Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Die Pfarrgeistlichen und die Schule in Mösel

Im Buche: Koèevsko okrajno glavarstvo zemljepisno zgodovinski opis, herausgegeben von St. Tomšiè und Fr. Ivanc, Ljubljana 1887, okrajna uèiteljska knjižnica v Ko
èevju heißt es in deutscher Übersetzung: "In den Jahren ungefähr 1830 bis 1850 wirkte hier (in Mösel) Michael Wolf, ein ehrwürdiger Priester, ein Freund des Volkes und der Schule. Die Anfänge der Mösler Schule müssen wir wie überall im Pfarrhofe suchen. Die ersten Lehrer waren die Priester, hie und da auch ein weltlicher Lehrer. Unter den ersten nennen wir zwei Kapläne, Petsche und Grum, an die sich das Volk noch heutzutage (1887) in Dankbarkeit erinnert."

Wie fast in allen Pfarren des Gottscheer Ländchens, so waren also auch in Mösel die Priester diejenigen, welche den Grund zur Schulbildung im Volke legten, indem sie die Kinder nicht nur in den Religionswahrheiten, sondern auch in weltlichen Gegenständen unterrichteten. Solche Jugendbildner waren außer und vor Petsche und Grum
auch der Kaplan Andreas Luscher. Von diesem heißt es in einem amtlichen Berichte vom 14. März 1815, daß er
"seit vier Jahren immer einige Kinder im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet." Sein Nachfolger Georg Petsche, der zuerst als Kaplan und dann als Pfarrprovisor bis Ende 1819 in Mösel wirkte, hat nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Schulmeister sich ein dankbares Andenken im Volke gesichert. In einer alten Schulchronik wird er unter denjenigen Geistlichen und Privatlehrern genannt, welche "in den früheren Zeiten die Schule zu Mösel versahen und deren hier die Leute oft erwähnen und ihnen den Dank aussprechen." Franz Grum war Kaplan in Mösel vom September 1831 bis Oktober 1833; er unterrichtete ebenfalls in den praktischen Lehrgegenständen, und zwar nicht bloß Knaben, sondern auch Mädchen, bei denen sich zum Lerneifer dann ein solcher Lehreifer gesellte, daß sie wieder anderen ihres Geschlechtes Unterricht erteilten. So wurde durch die Pfarrgeistlichen die Schulbildung allmählich in das Volk getragen und unter denselben erhalten und gefördert.

Ein besonderer Förderer des Schulwesens in Mösel war Michael Wolf, von 1831 bis 1846 Pfarrer daselbst, später Stadtpfarrer, Dechant und Distriktsschulaufseher in Gottschee. Von ihm heißt es in der Schulchronik: "Es kann hier nicht übergangen werden, daß der damalige Herr Pfarrer Michael Wolf sich um die hiesige Schule sehr verdient gemacht hat, indem er nicht nur die Lehrer unterstützte, sondern auch für das Schulzimmer und den Schulbesuch, für die Beheizung und den Gehalt und später auch für die Stiftung eines Lehrers sorgte; folglich nur ihm die Ehre und das Verdienst der Schule zugeschrieben werden muß, da auch unter ihm das neue Schulhaus (jetzt Gendarmerie-Kaserne) im Jahre 1844 erbaut und der Stiftbrief am 12. März 1845 ausgefertigt wurde. Wenn ein Lehrer abging, so sorgte er wieder für einen anderen und da hierzulande keine zu finden waren, so schrieb er nach weit entlegenen Ländern, um welche zu bekommen."

Die Heranziehung geeigneter Lehrkräfte war unter den damaligen Verhältnissen keine Leichtigkeit, ja fast ein Ding der Unmöglichkeit. Denn heimische, pädagogisch gebildete Lehrer gab es noch nicht; fremde, tüchtige Lehrer aber zu gewinnen, war schwer. Pfarrer Wolf wandte sich teils schriftlich, teils durch Vermittlung von Hausierern an bekannte und unbekannte Persönlichkeiten außer Landes, insbesondere in Böhmen, schilderte die Schulverhältnisse in Gottschee, das Verlangen der Bevölkerung nach Schulbildung, der Mangel an Lehrkräften usw. und bewog auf diese Weise manchen auswärtigen Lehrer zur Reise nach Gottschee und zur Übernahme der Lehrstelle in Mösel. So kamen der Reihe nach die böhmischen Lehrer Kunz, Langof, Krombholz und Dürfeld nach Mösel.

Das Hauptverdienst Pfarrer Wolfs war jedoch der Bau eines Schulhauses in Mösel. Um den Bau, für den die Behandlungen und Vorarbeiten volle fünf Jahre dauerten, zu beschleunigen und zu einem befriedigenden Abschluß zu bringen, stellte er sogar kirchlichen Grund als Bauplatz für die Schule zur Verfügung. Dieser Grund bildete einen Teil des die Pfarrkirche umgebenden, im Grundbuche als kirchliches Eigentum eingetragenen Grundkomplexes. Daß dieser Kirchenbesitz für Schulzwecke verwendet werden durfte, ist gewiß ein Beweis großer Schulfreundlichkeit der kirchlichen Behörde. Dazumal war die Pfarrkirche in Mösel von einer doppelten bis zur Turmlinie reichenden, ungefähr acht bis zehn Meter hohen Mauer, den sogenannten Tabormauern umgeben. Die innere Mauer bildete die Grenze des um die Kirche gelegenen Friedhofes. Von der inneren bis zur äußeren Mauer war ein Abstand von ungefähr
zehn Metern. In diesem Zwischenraume befanden sich viele Weinkeller und Getreidekästen. Das war der sogenannte Tabor, der zur Zeit der Türkeneinfälle teils als Vorratskammer, teils als Bollwerk gegen den einbrechenden Feind diente und daher mehr oder weniger befestigt war. Als man die Schule baute, wurde die innere Mauer niedergerissen und als Baumaterial für die Schule verwendet.

Im Jahre 1919 wurden an den Gottscheer Volksschulen slowenische Klassen errichtet und zugleich die deutschen Klassen vermindert. An der zweiklassigen deutschen Volksschule in Mösel geschah dasselbe; sie wurde mit 1. Mai 1919 umgewandelt in eine doppelsprachige, mit einer deutschen und einer slowenischen Klasse. Pfarrer Josef Erker, welcher von 1913 bis 1922 Obmann des Ortsschulrates Mösel war, wirkte nun dahin, daß die zweite deutsche Klasse wieder bewilligt wurde und die Schule keine Einbuße zu erleiden hatte. Infolge der großen Zahl der deutschen Schulkinder und im Interesse eines befriedigenden Unterrichtserfolges richtete Pfarrer Erker als Obmann des Ortsschulrates an den Bezirksschulrat die begründete Bitte um Belassung, beziehungsweise um Erwirkung einer zweiten deutschen Klasse, worauf der Oberschulrat in Ljubljana die Bewilligung hiezu erteilte.

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