III.
Auszüge aus dem Abschlußbericht der EWZ
(1) S. 9 f. 5. Die Durchführung der Durchschleusung Die Durchschleusung der Gottscheer Deutschen begann am 23. Oktober und wurde am 3. Dezember 1941 beendet. Die vertragliche Frist von acht Wochen wurde somit eingehalten. Die Reihenfolge der Durchschleusung der Ortsbezirke war grundsätzlich durch den Plan des Abtransportes bei der Aussiedlung gegeben. Dieser wurde unter dem Gesichtspunkt erstellt, daß zuerst die durch Banden gefährdeten Randgebiete der Volkstumsinsel und die verkehrstechnisch besonders ungünstig gelegenen Ortsbezirke ausgesiedelt wurden. Um für die Organisierung des Abtransportes der Umsiedler zur Durchschleusung Zeit zu gewinnen, wurden jedoch am Beginn der Aktion einige in der Nähe von Gottschee gelegene Ortsbezirke erfaßt. Die Reihenfolge der Durchschleusung war demnach folgende:
Die in den Außenbezirken herrschende Gefahr einer tätlichen Bedrohung der Umsiedlertransporte durch slowenische Banden gab Veranlassung, ein Sonderkommando der EWZ zu bilden, das in Suchen und Tschermoschnitz abgelegene Ortsbezirke durchschleuste. Man ging dabei von dem Grundsatz aus, lieber das EWZ-Kommando als die Umsiedler einer Gefahr auszusetzen. Dazu kamen Transportschwierigkeiten und Mangel an Treibstoff für die Kraftfahrzeuge für den Abtransport der Umsiedler zur Durchschleusung sowie schließlich die Ungunst der Witterung. Ende Oktober und Anfang November hatten tagelang dauernde Schneefälle im Gebiet Gottschee Schneehöhen bis zu 1m verursacht. So durchschleuste das in der Stärke von 38 Personen aufgestellte Kommando vom 2. November bis 22. November 1941 neben der in Gottschee arbeitenden Kommission Sonderzug die Ortsbezirke:
Die Sicherung der Anmarschwege zum Schleusungsort wurde durch Abteilungen der italienischen Wehrmacht, der Carabinieri reali, der faschistischen Miliz und der Polizei durchgeführt. Das Entgegenkommen der Italiener war in dieser Hinsicht außerordentlich groß. Für die ständige Bewachung des Zuges am Standort und während der Fahrt waren beträchtliche Kommandos eingesetzt. Die am Schleusungstag von ihren Bewohnern entblößten Dörfer wurden durch die Nachbarstürme gesichert. Zur Durchschleusung der Kranken war zu Beginn der Schleusungstätigkeit ein Kommando, bestehend aus fünf Personen, eingesetzt. Um jedoch die Kapazität der Kommission nicht durch den Einsatz des Krankenkommandos herabzusetzen, wurde zusätzlich ein Arzt und ein Eignungsprüfer zur Kommission Sonderzug abgestellt, die in der Folge sämtliche Kranken erfaßten. S. 13 ff. 6. Das zahlenmäßige Ergebnis der Durchschleusung a) Die einzelnen Dienststellen des Sonderzuges. Es wurden durchgeschleust:
Es erhielten:
... R.- und S.-Dienststellen:
b) Die Verteilung der Ansatzentscheide auf die Ortsbezirke Go 1-25:
7. Die gesundheitliche Lage der Volksgruppe Der Gesamteindruck der volksdeutschen Umsiedler in gesundheitlicher Beziehung ist als gut zu bezeichnen. Sie gehören mit zu den besten Umsiedlern, die bisher von der EWZ erfaßt worden sind. B. Ergebnisse der statistischen Erfassung der Volksdeutschen aus der Gottschee Der statistischen Erfassung unterlagen
angehören. Sie gliedern sich in folgende Gruppen: ... 1. St-Fälle (zum Ansatz in Untersteiermark bestimmt):
Von den St-Fällen sind ...
2. A-Fälle (zum Ansatz im Altreich bestimmt):
Von den A-Fällen sind ...
3. S-Fälle (Sonderfälle: rein Fremdstämmige):
Von den S-Fällen sind ...
Hiervon erhielten 4 Personen einen St-, 8 Personen einen A-Ansatzentscheid. Von der Gesamtzahl der Erfaßten waren somit 94,5 v. H. St-Fälle, 4,8 v. H. A-Fälle und 0,7 v. H. S-Fälle. Faßt man die rein volksdeutschen Personen der Gruppen St und A zusammen, so ergibt sich, daß 8 944 Personen (4 451 männliche, 4 493 weibliche; 2 281 Herdhaltungen) oder 76,1 v. H. aller Erfaßten rein volksdeutsch sind. Da die S-Fälle ganz überwiegend aus der Umsiedlungsaktion ausscheiden, werden im folgenden nur die St- und A-Fälle einer statistischen Auswertung unterzogen. Neben den wegen der verschiedenartigen Ansatzplanung erforderlichen getrennten St- und A-Übersichten wurden jeweils auch Gesamttabellen (enthaltend St + A) erstellt. Hierdurch wurde ein Bild der biologischen und wirtschaftlichen Struktur der ganzen Volksgruppe als solcher gewonnen. 1. Bevölkerungsstatistik S. 19 a) Altersaufbau Die Altersgliederung der Volksdeutschen zeigt deutlich die Folgen der bis in die letzten Jahre vor der Umsiedlung starken und stetigen Auswanderung. Von ihr wie auch von der im Frühjahr 1941 aus politischen Gründen erfolgten Abwanderung von rd. 500 Männern ins Reich und schließlich von dem seit jeher beträchtlichen Abströmen jüngerer weiblicher Personen als Hausgehilfinnen namentlich in die Gaue der Ostmark sind insbesondere die Personen zwischen 20 und 65 Jahren betroffen, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung mit 48,2 v. H. erheblich niedriger liegt als das etwa bei der Bevölkerung des Deutschen Reiches der Fall ist (60,2 v. H.). Selbstverständlich ist auch der Bestand an Kindern und Jugendlichen bis zu 20 Jahren durch die Auswanderung an und für sich geschmälert worden, jedoch nicht im gleichen Maße wie die vorerwähnten höheren Altersgruppen. Die Folge ist eine Steigerung des relativen Anteils der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung. Hinzu tritt dann noch der verhältnismäßige Kinderreichtum der Volksgruppe als solcher, so daß der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtheit eine tatsächliche Höhe von 41,6 v. H. (Deutsches Reich 31,9 v. H.) erreicht. Hierbei muß erwähnt werden, daß die bei der Altersgruppe der Kinder bis zu 6 Jahren errechnete Verhältniszahl von 12,8 v. H. etwa um ein Achtel überhöht ist, da aus zählungstechnischen Gründen hierunter die Geburtsjahrgänge 1935-40 sowie der größte Teil des Geburtsjahrganges 1941 (nämlich bis zum jeweiligen Schleusungstermin), also im ganzen fast 7 Geburtsjahrgänge, zusammengefaßt werden mußten. Für den Anteil der alten Leute über 65 Jahre ist in erster Linie bestimmend, daß sie an der Aus- und Abwanderung nur in sehr geringem Maße beteiligt waren und daher mit 10,2 v. H. der Gesamtbevölkerung erheblich stärker vertreten sind, als sich aus der biologischen Struktur der Volksgruppe allein ergeben würde (bei der an und für sich viel stärker überalterten Reichsbevölkerung beträgt der Anteil der über 65 Jahre alten Personen nur 7,9 v. H.). Auch auf das zahlenmäßige Verhältnis der Geschlechter wirkt die Aus- bzw. Abwanderung in starkem Maße ein. Auf 1000 männliche Personen kommen bei den Umsiedlern nur 1010 weibliche (Deutsches Reich 1939: 1048 Frauen auf 1000 Männer). Maßgebend hierfür ist die bereits erwähnte starke Abwanderung weiblicher Personen. Vgl. im einzelnen Tabelle 1a - c . . . b) Familienstand Die Gliederung nach dem Familienstand ist stets weitgehend eine Funktion des Altersaufbaues. Der starke Anteil der Kinder und Jugendlichen bewirkt eine hohe Ledigenziffer (54,3 v. H. gegen 46,3 v. H. im Reich), ebenso wie die bei den Umsiedlern infolge der bereits geschilderten Voraussetzungen verhältnismäßig hohe Zahl von alten Leuten auch die Zahl der Verwitweten und Geschiedenen vermehrt (8,5 v. H. gegen 7,4 v. H. im Reich). Der Anteil der Verheirateten ist infolgedessen mit 37,2 v. H. (Deutsches Reich: 46,3 v. H.) besonders niedrig ... c) Herdhaltungsstatistik Es wurden folgende Herdhaltungsziffern ermittelt: 1. St- und A-Fälle insgesamt:
Durchschnittliche Kopfzahl je Herdhaltung 3,98 Personen. 2. St-Fälle:
Durchschnittliche Kopfzahl je Herdhaltung 4,00 Personen. 3. A-Fälle
Durchschnittliche Kopfzahl je Herdhaltung 3,65 Personen. Zu 2) und 3) wurden auch die durchschnittlichen Herdhaltungsziffern jeweils getrennt nach rein volksdeutschen und gemischten Herdhaltungen ermittelt. Dabei hat sich ergeben, daß sowohl bei den St- wie bei den A-Fällen die Durchschnittsziffer der rein volksdeutschen Herde hinter der der gemischten Herde zurückbleibt. Die durchschnittliche Kopfzahl je Herdhaltung beträgt bei den rein volksdeutschen St-Fällen 3,94 gegenüber 4,24 der Mischfälle, bei den rein volksdeutschen A-Fällen 3,02 gegenüber 3,82 der Mischfälle. d) Religionsbekenntnis Die gesamte Volksgruppe gehört mit Ausnahme von 8 evangelischen Personen dem römisch-katholischen Glaubensbekenntnis an. 2. Berufsstatistik a) Erwerbstätigkeit: Die gesamte berufliche und wirtschaftliche Struktur der Umsiedler in der Gottschee wird von der Landwirtschaft bestimmt. Das wird bereits deutlich bei der Verteilung der Bevölkerung auf berufstätige und nichtberufstätige Personen. Die Landwirtschaft mit ihren einerseits zahlreichen mithelfenden Familienangehörigen und andererseits verhältnismäßig wenigen Altenteilern, Rentnern usw. bewirkt, daß der Anteil der Erwerbspersonen mit 57,9 v. H. erheblich höher liegt als im Deutschen Reich (51,0 v. H.), während die Selbständigen Berufslosen mit 4,0 v. H. (Deutsches Reich 9,6 v. H.) und die Ehefrauen ohne Hauptberuf mit 4,5 v. H. (Deutsches Reich 15,0 v. H.) nur einen Bruchteil der entsprechenden Reichsziffern erreichen. Auch der Anteil der sog. übrigen Angehörigen ohne Hauptberuf wird durch das Vorwiegen der Landwirtschaft an und für sich niedrig gehalten, jedoch wirkt dem die große Zahl von Jugendlichen Personen, insbesondere von Kindern bis zu 14 Jahren, entgegen. Im Ergebnis stellt sich daher der Anteil der übrigen Angehörigen ohne Hauptberuf auf 33,6 v. H. gegenüber 24,4 v. H. im Reich. - b) Wirtschaftsstruktur Von der Gesamtheit der Erwerbstätigen sind 78,2 v. H. (Deutsches Reich 27,3 v. H.) in der Landwirtschaft tätig. Daneben hat nur noch die Wirtschaftsabteilung Industrie und Handwerk mit 13,3 v. H. (Deutsches Reich 41,5 v. H.) eine gewisse Bedeutung und innerhalb dieser - mit Ausnahme von etwa 70 in der Wirtschaftsgruppe Bergbau tätigen Personen - auch fast nur die der unmittelbaren Versorgung der ländlichen Bevölkerung dienenden Handwerkszweige. Die übrigen Wirtschaftsabteilungen (Handel und Verkehr mit 4,7 v. H., öffentliche und private Dienstleistungen sowie Häusliche Dienste mit je 1,9 v. H.) treten völlig in den Hintergrund. - e) Berufliche Gliederung Selbstverständlich zeigt auch die Gliederung nach dem persönlichen Beruf das Vorherrschen der Landwirtschaft. Von 6 758 Erwerbspersonen überhaupt üben rund 4 800 einen landwirtschaftlichen Beruf aus. Hierbei sind rd. 390 sog. Sonstige mithelfende Familienangehörige, die ebenfalls ganz überwiegend in der Landwirtschaft tätig sein dürften, nicht mitgerechnet. Die Zahl der selbständigen Landwirte beträgt über 1 650, die der in der Landwirtschaft mithelfenden Personen gegen 2 800; dazu kommen über 300 Landarbeiter. Der für die Gottscheer charakteristische Hausierhandel ist überwiegend nebenberuflich ausgeübt worden und erscheint daher größtenteils nicht in der Statistik. Jedoch ist die Zahl der männlichen "Sonstigen Selbständigen" mit 161 Personen relativ sehr hoch und dürfte mindestens 100 hauptberufliche Hausierer enthalten. Darüber hinaus sind in der Berufsstatistik der Gottscheer, wenn man von 32 Bergleuten und 52 Sägern absieht, nur uncharakteristische Handwerksberufe wie Schmiede, Schlosser, Tischler, Zimmerleute, Schneider, Schuster und dergl. mit nennenswerten Zahlen vertreten. d) Soziale Gliederung Die Landwirtschaft mit ihren zahlreichen Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen führt zu einem sehr hohen Anteil dieser beiden Gruppen an der Gesamtheit. Demgemäß sind die namentlich in industriellen Berufen vorkommenden Personen in abhängiger Stellung nur verhältnismäßig schwach vertreten.
3. Statistik der landwirtschaftlichen Betriebe Von den Umsiedlern wurden im bisherigen Siedlungsraum 2 188 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Gesamtfläche von fast 48 000 ha haupt- und nebenberuflich bewirtschaftet. Auf A-Ansatz entfallen hiervon nur 62 Betriebe mit etwa 850 ha. Die am häufigsten begegnende Form der bisher bewirtschafteten Betriebe ist die des größeren bäuerlichen Mittelbetriebes (zwischen 20 und 50 ha Bodenfläche). Zu dieser Größenklasse gehört weit über ein Drittel sämtlicher Betriebe mit über zwei Drittel der Gesamtbodenfläche. Daneben sind die durchschnittlichen Mittelbetriebe (15-20 ha) mit 13,8 v. H. der Betriebe und 10,0 v. H. der Bodenfläche sowie die kleineren Mittelbetriebe (5-15 ha) mit 30,1 v.H. der Betriebszahl und 12,6 v.H. der Bodenfläche noch ziemlich stark vertreten. Demgegenüber spielen die überwiegend nebenberuflich von Angehörigen nichtlandwirtschaftlicher Berufe bewirtschafteten Kleinbetriebe (bis 5 ha Bodenfläche) sowie der landwirtschaftliche Großbesitz (über 50 bzw. über 100 ha Bodenfläche) sowohl hinsichtlich der Betriebszahl wie des Anteils an der Gesamtbodenfläche nur eine geringfügige Rolle. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt mit etwa 22 ha ziemlich hoch, jedoch muß dabei berücksichtigt werden, daß der landwirtschaftliche Nutzwert infolge vielfach steiniger und hängiger Äcker sowie infolge des großen Anteils von Wald und Ödland an der Gesamtfläche relativ gering ist. Von Angehörigen nichtlandwirtschaftlicher Berufe wurden insgesamt über ein Fünftel aller Landwirtschaftsbetriebe mit etwa 12 v. H. der Gesamtbodenfläche bewirtschaftet. Dieser Anteil ist verhältnismäßig hoch und umschließt vor allen Dingen auch eine große Zahl von für diese Art der Bewirtschaftung relativ ausgedehnten Betrieben. So haben z. B. 14,9 v. H. dieser nebenberuflich bewirtschafteten Betriebe eine Größe zwischen 20 und 50 ha und umfassen 38,3 v. H. der nebenberuflich bewirtschafteten Bodenfläche überhaupt. Alles in allem wird hierdurch die landwirtschaftliche Orientierung der gesamten Volksgruppe nur noch mehr unterstrichen. ... Die Umsiedlung der Gottscheer Deutschen, Hans Hermann Frensing, 1970 www.gottschee.de Inhaltsverzeichnis Anmerkungen : 1 NAW Roll 306, frame 2433594 ff. 2 Die Zahlen Go 2 usw. bedeuten die Bezeichnung der Stürme. 3 Schrägdruck im Original unterstrichen. 4 s. Anm. 3. www.gottschee.de Inhaltsverzeichnis |