Die Kirchen in Mösel, Altlag, Nesseltal, Josef Erker, Pfarrer in Mösel, 1930.


Ein wichtiges, glaubwürdiges Dokument für die Zeitbestimmung der Erbauung und Gründung der Seelsorgekirchen und Seelsorgestationen im Gottscheer Gebiete hat uns der Geschichtsschreiber Valvasor (XI.194) überliefert, indem er berichtet, daß Thomas Chrön, Bischof in Laibach (1598-1630) sich aus dem Archive zu Bischoflack, dem Hauptorte der deutschen Kolonisierung durch die Freisinger Bischöfe in Oberkrain, in seinem Kalender oder Tagebuche folgende Anmerkung gemacht hat: "Carolus IV. Imperator, Rex Bohemiae, devictis Franconibus et Thuringis, ad petitionem Friderici, comitis ab Ortenburg, dedit ei trecentos viros cum conjugibus et liberis in servitutem; qui alias debebant puniri propter rebellionem: Quos transmisit as silvas, ubi nunc Gottsevia est; Qui processu temporis excisis arboribus, septem Ecclesias parochiales erexerunt".

Valvasor selbst gibt die Übersetzung mit den Worten: Nachdem Karl IV. römischer Kaiser und König in Böhmen, die Franken und Thüringer überwunden, hat er dem Grafen Friedrich von Ortenburg auf dessen Bitten 300 Männer samt ihren Weibern und Kindern zur Dienstbarkeit übergeben, welche sonst um Aufruhr und Rebellion willen hätten gestraft werden sollen (am Leben). Selbige hat gedachter Graf verschickt in die Wälder, da wo nun Gottschee ist; welche mit der Zeit die Bäume weggehauen und sieben Pfarrkirchen aufgerichtet". "Ob aber obgedachter Bischof aus einer authentischen Schrift solches aufgezeichnet oder nicht", fügt Valvasor hinzu "kann ich nicht wissen".

Die Notiz des Bischofes Chrön ist an und für sich zwar keine geschichtliche Urkunde, doch müssen wir dennoch annehmen, daß der Bischof, der Wahrheit entsprechend, aus einer authentischen Schrift oder Urkunde die Anmerkung gemacht hat. Dafür sprechen die Tatsachen: daß ein großer Teil der Einwanderer aus Franken und Thüringen stammt, daß zur Zeit der großen Masseneinwanderung Karl IV. deutscher Kaiser war (1347-1378), daß dieser im Anfange der Regierung wegen des abgesetzten Kaisers "Ludwig der Bayer" und nach dessem Tode im Jahre 1347 wegen des neuen Gegenkaisers Günther von Schwarzburg die bayerische Partei mit den Franken und Thüringern als Gegner hatte, indem diese bona fide = im guten Glauben und in der Meinung ihres Rechtes gegen Karl IV. als anscheinend unrechtmäßigen Herrscher sich auflehnten, daß von den Ansiedlern im Laufe der Zeit sieben Seelsorgekirchen und Seelsorgestationen aufgerichtet wurden.

Die Angabe der genauen Zahl der mit der Zeit aufgerichteten Seelsorgekirchen ist einer der wichtigsten Beweisgründe für die Glaubwürdigkeit der Notiz, weil sie sich auf die in der Urkunde vom Jahre 1363 genannten neu erbauten Kirchen in Gotsche, Pölan, Costel, Ossiwnitz und Gotenitz bezieht.

Welches sind nun die sieben aufgerichteten Gottscheer Pfarrkirchen septem ecclesiae parochiales)? Das sind die Seelsorgekirchen in der Gegend Gottschee: in Gottschee-Mooswald, in Mösel, in Altlag, in Nesseltal; in der Gegend Costel in Costel-Fara; in der Gegend Ossiwnitz in Ossilnitz, in der Gegend Gotenitz in Rieg. Unter den neu aufgerichteten Seelsorgekirchen ist die in Pölan (Altenmarkt bei Pölland) nicht inbegriffen, weil sie schon im Jahre 1248 bestanden hat; denn in diesem Jahre hat der Patriarch Berthold von Aquileja den Grafen Hermann von Ortenburg mit dem Patronatsrechte dieser Pfarrkirche belehnt. In Pölan sind wahrscheinlich damals wie in Gotsche, Costel, Ossiwnitz, Gotenitz neue Kirchen in Deutschau und Unterlag gebaut worden, welche aber in seelsorglicher Beziehung unmittelbar zur Pfarre Altenmarkt gehörten. Zu den neu aufgerichteten sieben Seelsorgekirchen gehört auch nicht die Kirche in Tschermoschnitz, weil diese Gegend nach Annahme des Geschichtsforschers Josef Obergföll erst zwischen 1364-1400 besiedelt wurde und erst darnach eine Seelsorgekirche erhielt. Auch die Kirche in Mitterdorf gehört nicht dazu, weil sie damals und hernach bis zum 18. Jahrhunderte Filialkirche von Reifnitz und von da bis 1788 Filialkirche von Gottschee war und erst in diesem Jahre Pfarrkirche geworden ist.

Zur Zeit der Türkeneinfälle hörte die Kirche in Kostel-Fara als Gottscheer Seelsorgekirche auf, weil diese Gegend infolge fast gänzlicher Ausrottung mit Uskoken besiedelt wurde. Es verblieben Gottschee, Mösel, Altlag, Nesseltal, Rieg, Ossilnitz. Hierzu kam Tschermoschnitz, so daß wieder sieben Gottscheer Pfarren waren.

Aus obigen Ausführungen müssen wir den Schluß ziehen, daß die ersten Kirchen in Mösel, Altlag und Nesseltal, auch wenn sie in der Urkunde vom Jahre 1363 namentlich nicht genannt sind, dennoch schon vor diesem Jahre gebaut und bald darauf zu selbständigen Seelsorgekirchen erhoben worden sind.

Somit haben wir schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundertes fast alle Seelsorgekirchen, wie sie auch heute noch als Pfarren bestehen. Darin haben wir den klaren Beweis für die große Begeisterung, mit welcher die Einwanderer neben ihrer schweren Kolonisationsarbeit für die Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse gesorgt haben.

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