Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Die slowenische Predigt in der Pfarrkirche Mösel.

Die Volkszählung am 31. März hatte zur Folge, daß die Slowenen in der Pfarrgemeinde mit Rücksicht auf ihre Zahl von angeblich 300 Personen das fürstbischöfliche Ordinariat baten, ihnen monatlich zwei slowenische Predigten und slowenische Gebete bei den kirchlichen ritualen Handlungen zu bewilligen.

Das Pfarramt Mösel gab im Entgegenhalte gegen diese Begehren folgende Erklärung:

Die Pfarrgemeinde Mösel sei bis zum politischen Umsturze nach dem Weltkriege fast ganz deutsch gewesen und erst nach dieser Zeit seien mehrere slowenische Familien besonders aus dem Görzer Gebiete Italiens eingewandert, um als Kohlenbrenner und Holzarbeiter in den Waldungen des Fürsten Auersperg Arbeit und Verdienst zu finden.

Infolge der Krisis in der Holzindustrie und infolge der Enteignung der fürstlichen Waldungen auf Grund des Gesetzes über die Liquidation der Agrarreform werden die Waldarbeiten aufhören und die slowenischen Familien gezwungen sein, sich anderswo um Arbeit und Unterhalt umzuschauen. So werde sich die Zahl der Slowenen in der Pfarre beträchtlich vermindern.

Bei der Einführung der slowenischen Predigt in Mösel kommen die Slowenen in der Expositur Ober-Skrill nicht in Betracht, weil da seit 1918 neben der deutschen Predigt auch die slowenische im Gebrauche sei. In der Pfarre Mösel aber seien, die Expositur Ober-Skrill nicht mitgerechnet, 818 Einwohner mit 618 Deutschen, d. i. 75,55 Prozent, und 200 Slowenen, d. i. 24,45 Prozent, also drei Viertel Deutsche und ein Viertel Slowenen, von denen ungefähr 30 an der Grenze gegen Unterlag wohnen und nicht nach Mösel, sondern nach Unterlag zum Gottesdienste gehen, wohin sie nur drei, nach Mösel aber acht Kilometer Weges haben. Außerdem verstehen die Slowenen in der Pfarre mit wenigen Ausnahmen alle deutsch.

Mit Rücksicht auf diese Gegengründe hat das fürstbischöfliche Ordinariat nach Besprechung mit dem Pfarrer und geistlichen Rate Josef Erker mit Zuschrift von 16. April 1932, Zahl 1457, bestimmt:

"V župni cerkvi v Mozlju naj bo vsak mesec eno nedeljo pri dopoldanski službi božji pridiga v slovenskem jeziku. Gospodu župniku se prepusti, da sam doloèi nedeljo, ko bo slovenska pridiga, in to vernikom prejšno nedeljo oznani.

Pri krstih, porokah, pogrebih in drugih liturgiènih opravilih za Slovence naj bo vse listo slovenso, kar ima sedanji ritual v slovenskem jeziku. Ko bo zapovedan slovenski ritual, naj se ta ritual rabi za slovenske župljane."

In deutscher Übersetzung: "In der Pfarrkirche Mösel soll jeden Monat an einem Sonntage beim vormittägigen Gottesdienste die Predigt in slowenischer Sprache sein. Dem Pfarrer bleibt es überlassen, selbst den Sonntag zu bestimmen, wann
slowenische Predigt gehalten wird, und soll das den Sonntag zuvor verkündet werden.

Bei Taufen, Trauungen, Begräbnissen und anderen liturgischen Verrichtungen für die Slowenen soll alles das slowenisch sein, was das jetzige Rituale in slowenischer Sprache hat. Wenn ein neues slowenisches Ritual angeordnet wird, soll es verwendet werden für die slowenischen Pfarrinsassen."

Somit haben die Slowenen in der Pfarre monatlich eine slowenische Predigt in der Pfarrkirche Mösel und slowenische Gebete bei den liturgischen Funktionen. Für die deutschen Pfarrkinder wird aber immer deutsche Predigt sein und immer das deutsche Rituale mit den deutschen Gebeten im Gebrauche bleiben.

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