Christine Röthel, St. Marein / Österreich, 2004.
Ein Kochrezept und eine kleine Geschichte über den Gottscheer Strudel


Gottscheer Strudel



Man bereitet einen Strudelteig, rollt ihn nachdem man ihn mit ein wenig mit Öl beträufelt hat, wie für die ausgezogenen Knödeln zusammen und legt ihn wie eine Schnecke in eine runde Pfanne, die mit Butter und ein wenig Öl befettet ist.

NUN WIRD AUF KLEINER STUFE DIESER "RINGSTRUDEL" AUF DER HERDPLATTE GEBACKEN.

Wenn es gut zu duften beginnt und er Farbe angenommen hat, dreht man den Ringstrudel um und bäckt in fertig. Man kann die Pfanne dabei zeitweise mit dem Deckel abdecken, damit der Strudel besser durchbacken kann.

Diese Speise wird in kleine Stücke geschnitten und als Suppeneinlage verwendet. Meist kommt es aber nicht dazu, denn wenn der Strudel beim Backen seinen einzigartig köstlichen Duft entwickelt, bekommen dies die Nachbarkinder und wir schnellstens mit und dann wird dieser aufgeteilt und einfach so gegessen. Kalt oder warm - er schmeckt immer!!!!!!

Wenn man Besuch hat, ist er hervorragend zum Wein zu beißen.


Marie-Christin zeigt ihrer Oma Wilma Röthel, wie gut sie schon den Gottscheer Strudelteig zubereiten kann.





Die Geschichte vom Gottscheer Strudel in der Ferdinand Raimundgasse in St. Marein.


Vorerst eine Hintergrundinfo: Unsere Mama (Wilma Röthel) hat in uns durch Schilderungen von Kinderzeit an und durch in Worte gefasste Gefühle eine wunderbare Beziehung zu unseren Vorfahren in Gottschee wachsen lassen.

Dieses Gefühl äußert sich weniger in dem Wissen über genaue Fakten, Daten und Einwohnerzahlen von Gottschee, als vielmehr in einer liebevollen Grundhaltung und inneren Verbundenheit.

Wir verstehen die Sprache, singen Gottscheer Lieder und genießen die Gottscheer Spezialitäten. Auch unsere Nichte Marie-Christin (jetzt 13 Jahre alt), Ihre Cousinen und Nachbarkinder lieben diese Speisen. Oft kennen sie den richtigen Namen dafür nicht und sagen dann einfach: "Wann machen wir wieder das ........, weiß eh, das mit dem ......?" Wenn es die Zeit erlaubt, wird mit den Kindern gemeinsam Mehl gemahlen, geknetet und ausgerollt und gebacken.

In dieser Weise sind auch die Fotos entstanden, auf denen Mama, unsere Nichte (ihre Enkelin) Marie-Christin Röthel und der Nachbarbub Marco Windisch zu sehen sind.

Angefangen hatte alles beim Nachmittagsplauscherl auf unserer Hausstiege .....



Marie-Christin und Freund Marco Windisch, mit dem leckeren Gottscheer Strudel.


Marie Christin aß den in Röllchen geschnittenen Strudel voller Genuss.
Der Nachbarbub dachte, dass dies etwas Gutes sein muss.

Doch kannte er die Speise nicht
und machte vorerst ein skeptisches Gesicht.

Doch "das Gerollte" nahm seinen Lauf!

Beim nächsten Besuch,
machte er den Versuch.

Er bat um eine kleine Strudelprobe
und sprach danach in hohem Lobe:

"Ich komme wieder" sprach er mit einem Stück Zaudle beschert,
"und hoffe auf diesen Strudel auf deinem Herd".

Doch dieser Strudel schmeckt auch den anderen !

So kann es schon mal sein,
dass nur noch ein kleines Röllchen drin ist in der Rein.

Hat man Getreide, Wasser, Salz und Ei,
ist dies kein Grund zur Schreierei!

Gemeinsam bespricht Mama nun
mit den Kindern "Was ist nun zu tun"

Das Getreide (1/2 Dinkel) wird gemahlen,
der Mehlstaub – ihr Lausbuben und Mädchen – ist gerad` noch zu ertragen.

Der Hinweis, dass der Teig wohl eher fertig wird,
wenn man sich in der Küche durch den Mehlstaub nicht verirrt,
hilft überraschend schnell
und so ist es draußt noch hell,
wenn der fertige Teig
zum Backen ist bereit.

Nun kommt ein wenig Wartezeit,
doch keines der Kinder greift zu einer Süßigkeit,
denn aus dem Backrohr kommt er schon,
dieser wunderbare Duft, der Arbeit Lohn:



Christine Röthel, 2004
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