Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Filialkirchen Mösel

Die Pfarre Mösel zählt fünf Filialkirchen, nämlich in Niedermösel, Durnbach, Otterbach, Reintal, Verdreng und vier Kapellen für den öffentlichen Gottesdienst, nämlich in Mösel, Reintal, Berg Verdreng, Oberpockstein, die Expositur Skrill nicht miteingerechnet.

Die Kirchen in Niedermösel und Reintal und die Kapellen in Mösel und auf dem Berge Verdreng haben das Presbyterium (Altarraum) in gotischem Stile. Der Abschluß des Presbyteriums ist dreiseitig d. h. mit drei Seiten eines Achteckes, wozu noch die zwei Längsseiten kommen. Über fünf Seiten eines Achteckes (5/8) erhebt sich die
Wölbung in Spitzbogenform, getragen von Rippen, welche sich in einem oder zwei Schlußsteinen vereinigen und durch diese ihre Spannung erhalten. Die Kirche in Niedermösel hat im Presbyterium die Wölbung mit sechs Rippen und einen Schlußstein, die Kirche in Reintal und die Kapellen zum hl. Blute in Mösel und auf dem Berge Verdreng aber mit zehn Rippen und zwei Schlußsteinen, so daß sich im hinteren Schlußsteine sechs Rippen und im vorderen vier Rippen vereinigen.

Die Filialkirchen und Kapellen in Krain, welche ein gotisches Presbyterium haben, wurden nach dem Urteile der Geschichtsforscher zumeist in jener Zeitperiode, in welcher die Baustile Gothik und Renaissance aneinander grenzten, nämlich zwischen 1500 und 1600 gebaut. Auch für die genannten gotischen Filialkirchen und
Kapellen der Pfarre Mösel ist die Annahme dieser Bauzeit berechtigt. Weil die Kapelle zum hl. Blute in Mösel laut Inschrift im Jahre 1586 erbaut wurde, und weil das alte Urbar vom Jahre 1574 die Ortschaften der Pfarre Mösel bereits mit Namen aufzählt, so werden diese gewiß schon damals ihre eigenen Kirchen oder Kapellen gehabt
haben. Es reichen demnach alle genannten Kirchen und Kapellen wenigstens durch ihr gotisches Presbyterium, welches erhalten blieb und nur renoviert wurde, bis in die Zeit 1586 und weiter zurück, während der Zubau, das Schiff (der vordere Raum, in welchem sich die Gläubigen versammeln) wahrscheinlich zuerst aus Holz und erst
später aus Stein gemacht wurde, wie die Häuser, von denen Valvasor noch im Jahre 1689 sagt: "Ihre Wohnungen stehen meist in hölzernem Bau."

Die Kapelle zum hl. Blute nächst dem Pfarrorte Obermösel im gothischen Stil stammt aus dem Jahre 1586 laut Inschrift am Turme: Kapelle gebaut 1586, Turm zugebaut 1886. Im alten Turme hing ein kleines, ungefähr sechzig Kilogramm schweres Glöcklein, welches ehedem in dem sogenannten "Ursulabild", einer kleinen, außerhalb der
Ortschaft Obermösel am Wege nach Schwarzenbach gelegenen Feldkapelle sich befand und die Jahreszahl 1580 und die Buchstaben M. E., d. h. Märt (Martin) Edelmann (Name des Glockengießers in Laibach) trug. Als dieser alte Turm im Jahre 1886 durch einen neuen ersetzt wurde, kam das mehr als 300 Jahre alte Glöcklein in den neuen Turm; es wurde 1897 umgegossen, weil es keinen hellen Klang mehr hatte. Im neuen Turme befanden sich bis 1917 zwei Glocken: eine größere mit 384 Kg zu Ehren des hl. Blutes Christi, welche 1917 für Kriegszwecke requiriert wurde, eine kleinere mit 185 Kg zu Ehren dem hl. Antonius des Einsiedlers, welche belassen wurde; beide im Jahre 1897 von Albert Samassa in Laibach gegossen. Der Hauptaltar wurde im Jahre 1870 renoviert und erhielt einen neuen Tabernakel und neue Statuen der hl. Katarina und der hl. Margareta. Die Seitenaltäre zu Ehren des hl. Josef und des hl. Antonius sind über 200 Jahre alt. Die Bänke wurden im Jahre 1908 neu gemacht. Im November 1912 wurden im Presbyterium zwei Kirchenfenster mit Glasmalerei, das eine zu Ehren des hl. Antonius des Einsiedlers, das andere zu Ehren des hl. Josef mit dem Jesuskinde eingesetzt und ein neuer Fußboden aus färbigen Tonplatten gelegt. Im Juni 1926 erhielt die Kapelle eine neue Eindachung mit Zementdachziegeln, welche 7000 Dinar kostete.

Warum wird diese Kapelle "Zum heiligen Blut" genannt? Wegen der plastischen Darstellung der Blutvergießung des Welterlösers. Am Hauptaltare befindet sich nämlich ein großes Holzkreuz mit dem Bilde des Gekreuzigten, aus dessen Wunden Blut fließt, das ein zu den Füßen des Erlösers kniender Engel in einem Kelche auffängt. Die Blutstrahlen aus den Wunden an den Händen und der Seiten werden versinnbildet durch rotangestrichene, zum Kelche herabgebogene Holzstäbchen. Diese Kapelle, die weit und breit als Wallfahrtsort bekannt ist, wird alljährlich von vielen Andächtigen, sogar aus Kroatien, besucht.

Die Kapelle zum hl. Blute gibt uns durch ihren Ursprung einen wichtigen geschichtlichen Aufschluß über die Herkunft der Bewohner von Mösel.

In den "Beiträgen" zur Geschichte und Landeskunde von Gottschee vom Jahre 1919 zog Professor Peter Jonke eine treffliche Parallele über "Mösel – Staudach – Friesach - Heiligenblut" in Kärnten und im Gottscheerlande, um die Frage über die Herkunft der Gottscheer einer Lösung näher zu bringen. Darüber haben bereits auch in früheren Jahren die Geschichtsforscher Schulrat Josef Obergföll, Dr. Hauffen und andere ausführlich geschrieben. Besonders hat Obergföll in seinem im Gottscheer Boten im Jahre 1904 veröffentlichten Aufsatze: "Ortsnamen der deutschen Sprachinsel Gottschee" obige Parallele angedeutet mit den Worten: "Mösel, Reintal kommen auch in Kärnten vor" und hat auch in seinen übrigen geschichtlichen Arbeiten mit Dr. Hauffen die Ansicht ausgesprochen, daß ein Teil der Kolonisten in Gottschee aus Osttirol und Kärnten herstammt. Diese Annahme soll auch im Nachstehenden ihre geschichtliche Begründung finden und zugleich den Ursprung und die Benennung der Blutkapelle erklären.

In Kärnten gibt es ein Mösel und sind viele Kirchen dem hl. Leonhard geweiht und auch wir haben ein Mösel und ist in unserer Pfarrkirche und im Bergeskirchlein bei Göttenitz Kirchenpatron der hl. Leonhard. In Kärnten gibt es eine Ortschaft und eine Kirche Heiligenblut, in unserem Mösel ein Kirchlein zum hl. Blute. Das Heiligenblut in Kärnten ist saglich und geschichtlich in Verbindung mit dem hl. Briccius, auch unser Kirchlein zum hl. Blute hatte zuerst zum Patrone diesen Heiligen. Mösel – Staudach - Friesach liegen sowohl in Kärnten als bei uns in einer Linie. In Bezug auf unsere Gegend Mösel können wir auf Grundlage sowohl der gleichlautenden örtlichen Namen als auch der sprachlichen Ähnlichkeit annehmen, daß die Ansiedelung hauptsächlich aus den genannten Kärntner Gegenden geschehen ist, da die Kolonisten ihrer neuen Ansiedlung gerne den Namen ihres Heimatortes gaben. Nebenbei kommen natürlich in Betracht auch Zusätze aus Tirol und Bayern, Schwaben und Franken, da die Zuzüge sowohl über Pölland durch die Freisinger Bischöfe mit bayrisch österreichischen, als vom Norden her über Reifnitz mit schwäbisch-alemannischen und fränkisch-thüringischen Kolonisten stattfanden.

Interessant ist jedoch zur Beurteilung über die Herkunft unserer eingewanderten Vorfahren die Parallele zwischen Heiligenblut - St. Briccius in Kärnten und bei uns. Bis jetzt hatte man den Ursprung und die Benennung zum hl. Blute zurückgeleitet auf eine wunderliche Sage, welche Wilhelm Tschinkel in seinen "Sagen aus Gottschee" 1904 veröffentlicht hat. Sie lautet: "Als die Türken einst wieder in Gottschee einfielen und raubend und mordend von Ort zu Ort zogen, ritten sie auch durch das hübsche Dorf Obermösel. An der Stelle, wo heute das schmucke Kirchlein hl. Blut steht, stürzten die Pferde plötzlich vor einem Jüdischdorn (Katzenbuckendorn), der Blut schwitzte, auf die Knie und wollten nicht von der Stelle. In ihrer Not gelobten die Türken alljährlich einen halben Merling Gold zu senden, damit davon eine Kapelle gebaut werde. Die Kapelle wurde gebaut, die Türken sollen aber das versprochene Gold nicht geschickt haben." Ursprung und Name unserer Kirche zum hl. Blute ist jedoch abzuleiten vom Heiligenblute in Kärnten, von wo unsere Vorfahren die Verehrung mitgebracht und hier ein gleichnamiges Kirchlein mit dem Patrone St. Briccius gebaut haben dürften. Das Heiligenblut in Kärnten ist aber legendär und geschichtlich so entstanden: Der hl. Briccius, ein Däne, ist ins hl. Land gewallfahrtet (wahrscheinlich zur Zeit der Kreuzzüge). Auf seiner Rückkehr kam er auch nach Konstantinopel, wo das von Christus bei seinem Leiden vergossene und aufgefangene Blut sorgfältig aufbewahrt wurde, von welchem er sich ein Fläschchen erwarb, um es in seine nordische Heimat zu überbringen und diese aller Gnaden der Erlösung teilhaftig zu machen. Gott hatte es aber anders beschlossen. Auf seinem Heimwege kam er auch durch Kärnten, das Mölltal aufwärts bis in die Nähe des Pasterzengletschers am Fuße des Großglockners. Hier konnte er nicht mehr weiter, erlag in wilder Einsamkeit den Strapazen seiner Wallfahrt und wurde samt seinem Fläschchen mit dem Blute Christi von einer Lawine verschüttet. Zu seiner Auffindung wirkte Gott ein Wunder. Aus dem Schnee der Lawine sproß und wuchs eine Kornähre hervor wie zur Sommerszeit auf fruchtbarem Ackerfelde und bezeichnete die Stelle, auf welcher der Heilige den Elementen erlegen ist. Dieses Wunder wurde bald in der Umgebung bekannt, die Stelle wurde aufgegraben, der Heilige mit dem Fläschchen des hl. Blutes aufgefunden und ihm zu Ehren an dieser Stelle im Angesichte des Großglockners eine Kapelle, die Bricciuskapelle gebaut, welche heute noch steht. Weiter abwärts aber, im Gebirgstale, wurde 1443 eine schöne gotische Kirche zum hl. Blute gebaut mit einem prächtigen Flügelaltare und einem Sakramentshäuschen an dessen linker Seite. In diesem heiligen Schreine wurden das vom Heiligen aus Konstantinopel mitgebrachte Fläschchen mit dem hl. Blute und die wunderbar aus dem Schnee herausgewachsenen Kornähren aufbewahrt. Unter der Kirche aber wurde der Heilige in einer Krypta zur immerwährenden Verehrung begraben. Von dieser wunderbaren Begebenheit hat das berühmte, höchst gelegene (1404 m) Alpenkirchdorf den Namen Heiligenblut und ist seit jener Zeit her ein besonderer, in Kärnten allbekannter Wallfahrtsort.

Und nun zu unserem Kirchlein zum hl. Blute in Mösel. Es wurde, wie eine steinerne Inschrift über dem Kirchenportale dartut, gebaut im Jahre 1586. Zugleich wurde auch Sankt Briccius Kirchenpatron laut einer erhaltenen Steinplatte, welche über dem Toreingange angebracht war, beim Bau des neuen Turmes abgenommen und nun in der
Kirche eingemauert wurde. Die Inschrift lautet: S. BRICTIVS 15 MM 89. Die eingewanderten Mösler wollten eben auch in ihrer neuen Heimat ein Heiligtum zum hl. Blute mit dem Patrone Sankt Briccius haben. Das ist also wohl der geschichtliche Ursprung der Kirche zum hl. Blute in Mösel. Die Sage von dem blutschwitzenden Jüdischdorn und den Türken, die da nicht vorwärts kommen konnten und einen halben Merling Gold alljährlich zum Baue der Kapelle zu schicken versprachen, ist zwar eine schöne Sage und Erdichtung, aber ganz ohne geschichtlichen Untergrund.

Die Filiale in Niedermösel (Kotscharn) ist dem hl. Ambrosius geweiht; Valvasor nennt auch die hl. Maria Magdalena. In einem alten Ausweis vom Jahre 1526 über die von den Kirchen Krains für die Türkenkriege in Geld, Silber- und Goldgeräten geleisteten Abgaben kommt auch die Kirche in "Kothzern" mit einem Beitrage von 5 Pfund Heller
(1 Pfund Heller = 240 Heller) verzeichnet vor. Doch dürfte diese Kirche mit der heutigen Filiale nur das Presbyterium gemein haben und längst der Verwüstung durch die Türken anheimgefallen sein. Auch dürfte damit nur eine größere Betkapelle gemeint sein, welche weniger für den Gottesdienst, als vielmehr für die gemeinsamen öffentlichen Gebetandachten der Dorfbewohner bestimmt war, weil es in dem erwähnten Verzeichnis ausdrücklich heißt, daß sie keinen Kelch besaß. Die heutige Filialkirche in Niedermösel dürfte also späteren Ursprunges sein, stammt aber zum mindesten aus dem 17. Jahrhundert. Am alten Plafond stand geschrieben: S. Maria ora pro nobis 1698, was anzudeuten scheint, daß die Decke um diese Zeit gemacht, beziehentlich erneuert worden ist. Im gotischen Presbyterium steht der einzige Altar, der zwei Nischen hat, die untere für die Statue des hl. Ambrosius, die obere für die der hl. Maria Magdalena. Diese letztere Statue ist im Laufe der Zeiten sehr morsch geworden, so daß sie zu keiner Zierde mehr gereichte. Bald fand sich eine Wohltäterin, die Witfrau Maria Jaklitsch von Niedermösel Nr. 13, die im Jahre 1884 eine neue Statue machen ließ. Auch ein Fahnenbild aus dem Jahre 1761, den hl. Ambrosius darstellend, ist noch vorhanden und wird als kostbare Reliquie aus alter Zeit im Pfarrhofe zu Obermösel sorgfältig aufbewahrt. Die jetzige Kirchenfahne trägt die Bildnisse und die Aufschriften S. Ambrosius und S. Magdalena O.P.N. 1826 und feierte 1926 beim Gottesdienste am Ostermontage ihr 100 jähriges Alters-Jubiläum. Die größere Turmglocke war ein Werk des Laibacher Glockengießers Johann Jakob Samassa aus dem Jahre 1801 und wog
210 Kg. Sie zeigte das Bild des hl. Ambrosius, der hl. Büßerin Magdalena und des gekreuzigten Heilandes. Die kleinere Glocke war genau hundert Jahre jünger, da sie im Jahre 1901 vom Glockengießer Max Samassa in Laibach gegossen worden war. Sie hatte ein Gewicht von 167 Kg. Beide Glocken wurden im Jahre 1917 für Kriegszwecke abgenommen.

Wann die alte Filialkirche zum hl. Andreas in Durnbach erbaut worden ist, läßt sich nicht genau bestimmen. Sie wird so alt gewesen sein wie die übrigen Filialkirchen. Sicher reichte sie bis über das Zeitalter des Pfarrers Heß hinauf. Sie besitzt nämlich ein wegen seines hohen Alters interessantes Meßbuch, in welchem geschrieben steht: Emptum est missale per quinque florenos A. 1641 die vero 13. 7 bris p. Johannem Skiber ex pago Turnbach. M. Joannes Hess Francoherbipolensis parochus in Moesel. d. h. "gekauft wurde das Meßbuch um fünf Gulden im Jahre 1641
am 13. September durch Johann Skiber aus der Ortschaft Turnbach. M. Johann Heß aus Würzburg in Franken, Pfarrer in Mösel." Die zweite ist nach dem Muster der Pfarrkirche gebaut, da sie denselben Stil (Barock), dieselbe Form und dieselbe Ausführung des Gewölbes und der Strebepfeiler zeigt wie jene. Weil die Pfarrkirche um das Jahr 1750 umgebaut wurde, müssen wir den Umbau oder Neubau der Kirche in Durnbach ebenfalls in diese Zeit setzen. Dazu zwingt uns ganz besonders die Anmerkung in die Pfarrchronik von Reifnitz: "1758 wurde geweiht die Kirche des Apostels Andreas in der Pfarre Mösel" (nämlich durch den Archidiakon von Reifnitz Joannes Jakobus Waiz, welcher von Johann Andreas Lackner, Pfarrer in Gutenfeld 1756 installiert war.) Die jetzige Kirche in Durnbach wurde also um das Jahr 1758 erbaut.

In Otterbach bestand wie in Niedermösel schon im Jahre 1526 eine Filiale des hl. Stephanus, welche laut obigen Ausweises einen Kriegsbeitrag von 3 Pfund Heller und 52 Schillingen leistete, aber keinen Kelch besaß. Es dürfte also mit dieser Filiale die nämliche Bewandtnis haben, wie mit der in Niedermösel. Da es kaum anzunehmen ist, daß sie bei den häufigen Türkeneinfällen verschont geblieben wäre und bis auf den heutigen Tag Stand gehalten hätte, so dürften wir nicht irren, wenn wir behaupten, daß die heutige Filiale erst später erbaut wurde. Selbst das ursprüngliche gotische Presbyterium ist nicht mehr erhalten, indem das jetzige die Wölbung im romanischen Stile hat.

Auch dieses Kirchlein weiß von der rastlosen Tätigkeit des Pfarrers Heß zu erzählen, indem es, wenn nicht von ihm erbaut, sicher unter ihm mit einer Turmglocke ausgestattet wurde, wie wir aus einer Inschrift derselben entnehmen:
S. Kruze Johannes Hess Pfarherr in Mesel, Goss mich anno MDCXXXX Hans Stanck. Das Bild auf derselben stellt den hl. Petrus mit Schlüssel und Buch dar. Die größere Glocke mit dem Bilde des Gekreuzigten trägt die Jahreszahl 1651. Im Jahre 1869 renovierten die Otterbacher aus eigenem Antriebe den Altar und schmückten denselben mit drei neuen Standbildern: des hl. Stephan, des hl. Florian und des hl. Sebastian. Nach vierzig Jahren 1907, ließ Georg Lackner an dem bereits baufälligen Kirchlein auf eigene Kosten gründliche Reparaturen vornehmen und das Vordach neu eindecken, so daß nach längerer Unterbrechung der Gottesdienst darin wieder abgehalten werden konnte. Frau Maria Flos aus Cleveland (Amerika), gestorben am 4. April 1927, beschenkte das neu hergerichtete Kirchlein 1908 mit einem neuen Meßbuch. Zugleich mit einigen anderen Filialen der Mösler Pfarre erhielt auch Otterbach im Jahre 1887 einen eigenen Friedhof, der am 8. Mai genannten Jahres eingeweiht wurde. Die neunjährige Aloisia Verderber aus Otterbach Nr. 12 war die erste, welche am 13. Juni 1887 anf demselben ihre Grabstätte fand.

Die Ortschaft Reintal besitzt zwei Gotteshäuser, eine Dreifaltigkeitskirche und eine Schutzengelkapelle. Erstere mit gotischem Presbyterium hat folgende Aufschrift auf dem Hauptaltar: Hoc altare R. D. Joannes Hess una cum vitricibus Peter Springer Mert Knaphl totaque vicinitate ejusdem pagi fieri curavit anno 1647, d. h. "diesen Altar hat der hochw. Herr Johann Heß mit den Kirchenpröpsten Peter Springer, Mert Knaphl und mit der ganzen Nachbarschaft dieses Dorfes machen lassen im Jahre 1647". Ein Jahr später wurde ein neuer Seitenaltar zu Ehren der Mutter Gottes errichtet, wie dessen nun schon ganz schadhafte Inschrift verkündete: Hoc altare erectum est sub paroche Joanne Hess Herbipolense 1648, d. h. "dieser Altar ist errichtet worden unter Pfarrer Johann Heß aus Würzburg 1648". Die Aufschrift auf dem Seitenaltar des hl. Primus und Felizianus ist überstrichen. Der Eifer des Pfarrers Heß und die Opferwilligkeit der Reintaler war also außerordentlich groß. Letztere scheint sich auch auf die Nachkommen vererbt zu haben; denn diese bauten sich ein Jahrhundert später eine Kapelle zu Ehren der hl. Schutzengel, welche die Jahreszahl 1751 trägt. In dieser Kapelle ließen die Reintaler im Jahre 1875 einen neuen Altar errichten und in jüngster Zeit sind sie bemüht, bei derselben einen neuen Turm aufzuführen, zu dessen Bau sowohl Heimische als auch Ausgewanderte (Amerikaner) Beiträge leisten. Die neue Kirchenfahne mit den Bildern: hl. Dreifaltigkeit mit hl. Maria und die Apostel Petrus und Paulus wurde 1910 angekauft. - Sehr alt ist die kleine Glocke der Dreifaltigkeitskirche, deren Inschrift lautet: Fusa sum in honorem s. Jacobi Apostoli. Opus Caspari Franchi anno Domini 1698, d. h. "Gegossen bin ich zu Ehren des hl. Apostels Jakob. Ein Werk des Kaspar Franchi, 1698". Die an derselben Stelle angebrachten Bilder stellen den hl. Jakobus den Aelteren mit dem Schwerte, den hl. Martinus und den hl. Laurentius dar. Die größere Glocke (Gewicht 254 Pf. = 142 Kg) war anderthalb Jahrhundert jünger und gegossen von Anton Samassa im Jahre 1853. Bilder: Christus am Kreuze, die hl. Dreifaltigkeit. Die Schutzengelkapelle hatte zwei Glocken, deren größere geschmückt war mit den Bildern der hl. Apostel Petrus und Andreas, der hl. drei Könige und der Mutter Gottes, und durch eine lateinische Inschrift selbst verkündete, daß sie ein Werk des Laibacher Glockengießers Josef Samassa aus dem Jahre 1751 war. Etwas älter war die kleine Glocke, welche außer den Bildern der Apostelfürsten Petrus und Paulus und der Mutter Gottes mit der Bitte S. Maria ora pro nobis auch noch die Buchstaben O. J. A. S. L. = opus Joannis Antoni Samassa Labaci und die Jahreszahl 1744 aufwies. Die drei letzteren Glocken wurden 1917 für Kriegszwecke abgenommen. Lediglich ihres hohen Alters wegen sei erwähnt die hölzerne Eingangstür dieser Kapelle, denn auf ihr steht die Jahreszahl 1788. - Seit 5. Juni 1887 hat die Ortschaft Reintal auch ihren eigenen Friedhof, auf dem als erster der 62 jährige Johann Ruppe aus Reintal Nr. 32 begraben wurde.


Dreifaltigkeits-Kirche in Reintal - Altar, Photo-Atelier Jos. Dornig - Gottschee, 1930.


Die Filialkirche zu Verdreng ist dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Auf dem rechten Seitenaltare derselben war geschrieben: R. Dm. Joannes Hess Herbipolensis parochus in Mösel una cum vicinitatibus ex eleemosynis curavit fieri. S. Joannes Baptista anno 1631 d. h. "der hochw. Herr Johann Heß aus Würzburg, Pfarrer in Mösel, hat (diesen Altar) mit freiwilligen Beiträgen der benachbarten Ortschaften errichten lassen. Heil Johannes der Täufer im Jahre 1631". Die erste alte Kirche in Verdreng bestand also mindestens schon zu Beginn der dreißiger Jahre des siebzehnten Jahrhundertes. Ihr Alter reicht jedoch noch weiter zurück bis ins 16. Jahrhundert. Denn dieser Altar war gewiß nicht der erste und 140 Jahre später im Jahre 1771 schon wurde eine neue Kirche im romanischen Stile gebaut, welche durch den Archidiakon in Reifnitz selbst eingeweiht wurde. So lesen wir in der Pfarrchronik von Reifnitz: Die 8. septembris 1771 benedixi filialem ecclesiam Joannis Baptistae in Verdreng parochia Moesel. d. h., am 8. September 1771 habe ich eingeweiht die Filialkirche Johannes der Täufer in Verdreng Pfarre Mösel. In der alten Kirche waren nur zwei Altäre: zum hl. Johannes und zur hl. Katharina, welche als Nebenaltäre in die neue Kirche übernommen wurden, während der Hauptaltar ganz neu geschaffen wurde, und zwar bald nach der Einweihung der Kirche in den Jahren 1784 und 1785, welche Jahreszahlen auf der Rückseite desselben geschrieben sind. Bis heute hat sich die Überlieferung erhalten, daß dieser Altar auf Kosten eines ungenannt sein wollenden Wohltäters ans dem Hause Nr. 4 in Verdreng errichtet worden ist. Es ist nicht schwer zu erraten, wer dieser Wohltäter war. Damals lebte in diesem Hause vulgo Schupponsch die Familie Lackner. Zwei Söhne aus dieser Familie gehörten dem geistlichen Stande an. Andreas, der jüngere der beiden Brüder, war Kaplan in Tschermoschnitz und starb im April 1785 im elterlichen Hause zu Verdreng; der ältere, Johann Paul, war von 1763-1766 Kaplan in Mösel, seit dem Ableben des Pfarrers Lubi im Juni 1786 Administrator der verwaisten Pfarre Mösel bis zu seinem am 20. Dezember 1787 erfolgten Tode. Es ist klar, daß obenerwähnter Wohltäter, der den Altar in der Verdrenger Kirche bauen ließ, kein anderer gewesen sein konnte, als der genannte Johann Paul Lackner in Gemeinschaft mit seinem Bruder Andreas oder überhaupt die Familie, der die beiden Priester angehörten. Die direkten Nachkommen jener Familie sind noch heute auf dem Hause in Verdreng Nr. 4 und ist die jetzige Familie Lackner eine brave, christliche Familie, sehr fleißig und sparsam. Es bestätigt sich auch an ihr wieder die Erfahrung, daß mehr oder weniger Gottes Segen bis in die fernsten Geschlechter auf Familien ruht, welche einen oder mehrere Söhne dem Dienste Gottes geweiht haben.

Von den beiden Seitenaltären war der eine der hl. Katharina geweiht. Als er im Jahre 1899 renoviert wurde kam an Stelle der hl. Katharina eine Maria Lourdes-Statue, um 150 K geliefert von der Firma Purger zu Gröden in Tirol. Auch der zweite Seitenaltar aus dem Jahre 1631, dem hl. Andreas geweiht, ist im Jahre 1899 über Veranlassung des Kirchenpropstes Johann Schemitsch renoviert worden, bei welcher Gelegenheit die Statue des hl. Andreas durch eine neue ersetzt, die alte aber in die Feldkapelle zu Oberpockstein übertragen wurde. Im gleichen Jahre erhielt die Kirche von Michael Jaklitsch aus Reintal Nr. 19 einen neuen Kelch und ein neues Meßbuch zum Geschenke. Die Kirchenfahne ist aus dem Jahre 1881. Im Jahre 1927 erhielt die Kirche als Votivgabe des Franz Schemitsch, des Sohnes des obengenannten Schemitsch, einen neuen, schönen Kreuzweg.

Ein stattlicheres Aussehen bekam die Verdrenger Kirche durch den Anbau eines neuen Turmes unter Pfarrer Teran und den Kirchenpröpsten Paul Lackner und Johann Schemitsch im Jahre 1866. In demselben befanden sich drei Glocken. Die größere, von Anton Samassa in Laibach 1848 gegossen, hatte ein Gewicht von 597 Pfund = 335 Kg und die Aufschrift: Andreas Staudacher Kirchenpropst, nebst den bildlichen Darstellungen Christi am Kreuze, Mariä Himmelfahrt und Johannes des Täufers. Die mittlere mit dem Bilde der Gottesmutter mit dem Jesuskinde sowie die
kleinste mit dem Bilde der Apostelfürsten Petrus und Paulus waren aus der k. k. Hofglockengießerei des Ignaz Hilzer in Wiener-Neustadt hervorgegangen. Die beiden größeren mußten im Jahre 1917 in den Krieg einrücken.

Nach Auflassung des gemeinsamen Pfarrfriedhofes bei der Pfarrkirche erhielt Verdreng einen eigenen Ortsfriedhof, der am weißen Sonntage (8. April) 1888 eingeweiht worden ist. Der im Alter von 58 Jahren gestorbene Georg Herbst aus Verdreng Nr. 9 fand als erste Leiche auf demselben seine letzte Ruhestätte am 4. Mai 1888.

Gar lieblich blickt von der Höhe des Verdrenger Berges das Muttergotteskirchlein ins Tal hinab, als wollte es alle Bewohner der Niederung und der ganzen umliegende Gegend mahnen, vertrauensvoll zur Himmelskönigin emporzublicken, der dasselbe geweiht ist. Valvasor zählt auch dieses Kirchlein unter den Filialen von Mösel auf,
indem er schreibt: "Unser Frauen Himmelfahrt auf dem Berge Thirberg genannt, welche drey Altäre hat." Die Bezeichnung "Thirberg" dürfte nichts anderes sein als eine Verquickung von "der Berg", denn im Volksmunde wird der Verdrenger Berg schlechthin "der Berg" genannt. Von den drei Altären, die sich ehemals darin befanden, dient heute nur mehr der Hochaltar zu Ehren der Himmelfahrt Mariä seiner Bestimmung, während von den beiden Seitenaltären nur Ansätze ohne Aufbau und ohne Altarbild vorhanden sind. Dieses Kirchlein mit gotischem Presbyterium trägt auf dem steinernen Hauptportale die Jahreszahl 1636 und die Buchstaben MHC.MP. d. h. Magister Hess construxit Moesel Parochus = Magister (der Philosophie) Heß, Pfarrer in Mösel ließ machen wahrscheinlich nur den steinernen Zubau das Schiff, während das gotische Presbyterium aus dem früheren Jahrhunderte erhalten blieb. Es ist ein Wallfahrtkirchlein und wird am Feste Mariä Himmelfahrt und am darauf folgenden Sonntage von zahlreichen Wallfahrern besucht, weshalb an diesen Tagen schon seit den ältesten Zeiten darin Gottesdienst gehalten wird. Am 5. August 1882 nachmittags um 3 Uhr ist es ein Raub der Flammen geworden, indem es, böswilligerweise in Brand gesteckt, bis auf die Mauern niederbrannte. Durch die Bemühungen des Kirchenpropstes Johann Schemitsch aus Verdreng Nr. 6 wurde dessen Herstellung wieder ermöglicht und im Jahre 1891 dasselbe mit einem neuen Muttergottesaltar aus der vorerwähnten Werkstätte des Johann Purger aus Gröden um den Kostenpreis von 800 Kronen ausgestattet. Auf der größeren Turmglocke lesen wir die Worte: Michael Remer Labaci me fecit anno Domini 1642, d. h. "Michael Remer in Laibach hat mich gemacht im Jahre des Herrn 1642". Die an derselben angebrachten Bilder stellen dar Christus am Kreuze und Maria mit dem Jesukinde, die Weltkugel haltend, daneben stehend ein vertrauensvoll emporblickendes Kind, darunter die Bitte: Sta. Maria Virgo et Mater Dei ora pro nobis. d. h. "Heil. Maria Jungfrau und Gottesmutter bitt für uns." Die kleinere Glocke mit dem Bilde des hl. Georg und des hl. Martin stammte aus dem Jahr 1689, wie die an derselben befindliche Inschrift verkündete: Me fecit Ferdinandus Eisenberger anno MDCLXXXIX. Diese nahm im Jahre 1917 der Krieg fort.

Nach der Überlieferung befand sich auf dem Verdrenger Berge auch eine Kreutfeuerstation, welche beim Heranrücken der Türken das vom Späher (Späherberg bei Preriegel) erhaltene Feuersignal durch Anzünden des Kreutfeuers weitergab.

Oberpockstein erhielt im Jahre 1913 eine für öffentlichen Gottesdienst bestimmte Dorfkapelle. Besitzer Matthias Jonke vom Haus Nr. 4 bewirkte aus Verehrung zur Mutter Gottes durch Sammlung von Beiträgen den Bau dieses Heiligtums, welches Pfarrer Josef Erker beim Gottesdienste am 8. Juni 1913 zu Ehren Maria Hilf feierlich weihte. Die Bronzeglocke, welche Josef Jonke in Edgewater, Colorado Amerika, ein Bruder des obigen Besitzers, spendete und ein kleines Glöcklein wurden im Kriegsjahre 1917 für Kriegszwecke weggenommen.

Außer den bisher genannten alten Filialen erwähnt Valvasor noch die des hl. Andreas bei Mösel und die der hl. Ursula und ihrer Gefährtinnen ebenfalls bei Mösel. Beide bestehen noch, sind aber nicht Kirchen, sondern Feldkapellen, größere Bildstöcke, die in alten Zeiten wahrscheinlich zur Feier des hl. Messopfers benützt wurden.
Das "Andreasbild" ist an der Straße nach Gottschee gelegen, enthält aber das Bild des Heiligen nicht mehr, sondern an dessen Stelle eine Eccehomo Statue. Auch in dem am Wege nach Schwarzenbach gelegenen "Ursulabilde" befindet sich nicht mehr das Bild dem es seinen Namen verdankt, sondern ein Muttergottesbild mit dem Jesukinde aus dem Jahre 1913. Ehemals war der Eingang in dieses Kapellchen in der Richtung von Schwarzenbach nach Mösel; vor ungefähr sechzig Jahren aber machte Mathias Lackner von Mösel Nr. 35 den Eingang vom Wege hinein. Im Türmchen war vor Zeiten auch ein Glöcklein und noch heute sieht man in der Wölbung den Holzring, durch den das Glockenseil herabreichte. Dieses altehrwürdige Glöcklein aus dem Jahre 1580 kam in den Turm der Kapelle zum hl. Blute und wurde 1897 umgegossen.



Die alte ehrwürdige Kapelle zum heiligen Blute in Mösel aus dem Jahre 1586



Inmitten von Mösel am Kreuzungspunkte der Straßen nach Reintal und Niedermösel steht die Betkapelle zum hl. Florian. Laut mündlicher Überlieferung befand sich zu Ehren dieses Heiligen ursprünglich ein alter Bildstock am Dorfplatze bei der großen Dorflinde. Beiläufig um das Jahr 1830 wurde der Bildstock abgetragen und dafür an
obengenannter Stelle die jetzige schöne Kapelle zu Ehren des hl. Florian und der heiligen Rochus und Sebastian erbaut im Mai-Juni 1927 ließ Juliana Erschen aus Mösel Nr. 46 die Kapelle aus eignen Mitteln in- und auswendig schönstens renovieren.

Die neue schöne Feldkapelle zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit bei Mösel in der Nähe der großen Kapelle zum hl. Blute hat im Frühjahr 1927 Johann Meditz, Besitzer und Schmied in Mösel Nr. 33, auf seinem Grunde auf eigene Kosten erbauen und einrichten lassen.

Ähnliche kleine Betkapellen und Bildstöcke besitzen auch die übrigen Ortschaften Niedermösel, Durnbach, Otterbach, Reintal, Verderb, Verdreng und Oberpockstein.

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