Gedächtnisschrift, Dr. Hans Arko, Advokat in Gottschee, keine Datierung - wahrscheinlich Ende November 1941.


Dr. Hans Arko gehörte über viele Jahre der alten Gottscheer Führung an, er verkörperte die national-liberale Tradition im politischen und kulturellen Leben.

Diese Gedächtnisschrift ist ebenso eine Verteidigungsschrift, auf das zuvor an die EWZ gesandte Schreiben des Gottscheer Volksgruppen u. SS-Sturmbannführers Wilhelm Lampeter. Dieser hatte die Verdienste der alten Gottscheer Führung unter Pfarrer J. Eppich und Dr. H. Arko in Frage gestellt.

(Februar 2004 - J. Gladitsch)



Dr. Hans Arko an der Spitze des Festzuges und Gruppenfotos mit dem Gottscheer
Gesangsverein, Fotos: 1 u. 2 - Hildegard Rom, 3 - GLM.


Gedächtnisschrift



Während die Gottscheer Sprachinsel im Jahre 1875 noch rund 28.000 Einwohner zählte, ging diese Zahl bis nach dem Umsturze im Jahre 1918 auf rund 16.000 zurück. Wenn wir nun den Ursachen dieses Rückganges nachgehen, so sind es deren mehrerer, die diesen Rückgang verursacht haben. Vor allem war es der Raummangel, der die Einwohner zur Auswanderung zwang, da sich die Gottscheer nur auf dem von ihnen seit Jahrhunderten innegehabten Raum bewegen konnten und somit in der Heimat nicht genügend Platz fanden. Sodann war es der Wandergeist, der die Gottscheer immer beseelt hat und sie in die weite Welt trieb, wo so mancher von ihnen zu geachteten Stellen und zu Wohlstand kam. Bis gegen das Jahr 1895 blieb die Auswanderung in gemässigten Grenzen. Von dieser Zeit an aber erfasste unsere Leute das Amerikafieber und es nahm die Auswanderung sehr bedrohliche Masse an. Die besten Kräfte verliessen das Heimatland, um über dem Wasser die zweite Heimat zu suchen. Diese Auswanderung zeitigte das Ergebnis, dass im Jahre 1930 bereits rund 24.000 Gottscheer in Nordamerika lebten, somit bedeutend mehr, als in der Heimat zurückgeblieben sind. Weiters trägt an der Auswanderung auch die Erhöhung des Lebensstandards schuld, da die Leute nicht mehr so genügsam leben wollten als früher.




Als nun der Umsturz eingetreten war, war es uns allen Gottscheern klar, dass der jugoslavische Staat alle Mittel anwenden wird, um die Gottscheer zu entnationalisieren und dem Staatsvolke einzuverleiben. Schon unter Oesterreich hat im Gottscheerländchen der nationale Kampf grosse Aussmasse angenommen, doch konnten damals mit Hilfe der deutschen Schutzvereine "Südmark" und "Deutscher Schulverein" alle Anschläge erfolgreich abgewehrt werden. Im Zeichen dieses Kampfes wurde im Jahre 1917 in Gottschee unter dem Vorsitze des damaligen Bürgermeisters Alois Loy der "Deutsche Volksrat" gegründet, dem die Aufgabe zufiel die Nationalen Belange der Gottscheer zu wahren. Der Volksrat entwickelte eine sehr grosse Tätigkeit und hat nach dem Umsturze auch die Aufgabe übernommen dahin zu wirken, dass Gottschee eine deutsche Republik unter dem Schutze der Vereinigten Staaten von Nordamerika werde und zwar unter dem Gesichtspunkte, dass ja mehr Gottscheer dort wohnen als in der Heimat selbst. Dieser Plan schlug trotz mehrfacher Verbindungen, die man mit Annunzio aufgenommen hat, fehl. Im Monate März 1919 wurde der Deutsche Nationalrat aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt.

Ich selbst trug mich nach dem Umsturze mit dem Gedanken für Oesterreich zu optieren und mich als Rechtsanwalt nach Völkermarkt zu begeben, wo ich bereits die Kanzleilokale aufgenommen hatte. Ich habe jedoch diesen Plan sofort aufgegeben, als ich sah, dass die Mehrzahl der Intelligenz das Ländchen verliess und so eigentlich kein freier Mensch mit den notwendigen Kenntnissen im Ländchen verblieb, der die nationalen Interessen unserer Landsleute vertreten konnte. Dass dieser Entschluss für mich ein grosses Opfer war, geht aus dem Umstande hervor, dass ich der slovenischen Sprache nicht mächtig war und mir daher diese erst aneignen musste und dass ich einen guten Posten ausgeschlagen habe, da ich als einziger Rechtsanwalt in Völkermarkt meine Kanzlei aufgemacht hatte.

Um einen wirksamen Zusammenschluss aller Gottscheer herbeizuführen, wurde sofort nach dem Umsturze die Parole herausgegeben, dass wir in Zukunft weder nach rechts noch nach links schauen wollen und dass wir weder Klassen noch sonstige Unterschiede, sondern nur Gottscheer kennen. Auf dieser Grundlage wurde im Jahre 1919 die Gottscheer Bauernpartei gegründet, welche berufen war, alle politischen Fragen des Gottscheerländchens zu bearbeiten und zu regeln. Da ich in dieser Partei eine grosse Rolle spielte, ging die Behörde sogleich mit den schärfsten Mitteln gegen mich vor. So wurde ich im Jahre 1919 nicht weniger als dreimal des Landes verwiesen mit dem jedenmaligen Bemerken, dass gegen den Ausweisungsbeschluss kein Rechtmittel zulässig ist. Ausserdem wurden in diesem Jahre auch 6 Hausdurchsuchungen bei mir vorgenommen.

Die erste Aufgabe der Gottscheer Bauernpartei bestand darin, die Gottscheer zu Wahlzeiten zusammenzufassen und geschlossen in den Wahlkampf zu gehen, da es nur auf diese Art und Weise möglich war als politischer Faktor in Betracht zu kommen. Der Erfolg dieser Bestrebungen zeigte sich in Hinkunft auch bei allen Wahlen, da die Gottscheer beinahe geschlossen die von der Partei herausgegebenen Parolen befolgt haben.

Die ersten Gemeindewahlen haben im Jahre 1924 stattgefunden. In der Stadt, die nach dem Umsturze durch den Zuzug slovenischer Beamten, Kaufleuten und Arbeitern eine slovenische Wählermehrheit erlangt hat, konnte die Partei trotz slovenischer Verfolgungen von 24 Sitzen 10 Sitze erringen, während die Landgemeinden durchwegs in deutsche Hände gerieten. Die Amtsperiode in der Stadtvertretung war für die deutschen Vertreter ein Martyrium, da alle ihre Anträge aus Prinzip abgelehnt und ihre Anträge, da sie in deutscher Sprache vorgebracht worden sind, gar nicht protokolliert worden sind. Die späteren Gemeindewahlen standen immer im Zeichen des Kompromisses mit einer der slovenischen Parteien, wobei die Deutschen ihre Wünsche stets durchsetzen konnten. Ich selbst gehörte der Gemeindevertetung die ganze Zeit an mit Ausnahme der Zeit von 1930 bis 1933, wo die Gemeinde durch eine Gerenten verwaltet worden ist. Ich war durch eine Periode Vicebürgermeister und durch eine zweite Periode Gemeinderat.

Im Jahre 1928 fanden die Gebietswahlen statt, bei den der Gottscheer Bezirk Herrn geistlichen Rat Josef Eppich zu seinen Vertreter, mich aber zu dessen Stellvertreter wählte. Der Landtag wurde im Jahre 1929 aufgelöst. Herr Pfarrer Eppich leistete in dieser Zeit sehr erspriessliche Arbeit und setzte sich besonders dafür ein, dass den Gottscheern das seinerzeit weggenommene Studentenheim wieder zurückgegeben oder der Gegenwert vergütet werde.

Nachdem im Jahre 1929 alle politischen Vereine, darunter auch die Gottscheer Bauernpartei, aufgelöst worden sind, wurde im ganzen Staate eine Staatspartei gegründet, zu der auch die Gottscheer beigetreten sind. Auch in dem Gottscheerländchen wurden Ortsgruppen gebildet, in denen die Gottscheer ihrer Stärke gemäss vertreten waren, ebenso auch in den Bezirksausschüssen. Ich selbst wurde als Obmannstellvertreter des Gottscheer Bezirksausschusses eingesetzt. Die Mitarbeit in dieser Partei war für die Gottscheer vorteilhaft, da als Obmann des Gottscheer Bezirksausschusses Herr Minister Johann Pucelj fungierte und die berechtigten Belange der Gottscheer wirklich unterstützt hat. Als diese Partei im Jahre 1936 durch eine andere Staatspartei beiseite geschoben wurde, sind die Gottscheer keiner politischen Partei mehr beigetreten. Dass die neue Partei wieder mit der Drangsalierung der Gottscheer begonnen hat, braucht weiter nicht hervorgehoben zu werden.

Die Parlamentswahlen standen immer im Zeichen des Kompromisses, da die Wähleranzahl der Gottscheer zu gering war einen eigenen Kandidaten durchzubringen. Bei diesen Kompromissverhandlungen war es immer das Bestreben der Bauernpartei möglichst viele nationale Vorteile für das Gottscheer Ländchen herauszuschlagen. Es wurde auch von den einzelnen slavischen Parteien, mit den Wahlkompromisse abgeschlossen worden sind, viele derartige Versprechungen gemacht, doch wenige eingehalten. Im Jahre 1930 kandidierte im Gottscheer Bezirke Herr Minister Pucelj und als sein Stellvertreter ich, wobei er mit überwiegender Mehrheit gewählt worden ist. In meiner Eigenschaft als Stellvertreter hielt ich im Jahre 1931 auf dem Parteitage der Staatspartei in Cilli eine Rede in deutscher Sprache, in welcher ich die Gewährung aller völkischen Rechte an die deutsche Volksgruppe in Slovenien verlangte.

Die Gottscheer haben aber auch die Fühlung mit den übrigen Deutschen in Jugoslavien aufgenommen. Ich wurde in den Hauptausschuss der " Deutschen Partei ", welche die politischen Rechte des Gesamtdeutschtums vertrat, gewählt, Pfarrer Josef Eppich aber in den Hauptausschuss des " Politisch wirtschaftlichen Vereines " in Marburg.

Obwohl die Gottscheer Bauernpartei im Jahre 1929 aufgelöst worden ist, wurden auch nach dieser Zeit die notwendigen politischen Weisungen von einem eigens hierfür aufgestellten Ausschusse, dessen Vorsitz ich innehatte, ausgegeben.



Vereinswesen.

Vor und während des Weltkrieges herrschte in Gottschee ein reges Vereinsleben, gab es doch Ortsgruppen der Südmark und des Schulvereines, den Turnverein, den Gesangverein, den Leseverein, den Theaterverein, den Kindergartenverein u.s.w.

Mit Ausnahme des Lesevereines wurden im Jahre 1919 alle deutschen Vereine aufgelöst und das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Doch auch der Leseverein wurde im Jahre 1921 aufgelöst und sämtliche Bücher in Beschlag genommen und abgeführt, so dass als deutsche Institution nur mehr der Feuerwehrverein übrigblieb. Vom Jahre 1919 bis 1922 lag jede Vereinstätigkeit brach, da die Deutschen Jugoslaviens im Parlamente nicht vertreten waren und somit an einen Neuaufbau der Vereine nicht zu denken war.

Im Jahre 1922 wurde in Neusatz der Schwäbisch-deutsche Kulturbund gegründet und ich als Vertreter der Gottscheer in den Hauptausschuss gewählt, den ich die ganze Zeit seines Bestehens angehörte.

Im Jahre 1923 waren die Vorarbeiten soweit fortgeschritten, dass an die Gründung einer Ortsgruppe des Kulturbundes in der Stadt geschritten werden konnte. An der gründenden Hauptversammlung nahm der damalige Bundespräsident Dr. Grassl teil und wurde sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande mit grosser Begeisterung begrüsst, sahen doch in ihm die Gottscheer ihren Befreier. Zum ersten Ortsgruppenobmanne wurde ich gewählt. Doch erfreute sich diese erste Ortsgruppengründung keiner langen Lebensdauer, das sie schon nach 8 Tagen behördlich aufgelöst worden ist, mit der Begründung, dass bereits bei der gründenden Hauptversammlung politische Tendenzen zum Vorscheine kamen, die nach den Statuten verboten sind. Erst im Jahre 1928 wurde die Ortsgruppe wieder gegründet und übernahm wieder ich die Obmannstelle. Sogleich wurde von der Stadt aus die Gründung von Ortsgruppen auf dem flachen

Lande in Angriff genommen, so dass bereits im Jahre 1929 18 Ortsgruppen gegründet waren. Es galt nun den Ausbau dieser Ortsgruppen vorzunehmen. Vorerst wurden in den Ortsgruppen Jugendgruppen aufgestellt, die nach jeder Richtung hin geschult wurden und dem Jugendführer in der Stadt unterstanden. Anlässlich eines Festes des Sportvereines in Gottschee waren bereits 800 Jugendliche im Jahre 1932 angetreten, die sowohl durch ihre Disziplin und durch ihren Gesang angenehm aufgefallen sind. Hierbei ist zu bedenken, dass gerade in diesen Jahren der behördliche Druck fast untragbare Grenzen erreicht hat. Ich überliess später die Obmannschaft in der Stadt Herrn Ferdinand Perz, um mich der Gesamtorganisation widmen zu können. Um unsere Jugend unauffällig erfassen zu können, wurde im Jahre 1934 mit Hilfe der deutschen Studentenschaft in der Nähe von Altfriesach eine Hütte erbaut, die sehr viel zur Schulung unserer Jugend beigetragen hat. Im Jahre 1935 wurde ebenfalls ein Schulungslager in Morobitz abgehalten. Im Jahre 1936 wurde unter dem Titel eines Kochkurses ein Schulungslager für Jungmädchen veranstaltet, das sich eines sehr regen Besuches erfreute und grosse Erfolge gezeitigt hat. Der Versuche solche Kurse auch in Pöllandl und Suchen abzuhalten scheiterte infolge Eingreifens der Behörden. Heimabende wurden aber in allen Ortsgruppen abgehalten und so Alt und Jung erfasst. Um den ärmeren Leuten Verdienstmöglichkeiten zu schaffen, wurden mit Hilfe des Reiches in mehreren Gegenden die Leute auf Erzeugung von Heimarbeiten geschult und haben so eine Verdienstmöglichkeit erhalten. Den Behörden war diese Arbeit ein Dorn im Auge und es wurde mir daher im Jahre 1935 die Arbeit in den Ortsgruppen amtlich verboten. Erwähnt sei noch, dass ich auch grosses Gewicht darauf gelegt habe den fernliegenden Ortschaften Radioapperate zu verschaffen, um so den Bewohnern Gelegenheit zu geben mit der Welt in Kontakt zu bleiben. Durch mich erhielt die Ortschaft Suchen durch eine Spende des Reiches einen solchen Apparat. Im Jahre 1937 wurde die Ortsgruppe Gottschee aufgelöst und folgten ihr viele Ortsgruppen auf dem Lande. Bei der im Jahre 1939 erfolgten Neuaufstellung der Ortsgruppen wurde Herr Josef Schober zum Obmanne gewählt, der die Arbeiten mustergültig weiterführte. Seit dem Jahre 1940 gehöre ich auch wieder dem Ausschusse an. Wie gehässig meine nationale Arbeit im Rahmen des Kulturbundes von der Gegenseite verfolgt worden ist, geht auch aus dem Umstande hervor, dass mir meine Aufsichtsbehörde die - Advokatenkammer in Laibach - jede deutschnationale Arbeit einstellen wollte.

Nach dem Umsturze brachten die Dorfburschen, die beim Militär gedient hatten, slavische Lieder in die einzelnen Dörfer, die sich dann so einbürgerten, dass man dort selten mehr deutsche Lieder hörte. Dieser unhaltbare Zustand führte zur Gründung des Gottscheer-Gesangvereines, der bereits im Jahre 1922 ohne Satzungen seine Tätigkeit aufgenommen hat. Ich habe hierbei die Stelle eines Chormeisters übernommen und war mir sofort im Klaren, dass dieser Verein mehr politische als kulturelle Bedeutung hat. Im Rahmen dieses Vereines, der sodann im Jahre 1923 endgültig gegründet worden ist, sollte unsere Landbevölkerung national wachgerüttelt und erhalten werden, wobei das gesungene Wort die Hauptpropaganda bilden sollte. Der Verein war daher den Behörden gegenüber eine gute Tarnung. Ich kann heute ruhigen Gewissens behaupten, dass der Verein sein angestrebtes Ziel voll und ganz erreicht hat und dass für den Fall, als dieser Verein nicht gegründet worden wäre, heute keine Gottscheer zur Umsiedlung zur Verfügung ständen. Der Verein hat während seiner Vereinstätigkeit alljährlich in der Stadt zwei Liederabende veranstaltet und mehrere Ortschaften besucht. Im Laufe der Zeit hat der Verein 78 Ortschaften besucht und Liedervorträge gehalten. Vor dem Abschiede habe ich die Leute immer wieder durch eine Rede aufgemuntert ihre Nation und ihrer Scholle treu zu bleiben. Da diese Reden nicht angemeldet werden konnten, wurde ich jedesmal von der Bezirkshauptmannschaft zu einer mehr oder weniger hohen Geldstrafe verurteilt, was im Laufe der Zeit ein ganz hübsches Sümmchen ausmachte. Im Rahmen dieses Vereines wurde im Jahre 1928 das erste Trachtenfest in Gottschee veranstaltet und fand seine Krönung in der Aufführung der Gottscher Hochzeit. Zum ersten Male hatte die Landbevölkerung Gelegenheit in grösseren Mengen in die Stadt zu kommen. Es war die erste grössere Zusammenfassung aller Gottscheer, die erste Probe des Gemeinschaftssinnes und hat sich glänzend bewährt.





Auch die 600 Jahrfeier war ein Werk des Gesangvereines. Dieses Fest, das sich in Hinblick auf die damaligen Verhältnisse als einmalig herausgestellt hat, hat so viele Leute in der Stadt versammelt, wie sie in solcher Menge noch nie gesehen worden sind. Bei dieser Veranstaltung hat sich so recht herausgestellt, dass die Arbeit des Vereines nicht umsonst war und dass das einigende Band um die Gottscheer fest geschlossen ist. Aus allen Gauen kamen sie herbei, vom Lande, von Oesterreich, aus dem Reiche, ja sogar aus Amerika. Gewaltig waren die Arbeiten, die für die lückenlose Durchführung dieses Festes notwendig waren, doch hat sie der Verein unter meiner Leitung erfolgreich bestanden trotz der sich von Seite der Behörden auftürmenden Schwierigkeiten. Gross war auch der Erfolg nach dieser Richtung hin, dass unser Ländchen durch diese Veranstaltung in der ganzen Welt bekannt geworden ist. Es gäbe noch viele Sachen von dieser Feier zu berichten, doch würde dies den Rahmen dieses Aufsatzes überschreiten.

Der Verein hat jedoch nicht nur selbst Lieder gesungen, sondern auch die Dorfjugend angeregt dem Gottscheer Volksliede, das ja eine Fundgrube für den deutschen Volksgesang bildet, Aufmerksamkeit zu schenken und sie zu singen. Um dieser Anregung noch mehr Nachdruck zu verleihen veranstaltete der Verein in den Jahren 1934, 1935, 1936 in der Stadt ein Wettsingen, bei dem alle Singscharen der einzelnen Ortschaften vertreten waren und sehr beachtenswerte Erfolge errungen haben. Wie nützlich diese Veranstaltungen waren, zeigt sich darin, dass unsere Leute heute fast ausschliesslich nebst den Liedern der Partei das Gottscheer Lied pflegen.

Der Verein hat aber auch die Verbindung mit den übrigen Volksgenossen aufrechterhalten. So wurde in Laibach ein Konzert veranstaltet, der Marburger und Cillier Männergesangsverein besucht und auch an dem Sängertreffen in Neusatz teilgenommen.

Schliesslich hat der Verein auch die Verbindung mit seinen Landsleuten in Wien und Klagenfurt hergestellt und im ersteren im Jahre 1926 und im letzteren im Jahre 1928 Konzerte veranstaltet.

Um dem Gottscheer Volksliede auch im Reiche die notwendige Beachtung zu verschaffen, wurde im Jahre 1937 über Einladung der Deutschen Akademie in München ein Konzert veranstaltet und im Radio gesungen. Auch dieser Ausflug war von grossem Erfolge begleitet. Leider war es uns nicht möglich im Jahre 1938 in Magdeburg und anderen Städten des Reiches zu konzertieren, da wir von unseren Behörden keine Ausreisebewilligung erhalten haben. Auch der zu unseren Landsleuten nach Amerika vorbereitete Ausflug scheiterte an der damaligen politischen Lage.

Der Marburger Männergesangverein ernannte mich im Jahre 1930 infolge meiner Tätigkeit auf dem Gebiete des Gesanges und meiner politischen Arbeit zu ihrem Ehrenmitgliede. Der Gottscheer Gesangverein ernannte mich aber im Jahre 1933 zu ihrem Ehrenchormeister.

Im Jahre 1924 wurde der Deutsche Leseverein neugegründet und ich zu dessen ersten Obmanne gewählt, der ich bis zum Jahre 1941 geblieben bin. Heuer übernahm Herr Josef Schober die Obmannstelle und ich wurde zu seinem Stellvertreter gewählt. Unsere Bücherei musste vollkommen neu aufgebaut werden, da ja die früheren Bücher von der Behörde beschlagnahmt worden sind. Durch Spenden aus dem Reich und den eigenen Reihen sowie durch Ankauf ist es dem Vereine geglückt im Laufe der Jahre wieder einen Bücherbestand von über 3000 Bänden zu sammeln. Dass auch der Leseverein, der sich eines fleissigen Besuches erfreut, viel zur Erweckung und Förderung des nationalen Fühlens und Denkens unserer Leute beigetragen hat, steht ausser Zweifel. Bemerkt wird noch, dass der Leseverein auch vielfach Bücher an die einzelnen Dörfer abgegeben hat. Im Jahre 1941 wurde ich zum Ehrenmitgliede des Vereines ernannt.

Auch für die sportliche Erziehung unserer Jugend wurde Sorge getragen. Im Jahre 1925, der sehr viele ausübende Mitglieder zählte. Es wurde jede Art von Sport getrieben und beteiligte sich der Sportverein an vielen Ausflügen des Gesangvereines. Durch seine turnerischen Vorführungen erwarb er sich rasch die Sympathien der Zuschauer. Der Verein wurde im Jahre 1930 behördlich aufgelöst, da laut Gesetz nur die Mitglieder des Kampfvereines Sokol berechtigt waren auf den Geräten zu turnen. Ich war Begründer des Vereines und gehörte ihm als Schriftführer an. Auch dieser Verein, in welchem zuerst der gemischte Chor eingebaut war und erst später vom Gesangsvereine übernommen worden ist, hat viel zur Jugenderziehung und Jugendertüchtigung beigetragen.

In diesem Rahmen sei auch erwähnt, dass vom Kulturbund im Jahre 1935 in der Stadt ein Kindergarten errichtet worden ist, der gleichzeitig mit der Auflösung der Ortsgruppen seine Tätigkeit einstellen musste. Sehr segensreich war diese Einrichtung für die Kleinen, da ihnen im Kindergarten eine Pflegestätte für deutsches Fühlen und Handeln geschaffen worden ist. Die Kindergartentätigkeit wurde übrigens im Jahre 1939 mit gutem Erfolge fortgesetzt.

Vor dem Umsturze bestand in Gottschee ein deutsches Gymnasium, durch welches es unserer talentierten Jugend ermöglicht worden ist das Studium zu beginnen und bis zur Matura fortzusetzen. Nach dem Umsturze wurde dieses Gymnasium natürlich in ein slovenisches umgewandelt-. Schon vor dem Umsturze konnten viele Dorfburschen das Studium nur mit Hilfe von Unterstützungen und den geschaffenen Stipendien fortsetzen und bestand zu diesem Zwecke in der Stadt ein Unterstützungsverein, der es ermöglicht hat, dass viele ärmere Studenten ihr Studium vollenden konnten, doch wurde das Vermögen dieses Vereines nach dem Umsturze von den Behörden beschlagnahmt, so dass alle Mittel verloren gegangen sind. Da aber auch nach dem Umsturze Dorfburschen an dem slovenischen Gymnasium ihr Studium fortsetzten, wurde über meine Initiative der Studentenunterstützungsverein gegründet und dem ich seit seinem Bestehen angehöre. Durch diesen Verein ist wieder die Möglichkeit geschaffen worden bedürftigen Schülern das Studium zu ermöglichen und zwar sowohl an dem hiesigen Gymnasium als auch an der deutsche Lehrerbildungsanstalt in Neuwerbas.

Das Feuerwehrwesen war bereits vor dem Weltkriege im Gottscheerländchen sehr gut ausgebildet, hatten doch alle deutschen Feuerwehren Krains einen eigenen deutschen Gauverband, der leider auch im Jahre 1919 aufgelöst worden ist. Die Anzahl der Gottscheer Feuerwehren betrug damals 28. Da nach der Auflösung des Gauverbandes die einheitliche Leitung der Feuerwehren fehlte, musste darnach getrachtet werden, die Feuerwehren wieder einheitlich zusammenzufassen, um in ihre Reihen Disziplin und völkisches Zusammengehörigkeitsgefühl zu bringen. Vorerst wurden die Feuerwehren lose zusammengefasst und erst durch die mit vielen Mühen erreichte Gründung des Verbandes der Gottscheer Feuerwehren ist es gelungen die angestrebten Ziele zu erreichen. Von der im Jahre 1926 erfolgten Gründung bis zur Auflösung im Jahre 1935 war ich Obmann dieses Verbandes. Die Kommandosprache der Feuerwehren war die deutsche und durch Veranstaltungen von gemeinsamen Uebungen kamen sich die Leute näher und die ersten Sturmscharen waren gebildet. Da die Feuerwehren ihrerseits wieder jährlich Veranstaltungen gaben, wurde der Ringe immer enger geschlossen. Im Jahre 1935 zählte der Verband 37 Feuerwehren. In diesem Jahre wurde der staatliche Feuerwehrverband für das ganze Land gebildet und mussten alle Feuerwehren diesem Verbande beitreten. die Kommandosprache war nunmehr slovenisch. Um jedoch auch weiterhin die Gottscheer Feuerwehren zusammenzuhalten, wurden mehrere Gottscheer in den Bezirksausschuss gewählt, darunter auch ich, der ich durch eine Periode auch Bezirksobmannstellvertreter war. Doch auch im staatlichen Verbande wussten sich die Gottscheer Feuerwehren eine gewisse Sonderstellung zu bewahren. Im Jahre 1938 wurde ich von den Gottscheer Feuerwehren zum Ehrenmitgliede ernannt.



Schulwesen:

Vor dem Umsturze bestand in der Sprachinsel ein blühendes Schulwesen, das meistenteils von heimischen Lehrkräften geleitet und vom Deutschen Schulvereine tatkräftigst unterstützt worden ist. Dies änderte sich jedoch mit einem Schlage nach dem Umsturze. Die Mehrzahl der Gottscheer Lehrer war der slovenischen Sprache nicht mächtig und musste sich daher im Jahre 1919 einer Prüfung unterziehen, die alle bestanden haben. Trotzdem übersiedelte 80% der deutschen Lehrerschaft nach Oesterreich, während die älteren Lehrer pensioniert worden sind. Die hier verbliebenen Lehrkräfte wurden von ihren leitenden Stellen abgesetzt und durch slovenische Lehrkräfte ersetzt. Die Einreihung der Kinder erfolgte nicht mehr vom Gesichtpunkte der Nationalität, vielmehr wurden alle Kinder, deren Vater einen slovenisch klingenden Namen hatte, rücksichtslos ind die slovenischen Klassen eingereiht. Die Anzahl der deutschen Klassen wurde immer geringer und versiegte schliesslich fast vollkommen. Die Kinder kamen als Kälber in die Schule und verliessen sie als Ochsen. Kein Kind konnte mehr deutsch schreiben und lesen. Alle unsere Bemühungen diesbezüglich eine Aenderung herbeizuführen, scheiterten an dem geschlossenen Widerstand der Behörden, die trotz der bestehenden Gesetze den Auftrag hatten die deutschen Kinder in die slovenischen Schulen zu pferchen. Wenn aber die Behörden glaubten dadurch unsere Kinder dem Deutschtum zu entfremden, gaben sie sich falschen Hoffnungen hin. Die Kinder, welche slovenische Schulen besucht hatten, blieben infolge des häuslichen Einflusses trotzdem stramme Deutsche. Um aber diesen Kindern wenigstens die deutsche Sprache in Wort und Schrift beizubringen, versuchten wir ausserhalb der Schulde Lehrkurse zusammenzustellen, doch scheiterten auch diese Versuche an dem Verbote der politischen Behörden. Die Leidtragenden waren aber die unschuldigen Kinder.

Wie ich bereits erwähnt habe, wurde im Jahre 1931 im Rahmen der Kulturbundsortsgruppe Gottschee ein deutscher Kindergarten errichtet, dessen Notwendigkeit sich aus dem Umstande ergab, dass viele deutsche Kinder den slovenischen Kindergarten im Waisenhaus besuchten. Der Kindergarten entwickelte sich recht gut und wurde durchschnittlich von 15 bis 20 Kindern besucht. Nebst den eigentlichen Aufgaben des Kindergartens wurden im Rahmen desselben auch alljährlich Ausstellungen der Kinderarbeiten, Kinderbälle, Kinderaufführungen und Nikolofeiern veranstaltet. Nach der Auflösung des Kindergartens wurde versucht jenselben in Rahmen einer Genossenschaft wieder ins Leben zu rufen, doch wurden die Satzungen vom Kreisgerichte in Rudolfswerth angelehnt. Auch eine Beschwerde an den Obersten Gerichtshof hatte keinen Erfolg.



Wirtschaft:

Vor dem Umsturze war die wirtschaftliche Lage unserer Bauern dadurch gesichert, dass sowie der Hausierhandel als auch die Dollarsendungen aus Amerika das Gleichgewicht im Haushalte herstellen konnten. Nach dem Umsturze bewirkte eine Scheinkonjunktur ein Anwachsen der Einlagen bei der städtischen Sparkasse in Gottschee, die bis zu dieser Zeit als das zweitbeste Geldinstitut in Krain bekannt war.

Aus den Friedenszeiten ist auch die Konsumgenossenschaft in die neue Zeit hineingekommen und arbeitete solange sie im kleinen Rahmen wirkte, sehr gut. Als sie jedoch grössere Aufgaben übernehmen wollte, scheiterte sie an den gestellten Augaben und musste schliesslich Liquidieren. Seit dieser Zeit hat unser Bauer ein begründetes Misstrauen gegen Genossenschaften. Auch der Holzkohlenhandel blühte auf und führte zur Gründung einer Holzkohlengesellschaft, die aber nach kurzem Bestande wieder aufgelöst worden ist.

Von slovenischer Seite wurde im Jahre 1922 auch die Merkantilbank gegründet, in die von allen seltengrosses
Vertauen gesetzt wurde. Diese Gründung aber stellte sich später als Schwindelgründung heraus, die nur den einen Zweck hatte die meist deutschen Gelder aus der städtischen Sparkasse herauszuziehen und sie für die Zwecke des Slovenen Kajfez dienstbar zu machen. Als dieser Zweck von uns erkannt worden ist, verlangten wir in der Gemeinde sogleich eine erforderliche Vertretung in dem Sparkassenausschuss, was aber von den Slovenen abgewiesen worden ist. Wir schritten daher zur Gründung der deutschen Sparkassa, die am 1. Juli 1926 eröffnet worden ist. Wie segensreich diese Gründung war, erhellt aus folgenden Umständen: Zur Zeit der Gründung der deutschen Sparkassa befanden sich in der städtischen Sparkassa 20 Millionen Einlagen. Von diesen Einlagen und den Einlagen bei der Merkantilbank sind bei Eröffnung der deutschen Sparkassa 15 Millionen in diese eingelegt worden. Dieser Betrag wäre verloren gegangen, da die Sparkassa den Grossteil ihrer Gelder bei der Merkantilbank angelegt hatte, die später in Konkurs gegangen ist. Auf diese Weise wurde obiges Volksvermögen gerettet. Die deutsche Sparkassa hatte aber für unsern Bauern noch einen weiteren Vorteil, weil durch sie denselben leichter Kredite verschafft werden konnten. Auch sonst hat die deutsche Sparkassa völkische Belange immer gefördert und bildet noch heute den Eckpfeiler unseres wirtschaftlichen Lebens.

Als im Jahre 1931 die Geld- und Wirtschaftskrise über uns hereinbrach, wurde die Lage unseres Bauernstandes brenzlig. Die landwirtschaftlichen Produkte hatten keinen Preis, während der Bauer seine Bedarfsartikel teuer einkaufen musste. Die Dollarsendungen wurden immer seltener, so dass sich für die Bauern eine verzweifelte Lage ergab, zumal auch das Holz keinen Preis hatte. Diese Lage führte dazu, dass die Auswanderung nach Amerika und Kanada, die einige Zeit geruht hatte, wieder grösseren Umfang annahm. Auch die Verschuldung der Bauern nahm einen immer grösseren Umfang an. Aus dieser Lage heraus mussten Mittel und Wege gefunden werden, um aus diesem unhaltbaren Zustande herauszukommen. Obwohl das Hausieren vom moralischen Standpunkte aus nicht zu empfehlen war, musste zu diesem letzten Rettungsanker gegriffen werden. Im Jahre 1933 zogen die ersten Hausierer ins Reich und sodann noch in den Jahren 1934, 1935 und 1936. Wie wohltuend das Hausieren auf unser Wirtschaftsleben eingewirkt hat, kann wohl an dem Umstande ermessen werden, dass dadurch mindestens 20 Millionen Dinar ins Land gekommen sind und nebstbei andere Institutionen gespeist worden sind durch den Härtefond, der allein 115.000 RM. eingetragen hat. Es ist zwar richtig, dass durch das Hausieren viel Zwist in die einzelnen Ortschaften getragen worden ist, doch werden diese Nachteile reichlich durch die erzielten Vorteile aufgewogen. Nicht nur, dass durch das Hausieren dem einzelnen Hausierer geholfen worden ist, wurden auch aus diesem Verdienste ein allgemeiner wirtschaftlicher Aufbau vorgesehen. Das Hausieren war somit ein notwendiges Uebel. Aus den Hausierverdiensten waren auch die Gewährung von Ehestandsdarlehen, Unterstützung armer Volksgenossen u. dgl. vorgesehen. Ausser den materiellen Vorteilen fallen aber auch die moralischen ins Gewicht. Unsere Hausierer haben den Nationalsozialismus im Reichen kennen gelernt und ihn in der Heimat weiterverbreitet. Unter dem Titel des Hausierens wurden jährlich auch 25 bis 30 Jungbauern ins Reich geschickt und auf Kosten der anderen Hausierer über die Wintermonate in einem Lager zusammengefasst und geschult. Nur durch diese Schulung war es möglich, dass der Aufbau der heutigen Organisation so rasch und so erfolgreich vor sich gehen konnte, dies um so mehr als schon in den früheren Jahren die Grundlagen hierzu gelegt worden sind. Das so viel bekrittelte Hausieren, von dem nur immer die schlechtesten Seiten hervorgehoben werden, bildete auf jeden Fall den Grundpfeiler zur heutigen völkisch-wirtschaftlichen Lage.

Auch an die Einführung von Heimarbeiten wurde geschritten und möchte ich weiters an die Anschaffung von Zuchtschafen, Eröffnung von Privatwebereien, Handarbeiten, Christbaumarbeiten, Schnitzerei usw. hinweisen.

Die Landwirtschaftsfiliale hat mit allen ihren Kräften versucht an dem Wirtschaftsaufbau teilzunehmen und ist ihr dies vielfach gelungen. Die Hutweidefrage wurde in die Hand genommen und ist in dieser Hinsicht die Hutweideschaffung in Hohenegg vorbildlich gewesen.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass zum Aufbau unserer Wirtschaft in erster Linie die deutsche Sparkasse, das Hausieren und die Heimarbeiten beigetragen haben.



Das völkische Leben.

Die Gottscheer waren seit jeher ein starkes Geschlecht und haben im Laufe der Jahrhunderte viel Ungemach zu ertragen gehabt, so Türken- und Kroateneinfälle auch die Franzosenherrschaft. Auch der Bauernkrieg im Mittelalter nahm von hier seinen Ausgang. Der Gottscheer hat aber alle Unbilden ohne Schädigung seines Geschlechtes überwunden.

Dass sich die Gottscheer bis auf den heutigen Tag deutsch erhalten konnten, ist zwei Umständen zuzuschreiben und zwar ihrer Mundart und ihrer Abgeschlossenheit bis zu dem im Jahre 1894 erfolgten Baues der Unterkrainerbahn. Trotzdem die Gottscheer ringsum von Slovenen
umgeben waren, sprachen von ihnen sowohl vor als auch nach dem Umsturze höchstens 5% slovenisch, ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Gottscheer von den Slovenen abgesondert haben. Das Beisammensein mit den Slovenen aber brachte es mit sich, dass mehrere slovenische Ausdrücke in unsere Mundart Eingang gefunden haben. Auch Mischehen sind und waren bei uns keine Seltenheit, wobei aber hervorgehoben werden muss, dass die Nachkommen aus diesen Ehen stets deutsch erzogen worden sind, während die Gottscheer, die in das slovenische Gebiet übersiedelt sind, restlos dem Deutschtum verloren gegangen sind. Aber nicht nur die Kinder aus den Mischehen, sondern auch solche von rein slovenischen Eltern sind meistenteils bereits in der ersten Generation eingedeutscht worden und zwar sowohl vor und nach dem Umsturze, so dass aus naturgegebenen Gründen die Germanisierung ihren Fortgang nahm. Der Gottscheer war sich seines Deutschtums stets bewusst und auch in geistiger Hinsicht den Slovenen weit überlegen, wozu der Umstand beigtragen hat, dass die Gottscheer weit in der Welt herumgekommen sind und schon von Natur aus intelligent sind. Auch seinen Besitz wusste der Gottscheer zu schützen und gibt es nur vereinzelte Fälle dass Gottscheer Besitze in slovenische Hände gefallen sind. In der Stadt selbst wurde der deutsche Besitzstand nach dem Umsturze sogar gegenüber der Vorkriegszeit vermehrt. Erst die Einrichtung der Grundverkehrskommissionen im Jahre 1932 hat es zuwege gebracht, dass slovenischer Besitz nicht mehr in deutsche Hände kommen konnte.




Die Gottscheer waren bereits sehr früh Anhänger des Nationalsozialismus und wurde ihre Weltanschauung noch dadurch verstärkt, dass sowohl die Hausierer als auch viele Jungbauern aus dem Reiche mit der notwendigen Schulung in die Heimat zurückgekehrt sind. Ich selbst bin seit dem Jahre 1927 Nationalsozialist und habe so manchen Gottscheer mit der neuen Weltanschauung vertraut gemacht. In dieser Hinsicht ist bezeichnend, dass mir der Bezirkshauptmann von Gottschee im Jahre 1936 als ich wegen der Ausstellung der Reisepässe für unsere Hausierer vorstellig geworden bin, zur Antwort gab, dass er die Pässe deshalb nicht ausstellen wolle, weil die Hausierer mit ganz eigenen Ansichten aus dem Reiche zurückkehren. Ich gab ihm damals zur Antwort, dass er sich diesbezüglich keine Sorge machen solle, da unsere Hausierer als Nationalsozialisten ins Reich gehen und als solche wieder in ihre Heimat zurückkommen. In dieser Zeit wurden viele Hakenkreuze auf den Strassen gestreut in Bäume eingezeichnet und auf den Mauern ersichtlich gemacht. Auch wurden vielfach Ansichten über den Nationalsozialismus gemacht und mit dem Worte "Heil Hitler" gegrüsst, was selbstverständlich empfindlche Strafen nach sich gezogen hat. Alle diese Massregeln konnten aber den Siegeslauf des Nationalsozialismus nicht aufhalten. Als unser Führer seinen 50. Geburtstag feierte, lohten auf allen Bergen Freudenfeuer auf und auch selbst entzündete in meinem Garten einen mächtigen Holzstoss und wurde deshalb wegen Hochverrat ins Verhör genommen und schliesslich zu einer Geldstrafe von je 1000 Din. verurteilt.



Gesundheitswesen.

In gesundlicher Hinsicht muss hervorgehoben werden, dass die Gottscheer von Natur aus mit einer gesunden Körperkonstitution ausgestattet sind. Krankeiten wie Tuberkulose und Krebs bewegen sich bei uns im beschränkten Ausmasse und die Geschlechtskrankheiten sind bei uns nicht bekannt. Die Leute auf dem Lande erreichen daher in der Mehrzahl ein hohes Alter, so dass man sagen kann, dass der Gottscheer eine gute Erbmasse in sich trägt.

Als sich der Kulturbund vom Jahre 1939 an freier entfalten konnte, setzte auch die Organisation bei uns stärker ein. Es konnten nunmehr die einzelnen Gruppen straffer zusammengefasst und auch ausgebildet werden. Die heutige Führung hat in dieser Richtung unbedingt Vorbildliches geleistet, was ihr aber nur dadurch ermöglicht worden ist, dass der Grund hierzu schon in frühren Jahren gelegt worden ist.





Wir haben immer das Vertrauen gehabt, dass heute oder morgen auch die Gottscheer zum Grossdeutschen Reiche gehören werden und hätten dies selbstverständlich am liebsten im Rahmen des jetzigen Gottscheer Ländchens gesehen. Als aber der Führer für uns Gottscheer eine andere Mission bestimmt hat und unsere Aussiedlung beschlossen worden ist, herrschte wohl kein Zweifel, dass die überwiegende Mehrheit diesem Rufe folgen wird, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Gottscheer ihre jahrhundertalte Heimat nicht gerne aufgeben. Es wäre daher Aufgabe der Führung gewesen die Umsiedlung seelisch vorzubereiten und nicht in einem Tone, der alles andere als herzlich zu nennen war. Ich habe keiner Volkskundgebung beigewohnt, bei der nicht auf gewisse Kreise in beleidigendem Tone hingezielt worden ist und wo das Wort Konzentrationslager nicht gefallen wäre. Auch die Gottscheer Zeitung schrieb in einem Tone, der die Leute nicht anziehen, sonder nur abstossen konnte. Es war daher natürlich, dass man gegen ein solches Vorgehen mit kritischen Bemerkungen vorging. Wenn die Gottscheer trotzdem beinahe 100%ig aussiedeln, so ist das gewiss nicht das Verdienst der heutigen Führung, sondern dem gesunden Menschenverstande der Gottscheer zuzuschreiben. Die heutige Führung hat auch die Verdienste der früheren Führung nie wahrhaben wollen, sondern öfters behauptet, dass bis zum Jahre 1933 oder 1938 in Gottschee nichts geleistet worden ist, was aber durch die Tatsachen widerlegt erscheint.

Trotz alledem werden wir Gottscheer voll gläubiger Hoffnung in unser neues Vaterland umsiedeln und hege ich hiebei nur den Wunsch, es mögen die Gottscheer auch alle Erwartungen erfüllen, die der Führer in sie setzt.



  Heil Hitler !  
    HANS ARKO
Advokat
Gottschee


Nb. erwähnt sei noch, dass bei Ausbruch des serbischen Krieges viele Gottscheer als Geisel nach Möttling verschleppt worden sind, darunter auch meine Person.- der Volksgruppenführer samt einigen Mitarbeitern in die Wälder geflohen ist und auch seine Frau und Kinder vorher nach Deutschland geschickt hat.


www.gottschee.de