Verdiente Schulmänner im Gottscheerlande, Gottscheer Kalender 1927,
Geleitet von August Schauer, Pfarrer in Nesseltal.


In den letzten zwei Jahrzehnten vor dem Weltkriege stand das Schulwesen des Gottscheerlandes in höchster Blüte. Jede Gemeinde hatte bereits je nach ihrer Größe eine oder mehrere Schulen, so daß überall für einen regelmäßigen Schulbesuch gesorgt wurde, und sich kein schulpflichtiges Kind wegen zu weiter Entfernung vom Schulorte dem Unterrichte entziehen konnte.



Gottscheer Lehrerschaft, 1905 Gottscheer Lehrerschaft, 1930 


An allen Schulen aber wirkten fast durchwegs deutsche Lehrkräfte, geborene Gottscheer, die mit dem Volke fühlten, tüchtig und für ihren wichtigen Beruf begeistert waren. Jeder war bestrebt, sein möglichstes zu leisten, talentierte Schüler dem damaligen deutschen Gymnasium oder der Holzindustrieschule zuzuführen. Es herrschte hierin ein wahrer Wetteifer. Im deutschen Lehrerverein, dem Sammelpunkt der Gottscheer Lehrerschaft, wurden alle zum Gedeihen des Schulwesens wichtigen pädagogischen Fragen beraten; hier konnte jeder frei und ungezwungen seine Erfahrungen und Anregungen in kollegialer Weise mitteilen. Es war fürwahr eine schöne Zeit. Mit Wehmut denkt Schreiber dieser Zeilen an sie zurück, besonders aber an jene Berufsgenossen, die heute der grüne Rasen deckt.

Es waren dies:
Johann Gottfried Erker, Oberlehrer in Mösel, Josef Erker, Oberlehrer in Mitterdorf, Johann Erker, Schulleiter in Unterskrill, Matthias Perz, Schulleiter in Pölland, Josef Göderer, Oberlehrer in Altlag, Georg Erker, Oberlehrer in Mitterdorf, Johann Schober, Schulleiter in Masern, Jakob Ostermann, Oberlehrer in Rieg, Josef Windisch, Oberlehrer in Lienfeld und Johann Jaklitsch, Oberlehrer in Göttenitz.


Gymnasialdirektor Dr. Hans Tschinkel 


Der Weltkrieg versetzte unserem heimischen Schulwesen einen harten Schlag, der Umsturz aber vernichtete es fast ganz, nur kümmerliche Reste blieben - ein Denkmal an frühere Zeiten.

Drei junge deutsche Lehrer büßten im Weltkriege ihr Leben ein, nämlich:
Josef Erker, Schulleiter in Masern, Josef Locker, Schulleiter in Verdreng und Josef Krauland, Oberlehrer, zuletzt in Weißenfels.

Nach dem Umsturze zogen viele verdiente Lehrer in den Nachbarstaat Oesterreich, mehrere traten freiwillig, einige über behördliche Aufforderung in den Ruhestand. Von den Ruheständlern sind seither drei in ein besseres Jenseits abgegangen.

Diese sind:
Oberlehrer Matthias Krauland, vor seiner Pensionierung in Mösel bedienstet, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes, gestorben am 5. Dezember 1924 in Schwarzenbach; Oberlehrer Georg Erker, dessen letzter Wirkungsort Nesseltal war, ist den Lesern unseres Kalenders durch seine witzigen Erzählungen in der Gottscheer Mundart bekannt; er starb in Mitterdorf am 22. April 1925; Matthias Petschauer, der vor seiner Pensionierung als Schulleiter in Lichtenbach wirkte, war vielen als eifriger Bienenzüchter, nicht minder als guter Redner bekannt; er ist am 13. Juni 1925 in Rieg verschieden.

Mancher Leser dieses Gedenkblattes wird sich gewiß in Dankbarkeit seines dahingeschiedenen einstigen Lehrers erinnern und ihm ein treues Gedenken bewahren.

(Gottscheer Kalender 1927, August Schauer, Pfarrer in Nesseltal)

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