Lagerlied von Ida Tscherne, geb. Tschinkel, Lager Feffernitz, 05.01.1948.


Josef Tscherne &
Ida, geb. Tschinkel.
Lagerlied



Lagerlied, Lager Feffernitz d. 5./1. 48

1. Zwischen Bergeshügel an dem Murstrand,
steht das Flüchtlingslager in dem Steierland.
Wo so viele Menschen gehen ein und aus,
alle ohne Heimat, ohne ein Zuhaus !
6. Seine Mutter hat nach Russland man verbannt,
und des Vaters Grab liegt irgendwo am Straßenrand.
Denn er ist gefallen schon vor einem Jahr,
doch das Kindlein weiß nichts weil es klein noch war !


   
2. Hier sind deutsche Menschen aus der halben Welt,
die man ausgeraubt und hilflos auf die Straße stellt.
Denen man genommen all Ihr Gut und Hab,
und wie viele liegen schon im Massengrab !
7. Finden die Deutschen nirgends mehr ihr Recht,
muß der Deutsche bleiben ewig fremder Knecht ?
Hat für Heimatlose niemand mehr ein Herz,
kann denn niemand lindern unseren Schmerz ?


   
3. All die Menschen hat man von Zuhaus verbannt,
weil man Sie all Kriegsverbrecher hat genannt.
War den das ne' Sünde oder gar ne' Schand,
weil wir tapfer kämpften für das Vaterland ?
8. Als Ausländer werden überall wir jetzt genannt,
hier in Österreich und im schönen Deutschland.
Und mit Schimpfwörtern schaut man auf das Haus,
wo die Heimatlosen geh'n ein und aus !


   
4. Weil unsere Männer kämpften an den Fronten drauß,
trieb man Ihre Kinder aus dem Elternhaus.
Sperrt man Ihre Lieben in die Lager ein,
vernichtet man die Alten und die Kinderlein !
9. Als Banditen und Verbrecher schaut man an,
überall den braven deutschen Bauersmann.
Flehend stehn wir alle auf der Straße drauß,
finden keine Heimat, finden kein Zuhaus !


   
5. Bettelnd an der Straße steht ein deutsches Kind,
mager und verlumpt, so wie wir alle sind.
Nur noch Lumpen auf sich hat das arme Kind,
und es weht doch draußen eisig kalter Wind !
   



Ida Tschinkel,
(Lager Wagna) Baracke 9.


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