Der Gottscheer Krankenunterstützungsverein, Inc. 1901-1980, William J. Meditz


Als vor 79 Jahren 17 begeisterte Gottscheer Männer den Entschluß faßten, den Gottscheer Krankenunterstützungsverein zu gründen, hatten sie sicher nicht geahnt, daß sich dieser Verein so erfolgreich entwickeln wird. Eifer, Begeisterung, vor allem aber harte Arbeit und Opferbereitschaft sowie der Glaube an den Verein und das Gottscheertum haben diesen Zusammenschluß so gedeihen lassen, daß er heute, nach 79 Jahren, der stärkste unter den Gottscheer Vereinen in der Welt ist.

Der Anfang war nicht leicht. Der Einwanderer war fremd im Land, der Verdienst gering, eine soziale Fürsorge, wie man sie heute kennt, gab es nicht, daher war der Kranke auf seine Verwandten und Freunde angewiesen. Hilfe war überall vonnöten. All dies und die Sehnsucht nach einer neuen Heimat, nach einem Familienverein, wo man unter Gottscheern seine Freizeit verbringen und in der Not Hilfe suchen und finden kann, waren die Voraussetzungen zur Gründung. So wurde der Verein am 24. April 1901 ins Leben gerufen und zum ersten Präsidenten John Krisch gewählt. Schon nach zwölf Jahren umfaßte er 56 Mitglieder, und in der Vereinskasse befanden sich 1000 Dollar. Wenn man heute zurückschaut, kann man sagen, daß dies für die damalige Zeit eine außerordentliche Leistung darstellt.

Da der Mitgliedsbeitrag nur einen Dollar betrug, mußte man trachten, Geld in die Kasse zu bringen. So kam es, daß verschiedene Festlichkeiten ins Leben gerufen wurden, u. a. eben der Bauernball. 1904 wurde die erste Vereinsfahne angekauft, am 14. Februar 1907 der Verein im Staate New York eingeschrieben. Die Urkunde liegt noch heute vor.

Von Jahr zu Jahr wuchs der Mitgliederstand, mit ihm die Vereinskasse. Die Begeisterung unter den Mitgliedern war sehr groß, jeder wollte sein Bestes geben, jeder an der Spitze mitbestimmen, daher war es sehr schwer, in den Vorstand zu kommen. Dies hat aber zweifelsohne dazu beigetragen, daß die Verwaltung immer in den besten Händen lag. Ähnlich ging es in den verschiedenen Komitees zu, wobei eines das andere an Aktivitäten zu übertreffen suchte in echtem Wettbewerb. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges beteiligte sich der Verein auch an der Hilfsaktion für die Landsleute in der Heimat. Dann kam wieder die große Einwanderung; sie machte sich im Verein durch den Zuwachs an Mitgliedern bemerkbar. So wurde der Drang nach einem passenden Klubhaus unter Präsident Gottfried Tittman immer größer. 1924 wurde die Gottscheer Central Holding Corporation gegründet, ab sofort fanden alle Versammlungen im Haus statt, und 1926 feierte man das Fest des 25 Jahre alten K.U.V. bereits hier.

Auch der Gottscheer K.U.V. erwartete von seinen Mitgliedern, für den Verein zu wirken, ohne auf besonderes Lob zu warten. Es dauerte bis zum Jahre 1939: damals wurde Matthias Kump, der als erster seinen Mitgliedsbeitrag erlegt und dafür im Jahre 1901 die Buchnummer "1" erhalten hatte, für seine langjährigen Verdienste zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Der Zweite Weltkrieg belastete den Verein wiederum sehr. Das Schicksal, das die Landsleute in der Heimat getroffen hatte, und die Not, in der sie lebten, ließen in
den Reihen des K.U.V. die Idee reifen, die Gottscheer Relief Association zu gründen, die Hilfsorganisation für die Landsleute in Not.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam wieder eine starke Welle von Einwanderern in die USA. Viele dieser Neueinwanderer traten dem Verein bei und arbeiteten bei den Festlichkeiten begeistert mit. Alle waren erstaunt, einen so großen Verein vorzufinden.

Das goldene Jubiläum des Vereins wurde am 21. April 1951 unter Präsident Frank Meditz (Rieg) im Triangle Ballroom gefeiert. In dem aufgelegten Festbuch konnte die Geschichte dieser 50 Jahre gut verfolgt werden. Zum Fest zählte der Verein 472 Mitglieder, die Kasse wies 100.724 Dollar und 55 Pence auf. Der langjährige Präsident, Gottfried M. Tittman, wurde damals Ehrenpräsident.

Am 18. Dezember 1955 schloß sich der "Österreichische Männer-Krankenunterstützungsverein" (Präsident Ferdinand Matzelle) dem K.U.V. an, an dessen Spitze der allzufrüh verstorbene Fred Sumperer stand. Der Einzug der Mitglieder des Ö.M.K.U.V. in die Versammlungshalle wurde mit großem Beifall begrüßt, beide Präsidenten reichten einander zum Zeichen der Vereinigung die Hände, und die Anwesenden sangen das Gottscheer Heimatlied. Der Männer-K.U.V. brachte 131 Mitglieder und US-Dollar 34.309,62 mit. Dieser Verein war am 4. Juni 1904 von Alois Duffek als "Österreichisch-ungarischer Reservistenbund" gegründet und 1907 in "Österreichischer Männer-Krankenunterstützungsverein" umbenannt worden. Präsident Duffek wurde für seine langjährige Tätigkeit in diesem Verein in den dreißiger Jahren mit der Ehrenpräsidentschaft ausgezeichnet.

Die Höchstzahl an Mitgliedern konnte der K.U.V. am 16. Dezember 1956 aufweisen, es gehörten ihm 530 Männer an. Seit jenem Tag geht der Mitgliederstand laufend zurück, die Einlagen in der Kasse hingegen steigen laufend an. 1956 wurden auch die Statuten geändert, sie traten am 1. Jänner 1957 in Kraft.

Das Jubiläum des 60 Jahre währenden Bestandes wurde am 6. Mai 1961 in der Victorian Hall abgehalten. Präsident war damals Alois Fink und das Fest eines der schönsten im Verlauf der Vereinsgeschichte. Es gab eine größere Anzahl von Ehrungen: zum Ehrenpräsidenten wurde Adolf Schauer ernannt - er hatte dies fürwahr verdient. Außerdem wurden folgende Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt, die durch viele Jahre hindurch im Vorstand arbeiteten und zum Gedeihen des Vereines viel beigetragen haben: Alois Fink, Joseph Eppich, John Krische, Frank Meditz, Mathias Meditz und Joseph Schneller. Dieselbe Ehre wurde Herman Koch im Jänner 1965 zuerkannt.

Im September 1969 veranstaltete der Gottscheer K.U.V. mit den anderen Gottscheer Vereinen in Ridgewood das Gottscheer Treffen, welches viele Landsleute von nah und fern zusammenbrachte. Im Jänner 1970 wurde Joseph Eppich (Altlag) nach 23jähriger Tätigkeit im Vorstand, davon die letzten acht Jahre als Präsident, für seine Verdienste zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Das siebzigste Jubiläum wurde am 1. Mai 1971 im Gottscheer Klubhaus gefeiert. Bei diesem Fest erhielten alle Mitglieder, die dem Verein durch fünfzig und mehr Jahre angehörten, eine Ehrennadel ausgehändigt. Seither findet diese Ehrung alljährlich bei der Aprilversammlung statt. Im letzten Jahr wurde zusätzlich zur Ehrennadel noch eine Urkunde ausgehändigt. Bisher wurden bereits neunzig
Mitglieder geehrt, die dem Verein durch 50 Jahre angehören, von welchen noch 54 am Leben sind, 16 Prozent der Mitglieder!

Der große Erfolg des Vereins seit seinem Bestehen ist wohl allen Mitgliedern zu verdanken, die bei den vielen Festlichkeiten durch emsige Arbeit dazu beigetragen haben, aus Nichts einen Verein aufzubauen, der bisher über eine halbe Million Dollar als Kranken- und Sterbegeld, nebst vielen anderen Unterstützungen, auszahlte. Für langjährige Verdienste wurden in den letzten Jahren folgende Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt: Joseph Meditz (Stockendorf), William J. Meditz (Rieg) und Hans Fitz (Koflern). Immer wieder ist die Leitung des Vereines bestrebt, Verbesserungen einzuführen, die Kranken- und Sterbegelderauszahlungen zu erhöhen und Mitglieder für besondere Verdienste oder langjährige Mitgliedschaft zu ehren. Nicht nur für die alten Mitglieder wird Sorge getragen, sondern auch der Jugend wird geholfen. So wurde erst kürzlich ein College-Stipendium errichtet, das einem Studenten helfen soll. Berechtigt dazu sind Mitglieder oder Kinder von Mitgliedern.

Der Gottscheer Krankenunterstützungsverein hat heute 340 Mitglieder. Er versammelt sich monatlich im Gottscheer Klubhaus in Ridgewood, New York. Er unterstützt Mitglieder so in Krankheitsfällen als auch Sterbefällen. Für viele Angehörige ist es sicherlich ein Trost, wenn sich die Mitglieder an der Bahre eines verstorbenen Vereinsbruders versammeln und ihm so die letzte Ehre erweisen. Nicht vergessen soll eine Feier sein, die in den zwanziger Jahren durch Gottfried Tittman und Adolf Schauer eingeführt wurde und seither unsere Kinder alljährlich zu Weihnachten mit einer kleinen Gabe beschert. Obwohl das Geschenk nicht groß ist, groß aber ist die Freude der Kinder, ein Geschenk vom Weihnachtsmann in Empfang zu nehmen. Der Verein hält jährlich seinen Bauernball ab und arbeitet am großen Gottscheer Volksfest fleißig mit.

Der Verein steht heute unter der Leitung von Alois Eppich (Kukendorf), bereits Präsident durch zwölf Jahre. Ihm helfen als Vizepräsident Fred Höfferle (in Österreich geboren), ferner als Finanzsekretär Henry Schmuck (Stockendorf), als Schatzmeister John Röthel (Bresowitz) und William J. Meditz (Rieg) als Sekretär.

Das sind die Ereignisse der vergangenen 79 Jahre, in kurzen Umrissen niedergeschrieben. Wir hoffen, auch weiterhin in diesem Sinne zu arbeiten, und wünschen nur, daß sich viele junge Gottscheer Männer dem Verein anschließen werden, um so den Verein wie auch das Gottscheertum hier in New York noch durch lange Jahre aufrechtzuerhalten.

(650 Jahre Gottschee, Festbuch 1980, William J. Meditz)

www.gottschee.de