Dr. Maria Kundegraber, Ein Kapitel aus der Gottscheer Gerätekunde, 1966/67

Die Ochsenjoche Der Jochring Die Verzierungen
Die Herstellung des Jochbalkens Jochnagel und Deichselnagel Das Vergleichsmaterial
Die Herstellung der Jochbögen Ketten und Stricke Der sprachliche Befund







Dr. Maria Kundegraber, Ein Kapitel aus der Gottscheer Gerätekunde, 1966/67


Die Ochsenjoche

Wenn wir von Gottscheer Ochsenjochen sprechen, müssen wir vorausschicken, daß eine Begrenzung nach der Sprache eine willkürliche Grenzziehung darstellt, denn ähnliche oder gleiche Formen sind auch in dem umgebenden slowenischen Bereich und dem südlich an Kulpa und Cabranka liegenden kroatischen Gebiet zu finden. Es wird sich aus diesem Grunde auch als notwendig erweisen, das slawische Vergleichsmaterial aus gedruckten Quellen und nach meinen eigenen Aufzeichnungen sowie fotografischen Aufnahmen zu berücksichtigen. Sämtliche Joche der ehemaligen Sprachinsel gehören einem einzigen Jochtypus an, nämlich dem Widerristjoch (1) - die Gottscheer erzählen: "dar oksa hat mit'n ganake gatsogn" (2) -, das als Paarjoch und Einzeljoch vorkommt. Die Paarjoche stellen die ältere Art der Bespannung dar, Einzeljoche sind neueren Datums und werden als Fortschritt empfunden. Sie stehen neben dem Kummet in den Umgebungslandschaften noch heute in Benützung, sowohl bei Zugochsen, als auch bei Zugkühen. Mit der Verwendung des Widerristjoches stehen die Gottscheer also durchaus in ihrer Umgebung und im großen mittelmeerischen und südosteuropäischen Verbreitungsbereich dieses Jochtyps. (3) In der heute allgemein angenommenen Urheimat der Gottscheer in Osttirol und Oberkärnten hingegen ist das Genickjoch, ein Kopfzuggeschirr, verwendet worden (4), d. h., daß die Gottscheer ihre Jochform in der neuen Heimat übernommen haben - ob unter nachbarschaftlichem oder unter herrschaftlichem Einfluß läßt sich nicht entscheiden. Es wäre aber immerhin auch möglich, daß das Genickjoch in den Jahrhunderten seit der Besiedlung Gottschees aus dem Norden nach Süden, Osttirol und Oberkärnten erfassend, vorgedrungen ist.

Das österreichische Museum für Volkskunde in Wien besitzt ein Widerrist-Doppeljoch (Inv.-Nr. 4612), das vermutlich aus der Nähe der Stadt Gottschee stammt, aus der es Michael Haberlandt 1896 mitgebracht hat. (5) Es ist aus einem 4-6 cm dicken und bis zu 13 cm hohen Stück Ahornholz geschnitten und hat eine Länge von 103,5 cm. Die Ausnehmungen für die Nacken der Zugtiere sind nach oben bogenförmig ausgeschnitten und die Kanten abgerundet. Die Mitte des Jochbalkens scheint, wenn er dort nicht überhaupt offen war, über der Öffnung zur Aufnahme des Jochringes ausgebrochen zu sein und
wurde mit einem flachen Buchenholzplättchen abgedeckt, das mit zwei handgeschmiedeten Nägeln festgemacht wurde. Im übrigen sind oben zwei schwach aufsteigende Spitzen ausgeschnitten. Zweimal zwei senkrechte Löcher sind zum Durchstecken der Jochbögen (gottsch khampm) vorgesehen; diese sind aus Haselruten gebogen und über den inneren Löchern mit je einem hölzernen, quer durchgesteckten Nagel fixiert.


Abb. 1.
Doppeljoch aus der Umgebung der Stadt Gottschee, (ÖMV, Inv. Nr. 4612.)


Die ganze Fläche des Jochbalkens ist mit kleinen eingeschnittenen Schuppen übersät und die oberen Kanten mit eingeritzten Linien verziert. Auf einer Seite ist neben der Mittelöffnung eine Ritzzeichnung angebracht, die möglicherweise als Hausmarke zu deuten ist. Die Jochbögen haben eine Höhe von 49 cm, ihr Holz ist 2 - 2,3 cm dick und nur roh geschält. Der zum Joch gehörige, aus Ruten gedrehte Jochring zum Durchstecken der Deichsel fehlt. Die zwei hölzernen Nägel zum Festhalten der Jochbögen sind später ersetzt worden (Abb. 1). Ein weiteres Widerrist-Doppeljoch konnte aus Pöllandl erworben werden (Inv.-Nr.61.399). (6) Seine Form ist bewegter, es mißt 110 cm in der Länge, an der höchsten Stelle 21 cm und ist aus einem ca. 7,5 cm dicken Eschenholzbalken geschnitzt.


Abb. 2.
Doppeljoch aus Pöllandl. (ÖMV, Inv. Nr. 61.339.)


Die Mitte nimmt eine halbkreisförmige Öffnung für den Jochring ein, seitlich davon ist die Oberkante im Bogen hochgezogen. Die Löcher für die Jochbögen sind senkrecht eingebohrt, die "Kampen" selbst, sowie der Jochring fehlen. Dieser muß nach vorne und rückwärts heruntergebogen worden sein und zwei Schlaufen zum Durchstecken der Deichsel gebildet haben. Die Verzierung ist hier abwechslungsreicher gestaltet; die oberen Kanten sind durch mehrere eingeritzte Linien betont, rechts und links der Mittelöffnung ist je ein sechszackiger Stern im Kreis eingeschnitten (Zirkelschlagmuster) (7), auf der Gegenseite ist die Jahreszahl 1888 angebracht; die freibleibenden Flächen sind mit den typischen Schuppen übersät. Die Verzierung auf dem Höcker in der Öffnung könnte wieder eine Hausmarke sein (Abb. 2). Ein fast vollkommen gleiches Stück, nur undatiert, gleichfalls aus Pöllandl stammend, befindet sich in Privatbesitz in Graz.

Ein Doppeljoch aus Mitterdorf bei Gottschee aus 6,5 cm dickem Holz, 110 cm breit, bis 13 cm hoch und unverziert zeigt das Bezirksheimatmuseum Spittal a. d. Drau in seiner Sonderschau "Die Ortenburger und Gottschee", die 1965 eröffnet wurde und seither aus Widmungen von Gottscheern stark bereichert werden konnte.

Das Widerristjoch wurde, wie ich schon eingangs erwähnte, auch als Einzeljoch, Jöchel genannt, verwendet. Bei ihm ist das Jochholz in der Regel stärker aufgebogen und hat an beiden Enden einen ringförmigen Eisenbeschlag, einen hölzernen, manchmal auch schon einen eisernen an einem Kettchen befestigten Jochnagel zum Fixieren des Bogens und eine Kette zum Anspannen an der Deichsel sowie zwei Stricke zum Anspannen am Drittel (gottsch. bugholts = Waagholz).


Abb. 3.
Einzeljoch aus Graflinden.


Ein Jöchel, das 1929 von Johann Fink aus Rußbach gemacht wurde, wird heute gleichfalls in Spittal a. d. Drau gezeigt. Es ist aus Birkenholz geschnitten, 58 cm breit, in der Mitte für den Nacken halbkreisförmig ausgeschnitten (vgl. das Jöchel aus Graflinden, Abb. 3) und der Jochbogen ist 56 cm hoch. Es ist ganz mit dem Schuppenmuster bedeckt.

Ein gleiches Jöchel, ebenfalls in Spittal, jedoch ohne Verzierung 56 cm breit, aus 6 - 7 cm dickem Birkenholz (?), in der oberen Mitte 8 cm hoch, stammt aus Mitterdorf bei Gottschee. Es ist außer mit den ringförmigen Eisenbeschlägen an beiden Enden mit einem Eisenband das annähernd der Biegung des Jochholzes folgt, verstärkt. Den selben Beschlag weist ein Jöchel auf, das ich in Pöllandl kennenlernte. Dieses ist zusätzlich mit den Schuppen verziert, die dem Rand des Beschlages folgen (Abb.4)


Abb. 4.
Einzeljoch aus Pöllandl.


Es sei an dieser Stelle ein Vergleichsobjekt aus dem unmittelbar nördlich der Sprachinsel gelegenen Dolenja vas (Niederdorf bei Reifnitz) beschrieben (Öst. Mus. f. Volkskunde, Inv.-Nr. 61.478) (8). Es ist 58 cm breit, aus in der Mitte 7,5 cm, am Rande 4 cm dickem Holz. Der Jochbogen aus Haselholz ist 52 cm hoch und hat an seinem Ende vier, davon drei ursprüngliche Nagellöcher, die zum Verstellen der Jochbogengröße dienen. Im Gegensatz zu den meisten Gottscheer Jochen ist es unverziert.

Im Gottscheer Museum, dessen Restbestände heute wieder in der Stadt verwahrt sind, befinden sich vier Joche, die zu fotografieren oder
zu zeichnen und zu vermessen mir leider nicht erlaubt wurde. Eines davon, datiert 1844, ist unverziert, der Jochbaum verhältnismäßig schmal und hat eine ähnliche Form wie das an erster Stelle beschriebene. Ein zweites ist ähnlich unserem Pöllandler Stück, doch noch reicher verziert und mit Punkten und Zickzacklinien bedeckt; am Mittelzapfen der Öffnung für den Jochring ist auf einer Seite ein Kreuz mit drei Querbalken (sog. "päpstliches Kreuz"), auf der anderen Seite ein aufrechtstehendes Fischgrätenmuster, als stilisiertes Bäumchen zu deuten, angebracht. Dieses Joch ist aus Kastanienholz geschnitzt. Zwei weitere schön verzierte, hohe Joche ähneln dem vorigen.

Wir können die Vermutung aussprechen, daß die älteren Joche einen einfachen, leichteren Balken hatten und erst die jüngeren, scheinbar vor allem im Tschermoschnitzer Tal, höher und damit schwerer waren. Für die alten Zeiten wird aus Gottschee verschiedentlich von auffallend kleinem und schlechtem Vieh geklagt, das erst in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts durch bessere Rassen ersetzt wurde. Ob die Größe und Schwere der neueren Joche damit in Zusammenhang stehen, kann nicht sicher entschieden werden.

Eine größere Zahl von Befragungsergebnissen aus verschiedenen Dörfern Gottschees runden das gewonnene Bild ab und vermitteln Einzelheiten über verwendetes Holz, die Herstellungsweise und die Verzierungen der Joche. (9)
Aus Langenton wird berichtet, daß man sowohl mit dem Joch (= Doppeljoch), als auch mit dem Jöchel (= einfaches Joch) eingeschirrt hat. Gleichlautende Nachrichten stammen aus Neulag, Setsch, Schalkendorf, Koflern, Klindorf, Grafenfeld, Grintowitz (=Tiefenreuther), Neubacher, Pöllandl, Rußbach, Grodez, Nesselthal, Katzendorf, Reichenau, Reinthal, Kummerdorf, Graflinden, Unterlag, Unterwetzenbach, Göttenitz, Rieg, Morobitz, Masern und Obergras. Allgemein besagen die Auskünfte das Zurückgehen des Doppeljoches und das Vordringen des einfachen Joches, das sowohl bei Zugochsen, als auch bei Zugkühen Verwendung fand. Eine weitere Entwicklung des Gerätes und eine fortschreitende Modernisierung ist durch die Umsiedlung im Winter 1941/42 und durch die Flucht und Vertreibung bei Kriegsende 1945 unterblieben. Die Gottscheer fanden keine weitere Existenz als Bauern. Bei den wenigen Restgottscheern in der alten Heimat geht die Entwicklung, soweit man sie derzeit eine solche noch nennen kann, vom Jöchel weiter zum Kummet, wenn nicht sowieso auf Pferde umgestellt wird.


Die Befragungsergebnisse sollen im folgenden die Herstellungsart und das verwendete Material beleuchten, das eine erstaunliche Vielfalt verrät, je nach den natürlichen Möglichkeiten, die in den einzelnen Tälern und in den Walddörfern gegeben waren.







Die Herstellung des Jochbalkens


Der Jochbalken (gottsch. joch, jochholts) wurde in den meisten Fällen aus Eschenholz (gottsdi. esach) (Göttenitz, Reinthal, Nesselthal, Rußbach) oder Birkenholz (gottsch. piachach, piachn, piakhn) (Reinthal, Hasenfeld, Rußbach, Katzendorf, Graflinden, Klindorf, Koflern, Rieg), auch aus Buchenholz (gottsch. puachnholts, puachn) (Kummerdorf, Katzendorf, Neulag) geschnitten; das Holz sollte schon etwas gekrümmt sein, um die Arbeit zu erleichtern und den natürlichen Wuchs des Holzes weniger anzuschneiden. Für das Doppeljoch mußte das Holz 100 -120 cm lang sein.






Die Herstellung der Jochbögen


Der Jochbogen (gottsch. da khampa, pl. da khampm) wurde aus frisch geschnittenen, zähen, leicht zu biegenden Hölzern gebogen. In der Regel machte man Jochbögen auf Vorrat (Klindorf, Reinthal); brach ein Bogen unterwegs, behalf man sich auch mit einem frisch in das Joch gebogenen, der an Ort und Stelle aus verfügbarem Holz hergestellt wurde (Katzendorf). Sonst wurden die Jochbögen beim Haus oder auch im Wald (Göttenitz) gemacht. In den meisten Fällen wird berichtet, daß man sie über dem Feuer gebäht (gottsch. gabanet d. h. geröstet) hat, um die Zähigkeit des Holzes zu erhöhen und dann unter dem Fuß oder über das Knie, aber auch noch über dem Feuer (Klindorf) bog (ban vaiare gapogn, tsenanda gapogn) und mit einer Wiede (gottsch. bidle, bide), mit Bast, der abgeschälten Rinde in neuerer Zeit auch mit einem Strick oder mit Draht zusammen gebunden hat (Abb. 5).

Zum Trocknen wurden sie unter dem Dach (auf da dille) (Neubacher Neulag) oder in der Sonne (Langenton, Klindorf), aber auch in der Stube (Pöllandl) aufgehängt.

Im Suchener Hochtal benützte man zum Biegen der Jochbögen einen Holzmodel (gottsch. da modl), der die Form der Kampen hatte; dieser Model war entweder in der Tenne (Abb. 6) (10) oder außen am Stadel angebracht, konnte aber auch separat auf einem Holzbohlen befestigt sein. Um den Model waren mehrere Löcher eingebohrt, in die man
lange Holznägel zum Festhalten der Bögen steckte (vgl. Abb 7 aus dem benachbarten slowenischen Dorf Retje).


Abb. 5.   Abb. 6.
Mit Weidenrute zusammengehaltener und zum Trocknen aufgehängter Jochbogen, Kamni vrh, Dürrnkrain.   Model für Jochbögen,
Merleinsrauth.


Eine solche Vorrichtung aus Obergras besteht aus einem 5,5 cm dicken Bohlen, der 99 cm lang und 32,5 cm breit ist; der Model selbst ist ebenfalls 5,5 cm dick, 44 cm hoch und bis 19 cm breit. Um ihn herum sind vierzehn Löcher angebracht (Abb.8).

Während solche Model im Suchener Tal allgemein in Gebrauch waren, sind sie sonst nur von Einzelnen verwendet worden, wie verschiedene Berichte aussagen: Besser als das freie Biegen war es, ein "Modell" (gottsch. model) zu verwenden, das aus einem 1 1/2 Zoll (= 39 mm) dicken Brett ausgeschnitten und auf einen Baumstamm im
Wald genagelt wurde; auch beim Hause wurde das Modell verwendet um das man Löcher für die Holznägel bohrte (Koflern).

In Rieg benützte man auch fünf Eggenzähne zum Biegen; man schlug sie im hochgezogenen Fünfeck in einen starken Pfosten ein und spannte den im kochenden Wasser zubereiteten Hasel- oder Hartriegelstecken über den obersten und innerhalb der vier restlichen Zähne ein; dann wurden die Enden zusammengebunden und der Bogen herausgenommen. Zum Trocknen wurde der Bogen aufgehängt. Ein Katzendorfer berichtet von einem Modell, das an einer Säule der Holzhütte oder am Stadel angenagelt war; es wurden dort die Jochbögen aber auch über der Glut oder über dem Knie gebogen. In Nesselthal kannte man gleichfalls das Biegen der Kampen über einer Holzform.

Beim Biegen der Jochbögen war die Ansatzstelle des Druckes wichtig, damit die Stecken nicht brachen oder absplitterten; diejenigen, die den Model verwendeten, sind überzeugt, daß so die Rundung weniger leicht brach; es setzt dabei die Kraft in der Mitte an, während sonst der Druck an den beiden Enden wirksam wird.

Als für Jochbögen geeignetes Holz galt vor allem Esche (gottsch. esach) (Langenton, Neubacher, Koflern, Grafenfeld, Obermösel, Hasenfeld, Kummerdorf, Katzendorf, Reinthal, Göttenitz); Haselholz (gottsch. hezlholts, hezlach, hezlach, hezlstaide, hezlstaudn) (Neulag, Hasenfeld, Reinthal, Kummerdorf, Katzendorf, Nesselthal, Graflinden, Rieg), das man aber anderwärts als zu wenig zäh ansah; wilder Schneeball (gottsch. kuidabidach), Hartriegel (gottsch. dirnach) (Grafenfeld, Obermösel, Rieg); besonders geschätzt wurde die seltenere Edelkastanie (Reinthal, Nesselthal, Rußbach). Weniger häufig nahm man Ahorn (Langenton, Klindorf), Eichenholz (Setsch, Grintowitz Reinthal) oder einen Weißbuchenast (gottsch. a portsain ast) (Klindorf)
.


Abb. 7.   Abb. 8.
Model mit aufgespanntem Bogen, Retje, Los

  Model für Jochbögen, Obergras.
(ÖMV, Inv. Nr. 63.588.)






Der Jochring


Der Jochring war bei Jochen, die oben in der Mitte stark eingesattelt waren meist rund und fest (Abb. 9 u. 10), bei den Jochen, die in der Mitte eine Öffnung ausgeschnitten hatten (vgl. Abb. 2), langoval und schmiegsam; dieser Jochring wurde durch die Öffnung gezogen, vorne und rückwärts in je einer Schlinge nach unten gebogen und durch beide Schlingen die Deichsel geschoben, die wie beim einfachen festen Jochring mit dem Deichselnagel festgemacht wurde. Diese großen Jochringe konnten auch bei den oben offenen, eingesattelten Jochen Verwendung finden.


Abb. 9.   Abb. 10.
Jochring aus Weidenruten,
Ceplje, Poljane. 1961.
  Doppeljoch mit Jochring aus
Ceplje, Poljane.


Ein Mittelhöcker in der Öffnung oder auf der Vorder- und Rückseite des Jochholzes verhinderte ein Zusammenrutschen und Verschieben der beiden Bogenstränge.

Der Jochring (gottsch. jochrinkh, rinkha, in Koflern auch jouchbida, in Klindorf auch spoarrinnkh, im Tschermoschnitzer Tal allgemein omplats) wurde aus festen Weidenruten (gottsch. bidach, bidn) (Reichenau, Morobitz, Verdreng, Nesselthal, Klindorf); Haselruten (gottsch. hezlach, hezla) (Setsch, Neulag, Grintowitz, Reinthal, Kummerdorf, Katzendorf, Verdreng, Morobitz); Birkenruten (gottsch. piachn) (Reinthal, Rußbach); Weißbuche (gottsch. hubapoatsa) (Koflern, Reinthal) oder wildem Schneeball (gottsch. bidlain, kuidabidach, kuidibidaina ruatn) (Masern, Klindorf, Koflern, Hasenfeld, Graflinden, Kummerdorf, Katzendorf) erzeugt. Die Ruten für die Jochringe mußten schön gerade und schlank gewachsen sein und sollten bei "Altmond" geschnitten und gedreht werden, wenn das Holz zäh war (Katzendorf, Reinthal). Die 3 - 4 m (Katzendorf), ja 5 - 6 m (Reinthal) langen Ruten wurden über dem Feuer gebäht (gottsch. gabanet), aber auch im Wasser geschmeidig gemacht (Neulag), unter dem Fuß gebogen und zusammengedreht (gottsch. tsamgawidalt [Langenton], gadrant [Hasenfeld], gabidn [Reinthal]), daß sie wie ein Seil ausschauten, und zu einem Kranz geflochten oder gedreht.

Jochringe haben gewöhnlich die Dorfhirten gemacht, die während des Viehtriebes schöne schlanke Ruten schnitten und sie während der Mittagsrast verarbeiteten; später erzeugten sie auch die Bauern selbst (Reinthal). Es gab in neuester Zeit vereinzelt auch Eisenringe (Grodez).

Ein hölzerner Jochring hielt eine Zugbelastung bis zu 1500 kg aus (Reinthal).







Jochnagel und Deichselnagel


Der Jochnagel dient zum Feststellen des Jochbogens im Jochbalken; er wird durch eines der zwei bis drei Löcher an dem einen Ende des Jochbogens gesteckt. In älterer Zeit wurde er ausschließlich von Holz gemacht, erst in neuester Zeit trat beim Jöchel an seine Stelle ein Eisennagel, der dann mittels eines Kettchens oder Leders am Jochbalken angehängt wurde. Auch Holznägel wurden vereinzelt mit Leder gesichert. Als Material bevorzugte man das zähe Hartriegelholz (gottsch. dirnach) (Grafenfeld, Obermösel, Reinthal, Rieg) oder Eschenholz (Graflinden). Die volkstümlichen Bezeichungen für den Jochnagel sind vielfältig: gottsch. jochnagale (Koflern, Klindorf, Hasenfeld, Reinthal, Graflinden, Reichenau, Katzendorf, Rußbach, Grintowitz, Morobitz) oder jochnugl (Nesselthal); khampmnagale (Langenton, Neulag, Hasenfeld) oder khampmnugl (Unterlag), laidale (Pöllandl, Neubacher, Kummerdorf, Obermösel, Grafenfeld, in der Umgebung der Stadt Gottschee), im Hinterland titsle (Masern, Göttenitz, Rieg); daneben sagt man einfach nagale (pl. nagalain; Graflinden, Setsch) oder Dorn (gottsch. toan [Hasenfeld]). Aus Grodez wurde mir zetsnugl berichtet, d. i. Setznagel, das sonst dem Deichselnagel gilt.

Der Deichselnagel verbindet beim Doppeljoch den Jochring mit der Deichsel (gottsch. taisl [Masern, Neulag, Setsch, Grintowitz, Kummer
dorf, Katzendorf, Reichenau, Graflinden, Rußbach], taitsl [Reinthal, Nesselthal Klindorf, Rieg] und stanga [Koflern], stunga [Rußbach - jedoch da nur für die Jöcheln, wenn sie zwei Ketten hat]). Er war in älterer Zeit ebenfalls von Holz (Hartriegel, Esche) gemacht, später immer häufiger von Eisen. Er heißt meistens Setznagel (gottsch. zetsnugl [Schalkendorf, Klindorf, Koflern, Neulag, Grafenfeld Obermösel, Reinthal, Reichenau, Kummerdorf, Katzendorf, Graflinden, Rußbach, Masern, Göttenitz, Rieg]), aber auch Jochnagel (gottsch. jouchnugl [Grintowitz, Klindorf, Grafenfeld, Obermösel, Göttenitz]) Deichselnagel (gottsch. taislnugl [Setsch, Grintowitz, Reinthal], taitslnugl [Nesselthal]), oder Hauptnagel (?) (gottsch. hatnagl [Neubacher]) und Himmelzeiger (gottsch. himltsoiga [Pöllandl]).







Ketten und Stricke


Sie gehören nur zum Einzeljoch und verbinden das Jöchlein mit der Deichsel bzw. dem Waagholz (gottsch. bugholts) (Koflern, Klindorf, Nesselthal, Unterlag, Rieg); zwei Waaghölzer hängen am Drittel (gottsch. tritl). Vom Jöchel geht eine kürzere Kette zur Deichsel oder von der Deichsel zum Jöchel. Diese Kette wird mit verschiedenen Komposita bezeichnet:

Neben Kette (gottsch. a kheta [Koflern] und khetinlain [Reinthal]), Spannkette (gottsch. spankheta [Reinthal]), Halskette (gottsch. hauzkheta [Graflinden]), Stangenkette (gottsch. stankhetn [Nesselthal Katzendorf], stankhetlain [Rußbach]), Deichselkette (gottsch. taislkhetn [Neulag], taislkhetina [Graflinden], taitslkhetn [Klindorf] und Brustkette (gottsch. prustkhetn [Kummerdorf]).

An der Deichsel bzw. am Joch wird sie durch einen Ring (gottsch rinkh, pl. rinkha, rinkhn, jechlaisrinkhn [Rieg]) gezogen, in dem sie ein eiserner Querriegel (gottsch. khnebl [Reinthal], klikale [Reinthal] oder toan [Katzendorf]) oder ein Haken (gottsch. khetnhuka [Koflern], hakale [Neulag]) festhält. In einzelnen Fällen hat das Jöchel auch eine lange Brustkette, die vor dem Jochbogen um den Hals des Ochsen geht (gottsch. prustkhetn [Klindorf, Katzendorf] prustkhetina [Rieg]).

Zum eigentlichen Einspannen der Ochsen in das Jöchel (gottsch. oksn inspan'n [Reinthal, Rußbach, Rieg, Katzendorf, Graflinden, Nesselthal] oder batn = wetten [Koflern, Neulag, Katzendorf, Nesselthal] neben inbatn, auzbatn) dienen zwei Stricke pro Joch, Stränge genannt (gottsch. strankhn [Klindorf, Koflern, Neulag, Reinthal,

Graflinden, Nesselthal, Kummerdorf, Katzendorf, Grodez, Masern, Rieg]), stronkhn [Rußbach], stran [Göttenitz], straunkha [Unterlag] oder jochstran [Reinthal]), auch Stricke (gottsch. strikha [Reinthal. Hasenfeld]), die von den beiden Jochbalken-Enden zum Waagholz gehen und in den Strangringen (gottsch. stronrinkhn [Rieg]) festgemacht werden.







Die Verzierungen


Die meisten Gottscheer Joche, Doppel- und Einzeljoche sind durch eingeschnittene kleine Schuppen (gottsch. pikalain [Graflinden, Rieg]) und andere Schnitzerei (gottsch. snitslarai [Klindorf]) verziert. Die Schuppen sind in der Regel über das ganze Joch verstreut (Abb. 11 h). Sie wurden durch zwei Schnitte mit dem Hohleisen (gottsch. holmaisl [Rieg]) eingeschnitten, und zwar wurde zuerst ein senkrechter Schnitt gemacht, zu dem dann ein schräger Schnitt geführt wurde. Auf den Oberkanten, teilweise auch auf der Vorder- und Rückseite, wurden mit demselben Hohleisen auch aus Strichen, d. h. langen Schnitten, zusammengesetzte Muster angebracht (Abb. 11 b-e). Diese Muster sind für die Gottscheer Joche typisch; man findet aus solchen Schuppen zusammengesetzte Muster jedoch auch auf Jochen im slowenischen Bereich (Abb. 12 a aus Abb. 16).

Neben den Schuppen und Strichen fanden sich eingeschnittene Jahreszahlen (vgl. Abb. 2), sechszackige Sterne, kreuzartig zusammengesetzte Muster (Abb. 11 a und f) und das Monogramm Christi, der "süße Namen Jesu" (Rieg). Zweimal kommt ein Zeichen vor, in dem man ein Hauszeichen vermuten könnte (Abb. 11 g und i aus Abb. 1 und 2). Genaue Angaben konnte ich über die Eigentumsmarken nicht erhalten; gelegentlich schnitt man statt dessen die Hausnummer (Göttenitz), einen Buchstaben oder eine Kerbe (Reinthal) ein. In älterer Zeit wurden die Joche reicher verziert (Rieg).







Das Vergleichsmaterial aus den slawischen Nachbargebieten


An einer Reihe von einfachen und Doppeljochen des Vergleichsgebietes konnte ich denselben Typus und dieselbe Form feststellen. Nirgends hingegen begegnete mir ein Kopfzuggeschirr. In der "Volkskunde der Slowenen" (11) ist ein Doppeljoch (jarem) aus Dobrepolje in Unterkrain (früher Gutenfeld) abgebildet, das unserem Typus angehört, in der Mitte aber einen bewegt geformten Aufsatz hat und eine bogenförmige Öffnung für den Jochring. Im Dorf Ceplje (Tscheplach),
unmittelbar am Südrand der Sprachinsel gegen Predgrad gelegen, fanden sich mehrere Doppeljoche, sämtliche ohne Verzierung.

Abb. 11. Verzierungen auf Gottscheer Jochen:


(a, b) (c, d, e) (f, g, i) (h)


In eine aus Walnußholz ist die Jahreszahl 1947 eingeschnitten. Von einem gleichfalls ganz schlichten Doppeljoch (slow. ma. jarum) mit nach oben gezogener Mittelpartie, die aber für den Jochring stark eingesattelt ist,
berichtet der Besitzer, ein Bauer, daß er es 1902 hergestellt habe (Abb. 10). Die zwei Jochbögen (slow. ma. kambe) sind aus Esche, das Joch selbst aus Birkenholz, der Jochring (slow. ma. jeramica) aus Haselholz gedreht. In Ceplje verwendet man neben dem Doppeljoch auch das Einzeljoch (slow. ma. jermic, jermicek). Wenn die Jochbögen zu lang sind, hebt man sie nach oben, indem man zwischen Jochholz und Jochnagel (slow. ma. tic) einen Holz- oder Eisenring schiebt der vuzek genannt wird. In einem anderen Haus fand sich ein Doppeljoch, dessen Form der bekannten im wesentlichen gleicht, doch an den Enden auffallend stark nach unten gezogen ist.

Im Weißkrainischen Museum (Belokranjski muzej) in Möttling (Metlika) ist ein mit 1907 datiertes Doppeljoch am ausgestellten Wagen aufgehängt, um die Anspannmethode zu demonstrieren. Seine Mittelpartie ist oben schmäler und für den aus Haselnuß gedrehten Jochring eingesattelt (Abb. 13). Dem gleichen Typus angehörig, doch viel reicher in Schnitt und Verzierung ist ein oberkrainisches Joch, das 1965 in einer Sonderausstellung "Oberkrainische Volkskunst" im Oberkrainischen Museum in Krainburg (Gorenjski muzej, Kranj) gezeigt wurde.

Auch im kroatischen Sprachgebiet sind die Widerrist-Doppeljoche in einfacher Konstruktion nachgewiesen. (12)

Die Einzeljoche fanden sich in weit größerer Zahl noch an Ort und Stelle und durchwegs noch in Benützung. Ein Jöchel (slow. jarmicek) ist gleichfalls aus Dobrepolje in der "Volkskunde der Slowenen" abgebildet. (13) Es besitzt den üblichen Jochbogen (slow. kamba) mit dem Jochnagel (slow. jeglica), der Deichselkette und den beiden Spannsträngen (slow. strange). Es ist mit dem Monogramm des Besitzers verziert, zwischen den beiden Buchstaben ist ein Kreuz, dazu an den Oberkanten einfache Schnitzerei.

Ähnliche Jöcheln, z.T. mit eingeschnittenen Verzierungen, kann ich nachweisen aus:

Rapljevo bei Struge, Unterkrain, mit Parallelreihen angeschnittener Schuppen.
Studenec na Blokah, Unterkrain, mit reicher Verzierung (Abb. 14 und Detail der Verzierung, Abb. 12 b).

Mali log, nahe Studenec, ein Jöchl mit eingeschnittenen kleinen Malkreuzen an den Kanten verziert, die anderen schmucklos.
Podplanina (Alben bei Obergras) ein unverziertes, grün gestrichenes Jöchl.
Tropeti bei Cabar, Kroatien, ohne Verzierung.
Prezid, Kroatien, ein auf Schultern und Kanten verziertes Jöchel (Abb. 15).
Ceplje in der Poljane, Weißkrain, unverzierte Jöcheln.
Zagozdac in der Poljane und Predgrad, unverzierte Jöcheln, desgleichen in Cresnjevec pri Semicu, Weißkrain, und in Runarsko bei Novo mesto (Rudolfswerth).
Kamni vrh bei Ambrus, Unterkrain, ein unverziertes Jöchel auf den Schultern angeschnittene Höcker, dazu den aus Pöllandl (vel Abb. 4 bekannten Eisenbandbeschlag.
Ein ähnliches unverziertes Jöchel in Muljava bei Sticna (Sittich) hat auf den Schultern angeschnittene "Hörner".
Leskovec nad Visnjo goro (Leskovec bei Weichselburg): Reiche Verzierung durch eingeschnittene Schuppen (Abb. 16 und Detail der Verzierung, Abb. 12 a).
Aus Dobeno bei Menges (Mannsburg), Oberkrain, ist ein glattes, durch Eisenbandbeschlag verstärktes Jöchel veröffentlicht, das jedoch statt des bekannten Rutenbogens zwei leicht gebogene Halshölzer besitzt. (14)



Abb. 12.   Abb. 13.
Verzierungen auf Jochen im slowenischen Umland:
a) Leskovec nad Visnjo goro; b) Studenec na Blokah.
  Doppeljoch von 1907,
Belokraniski muzej, Metlika.


Aus dem gesamten Vergleichsmaterial ergibt sich die große Verbreitung des Widerristjoches mit Jochbogen (Rutenbogen); sie wird noch ergänzt durch die einschlägige Literatur aus anderen geographischen Räumen, auch von Widerristjochen mit Halshölzern und Halseisen. Für Slowenien, sowohl für Krain, als auch für die Untersteiermark (15), fehlen, soviel ich sehe, weitere Angaben; auch Hanns Koren konnte in seinem Vortrag "Jochformen und Jochnamen in Innerösterreich (16) keine konkreten Beiträge für Slowenien erbringen. Immerhin hat er betont, daß das Widerristjoch in seiner Grundform kein spezifisch slawisches Gerät ist, sondern auch Italien u. a. romanische Gebiete zahlreiche Varianten aufweisen; das Widerristjoch gehört dem gesamten Süden und Osten Europas an. (17)







Der sprachliche Befund


Es kann nicht die Aufgabe dieser gerätekundlichen Abhandlung sein, alle sprachlichen Probleme um das Joch in Gottschee und in seinen slawischen Nachbarlandschaften zu klären, doch sind sie wohl imstande, ein weiteres Licht in die starken Beziehungen zwischen dem gottscheerischen und dem slawischen Bereich zu werfen; sie stellen eine deutliche Parallele zur sachlichen Verwandtschaft unseres Gerätes dar, beweisen aber auch in anderer Hinsicht eine starke Eigenständigkeit im Sprachlichen, trotz des Jahrhundertelangen Nebeneinanderlebens. Während etwa in der Mittelsteiermark für das Widerristjoch als Lehnwort aus dem Slawischen meistens "Jar" (< slow. jarem) gilt (18), hat dieses slawische Wort in der Gottscheer Mundart nicht
Eingang gefunden; es wird dort ausschließlich mit "Joch" (ma. joch) bezeichnet.


Abb. 14.   Abb. 15.
Einzeljoch aus Studenec na Blokah.
  Einzeljoch aus Prezid, Kroatien.


Der Jochbalken heißt in Gottschee einfach Joch oder Jochholz. Das Wort für den Jochbogen hingegen ist dem Gottscheerischen und dem Slowenischen, wie dem Kroatischen der Gegend gemeinsam: gottsch. khampa : slow. kamba, kampa = kroat. kampa (19) Doch reicht das Wort, das mit dem deutschen Kamm, ma. als kamp, kampl, in
Zusammenhang gebracht wird, auch in den romanischen Sprachbereich hinein. (20)


Abb 16.
Einzeljoch aus Leskovec nad Visnjo goro.


Von den vielen Bezeichnungen für den Jochnagel ist vor allem gottsch. titsle von Interesse; aus Ceplje haben wir ein slow. ma. Gegenstück nämlich, das jedenfalls zum slowenischen Verbum ticati zu stellen ist, das "stecken" bedeutet; damit wird das gottsch. titsle als Lehnwort aus dem Slowenischen ausgewiesen. (21) Während die übrigen Bezeichnungen für den Jochnagel in ihrer Bedeutung und Herkunft eindeutig sind, ist gottsch. laidole nicht mit Sicherheit zu erklären; möglicherweise ist es eine scherzhafte Bezeichnung und als solche zu laiter, laiterer = der Fuhrmann, zu stellen. (22) Bei den Slowenen heißt der Jochnagel sonst ma. jeglica, jaglica (23), iglica, bei den Kroaten in Prezid ebenfalls jeglica. (24)

Die Bezeichnung Setznagel für den Deichselnagel ist in Nord- und Südtirol und in der Schweiz (25), aber auch beim Widerristjoch in der Steiermark (26) belegt.

Die Bennenung des Jochringes als Jochwiede (gottsch. jochbida
ist vom Material her zu erklären, von der gedrehten Rute (bida), aus der man den Ring gedreht oder geflochten hat. Das gottscheerische omplats hat seine Entsprechungen ausschließlich in den bairischen Mundarten der österreichischen Alpenländer (27), während die Slowenen ein von jarem abgeleitetes Wort benützen, nämlich jermica (Ceplje), jarmovka (28), jarmnica (29) u. ä.

Für Ringe, Stricke und Ketten am Einzeljoch verwenden die Slowenen und Kroaten im Vergleichsgebiet in der Umgangssprache ausschließlich deutsche Lehnwörter: rinka, pl. rinke, "strange, ketna, prusketna (= Brustkette) u. ä.

Den "Model" zum Biegen der Jochkampen kennen außer den Gottscheern auch die Slowenen an der Kulpa und um Loski potok, gleichfalls die Kroaten um Prezid; sie alle verwenden für ihn den Ausdruck model. Model wird auch in den Österreichischen Mundarten eine Form, ein Muster genannt. (30) Auch hier scheint der Weg aus der deutschen Mundart in das Slowenische geführt zu haben.

Dagegen ist das gottsch. Pikalain für die Schuppenverzierung auf den Jochen ein Lehnwort aus dem Slowenischen; es gehört zu slow. pika, Punkt. (31)

Aus dem Gesagten ergibt sich eine sichtbar durch Jahrhunderte dauernde enge kulturelle Beziehung, für die die Sprachgrenze kein Hindernis bedeutete. Dazu mag kommen, daß im Zusammenhang mit der Holzwarenerzeugung in den Gottscheer und Reifnitzer Wäldern auch die Ochsenjoche Handelsware gewesen sein mögen, wie schon der slowenische Erforscher der Holzwaren-Erzeugung, Janko Trost, angedeutet hat. Er betont die schöne Auszier und saubere Bearbeitung der Gottscheer Ochsenjoche. (32) Gottscheer haben die Meinung ausgesprochen, daß in einigen Hornwald-Dörfern auch noch in jüngster Vergangenheit Ochsenjoche für den Verkauf erzeugt worden seien. Möglicherweise hat diese Handelsware auch wieder diejenigen angeregt, ihre Joche durch Schnitzerei zu verzieren, die sie nur für den eigenen Bedarf hergestellt haben. Wie die gegenseitige Beeinflussung ihren Weg gegangen ist, kann heute nicht mehr festgestellt werden.

Dr. Maria Kundegraber, Ein Kapitel aus der Gottscheer Gerätekunde, 1966/67
 

www.gottschee.de







Anmerkungen :

1  
Hanns Koren, Jochformen und Jochnamen in Innerösterreich (Bericht über den vierten österreichischen Historikertag in Klagenfurt, 17. bis 21. September 1956 [= Veröff. des Verbandes öst. Geschichtsvereine 11]),
S. 160-168.
Wolfgang Jacobeit, Jochgeschirr- und Spanntiergrenze (Dt. Jb. f. Vk III, 1957, S. 119-144; hier S. 120).


2
 Katzendorf. - Zur Mundart, die hier in vereinfachter Lautschrift wiedergegeben wird, ist zu bemerken, daß sie eine altertümliche bairische Mundart ist.

3
 Vgl. Paul Scheuermeier, Bauernwerk in Italien, der italienischen und rätoromanischen Schweiz. II. Bd., S. 159-180 und Abb. S. 389-393.

4
 Franz Kollreider, Katalog zum Museum bäuerlicher Arbeitsgeräte in Schloß Bruck, Lienz (Öst. Zs. f. Vk. N. S. XI, 1957, S. 1-64), S. 25 und Abb. Taf. XXVIII. - Vgl. auch Maria Hornung, Mundartkunde Osttirols. Eine dialektgeographische Darstellung mit volkskundlichen Einblicken in die altbäuerliche Lebenswelt (= Studien zur österreichisch-bairischen Dialektkunde 3), z.B. S. 93 (S28b4) und S. 100 (S30b4).

5
 Maria Kundegraber, Entstehung und Bedeutung der Gottschee - Sammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde (Carinthia I 155, 1965, S. 799-834), S. 821.

6
 Kundegraber, a.a.O., S. 821.

7
 Kundegraber, a.a.O., Abb. 9, S. 823.

8
 Kundegraber, a.a.O., S. 821.

9
 Es ist mir eine angenehme Pflicht, meiner Gewährsleute dankbar zu gedenken, die mit großer Geduld und Verständnis meine Fragen beantworteten und mir vor allem von der Arbeit in der alten Heimat erzählten.

10
 Vgl. auch Abb. 8 bei Kundegraber, a.a.O., S. 822.

11
 Rajko Lozar, Narodopisje slovencev I, S. 154, Abb. 88.

12
 Branimir Bratanic, Orace sprave u Hrvata (Publikacije etnoloskoga seminara sveucilista u Zagrebu 1), S. 23, Abb. 7 u. 8, S. 90, Abb. 38 usw.

13
 Lozar. a.a.O., S. 154, Abb. 87.

14
 Marija Jagodic, Narodopisna podoba Mengsa in okolice (Menges, 1958), S. 53 und Abb. 22, S. 51.

15
 Ich habe 1961 in der Gegend von Sromlje, nördlich von Brezice, ein Widerrist-Doppeljoch mit Kehlbacken gesehen, jene Form also, die in der Ost- und Mittelsteiermark gleichfalls vorkommt.

16
 Koren, wie Anm. 1.

17
 Koren, a.a.O., S. 167.

18
 Koren, a.a.O., Karte S. 163.

19
 Hans Tschinkel, Grammatik der Gottscheer Mundart, stellt das Wort zu khompa, Kamm (S. 106). - J. A. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch (Ausgabe 1939) I, 1251, nennt Kämp und beschreibt dazu eine Art Schweinejoch, das das Durchkriechen durch Zäune verwehrt.

20
 Werner Mörgeli, Die Terminologie des Joches und seiner Teile. Beitrag zur Wort- und Sachkunde der deutschen und romanischen Ost- und Südschweiz sowie der Ostalpen. S. 121 f. weist der Verfasser das Wort auch im
Rätoromanischen in der Bedeutung "Halshölzer" nach. - Paul Scheuermeier kennt a.a.O., S. 171, "incambar un manzo" für "in den Holzbogen unter das Joch spannen" aus Montovun in Istrien.


21
 Slovensko-nemski slovar von Anton Alojz Wolf, hg. von M. Pletersnik, II, S. 668, kennt tic für Pflock aus Ig in Unterkrain.

22
 Schmeller, a.a.O., I, 1527.

23
 Jagodic, a.a.O., S. 53.

24
 Das Wort bedeutet Nagel, Nadel, Stift. - Wolf/Pletersnik, a.a.O., I, S.291 u. 363.

25
 Mörgeli, a.a.O., S. 89, 92 u. 114.

26
 Steirischer Wortschatz von Theodor Unger und Ferdinand Khull, S. 589. - Leopold Bein, Beitrag zur Kenntnis des obersteirischen Haus- und Ackergerätes und zum steirischen Wortschatz (MAG XXXXIV, 3. F., XIV, 1914, S. 191).

27
 Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich. Bearbeitet von Eberhard Kranzmayer, I, S. 186. - In Osttirol steht "amplatße" für die Riemenverschnürung am Kopfzuggeschirr (Hornung, a.a.O., S. 68, S21 b 5 und S. 93, S28 b 4).

28
 Lozar, a.a.O., S. 154, Abb. 88.

29
 Wolf / Pletersnik, a.a.O., I, S. 359.

30
 Josef Schatz, Wörterbuch der Tiroler Mundarten, II. Bd., S. 430. - Matthias Lexer, Kärntisches Wörterbuch, Sp. 191.

31
 Tschinkel, a.a.O., S. 101.

32  Janko Trost, Ribniska suha roba v lesni domaci obrti (Slovenski Etnograf III/IV, 1951, S. 28-67), S. 59.
 
www.gottschee.de