II.
Transportberichte (Quellen im Besitz des Verfassers): [Rann a. d. Save, den 31. Dez. 1941, Ansiedlung Gottschee im Siedlungsbereich des Kreissiedlungsstabes Rann] (1) Vom 22. 11. 1941 bis 31. 12. 1942 (2) Insgesamt eingetroffen:
Bericht über Transport (3): Infolge Schwierigkeiten der Brennstoffbeschaffung mußte vom ersten Tag der Ansiedlung an der Transport der Güter auf Pferdetrecks umgestellt werden. Es standen für die weiteren Strecken insgesamt vier Benzin-Lastkraftwagen zur Verfügung. Von denen fielen im Laufe der Zeit ein bis zwei Wagen wegen Reparaturen zeitweilig aus. Um diesen Ausfall auszugleichen, beschaffte ich über den Politischen Kommissar Rann vom Güter-Nahverkehr Salzburg vier Diesellastkraftwagen. Da Rann in der Zeit vom 15. Dezember bis Ende des Jahres täglich bis zu 80 Waggon Gepäck verarbeiten mußte, wurden die vorhandenen Lastkraftwagen dazu verwendet, die Menge des Gepäcks vom Bahnhof, der unbedingt freigemacht werden mußte, auf zentrale Sammellager in den einzelnen Arbeitsstellen (Königsberg, Gipfelhöhe, Dobowa-Gemeindeplatz, Tschatesch-Marktplatz) abzutransportieren, von wo sie dann mittels Pferdefuhrwerken zu den einzelnen Quartieren weitergeführt wurden. Mit der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft in Rann wurde vom ersten Tag an vereinbart, daß täglich 60 Pferdefuhrwerke am Bahnhof Rann bestellt zu sein haben, die den Abtransport der Umsiedlungsgüter auf die naheliegenden Quartiere zu bewerkstelligen hätten. Die Stellung der Pferdefuhrwerke wurde von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft durchwegs mangelhaft durchgeführt. Es kamen an den meisten Tagen im Höchstfalle 20 bis 25 Fuhrwerke zum Verladeplatz, an einzelnen Tagen sogar nur 5. An insgesamt drei Tagen überhaupt keine Fuhrwerke. Die durch den Ausfall der Pferdefuhrwerke sich häufenden Gütermengen mußten dann am nächsten Tage durch auf den Straßen requirierte Fuhrwerke und mit den mitgebrachten Gottscheer Pferden abtransportiert werden. Die requirierten Fuhrwerke wurden nach ihrer Zurückstellung tarifentsprechend entlohnt. An zwei Tagen mußte ein von der Dienststelle bestellter Personenkraftwagen in den umliegenden Oberverwaltungen der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft die Fuhrwerke sammeln, mit dem Ergebnis, daß am ersten Tage 170, am zweiten Tage 145 Gespanne am Verladeplatz gestellt waren. Insgesamt wurden für den Abtransport der Gottscheer Umsiedlungsgüter rund 2500 Pferdefuhrwerke benötigt und in Dienst gestellt. Die zu bewältigende Strecke beträgt: Rann - Königsberg - Felddorf - Satteldorf = 37 km Rann - Dobowa - Kapellen - Groß-Obresch = 8 bzw. 12 km Rann - Tschetsch - Weitental = 28 km Rann - Arnau - Globoko - Detschnasela = 6 bzw. 8 km. Nicht unerwähnt können die Umstände bleiben, daß zum Abtransport von den Gottscheern in großen Mengen unnützes Gepäck gestellt wurde, so zum Beispiel: Hundehütten, Steine zum Sauerkraut beschweren, altes Eisen usw. Das von den Gottscheern mitgebrachte Vieh, im durchwegs überdurchschnittlichen Zustand, wurde wie oben erwähnt, soweit verwendbar, (Pferde und Ochsen) zum Abtransport der Güter verwendet, stärkere Kühe und Kalbinnen betrieben, trächtige Kühe, Kälber, Schweine und Schafe in LKW befördert. Dabei gingen eine trächtige Kuh, die notgeschlachtet werden mußte, sowie zwei kleine Schweine zugrunde. Die beiden Schweine verbluteten infolge Bißwunden, verursacht untereinander, und mußten notgeschlachtet werden. Da in Dobowa Schweinepest ausbrach, wurden die anlaufenden Schweine, die für dieses Gebiet bestimmt waren, in Ställen im Bahnhof Rann umliegenden Gebiet untergebracht. Je Transport und Transporttag sollten planmäßig 70 bis 140 Menschen mitkommen. Für die Personen waren, da die Transporte durchwegs in der Nacht ankommen sollten, in Rann Auffanglager errichtet. Das Auffanglager (Kinosaal) faßt im Höchstfall 150 Personen. Infolge der Umstellung der Aussiedlung Gottschee von LKW auf Pferdetrecks konnte die planmäßige Verschickung von Personen mit Umsiedlergut nicht aufrecht erhalten werden, so kam es, daß in den Transporttagen vom 12. bis 31. Dezember 1941 bis 400 Personen je Transport eintrafen. Die überschüssigen Personen mußten wegen Überfüllung des Übergangslagers die restliche Nacht über, nach Verstärkung durch die NSV, sowie Abfertigung durch die Deutsche Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft in den geheizten Waggons verbringen. In keinem einzigen Falle waren Umsiedler mit Ausnahme der A-Fälle oder der nicht gemeldeten Umsiedler aus der Stadt Gottschee länger als 24 Stunden im Übergangslager. Die Beförderung der Menschen zu ihren Bestimmungsorten wurde mittels Omnibussen bewerkstelligt. In den Gebieten St. Leonhard, Bresina, Tschernitz, die alle unmittelbar um den Bahnhof liegen, wurde vom Abtransport mittels Omnibus abgesehen und nur Familien mit Kleinkindern, sowie Handgepäck mit verdecktem Lastkraftwagen befördert.
Betr.: Abschlußbericht über die erfolgte Umsiedlung der Volksdeutschen aus der Gottschee. An die Dienststelle Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabsführer - SS - Sturmbannführer Laforce Marburg / Drau Gerichtshofsgasse 9 In der Zeit vom 14. 11. 1941 bis zum Eintreffen des letzten Transportes am 23. 1. 1942 sind insgesamt im Kreissiedlungsgebiet Gurkfeld eingetroffen:
Transporte: Bei der Ankunft der Züge ergab es sich, daß zwischen den Abteilungen Transport und Planung keine, bzw. nur ungenügende Zusammenarbeit stattgefunden hat. So kam es, daß die Transporte nicht einigermaßen gleichmäßig verteilt auf den drei Bahnhöfen einliefen, sondern, daß im Gurkfelder Gebiet 7 Tage lang jeden Tag alle drei Eisenbahnzüge anzusiedeln waren und die folgenden 7 Tage dann wieder alle Züge nach Rann gingen. Wenn trotzdem keine Stockung eingetreten ist, dann ist das nur dem schonungslosen Einsatz jedes einzelnen Mitarbeiters zu verdanken. Wegen Schwierigkeiten in der Treibstoffbeschaffung mußte vom Anfang bis zum Ende der Gütertransport auf Pferdewagen oder Schlitten umgestellt werden. Am Bahnhof Gurkfeld standen an besonders großen Tagen bis zu 4 LKW bereit, im allgemeinen standen nur ein bis zwei LKW und ein Omnibus zum Abtransport des Viehs und der Menschen zur Verfügung. Die Gestellung von Pferdegespannen oblag der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft. An fast keinem Tage war die vorher angemeldete Anzahl von Pferdegespannen zur Stelle. An Sonntagen kam überhaupt nie ein Fahrzeug, da die slowenischen Pferdeknechte sich weigerten, an Sonntagen zu fahren. In diesen Fällen wurden das notwendigste Gepäck und die Betten durch den Lastkraftwagen in die Quartiere gebracht und die übrigen Gegenstände an den folgenden Tagen nachgefahren. Die größte Entfernung - Gurkfeld / Radelstein - beträgt 20 km. In den meisten Fällen mußten die einzelnen Fuhrwerke zwei- bis dreimal am Tage fahren. Als Treckbegleiter wurden Polizeiwachtmeister eingesetzt, die dafür sorgten, daß die Fuhrwerke zur zweiten Fahrt wieder zum Bahnhof zurückkehrten. Insgesamt wurden für den Abtransport der Gottscheer Umsiedlungsgüter rund 1400 Pferdefuhrwerke benötigt. Das mitgebrachte Großvieh wurde durch die Gottscheer selber, wieder in Begleitung der Polizei, in die einzelnen Ortschaften gebracht. Als Entladearbeiter standen zu Beginn der Umsiedlung 80 notdienstverpflichtete slowenische Männer zur Verfügung. Da es aber zu Reibereien zwischen den Slowenen und den ankommenden Gottscheedeutschen kam, da die Gottscheer mithelfen sollten, wurden diese slowenischen Arbeiter entlassen und dafür bereits angesiedelte Volksdeutsche aus der Gottschee eingestellt. Diese leisteten wesentlich mehr und vor allen Dingen war sofort ein gewisser Kontakt hergestellt zwischen den angekommenen Menschen und den Entladearbeitern. Die Züge - 49 an der Zahl - trafen mit einer Gesamtverspätung von rund 76 Stunden in Gurkfeld ein. Zum Empfang waren am Bahnhof anwesend der Kreissiedlungsstabsführer oder sein Stellvertreter, zehn BDM-Mädchen, die die Säuglinge in Empfang nahmen, ein Transportmann, eine Säuglingsschwester und die Mitglieder der NSV. Zunächst erfolgte die Verpflegung in der Baracke, anschließend die Begrüßungsansprache, dann der Geldempfang bei der Deutschen Umsiedlungs-Treuhand GmbH. Die Frauen und älteren Männer gingen darauf in ca. 250 Personen fassende Schlafräume, während die Männer an die Rampe gingen und vor allem die Rungenwagen ausluden und die Leiterwagen zusammensetzten. Die meisten Gottscheer Männer sind der Aufforderung mitzuarbeiten, die in die Begrüßungsansprache eingeflochten war, nachgekommen. Am kommenden Morgen gab es Frühstück, die Verteilung der Lebensmittelkarten wurde vorgenommen, die Naturalverpflegung für die ersten sieben Tage wurde verteilt und nach der Ausgabe des Mittagessens erfolgte der Abtransport in die Quartiere. Es gibt keinen Gottscheer, der nicht am folgenden Tage nach seiner Ankunft in Gurkfeld quartiermäßig angesiedelt worden wäre. Am 16., 17. und 18. Dezember standen plötzlich auf dem Bahnhof Gurkfeld Transportzüge, die für Rann bestimmt waren. Die Reichsbahn hatte diese Züge in Gurkfeld abgestellt, weil in Rann sämtliche Geleise besetzt waren. Für diese nicht gemeldeten Züge waren natürlich keine Vorbereitungen getroffen, ebenso war niemand zum Empfang am Bahnhof. Trotzdem gelang es schon nach kurzer Zeit, auch diese Menschen zu verpflegen, sie unterzubringen, bis im Laufe des kommenden Tages der jeweilige Zug weitergeleitet wurde. Am 7. 12. 41 brach sich ein slowenischer Entladearbeiter den rechten Oberschenkel und wurde in das Krankenhaus Gurkfeld eingeliefert. Sonstige Unfälle sind nicht vorgekommen. Bericht über die Winterquartierlegung der Gottscheer-Volksgruppe im Kreisansiedlungsstab Lichtenwald 1941 5633 ...... Die Winterquartierlegung umfaßte 25 Transporte mit den Stürmen IV, XX, XXII, XXV und Teile des Sturmes I. Die Transporte zusammengefaßt ergaben:
Daten der Transporte Nr. 1-25 ......
Zahl der Herdstellen, Personen, Umsiedlergut, eingetroffen und ausgeladen am Bahnhof VidemGurkfeld vom 14. 11. 41 - 23. 1. 42
Die Umsiedlung der Gottscheer Deutschen, Hans Hermann Frensing, 1970 www.gottschee.de Inhaltsverzeichnis Anmerkungen : 1 in eckigen Klammern: im Original in Handschrift 2 im Original unterstrichen 3 im Original unterstrichen 4 Statistische Angaben über Groß- und Kleinvieh, Waggonzahlen und Ankunftszeiten sind weggelassen. 5 Im Original unterstrichen. 6 Im Original unterstrichen. 7 Weitere statistische Angaben über Groß- und Kleinvieh, Zugverspätungen und Ansiedlungsorte wurden weggelassen. www.gottschee.de Inhaltsverzeichnis |