Dr. Hugo Grothe

Die deutsche Sprachinsel Gottschee in Slowenien, 1931

Die Gottscheer Landwirtschaft





Prof. Dr. Edgar Lehmann (1905–1990)

Das Gottscheer Hochland, Grundlinien einer Landeskunde, 1933

Wirtschaft und Verkehr.
 




Olga Spreitzer

Durch die Weinberge der Moschnitze, Stuttgart, 1987

Durch die Weinberge der Moschnitze





Dr. Hugo Grothe

Die Gottscheer Landwirtschaft, 1931



Ein Überblick über die Gestaltung der Landwirtschaft von Gottschee bedarf zunächst einer Betrachtung der ihr gegebenen natürlichen Bedingungen. Den besten Boden bieten die größeren und kleineren Poljen, in deren flachen Mulden Humuserde angeschwemmt ist und den Karstkalk zur Genüge überlagert. Wo aber letzterer nackt aufliegt, entwickelt sich nur dürftiger Graswuchs. Die Hauptstätten des Ackerbaues sind demgemäß die Taltröge, deren Gelände, soweit es eben, dem Anbau der verschiedensten mitteleuropäischen Feldfrüchte keine besonderen Schwierigkeiten bereitet. Aber in einzelnen Plateaulandschaften und sanft geneigten Hängen steigen die Ackerstreifen bis zu 750 m empor, so im Morobitzer Hochkessel und im Waldgebirgsland der südlichen Moschnitze.

Schmale Nutzungsflächen hat der Gottscheer auch in der Tiefe der Dolinen des Karstlandes geschaffen. Auf ihrem Grunde häuft sich ein geschätzter Fruchtboden auf. Meist werden diese Vertiefungen von leichten Rutenzäunen umhegt und für den Anbau von Gemüsepflanzen verwandt.



Kraut"grueble" - Krautgrube

Einstampfen von Kraut


Die geringe Ergiebigkeit des Gottscheer Bodens wird durch manche alte Dokumente bezeugt. Das Urbar von 1574 bemerkt, daß die Hubenbesitzer sich "härtiglich" und "mit der Hauen erneren" mußten, also der Pflug sich nicht immer ansetzen läßt. Als Erzherzog Ferdinand im Jahre 1618 der Stadt Gottschee den 1471 erteilten Burgfrieden neu abgrenzen läßt, gesteht er den Bürgern zu, daß ihr Boden "von Natur aus" ein "schwärer", d. i. ein schwer zu bebauender und unwirtschaftlicher ist. Und Valvasor sagt II, 198, daß die Bewohner der Gottschee, "weil ihre Äcker
wenig Ertrag liefern", mit Spinnen, Holzhacken und Leinwandhandel sich Verdienst zu schaffen haben. Doch betont er zugleich, daß es in der Gottschee "auch manche herrlich blühende und reichlich gesegnete Fruchttäler gibt".

Über die Größe des gegenwärtig in verschiedenen Formen landwirtschaftlich genutzten Landes (als Acker, Wiese, Weingartenland, Hutweide) sind verläßliche Angaben nicht zu machen. Es dürften 15-20 Prozent des Gottscheer Gesamtareals sein. Die letzte erreichbare Feststellung aus österreichischer Zeit von etwa 1903 besagt, daß der in Gottschee zur Versteuerung herangezogene Grundbesitz um 1900 nahezu 70 000 ha betrug, der sich auf 8011 Besitzer verteilte und als Reinertrag die gewiß bescheidene Summe von 176 000 Kronen brachte.


Haferernte "Harpfe" - Schuppen


Ist aller wirklich landwirtschaftlich verwendbarer Boden in Bearbeitung, bringt der dem Bebauer verfügbare Grund genügenden Unterhalt und Erwerb und ist seine Verwertung eine wirklich intensive und nach modernen Nutzungsmethoden fachgerechte? Diese Fragen sind schwerlich zu bejahen.

Zunächst ein Hinweis auf den Umfang des bäuerlichen Besitztums. Es gibt manche Bauern, die lediglich über 1/4 oder 1/8 Hube - (Die Gottscheer Huben waren in ihrer Fläche verschieden großen Ausmaßes, je nach der Ortschaft und je nach der Größe eines zusammengehörigen Riedes, das der einzelne Bauer bei der Verteilung ursprünglich zugewiesen erhielt. Ein Huben-Besitz spielt in der Fläche zwischen 40 und 70 Joch)
- das sind durchschnittlich 15 bzw. 7 1/2 Joch, verfügen. Der mittlere Bauer besitzt gewöhnlich 1/2 Hube Acker, dazu noch je 1/4 - 1/2 Hube Wiese und Wald. Das Verzeichnis des landwirtschaftlichen Besitzstandes der Herrschaft Gottschee, wie es das Urbarium vom Jahre 1574 aufweist, zeigt bereits nur wenige Insassen einer Wirtschaft im Umfange einer ganzen Hube. Schon frühzeitig hat sich also angesichts der Vermehrung der Siedler der anfänglich zugewiesene Grund und Boden durch Erbteilung verringert. 15 Joch an Ackerland und Weide stellen in fruchtbaren Gegenden Deutschlands gewiß keinen unansehnlichen Hofbesitz dar. Aber im Gottscheer Land ist infolge der Karstnatur oder der Dorfanlage auf Berghängen nur ein Teil der Äcker und Wiesenfläche nutzbar.

Adeliges Grundeigentum hat es nie gegeben. Aller Boden gehörte der Herrschaft Gottschee, zu der die Landinsassen in einem Abgabenverhältnis standen.

Die im Lande hauptsächlich angebauten Feldfrüchte sind Winter- und Sommergerste, Sommer- und Winterweizen, Roggen, Hafer, Mais, Kartoffeln, Flachs. Letzterer, der ehedem im Gottscheer Land eine große Rolle spielte, als die Verfertigung eigenen Linnens der Stolz jeder Bäuerin war und die Leinwand einen lebhaften Exportartikel darstellte, ist heute auf den Feldern nicht häufig anzutreffen. Er wird in der Gegend von Mrauen noch am meisten gepflegt. Ähnliches gilt für den Hirse, der zu Valvasors Zeiten "neben Habern und ziemlich gutem türkischen Weitzen jährlich gewaltig viel" gebaut wurde, Früchte, die aber "nur eine Jahresfechsung" gestatten. Gesät werden Sommergerste und Weizen je nach der Witterung Anfang bis Mitte März, Roggen und Hafer Mitte bis Ende März, der Mais Mitte bis Ende April, am spätesten der Hirse. Die Schnitternte des Getreides beginnt Mitte Juli, der Mais reift im September. Der Wiesenschnitt kann in guten Lagen dreimal im Jahre, auf Bergwiesen nur ein- bis zweimal stattfinden.



Bauernhof in Mooswald


Von dem häuslichen Bedarf dienenden Gemüsen werden am meisten die verschiedenen Arten von Fisolen, Rüben und Kraut gebaut. Sie bilden neben Kartoffeln und Mais, die beide in guten Jahren prächtige Erträge geben, die Hauptnahrung der Gottscheer Bevölkerung. Der Mehlertrag vom geernteten Getreide genügt selten, so daß der Bauer Mehl für den eigenen Bedarf zumeist kaufen muß.

In sonnigen und geschützten Lagen des Landes hat der Obstbau, Äpfel und Birnen, eine günstige Entfaltung genommen. Das gilt besonders für die Rieger und Göttenitzer Gegend, für den Hochkessel von Morobitz (In der Gemeinde Morobitz wurden z. B. 1 893 300 Hektoliter Obstmost erzeugt und 800 Meterzentner Tafeläpfel zum Verkaufe gebracht) und Innlauf, für das Altlager Muldenstück und für eine Reihe von Dörfern der unteren Moschnitze. Leider ist für diese köstlichen Erzeugnisse noch kein genügender Absatzmarkt gefunden, so daß sie fast aus
schließlich der Mostbereitung oder in besonders ertragreichen Jahren der Schweinemast dienen. Zur Herstellung von Konserven fehlt es aber an Kapital und Unternehmungsgeist.

Dem Weinbau sind die dazu geeigneten Gebiete Gottschees wohl erst vom 16. Jahrhundert an erobert worden. Das Urbar von 1574 kennt noch keinen Weinbau. Valvasor (1689) weiß von Rebengärten in Weißenstein und Altlag. Er berichtet, daß "vor wenig Jahren" hinter Altlag ein Weinberg angesetzt sei. Man bezeichnete mir dort an den Hängen des Hornwaldes die ursprünglichen Standorte der seit 30 oder 40 Jahren nicht mehr gepflegten Rebenpflanzungen. Daß in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Weinbau schon seine Stätte hatte, belegt das Verwaltungsamt-Hauptbuch von 1768, das unter den landesfürstlichen und herrschaftlichen "Gaben" (Abgaben) der Gottscheer Untertanen auch eine "Weinsteuer" verzeichnet. An "Weinsteuern" werden damals 115 fl. 3 7/8 Kreuzer gebucht.

Zu Mitte und Ende des letzten Jahrhunderts war in Gottschee der Weinbau verbreiteter als gegenwärtig. Die Phyloxera versetzte jedoch dem Weinbau auch in Gottschee einen empfindlichen Stoß. Heute ist es hauptsächlich das dem sonnigen Unterkrain zugekehrte, der Rebe günstige Gelände von Rodine-Straßenberg-Maierle-Döblitsch, in Höhe von 200-320 m, das große Weingärten trägt. Zahlreiche wohlhabende Bauern aus den Dörfern des "Landes", der unteren Moschnitze und des Unterlandes haben hier ein Stück Weinland, dessen Bebauung sie sich widmen. Es ist ein recht rassiger Roter, der dort gezogen und gekeltert wird.



Weinberge in Maierle


Kleine Weinbergbestände hat der Gottscheer auch am Abfall zur Kulpa zwischen Unterskrill und Fliegendorf sowie bei Neugereuth. Doch sollen die Erzeugnisse dieser Gärten denen der Edelweinsorten von Maierle und Rodine nachstehen. Die billigen, unveredelten kroatischen und banater Weine treten im letzten Jahrzehnt in zunehmendem Maße mit den Gottscheer Weinen in Wettbewerb, so daß der Weinbauer nur unter erheblichen Mühen genügenden und vorteilhaften Absatz findet, um die hohen Kosten des Edelweinbaus hereinzubringen. Vom neuen jugoslawischen Weingesetz, daß die Anpflanzung und den Verschleiß
unveredelter Weine unter scharfe Kontrolle stellt, wird einige günstige Wirkung für den Gottscheer Weinbau erhofft.

Heute sind ohne Zweifel Flächen vorhanden, die durch Vernachlässigung der Feldwirtschaft sich in Wiesen oder bei Überwucherung durch Strauch und Busch gar zu Ödland bzw. nur für Weidezwecke nutzbarem Gelände gewandelt haben. Oder auch neuer Wald nahm Besitz von verlassenen Wiesen. Es geschah dies in Auswirkung sozialer Verhältnisse. Die Auswanderung brachte einerseits Leutenot mit sich; die jahrelange Abwesenheit des Besitzers des Grundeigentums zum Zwecke des Hausierhandels legte leider einen guten Teil der Arbeitslasten auf die weiblichen Schultern der Familie. Dazu untergrub diese Beschäftigung in der Fremde bei den Männern die Freude an landwirtschaftlicher Tätigkeit. Man darf sagen, daß den Gottscheern mehr Händler- als Bauerngeist zu eigen geworden ist, und daß nur eine neue Heranziehung zu geschickter und unverdrossener Handhabung des landwirtschaftlichen Betriebs die Sprachinsel in ihrer notwendigen völkischen und wirtschaftlichen Festigkeit erhalten kann.

Die erforderlichen Erneuerungsmühen müssen auch der Viehzucht gelten. Die Hutweiden verschlechterten sich mancherorts und wurden zu sog. "Schachen"-flächen. Die Wiesen wurden nicht planmäßig abgeweidet und blieben ungedüngt. Damit ging auch die Qualität des Rindviehs zurück. Freilich hat wohl auch die Senkung der Marktpreise für lebendes Vieh in den letzten 30 Jahren eine geringere Pflege der Rindviehzucht verursacht. Besonders im Nordwestteil des Gottscheer Hauptbeckens (Altlag, Reichenau usw.) war früher ein bedeutend größerer Viehbestand an Rindern und Schafen. Die Gottscheer Landwirtschaftsgesellschaft hat mancherlei wertvolle Anregungen vorgenommen, die nicht immer auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Sie bemühte sich besonders, da der kleine Krainer Viehschlag der Veredelung bedarf, um Hebung des Zuchtviehs durch Einführung von Montafoner und Allgäuer Rassetieren. Kräuterreiche Almen bieten gewiß zur Aufzucht größeren Rindviehbestandes gute Bedingungen. Jedoch stellen sich auch Schwierigkeiten der Wasserbeschaffung ein, die durch Anlage von Zisternen zur Auffangung des Regenwassers sich jedoch beseitigen ließen.



Landwirtschaft und Verkehrswege


Der gegenwärtige Viehbestand des Gottscheer Ländchens wird mir von der Filiale Gottschee der Landwirtschaftsgesellschaft auf 1161 Pferde, 8437 Stück Rindvieh, 422 Schafe und 61 Ziegen angegeben. Nach Ausscheidung der städtischen Bevölkerung darf man ungefähr 12000 Seelen bäuerlichen Standes rechnen. Das ergibt etwa 3000 bäuerliche Anwesen. Obige Zahlen zeigen also, wie wenig Nutztiere auf den Kopf der bäuerlichen Bevölkerung kommen.

So sehen wir in der Landschaft Gottschee immerhin auch einige landwirtschaftliche Erzeugnisse, die sich zur Ausfuhr eignen, Schlachtvieh, Butter und Obst. In Ermangelung von Großkäufern am Ort wird es sich daher darum handeln, Absatzquellen zu finden. Es wird des Versuches wert sein, ob Deutschland hier nicht als Abnehmer einzutreten in der Lage ist. Die Landwirtschaftsgesellschaft Gottschee (Kocevje) wird der Aufnahme solcher Beziehungen jederzeit Hand und Hilfe bieten.






Prof. Dr. Edgar Lehmann

Wirtschaft und Verkehr, 1933


Die geographischen Komponenten des Wirtschaftsraumes sind im Gottscheer Land so eindeutig gelagert, daß wir uns ein Eingehen auf die Physiologie der einzelnen Wirtschaftszweige, vor allem auf ihre für das Verständnis anderer Gebiete oft so wichtige Entwicklungsgeschichte, ohne Schaden ersparen können. Wenn z. B. im Laufe der Zeiten eine landwirtschaftlich basierte Zinsgrundherrschaft durch eine im Besitze der Fürsten Auersperg stehende, großzügig geleitete, aber in ihren Erträgen bescheidene Holz- und Forstwirtschaft abgelöst wurde, so hat sich damit das Wirtschaftsbild kaum geändert. Die Landwirtschaft ist von Anbeginn der Besiedlung die treibende Kraft des Landes, so schwach sie auch ist. Industrielle Betätigung ist ganz geringfügig.

Für die im allgemeinen armseligen Anbauverhältnisse (vgl. Stebutt, 1926) gelten die über das Klima und die Vegetation angestellten Erörterungen, die wir bereits durch einige wirtschaftliche Notizen mehr phänologischer Art ergänzten, in vollem Maße. Noch im Jahre 1808 berichtet Heinrich Georg Hoff (1808), daß Wintersaat keineswegs gesät werde und nur die Sommersaat den arbeitsamen Landwirt beschäftige. Das geht auch hervor aus dem ungedruckten "Ausweis über die Benützungsart des Bodens" vom Jahre 1825, den ich für andere Zwecke für sämtliche Gottscheer Gemeinden im Katastalni Mapni Archiv za Slovenijo in Laibach
exzerpierte. Und soweit wir aus dem Urbar vom Jahre 1574 Aufschluß in wirtschaftlicher Hinsicht gewinnen können, wurde selbst in den besseren Lagen nur eine einmalige Aussaat gepflogen, wobei Weizen und Hirse die allermeist genannten Hauptfrüchte darstellen. Von Mais ist kaum die Rede, desto mehr von Flachs (1), der heute nur noch selten angebaut wird. So kommt in den Zeiten primitiver Ackerwirtschaft der klimatische Charakter des Hochlandes in der Auswahl dieser durch größere Widerstandsfähigkeit gegenüber den Wettereinflüssen ausgezeichneten Kulturpflanzen zum Ausdruck. Einen Anhaltspunkt für die gegenwärtige Nutzung des Ackerlandes gibt folgende Übersicht, die wir dem uns freundlichst zur Verfügung gestellten, ungedruckten Material des Ackerbau-Ministeriums in Wien für das Jahr 1913 entnehmen. Es ist jedoch zu beachten, daß der Steuerbezirk Gottschee nicht die gesamte Sprachinsel umfaßt, die auch noch an den Bezirken Tschernembl, Reifnitz und Gottschee Anteil hat.


Ernteerträge im Steuerbezirk Gottschee im Jahre 1913
Anbaufläche in ha Ertragszahl
 
 
insgesamt pro ha
Roggen
39
1092 28
Gerste
317
9139 29
Hafer
1572
56592 36
Mais
723
10845 15
Kartoffeln
1227
202455 165
Weizen
795
19526 24,5


Bei allen groben Mißständen, die auch heute in den landwirtschaftlichen Methoden zu gewahren sind, hat im Laufe der Entwickelung eine feinere Anpassung an die natürlichen Bedingungen stattgefunden. Es läßt sich gut beobachten, wie z. B. in den Hochlagen der Anbau mehr oder weniger nach dem Klima eingerichtet wird, während man sich in den geschützteren niedrigeren Lagen oft an Besonderheiten des Bodens hält. Der früher anscheinend gar nicht gebaute Winterweizen findet sich heute in der Gegend um Altlag, in der Tschermoschnitz-Pöllandler Talung und um Rieg im Hinterland. An diesen Orten deckt eine gute, nährstoffreiche Ackerkrume den allzu oft nur von einer seichten Sand-, Lehm- oder Humusschicht überkleideten Boden. Im Hornwald ist allein in dem durch die Orte Grintowitz, Riegel und Altbacher gekennzeichneten Sandsteinaufbruch die Zucht des Winterweizens gesichert. Sonst nehmen Kartoffel und weiße Rüben, Roggen und Hafer als anspruchslosere Kulturpflanzen den größten Raum ein. Den höheren Teilen verleihen Sommerroggen und Hafer, Gerste und Buchweizen ein besonderes Gepräge. Diese Cerealien geben hier einen nicht zu hohen, aber sichereren Ertrag als der z. B. leicht auswinternde Winterroggen. Die Hülsenfrüchte, die ja durchweg kalkreiche, warme trockene Böden lieben, kommen im gesamten Ländchen gut fort. Sie werden als "Fisolen" zusammen mit Kürbissen in den Maisfeldern gezogen, über deren Verbreitung und Anpflanzung wir bereits in anderem Zusammenhang berichteten. Bezeichnenderweise hält sich die Verwendung von grobem Weizenmehl und Mais beim Brotbacken die Waage.

Zu Spezialkulturen, die an Boden und Klima besondere Ansprüche stellen, sind lediglich jene bereits gekennzeichneten Randgebiete geeignet, in denen der Weinbau gepflegt wird. Welche Bedeutung die Reben im Wirtschaftsleben spielen, zeigt die Tatsache, daß der "Wein von Maierle" in jeder Ortschaft ausgeschenkt wird. Der Obstbau, der in günstigen Jahren ganz gute Erträge liefert, gestattet es dem einzelnen Bauern, seine Äpfel und Birnen zu einem schmackhaften Most zu verkeltern: urtümliche Obstquetschen fehlen kaum einem Ort.

Was dem Siedlungsbild das hervorstechende Gepräge gibt, sind nun aber nicht nur die Ackerfluren, sondern mindestens in gleichem Maße die ausgedehnten Weidegründe, die in den meisten Fällen weit mehr als die Hälfte des Kulturareals einnehmen. Wenn auch ihr Zustand und ihr Ertrag wegen der starken Gesteinsdurchsetzung oft sehr zu wünschen übrig läßt, so steht doch die geringe Viehhaltung in einem Mißverhältnis zur räumlichen Ausdehnung des Weideareals Das verwundert um so mehr, als die notdürftigen Erträge des Getreidebaues geradezu gebieten, die
Viehwirtschaft zu steigern (s. Ganslmayer, 1922). Eine Rundfrage in den verschiedensten Dörfern bestätigte in der Tat, daß die Viehzucht in neuester Zeit arg zurückgegangen ist. In Neufriesach bei Nesseltal z. B. wurden vor rund 20 Jahren etwa 25 Stück Großvieh auf die Weide getrieben, heute sind es nur 10 Kühe, die den Besitzstand repräsentieren, abgesehen von der Schweinezucht, die in jedem Gottscheer Haus zum eigenen Gebrauch gepflogen wird. In Reichenau, Altlag, Verdreng und Unterlag verhält sich der Rückgang während zweier Dezennien ebenfalls wie 2:1, ja an manchen Orten soll er noch beträchtlicher sein. Diese Zustände haben letzten Endes ihre Ursache in der ungünstigen Handelslage. Vor dem Weltkriege waren der Viehzucht im weiten Bereiche der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie Absatzgebiete gesichert. Heute sind die Zollgrenzen des jugoslawischen Staates zu passieren, welcher als landwirtschaftlicher Staat für den Absatz seiner ertragreichen Viehproduktion Sorge tragen muß. Daß bei dieser Sachlage das verkehrsentlegene Gottscheer Hochland starke Vernachlässigung erfahren muß, liegt auf der Hand. Nach Aufzeichnung der Filiale Gottschee der Landwirtschaftsgenossenschaft dürfte es 1930 rund 1200 Pferde und 8000 Rinder gegeben haben (1910 = 1000 Pferde, 10 000 Rinder). Die früher stark verbreitete Schafzucht ist fast ganz eingegangen. (Vgl. auch "Annalen der krainischen Landwirtschaftsgesellschaft" 1828 und "Viehstands-Lexikon für die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder nach den Ergebnissen der Viehzählung vom 31. Dezember 1910.")

Im Gegensatz zu diesem mehr durch die weiter ausgreifenden Lageverhältnisse verursachten Rückgang der Viehzucht ergeben sich aus den natürlichen Bedingungen im allgemeinen örtlich befriedigende Ernteergebnisse. Aber die Anbauflächen sind oft so klein und die Arbeitsmethoden so rückständig, daß die Bodenerträge nicht hergeben, was zur Notdurft des Lebens gehört. Als ein ergreifendes Symbol ragen dem Wanderer die Ruinen verfallener Häuser entgegen, verlassen von denen, die die Auswanderung nach Amerika dem Kampf gegen den Zwang der Natur vorzogen. Das sind Vorgänge, die dem Wirtschaftsleben des Ländchens nur noch größeren Schaden zufügen, weil die noch ganz im argen liegende Ausbildung rationeller Wirtschaftsmethoden hierdurch gehemmt wird. Auch der schon zur Zeit Kaiser Friedrichs IV. durch Urkunde vom Jahre 1492 privilegierte Hausierhandel (vgl. Lichnowsky, Regesten, Bd. VII, 1861) hat der agrikulturellen Entwicklung des Ländchens manches Hindernis bereitet.

Eine natürliche Kraftquelle, die in Zukunft vielleicht einmal einen bedeutsamen Ausgleich zu dem karg bemessenen, landwirtschaftlich genutzten Boden schaffen dürfte, stellt der riesige, zu großen Teilen noch ungenutzte Wald dar. Aber er vermag der Armut des Karstbodens im ganzen nicht zu steuern, weil ihm die Ungunst der Lagebeziehungen entgegenspielt. Wiederum ist es die Entlegenheit des Gebietes, die das Kohlenbrennen und Abholzen, selbst im Rahmen einer geregelten Forstwirtschaft, zu einem wenig erträglichen Geschäft machen. Freilich sieht man recht oft im Wald einen Kohlenmeiler rauchen oder hört die Axt erklingen, die gleich an Ort und Stelle die gefällten Baumriesen zu Eisenbahnschwellen und ähnlichem verarbeitet. Aber die Fuhrlöhne zu dem Bahnort Gottschee sind so teuer, daß die oft raubbauartig betriebene Holzwirtschaft schon manchmal ein recht fragwürdiges Kapital in der Hand des wirtschaftenden Menschen wurde, ehe das geschnittene Holz seine meist nach Italien gerichtete Ausfuhr aus dem Ländchen antrat (2).

Mit der Entwicklung des Wirtschaftslebens ist auch der Bergbau in unmittelbarer Nähe der Stadt Gottschee wesentlich verknüpft. Bis zur Zeit vor dem Weltkrieg förderte hier eine Belegschaft von mehr als 500 Mann die hauptsächlich zur Ausfuhr bestimmte Braunkohle. Die jährliche Produktion beträgt bis 1922 mit einigen Schwankungen etwa 100 000 t (vgl. Lakatos, 1924). Der Bau der Eisenbahn ist als Folgeerscheinung der Eröffnung des Werkes aufzufassen, indem die unternehmende Gesellschaft (Trifail) an ihrer Finanzierung stark beteiligt war. "Ohne Kohle keine Bahn" hieß es in den Schriften der Stadtgemeinde wiederholt. Heute steht der Anschluß an die Strecke Agram - Sušak im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Ob die Umgestaltung zum Durchgangsland der Erhaltung des Deutschtums günstig wäre, erscheint fraglich. Für die Wirtschaft wäre sie aber zweifellos ein großer Vorteil. Wie aber die Arbeiterzahl der Braunkohlengruben heute z. B. auf 1/10 der Vorkriegszeit zusammengeschrumpft ist, so ist es all den anderen aufstrebenden Industrien - vielleicht mit Ausnahme der bescheidenen
Textilfabrikation (etwa 300 Arbeiter) in Gottschee - ergangen. Die Aufhebung einer Holzindustrieschule im Jahre 1918 drückt nur symbolisch den starken Rückgang einer bescheidenen, bodenständigen Hausindustrie aus, die es in der Schnitzerei von Fäßchen, Kübeln, Löffeln und Pfeifen zu ganz hübschen Leistungen gebracht hatte. Nur im Hornwald wird noch hier und dort an der Herstellung dieser Holzwaren gearbeitet, während eine früher namentlich in den Orten Kummersdorf, Neu- und Altfriesach und Lichtenbach betriebene Lodenwirkerei völlig außer Betrieb gekommen ist. Der allgemeine wirtschaftliche Rückgang geht so weit, daß man geradezu von einem erneuten Vorrücken der Waldlandschaft gegen die offenen Kulturoasen sprechen kann. Schließlich sei noch ein Wort der Verkehrsfrage gewidmet. Der Kalkuntergrund bedingt im allgemeinen recht gute Straßen, deren Aufgabe allerdings über den Zweck einer leidlichen Verbindung von Ort zu Ort in diesem abgeschlossenen Ländchen selten hinausgeht. Noch im Jahre 1823 schreiben Richter und Rudesh, daß durch Gottschee keine Posten liefen und erst seit kurzem die Handelsstraße über Reifnitz und Gottschee angelegt sei. Eine Notiz in dem "Schematismus des Laibacher Gouvernements im Königreich Illyrien für das Jahr 1834" bezeugt, daß die fahrende Post nur dreimal innerhalb von 14 Tagen nach Gottschee kommt (vgl. auch Radics, 1862). Nur die von Gottschee über Graflinden und Unterdeutschau führende Straße kommt dann und wann für einen sehr geringfügigen Durchgangsverkehr in Betracht. Wenn sie bereits zur Zeit des Urbars vom Jahre 1574 stark benützt wird, so lag das in den wiederholt erfolgten Türkeneinfällen begründet, die eine unablässige Verbindung mit den Organen der Landesverteidigung erforderlich machten. Damals ging auch eine weitere Postverbindung von Gottschee über Nordfriesach, Nesseltal in das "Weingepürge", also nach Möttling. Beide Straßen haben heute für die Gegend insofern eine Bedeutung, als sie einen viel befahrenen Weg zu den Weinbergen von Maierle darstellen, wo die wohlhabenderen Bauern einen Anteil besitzen. Allerdings findet man nördlich der Orte Katzendorf, Kummersdorf und Graflinden keine Weinbergsbesitzer, weil die Entfernung der Arbeitsstätte zu groß würde. Erst in allerjüngster Zeit wurde ein "Wirtschaftsweg" reinster Gattung von Gottschee über Schalkendorf und Sele in direkter nordöstlicher Richtung hinauf in den Hornwald gelegt, wo das Gesumme einer großzügig betriebenen Säge die Waldeinsamkeit stört. Bedenkt man, daß dort droben 20 Gatter mit einer Belegschaft von 240 Mann, worin die Scharen der meist kroatischen Waldarbeiter nicht eingerechnet sind, eine Jahresproduktion von 24 000 cbm Zitronenkistenhölzern (Tabuletti) herstellen, so macht man sich leicht ein Bild von dieser lediglich durch Holzfuhrwerke belebten Straße.


Anmerkungen:

1) Der Rückgang des Flachsbaues erklärt sich aus dem völligen Absterben der Linnenherstellung.

2) Mitteilung des Herrn Direktor Leon Höger.







OLGA SPREITZER

Durch die Weinberge der Moschnitze, Stuttgart, 1987

Aus meinem Beitrag zum "Deutschen Winzerlexikon" (Universität Mainz)


Als Weinbaugebiete zu nennen sind Büchel, Dornachberg und Kleinriegel, Großriegel, Neuberg, Semitsch, Winkel bei Semitsch, weiters Maierle und Rodine. Einige Gottscheer aus den Ortschaften Blaschewitz, Drandul, Plösch und Reuter hatten auch "in Libinar-Parkh" (im Berg von Ljuben) Weingärten; das Gebiet liegt an der Bahnlinie Semitsch-Ursna sela.



Maierle


Und so wurde ein Weingarten (a Benguarta) angelegt: Der Grund-Mutterboden wurde mit einer besonderen Schaufel (a Schaüvl, a Schtichschaüvl) etwa 60 cm tief umgegraben, das nannte man "ragölan", wobei etwa vorhandene Steine mit einer Eisenstange (ca. einen Meter lang) herausgebrochen und für die Anlage der Stützmauer verwendet wurden. Die unbewurzelten Stecklinge bekam man vom Nachbarn; sie wurden in eine ausgehobene Furche zur Bewurzelung ausgelegt, dabei bis zur Hälfte mit Erde zugedeckt. Die kräftigsten Stecklinge wurden im Frühjahr in die vorbereiteten Setzlöcher gepflanzt, dabei in der Reihe Abstände von einem Meter eingehalten, damit man später Bogen legen (Pögn legn) konnte. Auch die Reihen hatten voneinander einen Meter Abstand, damit man für die Bearbeitung genügend Bewegungsraum hatte. Die Setzlinge wurden später veredelt (pautsn - gepautsat), konnten aber auch als "Selbstträger" ohne Veredelung verpflanzt werden.

Um die Jahrhundertwende hat die Reblaus (Rabnlaisha) großen Schaden verursacht und viele Weingärten mußten vollkommen neu angelegt werden.



Die Stützpfähle (da Rabnschtakkhn)

Die bis zu 3,10 m langen Pfähle wurden von verschiedenen Holzarten genommen, am dauerhaftesten waren jene der Edelkastanie (Kheschponoch, Kheschponaina Schtakkhn). Glatte Stämme konnten gespalten werden, das ergab, je nach der Stärke, 2-4 Pfähle. Diese wurden an beiden Enden zugespitzt (oben, damit das Regenwasser abfließen konnte). Für die grobe Vorarbeit verwendete man "a Liachthakkhla", dann arbeitete man "mit'n Roaifmessar" nach. Die Pfähle wurden alle zwei Jahre aus dem Boden gehoben und dabei auch "mit'n Labmessar" neu zugespitzt.


Der Rebenschnitt (Räbn shnaidn)

begann je nach der Witterung, wenn es aper geworden ist, jedoch meist Februar / März. Dazu verwendete man die Rebenschere (a Rabnschara). Das abgeschnittene Rebholz wurde verbrannt, die an der Schnittwunde austretende Flüssigkeit (Tränen = Tsahn) auch als Heilmittel bei Augenentzündungen verwendet, wie mir Winzer erzählten. Nach dem Schnitt wurde die Rebe mit Weidenruten (Bidlain, Ponthölts) an den Pfahl gebunden (Rabn pintn). Es gab zweierlei Weidenruten: jene mit der gelben Rinde wurden meist am Rande des Weinberges gepflanzt, jene mit der braunen Rinde wuchsen am Bach oder aus feuchtem Boden; verwendet wurden beide Arten.

Der Mist (also Naturdünger) wurde bis zum Weinberg gefahren, im Frühjahr in den Weinberg getragen und auf die einzelnen Reben verteilt; er wurde beim ersten Umgraben (da Rabn hagn) im April mit eingegraben. Umgegraben wurde zwei-dreimal im Jahr, wobei man schwere Harken (Rabnhagn) verwendete. Gras, das noch nachwuchs, wurde mit der Hand ausgerupft, aber auch mit einer Sichel (a Shichl) geschnitten.



Umfüllen


Die überflüssigen Triebe am Rebenstock (Geiztriebe = Pekkha, Pekkhlain, a Pökkh) wurden entfernt, dann, im Mai-Juli, die jungen Triebe mit Bast (Poscht, auch Rafia) festgebunden. In früheren Zeiten nahm man zum Binden auch Weizenstroh (Botsain Schtroab), das am Vortag ins Wasser gelegt worden war,
damit es geschmeidig wurde. Die überlangen Triebe (Schisslinga) kürzte man mit einem scharfen Messer ein. An der Rebe bildeten sich kleinere Ranken (Shnialain), sie schmeckten etwas säuerlich, daher wohl nannte man sie Essaich.

Die veredelten Reben wurden einige Male mit einem Spritzmittel (Kupfervitriol) behandelt, das Mittel wurde am Vortage im Wasser aufgelöst (aüfleashn). Krankheiten waren der Schild- und Reblausbefall, Peronospora (Falscher Mehltau), Mehltau u. a.

Spalierreben wurden am Außenrande des Weinberges gezogen, an den Hauswänden oder auch als Laube (Broaida) am Hause.

Im Frühjahr mußte der alte Wein in vorbereitete Fässer umgefüllt werden (Bain ümschenken), damit er nicht verdarb (Gärung, Säure). Der dabei verbleibende Bodensatz (Bainkoat) wurde zu Schnaps gebrannt (Khoatprumpain), der als Heilmittel verwendet wurde (Einreibungen bei Rückenschmerzen, Rheuma); freilich wurde er auch getrunken. Der Wein war eben ein kostbares Getränk, dementsprechend mußte er auch behandelt werden.


Reinigung der Fässer vor der Weinlese (Geabar möschtn)

In die kleineren Fässer wurde heißes Wasser eingefüllt, dann eine Eisenkette hineingelegt und nun das Faß hin und her gerollt, damit der Weinstein (Bainschtoain), der sich an der Faßdauben (da Taüvn) angesetzt hatte, löste. Bei großen Fässern (bis zu 1000 Litern) konnte man durch das Vordertürchen in das Faß kriechen und es, innen sitzend, gut reinigen. Im Ersten Weltkrieg hat man Weinstein auch bei der Teezubereitung verwendet. Dann ließ man das Faß gut austrocknen. Später hat man es, als Vorsorgemaßnahme, mit einem Schwefelblättchen, das man angezündet und hineingehängt hat, "ausgeräuchert",



Transport der Weinfässer


Fässer und Bottiche waren aus Eichenholz, die anderen Gefäße, wie Butten (Branten), Schafflain, Pütschalain, Bankhn usw. wurden in verschiedenen Größen aus dem besten Fichten- und Tannenholz (Vaichtoch, Taschoch) hergestellt. Der Oberbe
griff für alle Gefäße war "Ossoch". Zu erwähnen ist als Gefäß "dar Pittraich", auch "Empar" genannt, der in der Form dem Putschale ähnelte, aber größer war und 28 Liter faßte. Im Pittraich nahmen jene, deren Weinberg weit entfernt lag, den Wein mit nach Hause, wer aber keinen Wein hatte, kaufte sich "einen Pittreich" voll Wein.


Beginn der Weinlese

Sie fand allgemein vom 10. - 15. Oktober statt, in Ausnahmsfällen (frühe Sorten, schlechte Witterung) auch etwas früher. Die Trauben wurden mit Scheren oder Messerchen abgeschnitten, so die noch grünen wie auch die faulenden Trauben entfernt. Dann wurde die Traube in "da Schafflain" gegeben, von da in die Butte geleert, die die Männer in den Weinkeller trugen. In der Traubenmühle, die auf einem Bottich stand, wurden die Trauben durchgemahlen (zerquetscht). Den Aufsatz auf der Traubenmühle nannte man Gössa.

Am unteren Ende des Bottichs war eine Öffnung angebracht, darin ein kurzes Rohr und davor ein feines Sieb. So konnte der Traubensaft nach der Gärung abgelassen und ins Faß gefüllt werden; dazu wieder brauchte man einen großen Trichter (es gab ihn in verschiedener Ausführung), den wir "Leka" nannten. Die obere Öffnung des Fasses (das Spundloch) mußte noch offen bleiben, bis der Wein ausgegärt (jashn - aüsgajashnt), erst dann wurde das Spundloch mit einem Holzstöpsel (a Pail) verschlossen.



Blauer Portugieser


Nach Ablassen des Saftes wurde die Maische ausgepreßt (preschn). Diese ausgepreßte Masse (da Tarpina) wurde entweder in Fässern fest verschlossen oder in Bottichen festgestampft, mit Weinlaub (Bainlap, Bain-, Rabnlapitsn) abgedeckt, dann mit Lehmerde abgedichtet, damit keine Luft dazu kam; im Spätherbst oder Winter wurde daraus Schnaps gebrannt (Tarpinprumpain). Manche zogen es vor, auf die nicht ausgepreßte Maische Äpfel- oder Birnenmost zu gießen, ließen es noch einmal gären und füllten es dann in Fässer. Das ergab einen guten Haustrunk.


Der Traubensaft (oder Weinmost, shiaßar Möscht genannt) wurde am 11. November, am Tage des hl. Martin (Mertn Tukh), getauft, erst danach wurde er als Wein bezeichnet. An diesem Tage (sonst aber am folgenden Sonntag) wurde tüchtig gefeiert und der "Täufling" ordentlich verkostet, entweder im Weinkeller mit Nachbarn und Freunden, vielleicht auch daheim oder in der Gastwirtschaft. Pöllandler gingen nach Steinwand zur Kirchweih, St. Martin war der Patron der dortigen Kirche. Die allgemeine Fröhlichkeit wirkte ansteckend, wenn es eine gute Weinernte gegeben hatte, schäumte sie über.


Um den Weinkeller

Manche hatten soviel Wein, daß ihn die Gastwirte nicht abnehmen konnten, da half man sich mit dem Ausschank im Weinkeller (Püschlschünkh-Buschenschank, Besenwirtschaft); der Wein war hier billiger als im Wirtshaus und der Besuch entsprechend.

Kleinere Weinkeller hatten nur ein Erdgeschoß, wo die Weinfässer standen, die Gefäße und die Geräte. Andere Weinkeller wieder hatten ein Erd- und dazu ein Obergeschoß mit einer beheizbaren Stube, im Vorraum die Herdstelle und den Abstellplatz. Hier konnte man sich bei Schlechtwetter aufwärmen, hier konnte man auch übernachten, denn viele Weingärten waren vom Wohnort weiter entfernt.

Die Arbeit im Weingarten war meist Schwerstarbeit, so wurden die Tagwerker vom Eigentümer des Weinberges auch stets gut bewirtet.

Alle Geräte, die im Weingarten gebraucht wurden, konnten wir beim Schmied in der Hammerschmiede Hof (zwischen Ainödt und Langenton, direkt an der Gurk gelegen) kaufen. Der Schmied kam auf die Märkte nach Töplitz, durch Pöllandl nach Tschermoschnitz und Semitsch, sicher auch noch in die Umgebung. So konnten wir "vor Haus" kaufen, was gebraucht wurde.

Die gängigsten Rebensorten waren; Isabella, weiß und blau, als Selbstträger, aber auch veredelt, Burgunder, Portugieser, Muskateller, Gutedel usw. Wer große Anbauflächen hatte, hielt die Rebensorten getrennt und benützte auch verschiedene Fässer; allgemein gab es Weiß- und Rotwein.


(Aus der Festschrift - 35 Jahre Gottscheer Landsmannschaft in Deutschland, 1987)

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