf den kroatischen Gemarkungen der Kulpa in deutlicher Ausbildung wieder erscheint. Die Annahme der Identität wird durch die Tatsache erhärtet, daß in beiden Talungen ein etwa 510 m hoch liegendes Niveau vorhanden ist, das durch korrespondierende Stücke diesseits und jenseits der Kulpa auf einen eindeutigen Zusammenhang der Talungen hinweist. In diesem Tatbestand ist das Ergebnis einer phasenhaften Hebungstendenz zu erkennen, welche den Boden beider Talungen genau so gestaltete, wie es sich in der stockwerkförmigen Anordnung von Piedmonttreppen beobachten läßt. Die Anschlußstelle des 510 m-Niveaus, das durch den kanonartig eingetieften Kulpafluß gleichsam zerrissen wird, ist in dem Gelände südlich von Unterlag deutlich erkennbar. Das Niveau umsäumt hier mit verschiedenen Unterbrechungen die Hänge der Kulpa. Auf dem linken Ufer, das uns besonders interessiert, treffen wir es in Form einer Ebenheit wieder, die nördlich Unterskrill in die umgebende Bergwelt eingesenkt erscheint. Von hier führen Verzweigungen nach Nordwesten, nach Süden und Südosten. Besonders in Richtung auf die Ortschaft Stalzern, zwischen dem Langenbachtaler Berg und den Kohlgruben hindurch, ziehen mehr oder weniger breit angelegte Dolinenreihen, deren Sohlen - ihr Gefälle ist ungleichsinnig - sich ungefähr in 5oo m Höhe halten. In der Gottscheer Talung läßt sich das 510 m-Niveau außer bei dem schon erwähnten Unterlag, im Umkreis der Höhenzahl 616, besonders bei Fliegendorf beobachten. Von dort läßt es sich noch über die Ortschaften Verdreng, Verderb und Reintal bis nach Obermösel gut verfolgen, während man gegen Südosten, kurz hinter Verdreng, eine Verzahnung mit den in 550 m Höhe liegenden Flächen feststellen kann. Diese Verzahnung bestätigt uns wiederum das verschiedene Alter der 510 m- und 550 m-Flächen. Schärfer sind die beiden Niveaus weiter im Norden gegeneinander abgesetzt. So gehört z. B. der Schachenboden, eine unfruchtbare Karstebenheit in der Mitte der Talung, südlich Gottschee, dem 510 m-Niveau an, das sich recht deutlich von dem auf den O und SO beschränkten 55o m-Niveau abhebt. Charakteristisch für das Verhältnis beider Flächen zueinander ist die Geländesituation in dem weiteren Halbrund der Orte Otterbach, Dürnbach und Niedermösel. Dort liegen die sanft geschwungenen Karstbuckel durchweg in 550 m Höhe, während die durch die niedrigere Lage der Ortschaften selbst bestimmten Flächenstücke dem Niveau von 510 m Höhe entsprechen. Morphographische Übersicht des Gottscheer Hochlandes Die nördlichen Teile der Gottscheer und der Rieger Talung sind gegenüber ihren südlichen Hälften und auch untereinander sehr verschieden gestaltet. Wenden wir uns zunächst der nördlichen Gottscheer Talung zu. Auf einem nach NW gewendeten Steilhang setzt das oben beschriebene 510 m-Niveau, etwa in der Breite von Krapflern und Zwischlern, gegen eine 50-60 m tiefer liegende Ebenheit ab. Diese ist unruhig gestaltet und gegen die Mitte uhrglasförmig aufgewölbt. Sie beherrscht das Blickfeld bis zur Grenze der Talung gegen das Reifnitzer Becken. Das frische Grün von Wiesen kündet den Lauf des Rinnseflüßchens an. Sein Wasser, das durch unterirdische Zirkulation in Form von zwei Quellöchern am Fuße des Schweinsberges austritt, versiegt zwischen der Stadt Gottschee und Krapfenfeld in den Sauglöchern verschiedener Dolinen. Eine langgestreckte, heute verkarstete Talfurche deutet allerdings den früheren Lauf der Rinnse noch bis in die Gegend südwestlich von Mösel an. In dieser Ebenheit, in die der junge Talriß bis zu 2 und 3 m eingeschnitten ist, lernt man ein neues Niveau kennen. Die Annahme einer Identität der Gottscheer und Rieger Talung wird nun durch die Tatsache gestützt, daß sich dieses dritte Niveau auch in der Rieger Talung verfolgen läßt. Nur sind wieder Unterschiede in der Formausbildung bemerkenswert: während die Rinnse ein verhältnismäßig breites Gebiet in ihre Überschwemmungszone einbezieht und sich durch längere Erstreckung auszeichnet, sind die Linien oberirdischen Abflusses in der Rieger Talung kürzeren Laufes, enger und stärker eingetieft. Aber die Tiefpunkte der wasserführenden Furchen sind nur um geringe Beträge von den Talsohlen der Rinnse verschieden. Der Wetzenbach z. B., hat, am Westrand der Rieger Talung hinziehend, seine Hänge bis über 50 m in den Kalk eingeschnitten, was Höhen seiner Sohle von rund 470 bis 480 m entspricht, d. h. seine Sohle liegt nur 10 m höher als beispielsweise die der Rinnse bei Windischdorf bzw. bei Gottschee, Krapflern und Lienfeld. Das Gleiche ist beim Mühlsong der Fall, einem Bächlein, das an dem auf einer Anhöhe liegenden Rieg westlich vorüberfließt und bis zu 70 m relativer Höhe in Mäanderform eingetieft ist. Die Rieger Talung ist also wohl im Verhältnis zur Gottscheer Talung etwas stärker gehoben worden. Wenden wir uns nun der nördlichen Rieger Talung zu, so stellen wir fest, daß hier die höheren Niveaus vorherrschen, d. h. die Hauptteile des Talungsbodens liegen im Niveau von 550 m Höhe, meist aber sogar in einem Niveau von 630 m Höhe, auf das wir in anderem Zusammenhange zurückkommen werden. Es lassen sich, wenn auch in beschränktem Umfange, die Flächenteile der nördlichen Rieger Talung mit den drei in der Gottscheer Talung beobachteten Niveaus in Beziehung setzen. Allerdings ruft das beckenförmige Gelände um Masern bei flüchtiger Betrachtung den Eindruck hervor, als ob die Landoberfläche hier einen Sprung in die Tiefe gemacht habe. Wahrscheinlich hat jedoch keine Zerreißung stattgefunden. Denn genau wie nordöstlich der Siedlung Göttenitz, die auf dem Schuttkegel eines aus dem Rieg-Göttenitzer Bergland kommenden Bächleins liegt, sich die 550 m-Flächen mit den vorhin angedeuteten, in 630 m Höhe gelegenen, sog. "Steiner Tratten" verzahnen, genau so treten im Bereich der "Suchen Theiler", der "Hirsgrube", des "Seitlichen Rain" an den nordwestexponierten Hängen des Friedrichsteiner Waldes, wie des "Rawalduh Horn" an den Hängen der "Velika Gora" schmale, vielfach unterbrochne Verebnungsflächen auf, die sich, alle in etwa 550 m Höhe gelegen, mit den 630 m-Flächen verzahnen. Die Art der Begrenzung des Beckens von Masern weist ebenfalls auf eine tektonische Anlage: Die "Steiner Tratten" schwingen in buchtartig unregelmäßigem Verlauf steil zu dem Boden von Masern hinab, der nun seinerseits mit dem in der Rieger wie in der Gottscheer Talung beobachteten 510 m-Niveau identisch ist. Mit dem gleichen Höhenintervall, mit dem sich der oben erwähnte Schachenboden (510 m) von der Ebenheit der nördlichen Gottscheer Talung abhebt (40-50 m), streicht die Sohle der von Masern auf das Reifnitzer Becken führenden Talfurche bei der Ortschaft Rakitnitz frei in die Luft aus. Dies alles spricht nicht nur für eine Identität beider Talungen, sondern auch für einen früheren hydrographischen Zusammenhang. Die ähnliche Geländesituation zwischen dem Friedrichsteiner Wald und dem Skorten, wo die in der Paßpforte zwischen der Mulde von Masern und dem Reifnitzer Becken festgestellten Leitformen nicht vorhanden sind, führt auf dieselbe Annahme. Die Zeiten, in denen die angedeuteten hydrographischen Verbindungen außer Funktion gesetzt werden, sind allerdings sicher verschieden: in der Paßpforte zwischen dem Friedrichsteiner Wald und dem Skorten hat sie zur Zeit des 550 m-Niveaus nicht mehr bestanden. Denn der niedrigste Punkt des Überganges von Talung zu Talung beträgt 580 m.. In der Paßpforte zwischen der Velika Gora und dem Friedrichsteiner Wald hingegen dürfte bis in viel jüngere Zeit, sogar noch während der Phase der 510 m-Fläche, eine Talverbindung bestanden haben. Die Landformung bietet noch weitere Anhaltspunkte für den Zusammenhang beider Talungen. Wir wollen im Folgenden besonders jene hervorheben, die zugleich auf tektonische Einwirkungen hinweisen. Auf den nach W schauenden Hängen des Friedrichsteiner Waldes haben zwei Täler ihr Einzugsgebiet, deren verkarstete Sohlen sich eine ganze Strecke in etwa 600 m Höhe halten. Das eine, am Fuße der Ruine Friedrichstein hinziehend, nimmt ungefähr von NW nach SO seinen Lauf in Richtung auf das Dorf Hinterberg. Das andere führt in mehr nordsüdlicher Richtung bis fast in die Breite von Moos. Die Gleichheit der Erhaltung dieser Tälchen fördert die Überprüfung der Talentwicklung außerordentlich. In einem wie im anderen tritt gegen die Talschlüsse zu eine starke Gefällszunahme ein: Die Versteilung der Talsohlen nähert sich fast der Hangneigung. Das aber ist der Ausdruck für eine Senkung der Erosionsbasis, die im Gefolge einer Hebung des Friedrichsteiner Waldes eintrat. Die noch erhaltenen Mittelläufe, die keine Zunahme des Gefälles zeigen, sind zum Teil ungleichsinnig, legen aber sowohl nach ihrer Höhenposition wie nach der Ausbildung ihres nach Süden allmählich breiter werdenden Querprofils die Möglichkeit einer Entwässerung durch die Paßpforte zwischen dem Friedrichsteiner Wald und dem Skorten nahe. Analog sind die Erscheinungen im sog. "Rockhalber Graben", der, nach Norden gerichtet, etwa 60 m über der von Masern nach dem Reifnitzer Becken führenden Furche hängt. Während das Gefälle jener beiden Talfurchen ungleichsinnig und dem früheren, zweifellos nach S gerichteten Gefälle oft entgegengesetzt ist, zeichnet sich dieser "Graben", dessen Entwässerung einst nach N ging, durch ein sehr steiles Gefälle aus. Hier liegen Andeutungen einer nachträglichen tektonischen Verstellung vor, deren Nachweis der Arbeit der Geologen vorbehalten ist. Wie der Friedrichsteiner Wald, scheint auch das Rieg-Göttenitzer Bergland eine starke tektonische Verstellung in südlicher, d. h. gerade in entgegengesetzter Richtung zu dem eben betrachteten Friedrichsteiner Wald erfahren zu haben. Wir haben schon darauf aufmerksam gemacht, daß der Erosionszyklus, dem das 550 m-Niveau angehört, u. a. verhältnismäßig gut erhaltene, über Nova Sela und Banja Loka ziehende Terrassen hinterlassen hat. Wandert man in nordwestlicher Richtung weiter auf die Dörfer Tiefenbach und Morobitz zu, so hält man sich an ein Tälchen, das in stetigem, allmählichem Anstieg bis zum Fuße der in 884 m Höhe gelegenen Wasserscheide nordwestlich Morobitz und Eben führt. Der Übergang von den 550 m-Flächen um Nova Sela und Banja Loka erfolgt sehr allmählich. Die Nähe der Sandsteine bedingt ständig fließende Quellen, deren Wasser sich von Morobitz bis ein gutes Stück hinter Niedertiefenbach an der Oberfläche zu halten vermag, wo es in auffallend großen Dolinenschwinden versickert. Man befindet sich südlich Briga und nördlich Jesenverh in 555-565 m Höhe, südlich Niedertiefenbach in 570-580 m, westlich Niedertiefenbach in 590 m, um dann bis Morobitz ein rasches und stetiges Ansteigen auf 690 bzw. 700 m festzustellen. Gerade unmittelbar östlich des eben beschriebenen Tälchens, also östlich der Linie Morobitz -Tiefenbach streichen die undurchlässigen Horizonte des Werfener Schiefers aus. Es steht daher ein tief eingerissenes Tälchen, dem die Straße von Morobitz nach Rieg folgt, in Beziehung zu den Gesteinsverhältnissen. Gleich östlich der Ortschaft Morobitz liegt sein mindestens 50-60 m tief eingeschnittener Talschluß, so daß man geneigt ist, an eine sich nun vollziehende Anzapfung zu denken. Sicher aber ist, daß das Tälchen durch eine kürzere Laufstrecke von der allgemeinen Erosionsbasis entfernt ist, während das Morobitzer Tal in einer höheren Scholle festgehalten erscheint. Auch mag zugleich eine Anpassung an eine vorgezeichnete tektonische Linie vorliegen. Diese Vermutung darf besonders auf Grund der morphologischen Verhältnisse des Rieg-Göttenitzer Berglandes ausgesprochen werden, das wir nun näher betrachten wollen. Die Blockschollen des Westens und das Hochtal von Merleinsrauth-Obergraß Der Friedrichsteiner Wald und das Rieg-Göttenitzer Bergland sind landschaftlich nicht so einfach gestaltet, wie es von den beiden ihnen parallel laufenden Talungen aus den Anschein hat. Bei der Skizzierung der Gliederung des Ländchens wurde bereits angedeutet, daß der Plateaucharakter, der im Osten der Gottscheer Talung das Landschaftsgepräge bestimmt, hier nicht vorhanden ist. Es sind leicht gerundete Kämme, die der NW-SO-Richtung des Friedrichsteiner Waldes und des Rieg-Göttenitzer Berglandes mit starken Ost- und sanft geneigten Westhängen folgen. Nur wenig gewellt sind die Kammlinien. Einzelne Kuppen, mäßig über die Kammlinie emporragend, bilden die höchsten Erhebungen. Im Rieg-Göttenitzer Bergland liegen oft undeutlich ausgeprägte Längstälchen zwischen den Kämmen. Einige rudimentäre Quertälchen, im Rieg-Göttenitzer Bergland meist Schluchten, die von den Kämmen herabkommen, sind sehr schwach entwickelt und haben nirgends - auch nur andeutungsweise - zu einer durchgreifenden Zertalung geführt. Daher sind seitliche Rippen äußerst gering ausgebildet. Sie tragen zuweilen unsymmetrisch abfallende Kuppen (Rückfallkuppen), die dem Hauptkamme parallel angeordnet sind. Diese Oberflächenformen scheinen in mancherlei Zusammenhang mit dem Bau zu stehen. Infolge der verhältnismäßig flachen und ruhigen Lagerung der Schichten im Friedrichsteiner Wald ist hier die Neigung zur Plateaubildung noch verhältnismäßig groß. Im Rieg-Göttenitzer Bergland dagegen herrschen offenbar stark gestörte, zum Teil steil aufgerichtete Schichten vor. Der Vorgang der Abtragung ist demzufolge hier ein anderer als im Friedrichsteiner Wald. Die folgende Formenanalyse, bei der wir unsere Aufmerksamkeit besonders auf das Rieg-Göttenitzer Bergland und das Hochtal von Merleinrauth-Obergraß lenken, wird zeigen, daß tatsächlich eine Anpassung der Formen an den inneren Bau stattgefunden hat. Es scheint die Erosion den durch den Bau vorgezeichneten Linien nachgetastet zu haben. Das Hochtal von Merleinsrauth-Obergraß ist ein im dinarischen Streichen angelegtes Karsttal. Auffallend ist die Assymmetrie der Hänge, indem die südwestlichen regelmäßig steiler sind als die nordöstlichen. Das Fallen der Schichten geht nach NO. Die nähere Begehung des Tales zeigt, daß man sich in einer geschlossenen Hohlform, in einer "Wanne" befindet, deren tiefster Punkt (750 m) bei dem Orte Suchen liegt. Hier finden sich zugleich die tiefsten und größten Dolinen. Der Asymmetrie des Tales entsprechend, ziehen sie am östlichen Talrand hin, während die sanft geneigte Fläche des Tales vielfach in geringer Mächtigkeit von dem von den Westhängen herabgeschwemmten Material bedeckt ist. Die Gehänge sind fast gar nicht gegliedert. Anhaltspunkte für die Entstehung bietet nicht das Tal selbst, sondern seine Umgebung, das Rieg-Göttenitzer Bergland im allgemeinen. Daß einst eine Verbindung mit der heute tief eingerissenen Cabranka bestand, ist eindeutig: als regelrechtes Hängetal bricht der Talboden in 750 m Höhe gen S über dem Fluß ab. Doch ist damit nur gesagt, daß das Tal zu einem bestimmten Zeitpunkt, den wir durch Vergleich mit den Terrassen des Cabrankatales noch näher festlegen werden, außer Funktion gesetzt wurde. Mehr Aufschluß über die Art des Aufsteigens des Gebirges und der wahrscheinlich tektonischen Anlagen des Obergraß-Merleinsrauther Tales liefert die nördliche Umgebung. Es gibt hier einige völlig verkarstete Erosionsgräben, die mit einer Veränderung der Erosionsbasis außerhalb des Rieg-Göttenitzer Berglandes nur wenig zu tun haben. Sie zeigen keine Beeinflussung durch die Nähe des Gebirgsrandes. In ihnen liegen verschiedentlich Strunk(Torso)-Pässe, die Beziehung zu gewissen, im Folgenden noch zu kennzeichnenden Flächensystemen haben. Ihre Anordnung spricht für eine Gesetzmäßigkeit der Anlage, die wir auch im östlichen Teil des Ländchens kennenlernen werden: die dinarische Richtung der Hohlformen wechselt mit mehr oder weniger westöstlichen Richtungen. Das Obergraß-Merleinsrauther Tal setzt sich nach N in Form einer Gabelung fort, indem der westliche Zweig auf Travnik weist und der östliche in geringem Abstand parallel zieht. Verfolgt man den östlichen Zweig, so gelangt man nach Überschreiten einer von schwachen Dolinen eingenommenen Verebnung des bei Merleinsrauth etwa 775 m hoch gelegenen Talbodens in verhältnismäßig steilem Anstieg auf einen Strunkpaß. Mit einer Höhe von 810 m liegt er nur wenige Meter tiefer als der Boden in der Umgebung des Ortes Gehack, der, 820 m hoch, als Teil der westlich parallel laufenden Furche scharf gegen das Obergraß-Merleinsrauther Tal abgesetzt ist. In der nach Travnik führenden Furche hat man nach allerdings sanfteren Anstieg ebenfalls einen Strunkpaß zu überwinden. Während man aber hier beim Fortschreiten auf die Stelle des unmittelbaren Abbruchs des Talbodens (in 800 m) gegen die Mulde von Travnik kommt, gelangt man im östlichen Talzweig nördlich des Strunkpasses auf eine ziemlich ausgedehnte Ebenheit, in die eine von Osten über Karlshütte laufende Furche eingesenkt ist. Es spricht für das Vorhandensein starker tektonischer Störungen, daß das Streichen und Fallen der Schichten in der gesamten Zone auffallend verschieden ist: SSW-Fallen wechselt häufig mit WNW- und NWN-Fallen. Beim Blick vom erhöhten Standort nach O fällt als einzige ruhige Erscheinung unter den mannigfach bewegten Profillinien der Kämme und Kuppen die mächtige Wand des Dürr Nock - Bela Stena mit zwei großen weißen Kalkbänken auf. Viel ruhiger ist das Gelände westlich des Rieg-Göttenitzer Berglandes und der gekennzeichneten Talfurchen. In weitem Umkreis der Ortschaft Prezid liegen Plateauflächen von 820 m Höhe, die mit denen um Hrib, westlich der Velika Gora, und solchen, unterhalb des Dorfes Gehack, in Richtung auf Neuwinkel, identisch sein dürften. Weniger ausgedehnt, aber ebenfalls recht deutlich, setzen gegen diese Flächen mehrere um Zaicihrib und Jastaplat gelegene Niveaus ab. Der Boden der Ortschaften Travnik, Prezid und Babenfeld ordnet sich der Höhenlage nach Terrassenflächen ein, die sich mit einigen Unterbrechungen an den Hängen des Cabrankatales gut verfolgen lassen. Es handelt sich dort um deutlich ausgeprägte Terrassen in Höhenlagen von 325-320 m, 565-55o m, 620-605 m, 660-640 m, 780-750 m und 870-840 m. Der Intervall von 15-20 m bei der Höhenangabe der einzelnen Terrassen deutet auf die verhältnismäßig starke Neigung in der Richtung des Flußgefälles. Auch das gilt uns als Anhaltspunkt für die oben angenommene Verbiegung des südlichen Teiles des Rieg-Göttenitzer Berglandes nach Süden. Am besten sind die Terrassen in der Talstrecke zwischen Cabar und Oßiunitz erhalten. Westlich Cabar hat der dort anstehende Sandstein die Erhaltung der Formen benachteiligt, während unterhalb Oßiunitz infolge Talverengung die harten Kalke ungegliederte Steilhänge bilden. Doch ist der Zusammenhang der im Süden der Rieger Talung beobachteten 550 m hoch liegenden Flächen mit den entsprechenden Terrassen der Cabranka und Kulpa eindeutig. Die in 870-840 m Höhe befindlichen Terrassen möchten wir mit dem Gelände um Travnik und dem Gehängeabsatz in der Umgebung von Merleinsrauth und Gehack parallelisieren. Morphogenetisch ergibt sich also, daß der Hochtalboden von Merleinsrauth-Obergraß infolge der Heraushebung des Rieg-Göttenitzer Berglandes von der heutigen Cabranka infolge Tieferlegung des Grundwasserspiegels gleichsam abgerissen wurde. Die alte Topographie wurde im wesentlichen erhalten; die Anlage des Tales, das im Morobitzer Tal und verschiedenen, gleichgerichteten Tälchen des Friedrichsteiner Waldes Analoga findet, deutet auf enge Beziehung zum geologischen Bau. Dinarisch laufende, tektonische Linien scheinen sich mit solchen von Westnordwest-Ostsüdost-Richtung zu kreuzen. Der Hornwald und das Tschermoschnitz-Pöllandler Wildbachtal Die Oberflächenformen des Hornwaldes sind nur in geringem Maß vom geologischen Aufbau abhängig. Dem vorherrschend westlichen Einfallen der Schichten steht eine nordwestliche Abdachung der Landoberfläche gegenüber. Das Schwanken des Einfallwinkels von 10-30° und das Vorwalten einer Nordkomponente in der Fallrichtung im Norden und einer Südkomponente im Süden läßt tektonische Störungslinien vermuten, die aber im Oberflächenbild nicht zum Ausdruck kommen. Die Anlage der durchweg verkarsteten Täler folgt teilweise dem dinarischen Streichen, meist der nach Nordwesten gerichteten Abdachung. Deutlich ausgeprägte Verebnungsflächen, die im Folgenden noch näher zu kennzeichnen sind, zeigen einen stetigen Übergang zu den konkav ausgebildeten Steilhängen der angrenzenden Berge. Das ist ebenfalls ein morphologischer Hinweis darauf, daß die Formbildung ihre Entstehung in erster Linie den abtragenden Kräften verdankt. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß hier allein ausgedehnte karsterosive Verebnungen vorliegen. Die Betrachtung des Hornwaldes im Verhältnis zu seinen Vorlagen wird uns den Eindruck einer Piedmonttreppenlandschaft vermitteln. Den besten Einblick in das durch starke Waldverkleidung sehr unübersichtliche Gelände bietet eine Wanderung vom östlichen Rande des Hornwaldes, etwa von Untertappelwerch in der Richtung auf Stalldorf und Ribnik ins Innere. Da ragt zunächst im S eine Kuppe auf, die auf ihrer Höhe (720 m) die Kirche von Obertappelwerch trägt. Dahinter erscheinen die wenig scharf umrissenen Gestalten der Gatschen (942 m), des Pogretz und des Derochbühel (884 m), die als höher aufsitzende, plumpe Karstbuckel gen Süden und Südosten abschließende Bergkulissen bilden. Nach der anderen Seite, nach N, wird die Sicht von den Gliedern jenes Bergkranzes verdeckt, der den Hornwald in zwei untergeordnete Zonen (vgl. Kap. über Gliederung) scheidet. Alles übrige Land nehmen Karstebenheiten ein. An ihrer unteren, gradlinig gegen die Tschermoschnitzer Talung abbrechenden Kante zeigt das Aneroid eine Höhe von 640 m an. Dort, wo die Ortschaft Stalldorf liegt und das sehr sanft nach SW ansteigende Gelände durch größere Karstbuckel unruhiger gestaltet ist, haben wir in 720 m Höhe bereits ein zweites Niveau erreicht, das mit einer kleinen Stufe in der Höhe von Obertappelwerch ansetzt und nach W noch bis auf 760 m ansteigt. So wird der Hochflächencharakter durch zwei fast unmerklich ineinander übergehende Niveaus hervorgerufen. Wir werden jedoch gleich in einem in das 640 m-Niveau eingesenkten Tälchen, dessen Sohle bei Untertappelwerch etwa 530 m hoch liegt, deutliche Anzeichen für ein drittes, im nördlichen Teil des Hornwaldes viel besser erhaltenes Niveau kennenlernen. Schreitet man nämlich von Stalldorf nach W, so steht man plötzlich vor einem Polje, an dessen Rand der Ort Ribnik liegt. Während die Osthänge dieses Polje von einer in 720 m Höhe befindlichen Leiste gegliedert sind, schwingen sich die westlichen Hänge ohne die geringste Gliederung zu der etwa 780 m hoch liegenden Kante des Plateaus auf. Die genannte Leiste ist ein, der Abdachung der Flächen entsprechend höher gelegenes Korrespondenzstück zu dem 640 m-Niveau. Das erweist sich eindeutig beim Verfolgen eines über Feichtbüchel gegen O ziehenden Tälchens, dessen Sohle mit dem etwa 650 m hoch liegenden Boden des Polje identisch ist und über der Tschermoschnitzer Talung als ein in das 640 m-Niveau eingetieftes Hängetal abbricht. Eine vergleichende Betrachtung des Gesamtgepräges der Landschaft lehrt die allgemeine Bedeutung erkennen, die diesem Tatbestand für die Erfassung ihres Aufbaus zukommt. Denn in seiner nördlichen wie südlichen Hälfte zeigt der Hornwald übereinstimmende Züge. Wie das über Stalldorf nach Westen ziehende Niveau von dem Ribniker Polje unterbrochen wird, dessen Boden mit einem bei Untertappelwerch hängenden Tälchen identisch ist, so wird auch auf der nördlichen Hochfläche, z. B. bei Obersteinwand, eine gleiche Situation durch eine Uvala geschaffen, deren Tiefpunkte sich in eine zur Pöllandler Senke abdachende Dolinenreihe einfügen. Ein Unterschied besteht darin, daß das 640 m-Niveau im nördlichen Teil in viel größerer Ausdehnung vorhanden ist und, wie bereits angedeutet, ein drittes Niveau von durchschnittlich 530 m Höhe hier deutlich erhalten ist, während die 740 m-Flächen als wenig gegliedertes Niveau am Fuß des merkwürdig steil und hoch aufragenden Hornbüchel hinziehen. Im einzelnen ergibt sich etwa folgendes Bild: Im Nordwesten leuchtet als ein freier Flecken in den Waldwogen eine isolierte breite Anhöhe auf, die durch das 640 m hoch gelegene Jagdhaus Lauschbrunn gekennzeichnet ist. Dieser Typ taucht im N und NW in Form unregelmäßiger, stockartiger Erhebungen wieder auf. Aber je weiter wir sein Auftreten in der angedeuteten Richtung verfolgen, desto niedriger sind die Höhenzahlen entsprechend der allgemeinen Abdachung und der Verzahnung mit dem erwähnten dritten Niveau, das besonders durch eine am Südosthang des Pogretz auftretende Leiste in 550 m Höhe näher gekennzeichnet ist. Einfacher gestaltet sich die Gelände-Situation im Innern. Dort kehrt das Niveau mit Unterbrechungen und Höhenschwankungen von 640-670 m westlich von Obersteinwand an den Hängen des Sattelberges wieder. Es umrahmt weiter nach W hin die Oberfläche, zieht über Langengrund und Zinkenbrunn, um andererseits in breitem Saume zum Lauschenbrunnberg und Ungarbüchel zu führen, zwei Kuppen, die, wie alle aufsitzenden Erhebungen, gut abgesetzt sind. Es ist nicht allein das gleichbleibende relative Höhenverhältnis, das zu einem Vergleiche der Profile des Nordens und Südens auffordert, sondern die gleiche Breite der Karsttäler, ihre gleiche Anlage und das gleiche Stadium ihrer Entwicklung. Das erkennt man besonders deutlich beim Verfolgen eines zwischen dem Ungarbüchel und dem Lauschenbrunnberg fast gradlinig nach NW zur Steinwander Uvala (Boden 555 m hoch) führenden Tälchens, das weiter gen O oft nur in Form breiter Dolinenstege erhalten ist. Bei Dranbank deutlich zu beobachtende Höhen von 490-500 m haben gegenüber den 640 m hoch gelegenen Flächen einen Höhenunterschied, der nur um ein weniges von dem zwischen der 640 m hoch liegenden Fläche um Stalldorf und der Sohle des in dieses eingesenkte Tälchen bei Untertappelwerch abweicht. Für die Entstehungsgeschichte dieser stockwerkförmigen Höhenanordnung ist vor allem ein Vorgang wichtig: die Abtragung kleinerer Teile des Hornwaldes zu einer sanfthügeligen oder fast ebenen Fläche durch oberirdische Erosion und Karstdenudation. Die drei erwähnten Niveaus entsprechen also alten Landoberflächen. So weisen verschiedenaltrige Abtragsflächen auf den differentiellen Charakter der Hebungen, welche die Scholle ergriffen. Wir erkennen aus den relativen Höhenunterschieden drei Hebungsphasen in der Entwicklungsgeschichte. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, die Vorgänge kurz zu streifen, denen die Hohlformen ihre Entstehung verdanken. Wie aus der obigen Formenanalyse hervorgeht, entspricht der Boden der Uvalas und Poljen ungefähr den verschiedenen Niveaus, denen sie zuzurechnen sind. Während die verschiedenen Uvalas (Sporeben, Steinwand, Feichtbüchel) in ihrer für Karstverhältnisse typischen Lage am Rande der Flächen nichts Besonderes über die Entstehung aussagen, gibt das kleine Polje von Ribnik einen Anhaltspunkt für tektonische Einflüsse. Überschauen wir die Form des Beckens und seine geologische Beschaffenheit, so wird uns klar, daß es sich hier um ein tektonisch präformiertes Polje handeln muß. Die aus Dolomit bestehenden Südosthänge zeigen in 720 m Höhe jene bereits in anderem Zusammenhange erwähnte Leiste, während die Nordwesthänge, die von Karrenkalk ihr Gepräge erhalten, vollkommen glatt sind. Warum gerade in dem stärker widerständigen Gestein die Leiste fehlt, ist eine schwierige Frage, die wir unbeantwortet lassen müssen. Nach Anlage und Richtung scheint das Polje den gleichen tektonischen Einflüssen seine Entstehung zu danken, die viel deutlicher in dem Tschermoschnitz-Pöllandler Tal nachzuweisen sein dürften. In das allgemeine Oberflächenbild fügt sich die Cäsur dieses Tales als ein Fremdkörper: es ist eine unvermittelte Unterbrechung der Hornwaldflächen. Denn westlich der Senke setzen zwischen selbständigen Vollformen von 100 und 200 m relativer Höhe ebenfalls verebnete Flächen ein, die sich zwar nicht sehr gut mit den Niveaus des Hornwaldes identifizieren lassen, aber sicher, wie wir sehen werden, in gleicher Weise und gleichzeitig entstanden sind. Reife Täler münden zu beiden Seiten hochstufig. Sie sind vor Entstehung der Senke zur Ausbildung gekommen und haben wahrscheinlich einst in hydrographischem Zusammenhang gestanden. Ersteigt man von Tschermoschnitz (430 m) auf jener östlich an Neutabor vorbeiführenden Straße den östlichen Steilabfall, so gelangt man bei dem Örtchen Gehack in ein rund 150 m über der Talung hängendes, verkarstetes Tälchen. Es hat einen breiten Boden und verhältnismäßig steile Hänge. In dieser Gestalt gleicht es den Hornwaldtälchen ebenso wie einem zweiten Trockental, das weiter südlich, dort, wo der Flecken Aschelitz gelegen ist, mit einem relativen Höhenunterschied von ebenfalls 150 m über dem Tal abbricht. Beide leiten nach O hin mit ziemlich starkem Gefälle auf eine parallel mit dem Tschermoschnitz-Pöllandler Tal laufende Senke, welche breit angelegt und durch Verebnungsflächen deutlich gegliedert ist. Wir sind der Ansicht, daß ehemals diese Senke die Hauptsammelader für die der Abdachung des Hornwaldes folgenden Tälchen war. Sie unterscheidet sich durch ihre Terrassengliederung scharf von dem Tschermoschnitz-Pöllandler Tal, in dem höchst selten auch nur Andeutungen einer Hanggliederung wahrzunehmen sind. Wir möchten für Studien, die hier örtlich an das Gottscheer Gebiet anknüpfen, die Arbeitshypothese aufstellen, daß erst infolge einer dem Tschermoschnitzer Tal folgenden Verwerfung, die auch F. Seidl (1925) annimmt, eine starke, jeden Flächenvergleich mit dem Hornwald illusorisch machende Verstellung eintrat. Die Verebnungsflächen (520-540 m, 430-460 m, 320 bis 360 m, 250-260 m) haben hier nicht nur ganz andere absolute Höhen als im Hornwald, sondern auch stärkeres Gefälle. Ein Vergleich ihrer mittleren Durchschnittshöhen - 520 m, 430 m, 330 m, 250 m - mit alten Talböden, die sich als Ausdruck einer phasenhaften Tieferlegung im Tschermoschnitz-Pöllandler Tal finden, zeigt, daß die gesamten Niveaus mit letzterem die gleiche Entwicklung gemein haben. Wenden wir uns nun der Skizzierung des Tschermoschnitz-Pöllandler Tales im einzelnen zu, indem wir seinen Verlauf von Norden nach Süden verfolgen. Als ein weites Wiesental mit breiter Sohle tritt es uns bei Untergehack und Thurn entgegen. Nur schwach ist der Karstcharakter durch ziemlich seichte Dolinen gewahrt, die mit Durchmessern von 10-15 m spärlich über den ziemlich ebenen Boden verstreut sind. In der Umgegend von Pöllandl (200 m) und Krapflern säumen reiche Maiskulturen des lehmbedeckten Bodens den Weg. Ein Bächlein, die Rakitza, das uns bald links, bald rechts entgegenfließt und sich nirgends mehr als 5 m eingeschnitten hat, zeigt an seinen Wänden einen sehr unreinen hellen Kalkstein. Mächtige Gerölle bedecken die Sohle, die in trockenen Zeiten nur von einem ganz schwachen Rinnsal durchflossen wird. Bei länger anhaltenden Regenfällen aber trägt es seinen Wildbachcharakter ohne Hemmungen zur Schau. Dann vermag es die Wassermengen oft nicht zu halten, dann stehen die Kulturen auf den Feldern in Gefahr, zu ersaufen, dann ist die nach Tschermoschnitz führende Straße zu großen Teilen überschwemmt. Oberhalb Krapflern beginnt der Bach kräftig einzuschneiden. Immer enger wird der Talboden, immer näher rücken die Bergflanken, immer tosender wird das Rauschen der Wasser, die hier viele Mühlen treiben. Zugleich sind in 370 m sehr schwache Talleisten entwickelt. Sie laufen rückwärts mit dem Talboden zusammen, und zwar an der Stelle, wo nach Westen ein Weg nach Stalldorf abzweigt. Dort liegt die bedeutendste Enge der Talung und zugleich der Beginn einer flachen Talsohle, in welche der Bach nur wenig eingeschnitten ist. Der Weg, der bisher gemächlich anstieg, verläuft auf einmal eben durch ein versumpftes Wiesengelände. Beiden Talseiten entwachsen wiederum waldige Hänge, die nur an einzelnen Orten durch eine Knickung in 380-390 m Höhe gekennzeichnet sind. Dieses Gesimse weist uns auf einen höheren Talboden, auf eine weiträumigere Talstrecke, die wir bei Tschermoschnitz in 435 m Höhe erreichen. Das Landschaftsbild erfährt hier eine Änderung durch die flache und breite Anlage des Geländes. Auch das Tälchen, das rund 20 m in den Tschermoschnitzer Talboden eingesenkt ist, verläuft nach Süden mit sanftem Anstieg in den Gehängen. Diese Veränderungen gehen Hand in Hand mit einer durchschnittlich größeren Ausbildung der Dolinen. Schließlich legt sich bei Wretzen ein Riegel mit prallen runden Hangformen quer über die Talung. Dieser seinem relativen Höhenverhältnis nach unscheinbare Bergrücken stellt die Wasserscheide dar. Seine plateauartig angelegte Oberfläche aber fungierte vor Zeiten ebenfalls als ein alter Talboden. Es ist hervorzuheben, daß der Wechsel in der Höhenlage des Talbodens und das Auftreten der gekennzeichneten Talverengungen nirgends ein Ausdruck der petrographischen Struktur ist. Die überall anstehenden mehr oder weniger stark dolomitisierten Kalke geben einen den exogenen Kräften gegenüber sich gleichwertig verhaltenden Gesteinsuntergrund ab. Der geologische Bau teilt die Einförmigkeit des Hornwaldes, indem ein gleichmäßiges Fallen der Schichten nach Westen vorherrschend ist. Die gleiche morphologische Gestaltung beider das Tal begrenzenden Hochflächen, vornehmlich die relative Höhenkonstanz der Gipfelregionen, die als Kuppen aufgesetzt sind, läßt uns, angesichts der verschiedenen absoluten Höhenlage, an ein verschiedenes Ausmaß der Hebungen beiderseits der Senke denken. Reife Täler münden zu beiden Seiten hochstufig, wenn auch in verschiedenen Höhenlagen ein. Diese älteren Talniveaus sind vor Entstehung der Senke zur Ausbildung gekommen. Erst später haben sich dann jene Disharmonien eingestellt, die sich durch junge Einrisse in die alten Talflächen im Verlaufe der Talung erkennen lassen. Die Beantwortung der Frage nach der einstigen Entwässerungsrichtung stößt indes auf Schwierigkeiten, weil sie vornehmlich von der unsicheren Rekonstruktion der ursprünglichen Gefällsverhältnisse abhängig ist. Das Vorkommen einer Lehmbedeckung, deren Verbreitung auf den Raum südlich von Tschermoschnitz bis nach Semitsch beschränkt ist, ermöglicht keine chronologischen Rückschlüsse. Es handelt sich um Absätze eines ruhig fließenden Wassers, die bis zu einer relativen Höhe von mindestens 50 m über der Talung die Berghänge bekleiden. Man könnte wohl aus der trompetenförmigen Verbreitung der Talung von Tschermoschnitz gegen den Möttlinger Boden, der ebenfalls lehmbedeckt ist, auf eine frühere, nach Norden gerichtete Entwässerung schließen. Mit der gleichen Wahrscheinlichkeit könnte man aber auch im Gefolge einer nach Norden gerichteten Entwässerung die Regressionstheorie geltend machen, indem man die Gegend von Unter-Thurn und Unter-Gehack von jeher als die Erosionsbasis ansieht.. Die Vorlagen des Hornwaldes Die südöstlichen Vorlagen des Hornwaldes Die südöstlichen Vorlagen des Hornwaldes erhalten ihr besonderes Gepräge von dem vielfachen Auf und Ab, das die häufig plateauförmigen Geländestreifen, die zahlreichen Kämme und Kuppen infolge starker Zertalung unterbricht. Das landschaftliche Bild im ganzen ist jedoch so gestaltet, daß durch die Gleichheit der Gipfelhöhen und Plateauflächen der Eindruck einer mehrfach abgestuften, großen Ebenheit hervorgerufen wird. So ist in dem Gelände von Stockendorf in 730 m Höhe ein durchschnittlich 1 km breites Niveau entwickelt. Ausgedehntere Spuren von zwei anderen Niveaus finden sich südlich eines langhingezogenen Rückens, dem die über den Katzenberg (791 m), über Schlechtbühel, Schöfflein und Warmberg führende Straße folgt. Hier gipfeln eine Anzahl von Kuppen in gleichen Höhen, und zwar die einen in rund 680 m, gut abgesetzt gegen andere in 620 m Höhe. Wo sie an die gut ausgebildeten Flächen um Mitterbuchberg (745 m) und um Unterbuchberg (690 m) grenzen, treten uns wiederum Niveaus entgegen, die sich ihrer Höhenlage entsprechend in die gekennzeichneten Verebnungsflächen gut einordnen lassen. Wenigstens trifft dies für die Unterbuchberger Flächen (690 m) mit Sicherheit zu. Auch die plateauförmig ausgebildete Oberfläche der Räuter (660 m) wie das Gebiet zwischen dem Flecken Roßbühel und der nördlich von ihm gelegenen Umgebung gehören hierher. Der Identifizierung des Mitterbuchberger Niveaus und des ebenso hoch gelegenen, verebneten Geländes des Fitschbühel mit den Stockendorfer Hochflächen stehen jedoch die gleichen Schwierigkeiten entgegen, welche der Formenanalyse durch die Existenz einer am Židovec und Deblič verh in breiter Front hinziehenden Fläche bereitet sind. Auffällig ist deren starke Neigung gegen Osten (etwa von 700 m auf 650 m), welche uns in der Annahme einer später näher zu begründenden Verstellung der gesamten Vorlagen bestärken. Schließlich fordert es die Vollständigkeit dieses Flächenvergleichs, auf tiefer gelegene Reste von Verebnungsflächen am begrenzenden Tschernembler Steilrand hinzuweisen, deren spezielle Analyse aber für einen anderen Teil unserer Betrachtung aufgespart bleibe. Die Beziehungen der Verebnungsflächen zueinander und zur Umgebung weisen auf die Annahme einer eigenen, von der des Hornwaldes unabhängigen Entwicklung der Vorlage. Da sich die Höhen der in den Vorlagen aufgewiesenen Niveaus in annähernd gleicher Höhenlage befinden wie die des Hornwaldes, läge es nahe, an Zusammenhänge zu denken, die erst später durch tektonische Einflüsse zerrissen wurden. Anhaltspunkte hierfür würde man nicht so sehr in starken Schichtstörungen erblicken können, die am Rande des Hornwaldes, auf dem Wege von Werschitsch über Kletsch und Stockendorf nach Nesseltal zu beobachten sind, als vielmehr in dem gleichen relativen Höhenverhältnis der Flächen zueinander. Nirgends sind in den Vorlagen die Niveauunterschiede größer als bei den Hauptniveaus des Hornwaldes, nirgends sinken sie mehr als 30 m darunter. Aber abgesehen von dem zwar nicht bedeutenden Unterschied der absoluten Höhen greift auch bezeichnenderweise kein einziges Tälchen von den Vorlagen aus tiefer in den Hornwald ein. Wir sehen daher von einer Identifikation der Flächen ab, ohne einen früheren Zusammenhang mit den Hornwaldflächen zu leugnen. Sicher scheint uns eine im Verhältnis zum Hornwald viel stärkere tektonische Beeinflussung der Vorlagen. Das zeigt die folgende Skizzierung der landschaftlichen Details, besonders der Täler. Die Zerschneidung durch Tälchen ist überraschend groß. Meist wurzeln sie in den randlich begrenzenden Berghöhen. Eine der bedeutendsten Furchen nimmt unter dem Namen Holdersgruben am Südosthang des Spornbühel ihren Ausgang, um dann, einer Subsequenzzone über Töplitzel, Mittenwald folgend, von Lahina ab ihren Lauf in der allgemeinen Abdachung zu halten. In ähnlicher Weise führt ein von großen Dolinen durchsetzter Talriß von den Südhängen des Siegerreit westlich an der Ortschaft Kletsch und dem Zolabühel vorbei dem Unterlauf des eben genannten Tales zu. Diese Beispiele ließen sich noch vermehren. Für alle gilt als ein wesentliches Merkmal die ziemlich flache Böschung der Gehänge, an denen erst kurz unterhalb der obersten Kante sich eine Steilheit in der Profillinie anzudeuten pflegt. So stark auch die Täler wie die Höhen der Verkarstung unterworfen sind, so ist doch das Talsystem ganz offensichtlich erst nachträglich der Einwirkung des fließenden Wassers entzogen und dann karsterosiv umgestaltet worden: die Täler sind nicht als Ergebnis der Dolinenbildung aufzufassen. Sehr wichtig ist, wohl ein Anzeichen jüngerer tektonischer Störungen, das Auftreten einer Anzahl kleinerer und größerer Talstufen. So schaltet sich in westlicher Richtung von dem auf der Spezialkarte verzeichneten Worte Pri Debelih Kamenah eine gut ausgeprägte Talstufe in den Lauf eines an der Ortschaft Wistritz von N her vorbeiziehenden Tälchens. Diese Talstufe kehrt zugleich in gleicher Höhe an einer 2 1/2 km östlich von Brunngeräut verlaufenden Linie innerhalb des Vucji Dol wieder, eines Tales, das durch seinen eigenartigen und bezeichnenden Verlauf bemerkenswert ist. Das Ursprungsgebiet des Vucji Dol ist durch die Wasserscheide des Katzenbergs näher bestimmt, der weit im Westen als ein abgerundeter Kalkbuckel verschiedene Talgebiete scheidet. Die Höhen um Oberbuchberg ermöglichen eine gute Übersicht. Von dort fallen zuerst zahlreiche Sättel auf, die sich in ununterbrochener Folge vom Spornbühel aus nach Südosten kulissenartig aneinanderreihen. Der Schöller Wald ist das Hauptgebiet ihrer Verbreitung. Merkwürdig ist die Ausbildung von Spornflächen, die in etwa 750 m Höhe wie ein der Sattelregion nach Südosten vorgelagertes Terrassenniveau wirken. Es sei aber dahingestellt, ob sie mit den um Stockendorf in gleicher Lage beobachteten Flächen zu identifizieren sind. In der gleichen nordwest-südöstlichen Richtung sieht man auch die von uns besonders ins Auge gefaßte Talung, deren Quelläste unmittelbar am Katzenberg ansetzen, um zwischen den ziemlich dicht zusammenliegenden Vollformen mit ihren niveaubestimmenden Gipfelfluren hindurch auf den 595 m hoch gelegenen Boden der Siedlung Suchen zuzulaufen. Streckenweise bilden die verhältnismäßig sanften Hänge der Buchberger Höhen die westlichen Talflanken. Kurz hinter der Ortschaft Suchen bricht der Boden zu einer 85 m tiefer liegenden Ebenheit jäh und unvermittelt ab. Man ist unwillkürlich versucht, die Fortsetzung des Trockentälchens weiter im Südosten zu suchen, dort, wo Brunngeräuth in einer den Abdachungsverhältnissen entsprechenden niedrigeren Lage von 545 m auftritt. In der Tat zeugen die nach allen Seiten den flachen Tiefboden begrenzenden Steilhänge von einem erst später erfolgten Abbruch. Es handelt sich hier um ein kleines Polje, das in der Richtung des Streichens angelegt ist, ohne von geologischen Grenzen abhängig zu sein. Nur nach Südwesten zeigt die weite Hohlform eine enge Öffnung in Form einer Dolinentalung, die ehedem ihr Einzugsgebiet wahrscheinlich mit dem des Reitletales im Werschitsch-Berglande teilte. Wir können über die frühere Entwässerungsrichtung dieses Tälchens, dessen Fortsetzung nach Westen entlang des nach Unterdeutschau führenden Weges zu verfolgen ist, nichts Sicheres aussagen. Daß indes auch jenes Seitentälchen erst nach Einbruch der "Suchen", wie diese Tiefenlinie auf der Karte genannt ist, ausgebildet wurde, dafür legen die umgrenzenden Oberflächenformen und Höhenverhältnisse Zeugnis ab. Steigt man aus der Gegend der "Suchen" etwa auf die Höhen von Mitterbuchberg, so stellt man an den Kuppen, die dem Gebiet das Gepräge verleihen, schwach ausgebildete Gehängeknicke fest. Anders ist das Bild an den Hangflächen, die in einer etwa 2 km langen Erstreckung die "Suchen" nach Südosten abschließen. Dort führt die von Unterdeutschau nach Brunngeräuth und Maierle laufende Straße ein gut Stück auf einer 580 m hoch liegenden Terrasse, in der wir den Rest der von Katzenbach her verfolgten Talung erblicken. Rund 100 m über dieser Talleiste hängt in 682 m das Merzli Dol, ein meridional verlaufendes Tal, auf das wir bei der Betrachtung der Nesseltal-Altenmarkter Talung zurückkommen werden. Das stimmt gut zu dem vorhin näher charakterisierten Niveau von Gipfelhöhen, das in 680 m und 620 m Höhe im Südwesten der Vorlage beobachtet wurde. Wie nun das Merzli Dol gleichsam frei gegen die Luft ausmündet und mit den heutigen Formen des umgebenden Landes in gar keiner Beziehung zu stehen scheint, so bricht auch der Talboden des Vucji Dol in ungleich tieferer Lage gegen den Möttlinger Boden ab. Es geschieht dies oberhalb Gritsch in ungefähr 320 m Höhe, während der Ort Gritsch selbst bereits einem tieferen Niveau, dem von Tanzberg, in 250 m Seehöhe angehört. Diese gestufte Anlage der Abhangsflächen erweist sich bei weiteren Verfolgen nach Norden als ziemlich gleichmäßig, abgesehen von jenen Stellen, an denen die Terrassen nicht erhalten sind. Mit wechselnder, aber immerhin mäßiger Neigung staffeln sich die Niveaus gegen Osten ab, so daß die häufig vorkommenden Höhenwerte von 320 m und 250 m lediglich für die unteren Kanten der Terrassenflächen Geltung haben. Zuweilen aber sind die Flächen durch annähernd horizontalen Oberflächencharakter und begrenzende Steilhänge markant geschieden. Deutlich läßt sich dies an den nördlich Rodine vorbeiziehenden Terrassenresten wahrnehmen, gleichwie die Kirche von Rodine auf fast ebenem Grunde liegt, der plötzlich gegen Osten steil abbricht, um auf ziemlich breit ausgebildete Ebenheiten 1 km westlich der Ortschaft Ottowitz in 250 m überzuleiten. Noch weiter nach Norden lassen sich die Terrassen nur schwer verfolgen, weil sie hier am meisten gestört sind. Fassen wir die Ergebnisse unserer Betrachtung kurz zusammen, so erkennen wir in der südöstlichen Vorlage ein durch Hebungen in verschiedene Leitniveaus gestaffelte Landschaft. Ähnlich wie Piedmontflächen geben sie die Möglichkeit, verschiedene Stadien der Hebung nachzuweisen. Direkte Identifizierungen mit den ähnlich gearteten Verhältnissen des Hornwaldes und den entsprechenden Talbodenresten des Tschermoschnitz-Pöllandler Tals sind jedoch infolge mutmaßlicher tektonischer Einwirkungen, die in untergeordneter Weise u. a. als Talstufen in die Erscheinung treten, nicht möglich. Die südwestlichen Vorlagen des Hornwaldes Die südwestlichen Vorlagen haben trotz verschiedenartiger orographischer Ausprägung manchen Zug mit den südöstlichen gemeinsam, von denen sie durch die Nesseltal-Altenmarkter Talung getrennt sind: die starke Auflösung des Reliefs und der dadurch ausgeprägte Gegensatz zu der gewaltigen Masse des Hornwaldes ist das bestimmende Element. Aber die flächenhaft entwickelten Teile sind anscheinend durch Bruchtektonik in bedeutend höherem Maße beeinflußt als die südöstlichen Vorlagen. Für ihre Darstellung empfiehlt es sich, drei orographische Gruppen herauszustellen. Die erste, südliche, umfaßt ein nach Westen, Süden und Osten scharf umgrenztes Gelände. Das Kummersdorfer Bergland und die südöstliche Fortsetzung des Staudach sondern es markant von den weiten Gefilden der Gottscheer Talung, gleichwie es gegen die benachbarte Nesseltal-Altenmarkter Talung durch Steilabfälle geschieden ist. Im Norden hingegen muß man zu der schmalen, mehrfach durchbrochenen Scheidewand einiger breit angelegter Kuppen aufsteigen, um etwa nördlich der St. Anna-Kapelle, oberhalb Katzendorf, den Beginn einer anderen landschaftlichen Gestaltung zu erkennen. Bis zu dieser Linie sind es einzelne, treppenförmig übereinander liegende Böden, die, durch Querriegel voneinander getrennt und von gleichmäßig hohen, nirgends geteilten Bergzügen flankiert, das Landschaftsbild bestimmen. Im Norden dagegen schaltet sich bis hinauf in die Gegend, wo das Kreuzbühel (673 m) und das Kugelhaus (640 m) wasserscheidende Kuppen bilden, eine zweite Region der Vorlagen ein, der ein auffallend bewegtes Oberflächenbild eigen ist. An die Stelle der Horizontalen der mehr oder weniger flachen Böden und der Vertikalen der begrenzenden, schroffen Hanglinien, die oben beschrieben wurden, ist hier die geschwungene Kurve getreten, die wellig im Auf und Ab die Landschaft durchzieht. Bald spitzt sie sich zu steileren Kuppen, die allermeist in 630 und 640 m oder auch in 820-850 m Höhe liegen, bald böscht sie sich sanft ab zu verkarsteten, mäßig eingeschnittenen Tälchen. Schließlich aber verliert sich die Unruhe wieder in dem dritten, nördlichsten Teile dieser Vorlage, jenem weitgehend verebneten Gelände, in das die große Mulde von Altlag eingesenkt ist. Beginnen wir mit dem letzten Abschnitt. Ob man das Gesichtsfeld in das Gebiet zwischen Altlag, Neulag und Ebental und den Zug des Trestli-Verh im Westen legt oder ob man mehr gegen Süden, gegen den Pirschach-Wald, den Rosch, das Kreuzbühel und Kugelhaus blickt: immer konstruiert man sich in Gedanken eine einheitliche Fläche über Kuppen und kleine Niveaus hinweg. Es scheint, als ob alle Furchen aus einer ebeneren, 520-550 m hoch liegenden Fläche herausgeschnitten seien. Daß ihre Existenz bei einer näheren Begehung nicht immer mit zwingender Deutlichkeit sichtbar wird, wird durch ein mannigfaltiges Netz von verkarsteten Talfurchen verursacht. Sie schließen sich zu einem System von breitsohligen Tälern zwischen runden, gedrungenen Rücken zusammen, deren Ausgangspunkte vornehmlich am Kugelhaus und am Kreuzbühel liegen, um in nordwestlicher Richtung einem schwachen Gefälle zu folgen. Sanft senken sie sich durch den Pirschach-Wald oder durch jene langgezogene Mulde, die die Orte Altbacher, Riegel und Grintowitz berührt oder auch über den zwischen Altbacher und Winkel hinziehenden Talboden des Schachen. Alle sind auf einen meridionalen Tiefenzug gerichtet, der sowohl gegen die Gottscheer Talung wie gegen Ebental im Norden geöffnet ist und diese Eigenschaft mit einer im Landschaftsbild weniger markant hervortretenden, nach Altlag führenden Niederung teilt. Sehen wir vorerst von diesen Verbindungsgliedern ab, so zeigt uns die Gesamtform der Talanlage, daß die fluviatilen Kräfte in der Streichrichtung eingegriffen haben. Der geologische Bau, der sich durch ein regelmäßiges Südwestfallen auszeichnet, findet solcherart seinen Ausdruck. Selbst eine sehr schwach ausgeprägte Identität der Schichtköpfe mit nordöstlichen Steilabfällen und ein etwas sanfteres Ansteigen der nach Westen schauenden Hänge bezeugt den Einfluß der geologischen Struktur. Noch in anderer Hinsicht ist die Lagerung der Schichten von Einfluß auf die Entwicklung der Oberfläche. In dem an Grintowitz und Riegel vorüberführenden Tälchen treten weiche, rote Schiefersandsteine auf, in denen sich die Talfurche einen Ausraum in Form einer Erosionslandschaft von feiner Textur geschaffen hat. Hier hat sich ein eigener Quellhorizont entwickeln können, hier hat sich auf flachem Boden eine mächtige Verwitterungsschicht angesammelt, hier ist noch heute die Möglichkeit zu normaler Flußarbeit gegeben, die in der Wirkung eines kleinen, kurzen Baches vor sich geht. Die Gunst dieser petrographischen Verhältnisse hat es jedoch nicht vermocht, dies umgrenzte Gebiet dem Altersstadium der Entwicklung zuzuführen. Von der umliegenden, durch Karsterosion reif zerschnittenen Formenwelt sticht diese lokale Einschaltung des Sandsteins lediglich durch ein anderes Aussehen ab. Der weichgeformten Hangböschung ihrer ausstreichenden, undurchlässigen Schichten steht sonst überall in der Vorlage die Härte der Kalke gegenüber, die, in verschiedener Fazies ausgebildet, auffällige Unterschiede in der Ausprägung des Karstphänomens hervorrufen. Es ist nach diesem morphologischen Befund anzunehmen, daß sich der Hebungsprozeß in einer einzigen Phase abgespielt hat. Denn die Talböden, die offenbar verhältnismäßig lange Zeit der fluviatilen Entwickelung ausgesetzt waren, sind nirgends durch jüngere Einrisse zerschnitten und münden mehr oder weniger gleichsohlig auf jene breiter angelegten und besonders stark karsterosiv umgewandelten Hohlformen, die nach Ebental und Altlag führen. Das auffälligste Merkmal der Mulde von Altlag ist das Fehlen eines starken Randes. In einzelnen Lappen ragen die umgebenden Karstberge und -ebenheiten hervor, unregelmäßige Buchten wechseln einander ab und setzen sich mit sanft geböschten Rippen in Karsttälchen fort: so in Richtung auf Winkel, ferner zwischen den kleinen Plateauflächen mit der Cote 571 und der Höhe mit der Kapelle Hochenegg und, um nur noch die bedeutendste Fortsetzung zu nennen, weit gegen Norden, wo schließlich der leicht gewellte Lehmboden in weitem Bogen die Verbindung mit den Ebentaler Flächen eingeht. Hand in Hand mit zahllosen Schwemmlanddolinen, die, fluviatil zerschnitten, sich mit äußerst ungleichsinnigem Gefälle zu einer großen Muldenschlucht vereinigen, enthüllen uns alle diese Eigenheiten die vornehmlich erosive Anlage dieser Hohlform. Man kann hier an eine Reihe von Uvalas denken, die sich in Nordnordwest-Südsüdost-Richtung in einer einheitlichen Tallinie angeordnet haben. Nur gegen Schönberg, gegen den einförmigen glatten Aufschwung zum Nock, ist die in starkem Maße mit Lehm bedeckte Mulde durch einen fast schnurgerade verlaufenden Rand begrenzt. Das scheint auf die Existenz einer tektonischen Linie zu deuten, an der die Heraushebung der mächtigen Hornwaldscholle erfolgte. Sicher bestand einst eine direkte hydrographische Verbindung mit der Gottscheer Talung. Wenigstens spricht auf Grund des Formenbestandes nichts gegen eine Verbindung des Gottscheer Bodens mit dem von Altlag in Form einer durchgehenden Taloffenheit: die über Malgern und Kletsch nach Altlag führende Niederungszone ist stark karsterosiv gestaltet und trägt reichlich Schotter. In der von uns ausgesonderten zweiten Region zeigt die Landschaft im Verhältnis zur nördlichen Vorzone einen stark veränderten Formenschatz. Hier meint man nicht mehr eine weithin durch gleich hoch liegende Kuppen und Plateaureste gekennzeichnete Hochfläche vor sich zu haben. Hier ist die Ausgeglichenheit der Erhebungen und die Gleichförmigkeit der Talbildung geschwunden. Die Täler haben schmalsohlige Furchen mit Steilhängen in ein stark individualisiertes Bergland geschnitten. Die Form kurzer scharfer Kämme, die in der Richtung des dinarischen Streichens verlaufen, kennzeichnen den Welsberg und den Kofel. Das Räuthbühel ist ein langgezogener Rücken, während der St.-Anna-Berg und die nach Nordwesten anreihenden Höhen Kuppen darstellen. Die heute völlig verkarsteten Täler, die gegen Nordwesten frei in die Luft ausstreichen, bringen durch die Art ihrer Eintiefung einen wesentlich neuen Zug in die Randzone. Zwei Eigentümlichkeiten lassen sich herausheben. Dinarisch orientierte Tallinien weichen von Mulden ab, die in südöstlicher Richtung quer zum Schichtstreichen und zur allgemeinen Abdachungsrichtung verlaufen. Breit und flach sind die Profile der quer einherziehenden Hohlformen, welche wir sowohl am Südfuß des Kugelhaus, des Krenbühel und des Rosch beobachten, als auch in besonders breiter Anlage und in gleicher Erstreckung im Bereich des Bärenwaldes. Eng ist dagegen jener Taleinschnitt gestaltet, der zwischen dem Welsberg und dem Kofel in Nordwest-Südost-Richtung dahinzieht. Ohne Stufen mündet er, mit scharfem Winkel bei Todteben umbiegend, auf die Talung von Reichenau. Bis zur Gegend der Deblič-Wiese steigt man von Reichenau auf dem von trichterförmigen Dolinen stark durchsetzten Boden sanft an, um dann, einem umgekehrten Gefälle folgend, wiederum ohne merkliche Stufung in eine nach Westen geöffnete, zwischen "Durach" und "Am Eckel" hindurchziehende Querfurche überzugehen. Die verhältnismäßig scharfe Zerschneidung dieses gesamten Gebietes, die schärfere Herausarbeitung der Gipfelpartien bei gleichen petrographischen Bedingungen wie in der nördlichen Region der Vorlage ist sicher durch eine Aufwärtsbewegung ausgelöst worden, die zu stark und zu lang andauernd war, als daß es zu einer gleich fortgeschrittenen Abtragung wie im Norden kommen konnte. Hier hat vor der Verkarstung die Tiefenerosion die Seitenerosion wahrscheinlich überwogen, hier zeigt die Talbildung eine größere Jugendlichkeit. Und nicht zuletzt spricht für die Annahme einer intensiveren späteren Heraushebung die Tatsache, daß einige Verebnungsflächen (4) in etwa 640-660 m Höhe liegen, d. h. rund 100 m über dem Durchschnittsniveau der nördlichen Teile. Wie weit die geschilderten Querfurchen tektonisch bedingt sind, muß eine offene Frage bleiben. Wir werden ihrer Beantwortung weniger durch die Analyse der Formengestaltung genügen als durch einen Vergleich mit analogen Erscheinungen, die im dritten Abschnitt der Vorlage auftreten. Die Komplizierung der morphologischen Verhältnisse, die uns in dem eben behandelten Teile der Vorlagen entgegentrat, erfährt hier wieder eine Vereinfachung. Es ergibt sich innerhalb dieses Gebietes eine Absonderung verschiedener Teile, indem sich an eine vorn Annaberg, vom Nekle, vom Königreich und der Altfriesach-Höhe umrahmte Uvala drei sehr sanft nach Süden abdachende, aber durch Steilstufen in verschiedene Hochlagen gesetzte Flächen anschließen. Die Uvala zeichnet sich durch ein sanftes Ansteigen zu den begrenzenden Bergen aus: nur am Nordostabhang des Nekle bemerkt man einen Gehängeknick. Zahllose Dolinen durchsetzen den Boden, einige sind besonders tief und sehen sehr frisch aus. An der tiefsten Stelle mißt das Aneroid auf dem Grat zweier ganz dicht nebeneinander liegenden Dolinen 750 m. Für die Südgrenze der Uvala ist jene langgezogene Vollform bezeichnend, welche sich mauergleich von Osten nach Westen erstreckt und auf ihrer Höhe die Siedlung Altfriesach trägt. Nicht eine einzige Kerbe stellt eine Verbindung zu der kleinen Hohlform her, die unmittelbar hinter dem Friesacher Rücken gelegen ist. So klein sie auch ist, so gleicht sie doch durch ihre ausgesprochene Ebenerdigkeit einem Polje von sehr geringer Ausdehnung. Unmittelbar am Fuße der sperrenden Friesacher Höhe liegen einige, heute außer Funktion getretene Dolinenschwinden. Auch finden sich hier die Kulturflächen, die auf der anscheinend zusammengeschwemmten Erdkrume ganz gute Erträge liefern, im Gegensatz zu dem viel unruhiger gestalteten, lediglich als Weidegrund dienenden Boden der Uvala nördlich von Altfriesach. An das südliche Polje schließt sich ein äußerst unübersichtliches Gelände: der glatte Verlauf der Bergflanken weicht einer Auflösung in vorpostenartige und inselförmige Begleitberge und Sporne, ein dichtes Waldkleid verhindert zudem jegliche detaillierte Beobachtung. Eine genaue Begehung zeigt, daß am Fuße des Kummersdorfer Berglandes eine Dolinenreihe gen Süden in eine Talschlucht übergeht, die aber durch ihre großen Dolinen und ihre sehr unregelmäßige Ausprägung für die Anlage von Wegen unzweckmäßig ist. Letztere führen vielmehr alle im Anstieg auf Kummersdorf zu, um dann in Serpentinen zu dem auf der Fortsetzung des erwähnten Trockentalgrundes gelegenen Lichtenbach zu gelangen. Aber dieses Tal weist eine bedeutende Gefällsstufe auf. Sie liegt westlich von jener mächtigen Wand, die die plateauförmigen Flächen von Kummersdorf um rund 100 m relativer Höhe über die Lichtenbacher Ebenheiten emporhebt. Die Lage der Kirche von Lichtenbach wirkt als Höhenmarke, die zugleich für verschiedene Reste von Verebnungsflächen im nördlichen, im südwestlichen und südöstlichen Umkreis der Siedlung die Höhenlage angibt. Die Zusammengehörigkeit der einzelnen Plateauteile wird durch Tälchen zerrissen. Das eine von ihnen haben wir bereits kurz erwähnt. Es ist rund 30-50 m in die Lichtenbacher Verebnungsflächen eingeschnitten und empfängt vom Kummersdorfer Bergland her durchweg 3-4 m über der Talsohle hängende Nebentälchen, die ganz schwache Rinnsale führen. Weiter aufwärts verzweigt sich das Tälchen, indem ein Arm in östlicher Richtung zu den in 700 m Höhe liegenden Quellöchern der Kummersdorfer Wand führt, während ein anderer ungefähr geradlinig weiter nach Norden ansteigt. Tiefe Talrisse und Dolinenreihen sind auch auf der Ostseite in die Lichtenbacher Ebenheit eingetieft, nur daß hier die Hohlformen infolge ihrer breiteren Anlage ein offeneres Gepräge haben. Sonst stimmen sie mit dem westlichen Talriß selbst dahin überein, daß ihnen eine 30-40 m hohe Niederterrasse eigen ist. Auch die Gestaltung der beiden Talsysteme weiter nach S zu ist ähnlich. Beide brechen in deutlichen Stufen gegen die kesselförmige, geschlossene Hohlform ab, in welcher das von den umgrenzenden Teilen des Lichtenbacher Niveaus (690 m) vollkommen umschlossene Gelände von Brunnsee (630 m) liegt. Ganz unzweideutig entspricht die Fortsetzung des Staudach nach Südosten im Bereich "der Buchen" dem genannten Niveau, während die tiefer gelegenen Teile dieses Bergzuges mit den Sohlen der das Lichtenbacher Niveau zerschneidenden Tälchen identisch sind. Bei der Betrachtung dieser Formwelt bildet sich die Vorstellung, daß die teilweise stark aufgelösten Plateaus von Kummersdorf und Lichtenbach ursprünglich eine geschlossene Formengemeinschaft gebildet haben, deren Zusammenhang erst in relativ junger Zeit durch tektonische Verschiebungen zerrissen worden ist. Da die ursprünglich als zusammengehörig gedachten Flächenstücke durch die verschieden starke Heraushebung in mehrere Streifen zerlegt wurden, stellte sich zwar nur eine lokale, dafür aber sehr starke Belebung der Erosion ein. Ein Beweis für die feinere Abhängigkeit der Form von den tektonischen Bewegungen läßt sich nicht erbringen. Fest steht nur, daß gerade in diesem Gebiet das Fallen und Streichen der Schichten starken Unregelmäßigkeiten unterworfen ist. Um nur zwei Beispiele herauszugreifen: an der Kummersdorfer Wand stehen die Schichten fast saiger (nach Westen), während die Fallrichtung unweit der Kirche von Lichtenbach mit 20° nach Nordost gerichtet ist. Das deutet auf Störungen, die Hand in Hand mit den Vertikalbewegungen aufgetreten sein mögen. Aber für die morphologische Erfassung sagt uns dieser Befund ebenso wenig wie die Gleichartigkeit der Gesteinszusammensetzung. Denn so sehr das Relief an Schärfe und Energie mit dem Fortschreiten der Verkarstung zunahm, so hatte es sich doch nirgends einer verschiedenen Gesteinsbeschaffenheit anzupassen: Die Formen blieben ziemlich einfach. Eine Bekräftigung erfährt unsere Beweisführung, wenn wir die angenommenen Querbrüche mit den analogen Verhältnissen der Nesseltal-Altenmarkter Talung in Beziehung setzen. Die Nesseltal-Altenmarkter Talung Innerhalb dieser Talung lassen sich wiederum drei Zonen unterscheiden: die grabenartige Natur des untersten, südlichsten Abschnittes der Talung wird im zweiten Teile, im Gebiet zwischen Tscheplach und Unterdeutschau durch Uvala- und Poljenbildung abgeschwächt. Die Schroffheit und Steilheit der flankierenden Berghänge bleibt aber auch in diesem Teile der Talung erhalten. Sie kommt infolge der höheren Lage des Talbodens nicht recht zum Ausdruck, weil die Höhendifferenz mit den Bergrücken relativ gering ist. Der dritte, oberste Teil der Talung, der nördlich bis zur sog. Lausgrube reicht, erhält durch eine bedeutende Talverengung sein besonderes Gepräge. Diese Unterschiede treten jedoch hinter dem Eindruck der Einheitlichheit zurück, der im ganzen Talzug durch den glatten Verlauf der Talflanken hervorgerufen wird. Für ihre Entstehung scheint einige Anhaltspunkte besonders der südlichste Teil zu liefern, den wir zuerst etwas näher betrachten wollen. Ob man in der Höhe von Tscheplach den Hang des Heiligen Geistberg gleichsam im Querprofil begeht oder ob man von Vornschloß aus den Kositzen in direktem Anstieg nimmt, immer quert man in etwa 550-570 m Höhe einen Streifen rotgeaderten Kalkes, der mit einer undeutlich ausgeprägten Stufe zusammenfällt. Zuweilen aber finden sich solche kleine Gehängestufen auch im Bereich des sonst allermeist diesen Höhenzug zusammensetzenden dunkelblauen, muschelig brechenden Kalkes. Während nun das Fallen der Schichten nach SO gerichtet ist, knüpft sich an die Stufen im Gehänge ein gesetzmäßiges Auftreten von Dislokationen in Form eines Nordostfallens. Wir möchten annehmen, daß eine die Schichtlagen im allgemeinen kreuzende Bruchbildung hier Störungen erlitt. Die härteren Bänke rot geaderten, weißen Kalkes, an welche die Stufen geknüpft sind, haben scheinbar durch ihren größeren Widerstand gegenüber der Gebirgsbewegung diese Verhältnisse geschaffen. Es bleibt der Arbeit des Geologen vorbehalten, zu erweisen, ob die naheliegende Vermutung einer Schichtschleppung zu Recht besteht. Die Ansicht von dem Bruchcharakter der Talung läßt sich durch ein anderes Anzeichen erhärten, das wir durch den Vergleich der Talflanken gewinnen. Beide zeichnen sich durch Steilheit der Gehänge aus, wobei jedoch der Böschungswinkel der Ostflanken dem der Westflanken an Größe etwas nachsteht. Gerade das Gegenteil wäre auf Grund des talwärts angelegten Schichtfallens der Westhänge zu erwarten, denen naturgemäß steilere, bergwärtsfallende Schichten gegenüberstehen müßten. Denn erst in zweiter Linie ist für die verschiedene Ausgestaltung der Hänge die Tatsache maßgebend, daß die östlich begrenzenden Bergzüge vornehmlich dolomitische Zusammensetzung haben, während die Kalke der westlichen durch sandige Beimengungen stark verunreinigt sind. Die Umkehrung der morphologischen Verhältnisse ist ein deutlicher Anhaltspunkt für den Nachweis eines Verwerfungsbruches. Der Talungsboden ist, abgesehen von einem unbedeutenden Wechsel im Formenschatz zwischen schüsselförmigen und trichterähnlichen Dolinen, sehr einförmig. Nur eine einzige, kanalartige Vertiefung ist in der bevorzugten Nord-Süd-Richtung des Streichens in die ganz sanft von Unterdeutschau nach Altenmarkt abdachende Talung eingesenkt. Am Fuße der zerschrunsenen Dolomitenfelsen, die den Spaha aufbauen, liegt die Quellnische. Wie sich dieses Tal nirgends in seinem Laufe verzweigt, so entdeckt man auch an seinem Ursprung keine Quellarme: Unmittelbar an die Quelle schließen sich die Wände, die in fast gradliniger Erstreckung etwa 50 m tief in das Relief eingesenkt sind. Solcher Art führt das Tälchen östlich an der Siedlung Vimol vorüber in direktem Lauf auf Tscheplach zu, um kurz vor diesem Ort in einem Bogen nach Süden zu wenden, im weiteren Lauf immer breiter zu werden und schließlich einer allgemeinen Auflösung anheimzufallen. Nur ein kurzes Stück glitzert auf seinem Grunde das Wasser eines kleinen Rinnsals. Dann aber folgt ein Dolinenzug, in dem die Sporne zwischen den Dolinen zerschnitten sind. Der Unterlauf ist völlig verkarstet. Dieser jugendliche Talriß, dem einige unbedeutende, ebenfalls nordsüdliche Dolinenreihen zur Seite stehen, vermag in die reifen Landschaftsformen der Umgebung keinen auffallenden Zug zu tragen. Das kleine Flüßchen besaß nicht genügend Zeit, um es zur Entwicklung eines breiten Talbodens zu bringen. Es zeigt durch seine unscheinbare Existenz lediglich an, daß die reife Landschaft der gesamten Talung nach ihrer Ausbildung noch eine verstärkte Hebungsintensität erfahren hat. Eine gleiche Entwicklung läßt sich für einen früheren Zeitraum aus der Oberflächenbeschaffenheit der Vollformen schließen, die innerhalb der Talung liegen, wie auch aus den Hohlformen, die hängend über ihr auslaufen. Wie das beschriebene blinde Tälchen einst ein normales Flußgebiet zum Vorfahren gehabt haben muß, das zur Kulpa entwässerte, so bezeichnet jener Paß, der unvermittelt in die westlichen Talflanken zwischen dem Spaha und dem Heiligen Geistberg eingeschnitten ist, den Lauf eines ehemaligen Tälchens. Von Osten her wiederholt sich diese Erscheinung in Form des dort in 630 m hängenden "Merzli Dol". Es mag einst in korrespondierender Höhenlage zu dem eben erwähnten, rund 50 m tiefer gelegenen Taltorso gelegen haben, wie auch der Boden der Talung, dort, wo er kurz hinter Unterdeutschau mit einer mächtigen Stufe auf 590 m ansteigt, in dieses Niveausystem gehört. Aber keineswegs läßt sich eine Linie gleicher Hebung durch die Verbindung der genannten Punkte darstellen. Die Analyse dieser Hohlformen gestattet lediglich ihre Einordnung in einen besonderen Erosionszyklus. Wir können nur feststellen, daß die Kräfte, die diese Täler außer Funktion zu setzen vermochten, sicher tektonischen Ursprungs sind. Für die Art ihres Wirkens gewinnen wir vornehmlich aus der Betrachtung der Vollformen einige Anhaltspunkte. Nähert man sich von Süden den mächtigen Karstbuckeln in der Umgebung von Vimol und Kralje, so gewahrt man einen nach Süden sehr deutlich ausgebildeten Steilabfall. Das ist auch beim "Träger" bei Ober- und Unterberg der Fall und wiederholt sich vor allem an dem von Norden nach Süden an Bresowitz, Saderz und Tscheplach vorüberführenden Bergzug. Wir sehen hierin Andeutungen einer von West-Nordwest nach Ost-Südost laufenden Bodenbewegung und begründen diese Vermutung nicht allein mit den angedeuteten Formenverhältnissen, die in dem immerhin eng umgrenzten Raum der fraglichen Talung auffällig sind. Denn es könnte sich bei ihnen auch um jüngere, etwa durch Denudationsarbeit stärker veränderte Bildungen handeln. Aber die vermutete Lageverschiebung erscheint durch die Tatsache erhärtet, daß sich außerhalb des Bereiches der Talung die gleichen Entwicklungsformen, und zwar in weit schönerer Ausbildung, im Zusammenhang verfolgen lassen: an der Südseite des Staudach und seiner Fortsetzung bis zum Spaha steigen die Hänge schroff, manchmal fast wandförmig an und bilden in ihrer Gesamtheit eine schnurgerade Linie, die ungefähr die südlichen Steilabfälle der Höhen bei Tscheplach, Vimol und Kralje und des "Träger" berührt. Ebenso tritt die westnordwest-ostsüdostziehende Kummersdorfer Wand mit einem Steilhang, der sich unmittelbar bei Unterdeutschau quer über die Nesseltal-Altenmarkter Talung legt, in eine morphogenetische Parallele mit jenen Erscheinungen. Wir haben es hier wohl mit der gleichen morphologischen Erscheinung zu tun, die auch sonst öfter am Dinarischen Gebirge wiederkehrt: Die dinarische Richtung überschneidet sich mit einer im tektonischen Bau begründeten westöstlichen Richtung, die man nach der Insel Lesina die lesinische nennt. Im Laufe des zweiten Hauptabschnittes der Talung treten in Form von Querriegeln noch zwei weitere Stufen auf, die ebenfalls tektonisch bedingt sein dürften. Der eine dieser beiden Querriegel berührt in ostwestlich orientiertem Lauf die Siedlung Büchel, während der zweite in gleicher Weise über Oberdeutschau zieht. Das von beiden Riegeln eingeschlossene Gelände wirkt bei der Fernsicht von erhöhtem Standpunkt (Spaha) wie ein einziges, sanft nach Norden und Süden ansteigendes Niveau von 550-600 m Höhe, wobei zugleich die in der Mitte des Tales liegenden Partien höher sind als die Ränder. Die nähere Begehung indes zeigt ein äußerst unruhiges und mannigfaltiges Relief. Vor allem treten durch ihre bedeutende Größe auffallende Dolinen zu einem Formenkomplex zusammen, der das Aussehen einer Uvala vornehmlich durch die beiden begrenzenden Riegel annimmt. Der Riegel von Büchel schließt überdies das Polje von Nesseltal gegen Süden ab. Der fast ebene Boden dieses Polje erinnert an die Überschwemmungen, denen es einst ausgesetzt war. Diese Vorgänge sind außer Funktion gesetzt, eine schwache fluviatile Zerschneidung ist an ihre Stelle getreten. Von den sämtlichen im Dolomit liegenden Quellöchern aus, welche die nordöstliche Peripherie des Polje umziehen, kann man die Spur solcher fluviatilen Arbeit bis in die Gegend westlich und südwestlich der Kapelle mit der Höhenzahl 622 verfolgen. Die Lage der Dolinenschwinden fällt mit dem Anstieg eines im Kalk liegenden, unregelmäßigen Hügellandes zusammen, das sich, von zahllosen Dolinen durchsetzt, bis zum eigentlichen Bücheler Riegel ausdehnt. Nur die nördliche Hälfte des Talabschnittes zeigt somit die charakteristische Form eines Polje mit ebenem Boden und steilböschiger Umrandung. Die tektonische Anlage, die für die Gesamttalung angenommen wurde, ist auch hier offensichtlich. Sie erlebte jedoch eine Modifizierung durch das Wasser, das erodierte und akkumulierte und schließlich in Sauglöchern und Ponoren des Kalkes versiegte. Der wahrscheinlich tektonische Ursprung des Polje spiegelt sich auch in den geologischen Verhältnissen. Es herrscht hier ein Zusammenstoßen zweier verschiedener Gesteinshorizonte in ähnlicher Weise wie es Koßmat (1897) für das große Polje des Zirknitzer Sees beschrieben hat. Die westlichen Umrandungsflächen werden durch einen hellgrauen, muschelig brechenden Kalk eingenommen, die im Osten hingegen baut ein ziemlich sandiger Dolomit auf. Die Einfachheit dieser Verhältnisse kommt morphologisch gut zum Ausdruck. Karrenbesäte Steilhänge präsentieren sich in den von Erosionsrinnen zerfressenen Dolomitfelsen. Eine geringmächtige Erdkrume mildert diese Formengegensätze, so daß die Karren als weiße Punkte aus einer immerhin üppig bewachsenen Weide aufleuchten und die waldbestockten Dolomithänge bei weitem nicht die Schroffheit und Zerrissenheit zeigen, die ihnen sonst von Natur eigen ist. Wenn wir auch den genauen Verlauf der angenommenen Verwerfungslinie nicht feststellen können, so deuten doch Umformungen der Kalkgesteine zu vollständigen Breccien auf ihre Existenz und Richtung. Nördlich des Polje wird der allgemeine Landschaftscharakter der Nesseltal-Altenmarkter Talung wesentlich anders. Man könnte fast zweifeln, ob die Talung dorthin überhaupt eine Fortsetzung findet. Steigen wir hinauf zu jenem 941 m hoch gelegenen isolierten Bergkegel, der nordwestlich von Oberkatzendorf eine Aussicht nach N gewährt, so sehen wir jedoch, daß eine Talung nach N zieht und daß ihre auffallend geradlinige Herausmodellierung eindeutig auf die genetische Verbindung mit der Gesamttalung weist. Genau wie bei Nesseltal fallen die Schichten nach Südwesten, ebenso wie dort sind die Talflanken im gleichen Streichen angelegt. Auch werden die Hänge durch eine verschiedenartige Gesteinzusammensetzung gekennzeichnet. Nur sind die petrographischen Grenzen gleichsam etwas nach Westen verschoben (vgl. Fig. 3). Der Dolomit schwenkt in seiner Verbreitung gleich nördlich Nesseltal in breitem Raum nach Westen ab und bildet dann in nordwestlicher, 4 km langer Erstreckung bis über Reichenau hinaus den Untergrund der Talung, während die ziemlich steile Westseite der Talung von dunkelfarbigem Kalk zusammengesetzt ist. Diese geologischen Beobachtungen zeitigen Hand in Hand mit den Strukturverhältnissen um Nesseltal das Ergebnis, daß die Annahme einer großen, durchlaufenden Verwerfung den Tatsachen entsprechen dürfte. Die Bruchlinie kümmert sich nicht um die geologischen Grenzen. Angesichts des recht verschiedenartigen Charakters dieses obersten bis zur Lausgrube reichenden Abschnittes der gesamten Talung ist es eine offene Frage, ob eine Deutung des Bewegungssinnes der begrenzenden Schollen möglich ist. Die Böschungsverhältnisse bieten in dieser Hinsicht keine Anhaltspunkte, die zu einer sicheren Vorstellung führen könnten. Auch die Betrachtung der Kleinformen gibt solche nicht. Es sind typische Reihendolinen, die zwischen Nesseltal und Reichenau liegen und im weiteren Verlauf dieser in der Längsachse des angenommenen Bruches angelegten Linie in Uvalas und Poljen übergehen. Es scheinen hier sehr komplizierte Umwandlungsprozesse vorzuliegen. Wahrscheinlich wurde der Verkarstungsprozeß durch das Auftreten mehrerer Querstufen eingeleitet, deren Entwicklung ein Zusammenwachsen der Karstmulden verhinderte. Am Bründl, jener Stelle, wo vom Welsberg her ein Sporn weit hervorlugt, liegt eine solche Stufe. Sie scheidet hier den Boden eines Polje, das mit dem Gebiet von Reichenau zusammenfällt, von einer Uvala, die "In der Ebene" genannt und als solche auf der Karte verzeichnet ist. Eine sanft von der Vertikalen in die Horizontale übergehende Gehängeböschung leitet auf den durch eng aneinanderliegende Dolinen flachwellig gestalteten Boden des Polje. Mit scharfem Gehängeknick hingegen setzt die Umrahmung der Uvala gegen ihr bedeutend kleineres, weniger ausgeglichenes Areal ab. Diese Gegensätzlichkeit findet in der verschiedenen petrographischen Zusammensetzung ihre Begründung. Die Uvala liegt im Kalkgestein, das Polje im dolomitischen Boden. Schließlich bildet die sog. Lausgrube eine einzige, große Doline, die durch ihre längliche Gestalt wohl der von Cvijič (1918) aufgestellten Formengruppe der "Struga" am nächsten kommt. Der Charakter, der diese Hohlformen scheidenden Stufen wird am besten durch die mittleren Höhenzahlen der trennenden Sättel wiedergegeben, die sich auf 640, 525 und 470 m belaufen. Der Gang der Besiedlung Die natürlichen Bedingungen der Besiedlung Die Natur des Bodens und des Klimas macht es unwahrscheinlich, daß das Gottscheer Hochland jemals waldfrei gewesen ist. Die seichte, äußerst dürftige Bodenkrume bietet dem Ackerbau nur ungünstige Bedingungen, genügt aber vollkommen, um jenen echten, üppigen Wald zu ernähren, der bis zur Zeit der ersten Besiedlung lediglich in der Überschwemmungszone der Rinnse einen leichteren Sumpfwaldcharakter angenommen haben mag. Die Talungen, diese gegenwärtig am stärksten von der Kultur in Anspruch genommenen, offenen Landstriche sind es, welche die Linien der ersten Besiedlung vorzeichneten: sie bestimmten den Gang der Erschließung des Landes. Es empfiehlt sich daher, zunächst festzustellen, in welcher Weise die Verkehrswege (vgl. Krebs, 1930), diese ersten wahrnehmbaren Kulturelemente, die in das abgeschiedene Waldland eindringen, mit den Oberflächenzügen unseres Gebietes in Wechselwirkung stehen. Das Gottscheer Hochland gleicht einer großen Verkehrsschranke. Das läßt sich für alle Zeiten, selbst für die Gegenwart nachweisen. Ein einziger Blick auf eine Karte der vorgeschichtlichen Funde (siehe Mitt. Musealver. f. Krain, 1890) zeigt uns einen großen, weißen Fleck, der mit dem Gebiet der Gottschee zusammenfällt, während in der gesamten Umgebung unseres Ländchens der Mensch der Vorzeit Spuren seiner Anwesenheit in Fülle hinterlassen hat. Erst in allerjüngster Zeit, im Jahre 1924, stieß man unweit Mitterdorf (bei Stadt Gottschee) auf einige aus der Hallstatt-Zeit datierende Gräber (siehe Mantuani, 1926). Diese Fundstelle liegt bezeichnenderweise an der Peripherie unseres Landes. Da sonst nirgends in dem ganzen Hochlande eine prähistorische Fundstelle aufgedeckt werden konnte, so liegt kein Grund vor, eine stärkere Besiedlung infolge der in der Hallstatt-Zeit im allgemeinen geringeren Waldentwicklung anzunehmen. Im allgemeinen wirken sich die natürlichen Gegebenheiten eines Gebietes in den verschiedenen geschichtlichen Zeitabschnitten in bezug auf die jeweiligen Verkehrsverhältnisse verschieden aus. Für unser Gebiet gilt jedoch diese Erwartung nicht. Die geographischen Komponenten zwingen den Verkehr zur Umgehung des Landes, sie bestimmen die Leitlinien, die immer wieder eingehalten werden müssen. In hohem Maße bezeichnend für das Wirken dieser Verhältnisse ist die Art und Anlage von Straßen, die zur Zeit der Römerherrschaft den weiteren Bereich des Gottscheer Landes umspannen. Deschmann und Hochstätter (1879) berichten, daß sich in den grauen Tagen der Vorzeit panonischer und "orientalischer" Einfluß durch die Einwanderung illyrischer Stämme geltend machte, welche der Save-Linie folgten. Die erhaltenen Itinerarien (siehe Premerstein und Rutar , 1899) wie die damit in Vergleich gezogenen Überreste römischer Meilensteine und anderer Funde zeigen deutlich, wie das Gottscheer Land auch in der römischen Zeit, dieser Epoche systematischer Straßenanlage, vom Verkehr durchaus gemieden wird. Da ging zwar aus der Gegend von Groß-Laschitz ein noch nicht bis ins letzte erforschter Weg bis in die Gegend von Reifnitz. Aber von diesem Ort ab fehlt jede weitere Spur, ganz ähnlich wie in unseren Tagen der Schienenstrang der Eisenbahn nicht über Gottschee hinausführt. Und in Groß-Lupp, wo heute die Gottscheer Stichbahn von der Karlstadter Linie abzweigt, führte höchstwahrscheinlich, wie Funde bezeugen, auch in Römertagen ein Weg zum Gurk-Fluß und dann weiter durch die Tschermoschnitz-Pöllandler Talung bis nach Tschernembl. Wie sich die Kraft einfacher Völker an den Gottscheer Wäldern brach, so mied also auch die zielbewußte Kolonisationspolitik der Römer dieses Gebiet, das sie direkt an seinen Grenzen umging. Als mustergültige Wegebaumeister ließen sich die Römer von den naturgegebenen Bedingungen leiten. Noch lange Zeit blieb dieser Hauptzug der Isolierung und Trennung unserer Landschaft eigen. Es war ein "ödes Waldland", eine "Deserta silva", ein "Niemandsland" im besten Sinne des Wortes. Keine Urkunde berichtet von einem Namen, unter dem das heutige Gottscheer Hochland von seiner Umgebung geschieden wird. Nur sehr unklar und verschwommen hören wir von einer "Marchia", die mit dem heutigen Unter-Krain ungefähr zusammenfällt (siehe Hauptmann, 1929; Mell, 1888). Für uns ist wichtig, daß diese "Marchia" ganz allgemein ein Grenzgebiet, einen Grenzsaum bezeichnet. Kämmel (1879) hat für das Save-Gebiet ausgeführt, wie auch die Alpenslawen (5) im 7. Jahrhundert sich durch eine solche "Marchia" abschlossen. Tagany (1921), ein ungarischer Forscher, der sich mit den alten Grenzschutzvorschriften seiner Heimat beschäftigt, kommt zu einem gleichen Ergebnis (vgl. Erläuterungen zum Atlas der österreichischen Alpenländer, 1929, sowie Archiv für österreichische Geschichte, 85. Bd.). Die historische Entwicklung der Besiedlung Um den schroffen Wendepunkt in der Entwicklung von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft zu kennzeichnen, möge es zum Verständnis genügen, auf das Analogon der Niederlassung der Zipser und Siebenbürger Sachsen zu verweisen, die die ungarischen Könige in der richtigen Erkenntnis der großen wirtschaftlichen Bedeutung ihrer Waldödländer herbeiriefen. Auch in dem geschlossenen Waldgebiete der Gottschee ist fürstlichen Grundherren ein großes Verdienst an der Erschließung beizumessen. Aber erst im 13. und 14. Jahrhundert beginnt ihr kolonisatorischer Tatwille auf das Landschaftsbild einzuwirken, erst in diesem Zeitraum büßt unsere Landschaft durch menschlichen Eingriff den Charakter der Unberührtheit und Ursprünglichkeit allmählich ein. Ganz deutlich zeigt sich im Kulturzustand des Gebietes in seinem ersten frühesten Stadium, wie sich der Einfluß des Menschen an natürliche Bahnen hält, an die morphologisch vorgezeichneten Verkehrswege der Zukunft. Für das Verständnis der Richtung, aus der das Eindringen der Kulturelemente erfolgte, ist aber nicht nur die Bodengestaltung, vornehmlich die Depression zwischen Altlag und Malgern, Kletsch und Gottschee, die Pöllandl-Tschermoschnitzer, die Rieger und Gottscheer Talung maßgebend. Vielmehr tritt diesen unveränderlichen Landschaftselementen ein zweites, veränderliches, historisches Kulturelement gegenüber, welches den Rodungsvorstoß von verschiedenen Seiten der Peripherie des späteren Gottscheer Landes erklärlich macht. Es ist in der Tatsache verbürgt, daß die Ortenburger, ein mächtiges Grafengeschlecht, rings um das heutige Gottscheer Hochland ihre Besitzungen liegen hatten. Ihre Verteilung läßt sich, wie Tangl bemerkt (s. Archiv für österreichische Geschichte, Bd. XXXVI), am besten aus einem Vertrag der Brüder Grafen Friedrich und Heinrich von Ortenburg (25. April 1263) entnehmen. Danach besaßen die Ortenburger nicht nur in Kärnten und Ober-Krain große Güter, sondern als Lehensträger der Patriarchen von Aquileja waren ihnen auch die Herrschaften Ortenegg, Pölland und Reifnitz eigen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts fallen ihnen auch noch die Herrschaften Grafenwart (Kostel) und Laaß zu, so daß nunmehr alle Gebiete rings um die Gottschee ortenburgisch waren. Letzteres selbst aber war damals noch eine bloße "Zugehörung" ohne einen besonderen Namen, ohne eine nennenswerte Ortschaft. Es heißt wörtlich in dem genannten Vertrage: "Das Schloß Reivenz (Reifnitz) mit Leuten, Gütern und allen Zugehörungen bis zum Wasser, welches man insgemein Chulp heißt (vgl. auch Jaksch, 1906)." Es liegt in der Natur der Sache, daß den Grafen Ortenburg daran gelegen sein mußte, eine so weite Landstrecke, wie es das Gottscheer Hochland darstellt, nicht bloß als wenig oder nichts tragendes Wald- oder Jagdland zu besitzen, sondern daß sie es der Kultur und hiermit der Möglichkeit eines Erträgnisses zuzuführen suchten. Graf Otto von Ortenburg war es, der die Besiedlung zielbewußt in die Hand nahm und durchführte. Davon berichtet uns jene Urkunde, in der der Name Gottschee zum erstenmal genannt wird, das Schreiben des Patriarchen Ludwig II. della Torre von Aquileja vom 1. Mai 1363 an den Grafen Otto von Ortenburg. Wir entnehmen dieser Urkunde, daß in gewissen Wäldern innerhalb des Sprengels der Pfarre Reifnitz und zu dieser Pfarre gehörig, und zwar in Gegenden, die bisher unbebaut und unbewohnt waren (quae inhabitabiles erant et incultae), sich neue Ansiedler in nicht geringer Zahl (non modici populi congregatio) niedergelassen und die Gegend urbar gemacht haben. Diese volkreiche Kolonistensiedlung habe Kirchen gebaut, und zwar in der Gegend von Gottschee, Pölland, Ossivnitz und Gotenitz. Diese erste urkundliche Erwähnung legt den Schluß nahe, daß schon vor dem Jahre 1363 eine ganze Anzahl von Ortschaften, die hier nicht genannt sind, gleichsam sporadisch in die Naturlandschaft eingesprengt waren. Sämtliche fünf Ortsnamen sind wohl lediglich als Gegendnamen aufzufassen (vgl. auch Dimitz, 1874 und Murchar, Archiv). Um den Verlauf der Besiedlung zu erkennen, ist es nötig, nicht allein die von der Natur beeinflußten Verkehrsrichtungen zu beachten, sondern zugleich die historisch verbürgten Siedlungsvorgänge in den früher besiedelten Nachbarlandschaften zu studieren. Dabei zeigt sich, daß zwar die im Relief begründete Nordwest-Südost-Richtung maßgebend ist, daß aber ferner die schmalen Eingangspforten im Westen, Süden und Osten ebenfalls eine bedeutsame Rolle spielen. Die Existenz verschiedener kleiner Siedlungszentren, von denen aus die Besiedlung erfolgte, läßt sich urkundlich belegen. Beginnen wir mit dem Nordosten. Dort befinden sich vor Besiedlung des Gottscheer Landes in der Verkehrsfurche des Gurk-Flusses einige von dem Kloster Sittich gegründete Dörfer, von denen sich Kolonisten nach der östlichen Gottschee vortasteten. Der Weg führte wahrscheinlich über das bereits 1228 urkundlich verbürgte Töplitz nach Pöllandl im Tschermoschnitz-Pöllandler-Tal, und weiter in diesem Tal bis gegen Tschernembl. Anderseits führte der Weg, dem Gurk-Fluß aufwärts folgend, in die Gegend der heutigen Ortschaften Ober- und Unter-Warmbach und Langenthon. Im Westen ist offenbar das bereits 1220 urkundlich erwähnte Laaß Ausgangspunkt der Kolonisation. Sie führte wahrscheinlich über das Becken von Babenfeld gegen die Cabranka und Kulpa: Ossiunitz, Kostel, Pölan sind ja bereits in der Urkunde des Patriarchen vom Jahr 1339 erwähnt (vgl. Klun, Archiv, 1854). Auch das Hochtal von Merleinsrauth-Obergraß ist wohl von Laaß aus von den deutschen Siedlern erreicht worden. Fraglich ist nur die Besiedlungsrichtung, die ebensogut von Süden (Laaß-Babenfeld-Cabar) wie auf dem Wege von Laaß-Grafenwart-Travnik vor sich gegangen sein kann. So beginnt es sich also in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in dem westlichen und östlichen Randgebiet Gottschees urkundlich zu lichten, und dies besonders in der Tschermoschnitz-Pöllandler Talung, durch die bereits zur Römerzeit eine Straße führte. Es schimmern also die geographischen Gegebenheiten immer erneut hindurch, wenn sich menschlicher Einfluß mit verstärkter Intensität in der Landschaft geltend macht. Das gilt freilich in erhöhtem Maße für die nachfolgende Zeit, in der sich die Besiedlung in breitem Strome von Norden her ergießt, von Reifnitz, der Residenz der Ortenburger. Die Landnahme Die Urkunden schweigen sich völlig darüber aus, welche Bahnen das Kolonisationswerk im Innern des Gottscheer Hochlandes einschlug. Wir sind daher für die Erklärung des Besiedlungsganges lediglich auf die Ortsnamen und den bestimmenden Faktor des Geländes angewiesen, also allein auf geographische Quellen. Es war eine deutsche Tat, deren Spuren im Landschaftsbilde wir hier nachgehen. Krones (1889), einer unserer besten historischen Gewährsmänner, unterstreicht den deutschen Charakter der Kultivierung. Der deutsche Mensch setzte körperlich Schweiß und geistige Sorge an die Urbarmachung des Gottscheer Landes, er erwarb sich hier eine bodenständige, rechtmäßige Heimat. Es tut der Unverletzlichkeit deutschen Heimatrechtes keinen Abbruch, wenn man eine schwache slovenische Vorbesiedlung konstatieren muß. Mit Recht schließt Krones aus dem Inhalte der Aquilejer Urkunde auf die Existenz einiger slovenischer Weiler bereits vor der deutschen Besiedlung. Was von historischer Seite ganz allgemein angenommen wird, läßt sich durch die Kritik der geographischen Bedingtheiten im einzelnen als erwiesen erachten. Das Mittel hierzu sei vorerst die Betrachtung der Ortsnamen. Wir können so weit gehen, die slawischen Ortsnamen den früh entwickelten Siedlungszellen gleichzusetzen, von denen aus die ersten Lichtungen in das Waldland geschlagen wurden. In auffälliger Weise sind diese ersten weilerartigen Rodungsorte mit den Verkehrsbedingungen verknüpft. Die Kulturkräfte folgen bei ihrem Eindringen von den umliegenden älteren Siedlungsflächen in das Innere des Gottscheer Hochlandes zuerst der Rieger Talung, dem sog. Hinterland. Wir finden hier die Ortsnamen Göttenitz (Kotnic), Rieg (Reca), Morobitz (Borovec), Mrauen (Morawa), Pröse (Brezje). Es besteht kaum eine bessere Verbindungsmöglichkeit zwischen den Besitzungen der Ortenburger in Kostel und in Reifnitz. Von beiden Besitzungen aus dürfte die partielle Vorbesiedlung in Angriff genommen worden sein, von beiden Seiten her war nirgends ein stärkeres Gegengefälle oder eine andere Geländeschwierigkeit, wie z. B. überschwemmtes Gebiet usw. zu überwinden. In diesem Zusammenhang ist auch der von mehreren Volkskunde- und Sprachforschern (Schröer, 1868; Hauffen, 1895; Wolsegger, 1889, 1892) mitgeteilten Überlieferung einige Bedeutung zuzumessen, wonach sich die Bewohner des Hinterlandes ihres älteren Ursprungs gegenüber denen der Gottscheer Talung rühmen. Die übrigen slawischen Siedlungsnamen haften fast alle an der äußeren Umrandung des Gebietes, an Orten, die im verkehrsgeographischen Sinn ebenfalls leicht zu erschließen waren; da sind zu nennen: Loschin, Malgern, Kletsch, Setsch, Grintowitz und Altlag. Wandern wir andererseits über den Hornwald in das südöstliche Randgebiet, dessen frühere Besiedlung bereits urkundlich belegt wurde, so kommen wir ins Gebiet der Gemeinde Tschermoschnitz. Wir finden in diesen verkehrsgünstigen Gemarkungen die slawischen Ortsbezeichnungen Aschelitz, Blaschowitz, Drandul, Gaber, Gatschen, Tappelwerch, endlich Pöllandl, Pogoretz, sowie Semitsch und Wertschitz. Angesichts der verhältnismäßig frühen Besiedlung der Pöllandl-Tschermoschnitzer Talung ist es verständlich, daß selbst die Gegend östlich von Stockendorf, wie Skrill und Kletsch, in das Areal dieser partiellen und sicher sehr dünnen Vorbesiedlung fiel. Was Unterlag anbetrifft, so ist hier eine Niederlassung durch einige slovenische Vorläufer, die von Kostel heraufkamen, nicht ausgeschlossen. Diese Entfaltung von Siedlungstätigkeit zeichnet sich, wie man der Betrachtung ihrer Verbreitung entnehmen kann, vornehmlich durch ihre Anlehnung an Verkehrswege, an Durchgangslinien, aus. Ein Blick auf die überwiegende Mehrzahl von deutschen Ortsnamen, die sich auf den zwischen diesen Gebieten liegenden weiten Landstrichen finden, zeigt, daß die Naturlandschaft in großen Teilen, z. B. im gesamten Gebiet der Gottscheer Talung, ein starkes Beharrungsvermögen der Aufsplitterung durch slawische Kulturböden entgegengesetzt haben muß. Nach der sehr geringen Anzahl slovenischer Familiennamen zu urteilen, die im "Urbar vom Jahre 1574" für die slawisch benannten Ortschaften vorkommen, kann die Volksmenge in diesen ersten Rodungsinseln nur sehr gering gewesen sein. Angesichts dieser partiellen Besiedlung kann auch z. B. in der Rieger Talung nicht an eine schlauchartige Lichtung der Wälder gedacht werden, welche die einzelnen Kulturflächen miteinander verbanden. Wie noch heute die Kulturwaldareale vielfach nur verhältnismäßig kleine Lichtungen für die Fluren der Dörfer auflassen, so waren damals noch viel weitere Strecken vom Urwald eingenommen, welche nur an den genannten Orten durch die Rodetätigkeit gelichtet und der Kultivierung zugeführt waren. Hier mußte die Wirkung intensiver, allochthoner Kulturkräfte einsetzen, um statt der gassen- und inselhaften Öffnung des Waldkleides eine breite gegenseitige Annäherung des Kulturlandes herbeizuführen. Deutsche Bauern sollten das Gebiet wirtschaftlich ertragreich gestalten. Die Grundherren folgten nur dem Beispiel der Freisinger Bischöfe, die schon um das Jahr 1000 zahlreiche Kolonisten aus Bayern, Kärnten und Tirol auf ihre Güter in Ober-Krain gezogen hatten, wenn sie nun, über 300 Jahre später, deutsche Bauern in ihre Herrschaft riefen. Denn einzig und allein der Bauer, der den zehnten Teil seiner Ernte an die Herrschaft liefern mußte, konnte dem Grundherrn alljährlich Werte und Güter schaffen. Für die Vorbesiedlung mögen sich die Grundherren auf den in örtlicher Beziehung am nächsten liegenden Boden von Reifnitz und vielleicht auch von Laaß gestützt haben, wo sie ausgedehnte Besitzungen inne hatten. Es ist gar nicht verwunderlich, daß in der Gottscheer Talung die slawischen Ortsnamen fast völlig aufhören, je weiter man gegen Süden vorschreitet, d. h. daß hier von Anbeginn jeglicher Kolonisation ausschließlich deutsche Ansiedlungen lagen. Diese breit auslaufende Talung, die zum Verkehr geradezu einzuladen scheint, ist in Wirklichkeit der Erschließung nicht günstig. Abgesehen davon, daß sich im Süden der mächtige Rücken des Kositzen als ein breiter Abschluß vor die Talung legt, der nur durch die heute von Graflinden über Videm führende Paßstraße geöffnet ist, kehren auch die Überschwemmungen der Rinnse die scheinbaren Vorzüge der orographischen Struktur in ihr Gegenteil um. Nicht nur im weiteren Bereich der heutigen Stadt Gottschee bis hinauf nach Mösel ist das Gelände heute noch, trotz künstlicher Eingriffe der Menschen, leicht versumpft und von Wasserlachen erfüllt, sondern selbst bei Graflinden füllt sich nach heftigen Regengüssen das Bett eines kleinen Karstflüßchens mit Wasser, so daß es bis zu dem vor kurzer Zeit erfolgten Bau einer Brücke den Ortsbewohnern manchmal wochenlang nicht möglich war, ihre auf der Gegenseite liegenden Äcker und Wiesen zu erreichen. Über die deutsche, die eigentliche Hauptbesiedlung verfügen wir über ein geringes, historisches Quellenmaterial in den Urkunden und Regesten. Sicher hat sie dank der zielbewußten Maßnahmen des Grafen Otto von Ortenburg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bedeutende und rasche Fortschritte gemacht. Bald wurde die Entfernung des Schritt für Schritt urbar gemachten Bodens zu groß von der Pfarre in Reifnitz, um einen geordneten Seelsorgedienst aufrecht zu erhalten. Denn im Jahre 1339 wird laut einer Urkunde des Patriarchen Bertram von Aquileja die Errichtung einer Lokal-Patronei bei der Bartholomäuskirche in Moswald bestätigt (vgl. Urkunde bei Schumi, 1882/83). Kaum drei Dezennien später bewilligt der Patriarch Ludwig II. della Torre, wie bereits erwähnt, eine selbständige Pfarre für die gleiche Gegend. So stark war die Zunahme der Bevölkerung in so kurzer Zeit. Und der Sitz der Pfarre wurde überdies der geeignete Platz für den Austausch der Warengüter, er löste Reifnitz als Vorort des neubesiedelten Ländchens ab, er wurde der wirtschaftliche Mittelpunkt und wird als solcher bereits im Jahre 1375 als "Markt in Gottschee" urkundlich erwähnt (Wolsegger, 1892). Die Wurzel des Wortes Gottschee geht wohl freilich auf slawischen Ursprung zurück, was uns in Anbetracht der Vorbesiedlung und des Charakters dieses Wortes als erster Gegend-Name durchaus verständlich ist (6). Der Gegend-Name aus der Zeit der partiellen slawischen Vorbesiedlung ging hier eben auf den Markt, die spätere Stadt Gottschee, über, wie er schließlich für die gesamte deutsche Sprachinsel galt. Im Gegensatz hierzu tragen aber die Orte, die auf dem, diesen Namen tragenden Boden der Gottscheer Talung im engeren Sinne liegen, rein deutsche Bezeichnungen. Da ragt auf niedriger, trockener Anhöhe das Dorf Mösel auf. Es ist gegen die tieferen, sumpfigen "moosigen" Böden geschützt, die das Gottscheer Tal kennzeichnen und mag von seiner Umgebung auch seinen Namen haben. Denn auch um Mooswald bei Gottschee ist es infolge zeitweiliger Überschwemmung ziemlich feucht und naß, gleichwie bei "Moos" im Hinterlande. Weiter bemerken wir Dürnbach, eine für den Karst charakteristische Benennung, und Otterbach. Über die langgestreckte Anhöhe des Staudach, also gleichsam über den Rein, die Grenze, hinüber, gelangen wir nach Reintal. Und eine echt deutsche Sprache reden die Orte Verderb und Verdreng, die ins slowenische schlechthin gar nicht zu übersetzen sind. Ein Blick auf die Karte zeigt noch eine ganze Anzahl von weiteren deutschen Ortsnamen. Einem Loschin und Windischdorf steht ein Koflern und Mitterdorf gegenüber, Namen, die jenseits von den deutschen Siedlungen Kerndorf und Schalkendorf in das Gebiet vorherrschender deutscher Namen, wie Grafenfeld (im Urbar Krapfenfeld), Lienfeld, Schwarzenbach überleiten. Im engeren Gebiet des Gottscheer Talungsbodens ist uns im übrigen durch die Bergnamen ein schier vollwertiger Ersatz für die fehlenden Urkunden geschaffen. Sie unterstreichen nicht nur den deutschen Charakter der Besiedlung, sondern lassen auch eine Folgerung auf die Herkunft zu. Wie in Kärnten und im Pustertal tragen die Bergkuppen hier häufig den Namen Nock. Um eine völlige Neubesiedlung scheint es sich auch im weiteren Bereich von Nesseltal zu handeln. Jene ausschließlich deutschen Namen, die uns in dem sog. Unterland, wie überhaupt im Zuge der Talung von Nesseltal bis hinauf nach Reichenau, Tiefenreuter, Alt- und Neubacher entgegentreten, geben uns ähnliche Anhaltspunkte. Es ist aus der Aquileja-Urkunde von 1363 nicht ersichtlich, ob unter dem Namen Gottschee auch die abseits gelegenen Gebiete von Nesseltal zu verstehen sind, Orte wie Buchberg und Warmberg, oder Kummersdorf, Lichtenbach und Graflinden, wie vor allem Büchel und Deutschau. Da Nesseltal erst um 1400 urkundlich erwähnt wird (s. Obergföll, 1919), also viel später als Gottschee und Rieg, liegt es nahe, die deutsche Besiedlung dieses Landstriches zu einer etwas späteren Zeit anzusetzen. H. Grothe (1931) kommt durch Vergleich des Ortsstandes nach dem Urbar vom Jahre 1574 mit den auf das Jahr 1770 bezogenen Angaben Schröers zu der Ansicht, daß in dem genannten Zeitraum vornehmlich am Ostsaume des Ländchens sowie im Hornwald und an dessen Westfuß neue Dörfer entstehen. Es sind: Ramsriegel, Thurn, Oberdeutschau, Suchen, Schlechtbüchel, Schöflein, Mittenwald, Töplitzel, Maierle, Roßbüchel, Skrill, Alttabor, Wretzen, Widerzug, Neutabor, Drandul, Plesch, Ribnik, Oberstein, Komutzen, und schließlich auch im Westen Suchen und Merleinsrauth. Weiter weist Grothe an Hand der kartographischen Aufnahmen des österreichischen Generalstabs nach, daß noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Bevölkerung und mit ihr die Zahl der Siedlungen (nach 1770 entstehen: Schönberg, Kukendorf, Kaltenbrunn, Oberpockstein, Grodetz, Warmberg (südliches), Karlshütten, Gehack, Dranbank, Hornwald, Laubbüchel, Achelitz, Gaber, Drandul, Gehag, Unter-Blaschowitz, Guttenberg, Neuberg, Gatschen (?), Hirisgruben, Brunngereuth, Bistritz, Saderz) wächst. "Erst um 1825 ist die Tragfähigkeit des Gottscheer Bodens erschöpft." Es beginnt nun die bis auf die Gegenwart währende Auswanderung, auf die wir in anderem Zusammenhang zurückkommen. Hier sei nur ein kurzes Wort dem Gang der kolonisatorischen Entwicklung gewidmet, wie er sich in jenen Gegenden vollzog, für die wir bereits die ersten Anfänge einer Urbarmachung durch slawische Siedler mit dem Hinweis auf Ortsnamen begründeten. Wie die mannigfaltige Abwechslung slovenischer und deutscher Siedlungsbezeichnungen in den von der Vorbesiedlung bevorzugten Randnamen zeigt, müssen nach der Vornahme erster Neu-Rodungen beträchtliche deutsche Zuwanderungen erfolgt sein: Selbst in den südöstlichen und südwestlichen Vorlagen des Hornwaldes herrscht trotz der Nähe der slawischen Grenzgebiete der deutsche Familienname durchaus vor. Eine andere Tatsache, die Historiker wie Elze, Krones, Dimitz, Schumi usw. aus der Aquileja-Urkunde folgerten, daß nämlich die slawisch benannten Orte einen großen Zuschuß deutscher Einwanderung bekamen und somit eine bedeutende Erweiterung, vom Weiler zum Dorf, erlebten, können wir am Beispiel der Rieger Talung im einzelnen bestätigen. Von den im Urbar von 1574 aufgeführten Familiennamen der Dörfer Mrauen, Göttenitz, Rieg und Masern sind kaum 7% slawischer Wurzel. Im Jahre 1370 wird Rieg zum ersten Male urkundlich aufgeführt, und zwar als eine große und gute Pfarre (s. Murchar, Urkunden und Regesten, Archiv, II. Bd.). Die deutsche Umformung des alten slawischen Namens Reka ist unter diesen Umständen sehr verständlich. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurden zu gleicher Zeit neue Siedlungen in den mehr abseits gelegenen Teilen dieser Talung begründet, da ja schließlich die Anzahl der Ackerflächen in den zur Zeit der slawischen partiellen Vorbesiedlung entstandenen, vergrößerten Ortschaften beschränkt war. Die Orte Hinterberg, Moos, Handlern und Stalzern dürften auf solche deutsche Neusiedlungen zurückgehen. Wir sehen diesen Prozeß als eine ganz typische Erscheinung für den Gang der deutschen Hauptkolonisation im gesamten Gottscheer Hochlande an. Anmerkungen: 01) Es handelt sich vornehmlich um Kreideablagerungen, während Trias und besonders Jura sehr selten sein dürften. Fr. Ursic (1932) fand allerdings beim Bahnhof Gottschee das der Portlandstufe der oberen Juraformation angehörende Diceras arietinum Lamarck. (2) Auch dort, wo eine starke Dolomitisierung des Gesteinsgrundes vorliegt ("Schwemmlanddolinen"), vermag sich das Wasser auf kurze Strecken an der Oberfläche zu halten. In trüben Lachen findet es sich in einzelnen napfförmigen Dolinen, um nach starken Regenfällen im Frühjahr oder Herbst eine schwache Erosionsarbeit zu leisten. Diese Verhältnisse treten uns z. B. in einer am Südostrand der Hochfläche gelegenen Uvala in unmittelbarer Nähe der Siedlung Sporeben entgegen. Den Quellenmulden am Ostfuß des Hollerbühel entsprechen gut ausgeprägte Dolinenschwinden, südlich jener Kapelle, die zwischen dem Hollerbühel und dem Maurigbühel an einer Wegkreuzung erbaut wurde. 3) Besonders in den krainischen Landtagssitzungen des Jahres 1890 wird erwähnt, daß es noch Orte in Gottschee gebe, deren Bewohner viele Stunden um Wasser für ihr Vieh fahren müssen. 4) Es scheint, daß die abgeplatteten, rund 660 m hohen Erhebungen des Räuthbüchel und Annaberg mit ausgeprägten Gehängeabsätzen bei Hochenegg und Oberstein sowie dem Boden einer Uvala "Zu der Suchen" korrespondieren. Auch der Bärenwald und der Westteil der Debličwiese zeigen kleine Plateaus in derselben Höhenlage. 5) Für die Gottscheer Gegend ist m. E. bisher keine Urkunde mit der Angabe "in der Windischen Mark" bekannt. Auch meine Nachforschungen im Staatsarchiv in Wien, bei denen mich Herr Dr. Ruthar in dankenswerter Weise unterstützte, waren ohne Erfolg. 6) Die Ableitung von Goten ist abzulehnen. Das Stadtsiegel aus dem Jahre 1471 zeigt noch die Schreibweise "Kotshew". Gottschee wird vielleicht von Goščevje, d. i. Waldung, abzuleiten sein, evtl. auch von koče, d. i. Blockhaus. www.gottschee.de |