Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Die Orgel in der Pfarrkirche Mösel.


Die erste, alte Orgel wurde laut Überlieferung unter Michael Wolf gebaut, welcher von 1831 bis 1846 Pfarrer in Mösel war. Der Orgelbauer ist nicht bekannt und konnte sein Name in der Orgel nicht gefunden werden. Wohl aber wurden Zeitungspapiere, auf den Holzpfeifen aufgeklebt, mit der Auffschrift: "Lipoglav 1833" vorgefunden. Somit wurde die alte Orgel im Jahre 1833 gebaut oder schon renoviert. Über Pfarrer Wolf berichtet die Geschichte, daß er als besonderer Förderer des Schulwesens infolge Mangels an einheimischen geeigneten Lehrkräften deutsche Lehrer besonders aus Böhmen oder Mähren ins Land rief, welche durchwegs gute Musiker waren und wahrscheinlich auch den Orgelbau in Mösel durch einen böhmischen oder mährischen Orgelbauer angeregt hatten. Darauf deuten auch die oben erwähnten Zeitungspapiere aus Lipoglav (deutsch: Mährenfels) hin.

Als ersten Organisten in Mösel nennt die Überlieferung den einheimischen Jakob Lackner aus Mösel Nr. 7 vulgo Bauersch, welcher wahrscheinlich Hausierer in Deutschböhmen war und sich dort das Orgelspiel angeeignet hatte. Dann folgten die böhmischen Lehrer in Mösel Johann Kunz, Anton Langof, Stephan Krombholz, Josef Dürfeld, hierauf die Gottscheer Lehrer Johann Gottfried Erker, Matthias Krauland, Emil Locker, Hans Sumperer, die Töchter des im Jahre 1903 verstorbenen Lehrers in Unter-Skrill Johann Erker, Marie, Frieda und Ady Erker, Kapellmeister der Feuerwehr in Mösel Johann Stalzer und die Absolventin der Bürgerschule Magdalena Jonke in Mösel Nr. 8.

Die alte Orgel war nach dem bis in die neueste Zeit angewendeten Schleifladensystem mit mechanischen Traktur sehr solid gebaut und hatte sieben klingende Register von angenehm-starken Toncharakter, ein Manual mit Umfang von 47 Tasten, ein Pedal mit 18 Tasten und den Spieltisch an der linken Seite.

Infolge Abnützung und Veraltung wurde schon seit 20 Jahren der Bau einer neuen Orgel geplant, kam aber erst im Jahre 1930 nach Aufbringung der nötigen Geldmittel zur Durchführung. Die Gesamtkosten der neuen Orgel betragen 63.802 Din, zu denen die Gemeinde Mösel nach einstimmigen Sitzungsbeschlusse vom 4. Februar 1930 den Beitrag von 26.522 Din beisteuerte, das Pfarramt Mösel aber durch Sammlungen den übrigen Teil aufzubringen hatte.

Die neue Orgel hat Franz Jenko, Orgelbauer in St. Vid ob Ljubljana, gebaut und am 15., 16. und 17. Dezember 1930 in der Pfarrkirche fertig aufgestellt und rein gestimmt. Das alte, kleine Chor erhielt zuvor durch eine Betonvorbau auf Traversen nach dem Schiffe der Kirche eine entsprechende Verlängerung und Vergrößerung.

Die neue Orgel ist nach dem neuesten, verbesserten rohrpneumatischen Relais-System erbaut mit einer Manual-Klaviatur von 56 Tasten und einer Pedal-Klaviatur von 27 Tasten. Die Disposition enthält folgende 8 Register: 1. Prinzipal, 2. Bourdon, 3. Galzional, 4. Vox coelestis, 5. Flöte, 6. Mixtur 3, 7. Subbaß, 8. Bourdonal mit zusammen 522 Pfeifen. Ober dem Manuale sind die Registerwippen und die Pedal-Superoktav- und Suboktav-Koppel, und unter dem Manuale drei Register-Kombinations-Druckknöpfe mit Auslöser angebracht. Der Spieltisch steht vorne, dem Hauptaltare zugekehrt. Der goldverzierte Orgelkasten und die ganz aus Eichenholz gemachte Brustwehr (Parapet) am Chore sind dem Renaissanzestile der Kirche angepaßt und bilden eine Verschönerung und Zierde derselben.

Am 3. Dezember 1930 wurde die neue Orgel in der Wekstätte des Orgelbauers von einer vom bischöflichen Ordinariate angeordneten musik-fachkundigen Komission überprüft und kollaudiert, worüber das Ordinariat dem Pfarramte berichtete mit dem Bemerken: Die Orgel ist gut und kann sie das Pfarramt ohne Sorge übernehmen. Der erste Kallaudator, der Komponist Konsistorialiat Pater Hugolin Sattner, sandte aber folgende schriftliche Begutachtung ein: "Ich habe heute (3. Dezember 1930) Ihre Orgel in Augenschein genommen und die Orgelprüfung vorgenommen, die zu Gunsten des Instrumentes ausgefallen ist. Die Orgel ist ein nettes Instrument, glänzend in der Funktion, kräftig und gesund im Ton, bestes Material, sei es aus Holz oder Metall, die Maße normal, der Wind reichlich und ruhig, und was die Hauptsache ist, die Intonantion künstlerisch. Auch die anderen drei Kollaudatoren waren mit der Orgel zufrieden. Ich freue mich, Günstiges über das Instrument berichten zu können." Somit hat die Pfarrkirche Mösel eine sehr gute, moderne Orgel erhalten, welche allen Anforderungen entspricht.

Am vierten Adventsonntage, den 21. Dezember, hat Pfarrer Josef Erker die neue Orgel beim Pfarrgottesdienste um 10 Uhr geweiht und mit entsprechender Orgelweih-Predigt in den Dienst der Kirche gestellt. Herr Engelbert Maurin aus Unterdeutschau, Konservatorist und akademischer Kapellmeister, hat am genannten Sonntage, am Weihnachtsfeste bei der Mitternachtsmesse und beim Frühgottesdienste sowie auch am Neujahrsfeste das Orgelspiel und die Leitung des Chorgesanges übernommen und durch seine meisterhaften und exakten Darbietungen sich als begabten Musikkünstler und die Orgel als Königin der Instrumente erwiesen.

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