Die Forstwirtschaft, von Dr. Hugo Grothe, 1931

Die Forstwirtschaft



Der Gottscheer Wald, von Richard Lipowitz, 650 Jahre Gottschee - Festbuch 1980

Der Gottscheer Wald







Die Forstwirtschaft


Der größte Reichtum Gottschees sind die Wälder. Ohne ihren Schmuck hätte die Landschaft nicht den Zug verschwenderischen Reichtums, der ihren Hauptreiz darstellt. Denn den Konturen der Berge würde die saftige dunkelgrüne Schattierung fehlen. Ohne den Wald wäre das Klima nicht ein gleich günstiges, indem statt Frische und Feuchtigkeit dann Dürre und Schwüle die Herrschaft hätten wie in den kahlen Bergen des benachbarten Hochkroatiens. Und ohne die vielgestaltige wirtschaftliche Nutzung, die der Wald den Bewohnern der Gottschee bietet, wäre den meisten Gegenden des Landes die notwendige Erwerbsgelegenheit entzogen.

Schon in der Zeit der ersten Besiedlung haben die Wälder für die Gottscheer eine bedeutende Rolle gespielt. Einmal wegen der fortschreitenden notwendigen Waldrodung, die für den weiteren Siedlungsgang die Grundlage zu bilden hatte, dann auch wegen der Nutzungen, die der Wald an Holz und Jagd gab. So hat der Ortenburger Graf Friedrich zur Festlegung der Rechte der Herrschaft und der Untertanen schon 1406 ein Waldrechtsgesetz niedergelegt. Als Beweggrund wird genannt, daß durch ein derartiges Gesetz dem entstandenen Streit und Unfrieden über die Waldgerechtsame gesteuert werden soll. Der Text des Gesetzes sagt: "Durch Totschlag und Feindschaft von der Wälder wegen und Waldrecht, die unsere Leut haben in unseren Wäldern".

Der Waldreichtum des Gottscheer Landes geht Jahrhunderte zurück. Nicht menschliche Pflege hat die Wälder wachsen lassen. Seine Fülle und seine Wildheit erhielt sich, weil der Mensch nicht weiter in die Bergwälder zu ihrer Rodung eindrang. Mehr der Berg-Walddörfer, als schon bestanden, schienen keine Grundlagen für gesicherte und zuträgliche Lebensführung zu bieten. Auch gab die Gebietsherrschaft nicht überall Waldbesitz zu Siedlungszwecken frei, was für das im Verhältnis zum Hornwald an Ortschaften und Weilern arme Morobitzer und Göttenitzer Gebirge zutrifft.



Waldarbeiter


"Mächtig viele und überaus große Wälder" stehen wie in Mittelkrain auch "in der Gottschee", wie Valvasor (II, 223) berichtet. Und in diesen Wäldern gibt es "greuliche, abscheuliche und unglaubliche Wildnisse. Der Wald ist überall voller Berge und Täler, dazu sehr steinig, daß nicht nur das Auge, sondern auch der Fuß seine Unfreundlichkeit scheuen muß. Dennoch scheuen sich vor seinem steinigten Pflaster keine Bäume. Die Buchen, Tannen, Fichten und andere dergleichen wachsen darinnen aufs höchste."

Solche Schilderung aus dem 17. Jahrhundert hat für einzelne Waldgebiete noch heute Geltung. Urwaldartig dichte Bestände mit hohen breitästigen Baumriesen, durch die das Tageslicht nur gedämpft hindurch dringt, ein Waldboden, mit wirrem Gestrüpp und modernden, schwammüberzogenen Wurzeln, so daß der Fuß mühsam und strauchelnd sich hindurchwindet, so habe ich einige Waldgebiete des Hornwaldes und der Göttenitzer Berge von meinen Wanderungen in Erinnerung.

Die Wälder Gottschees sind für Erhaltung der Zusammensetzung der Erdkrume von unschätzbarem Werte. Sie stellen geradezu ein meteorologisches Moment dar. Der Wald fördert die Feuchtigkeit der Luft. Die trocknende Tätigkeit des Windes vermag in das Blätter- und Astdach dichter Wälder nicht in gleichem Maße einzugreifen wie über offene Flur und freies Feld. Auch die Sonne dringt durch den Laub- und Nadelschirm nicht bis zum Boden hinab, so daß die Verdunstung nur langsam vor sich geht. Vor allem aber auch, was im Karstlande von besonderer Bedeutung ist, diese Verlangsamung der Einwirkung von Wind und Sonne hindert die Zersetzung der Bodenkrume; sie verwandelt ihre schwache Lehmdecke zu feuchtem Humus, so daß diese nicht schnell in die zahlreichen Spalten des Kalkbodens geführt wird.

Rotbuche, Fichte und Edeltanne, seltener Eiche, Ulme, Linde und Lärche, in unteren Lagen Birke und Eberesche, bilden den Hauptbestand der Bergwälder. Die Kastanie schart sich zu dichten Hainen auf den Hängen, die sich zu den Tälern der nördlichen Moschnitze neigen. Die Rotbuche hatte ursprünglich die Oberhand, vor allem im Westen. Doch zur Erreichung schnellerer und ertragreicherer Holznutzung hat man seit fünfzig Jahren bei Neuaufforstungen der Edeltanne und Fichte den Vorzug gegeben. Im nordwestlichen Hornwald tauchen Bergahorn und Stechpalme auf.

Die Bedeutung des Waldes für das Wirtschaftsleben von Gottschee ist außergewöhnlich groß. Fast sämtliche Gebirgszüge und Vorberge, auch die meisten Inselberge des Unterlandes, sind bis zur halben Höhe der Hänge mit
Wald bekleidet. Dazu stehen auch in den Talböden von Gottschee, von Rieg-Göttenitz und der Moschnitze stattliche Waldungen. Eine weite Strecke des Hauptbeckens z. B., etwa von den Orten Mitterdorf, Tiefental, Ebental, Altlag, Hohenberg und Altbacher begrenzt, trägt schönen Nadelwald, der infolge des Rückgangs der Viehzucht in den letzten 40 Jahren in diesen Gegenden hochgekommen ist. Selbst wenn wir die in den meisten Talbecken auf steinigem Karstboden vielfach stehenden sog. "Schachen", nicht mitrechnen, so dürfen nahezu zwei Drittel der Gesamtoberfläche des Gottscheer Gebietes als Waldland gelten.

Schon frühzeitig haben sich die Auersperger nach Erwerbung der Herrschaft Gottschee der Obhut der bedeutenden Wälder angenommen. Zuerst wohl, weil sie leidenschaftliche und beherzte Jäger waren und daher die Pflege des Tierbestandes in die Hände
von Fachmännern des Weidmannswerks zu legen bestrebt waren.
Als "Ober-" und "Revierjäger" wie "Weidjungen" war deren eine ganze Anzahl im Dienst.

Zu Mitte des 19. Jahrhunderts traten wirtschaftliche Gründe hinzu, dem Walde planmäßige Aufsicht und kunstgerechte Nutzung angedeihen zu lassen. Der Bau der Eisenbahn Wien-Triest von 1854-57 gab den Gottscheern Gelegenheit, erfolgreich auf den Holzmarkt zu treten. Dazu machten die Umwälzungen von
1848 mit der Neuabgrenzung der Wälder eine neue Organisation und sorgfältigere Beaufsichtigung des arrondierten Waldbesitzes der Auersperger nötig. Die so erhöhten Sorgen des Forstdienstes, die noch durch angekaufte oder eigens errichtete Sägewerke vermehrt wurden (1866 Trawnik, 1871 Kaltenbrunn, 1881 Bärenheim, 1886 oder schon früher Karlshütte, später Scherenbrunn und Hornwald im Osten wie Hiris [Hirsch]gruben im Westen), ließen also ein engeres Netz von Revieren, Förstereien und Hegerstellen entstehen. Die vor 1848 bestehenden vier Forstreviere (Gottschee, Masern, Suchen und Neuberg) wurden durch weitere vermehrt, die in Merleinsrauth, Eben, Steinwand und Scherenbrunn Errichtung fanden.

Zum Fürstlich Auerspergschen Fideikommiß gehörte, als das josefinische Kataster um 1770 aufgestellt wurde, der recht bedeutende Waldbesitz von 75000 Joch (Ein Joch = 5755 Quadratmeter. 1 ha = 1 Joch 1181 Quadratklafter, 1 Joch = 1600 Quadratklafter. Die Umrechnung von Joch in ha ergibt also für den Auerspergschen Waldbesitz folgende Zahlen 33 741 Joch = 19 415 ha. Revier Hornwald 7786 ha, Friedrichstein 3375 ha, Göttenitzergebiet 7 633 ha, zerstreute Flächen 1221 ha).

Die Katastralvermessung des Jahres 1823 ergab, daß sich die Waldfläche durch Rodung und andere Ursachen auf 48 000 Joch vermindert hatte. Nach der seit 1848 durchgeführten Ablösung der Weide- und Abholzungsrechte (Vorhanden waren damals 2812 Holz-, 1948 Weide- und 786 Streuberechtigte. Die Herrschaft gab an diese als Äquivalent 4507,5 ha Wald 5,7 ha Äcker, 39,5 ha Wiesen, 32,04 ha Hutweiden
) sowie solcher der Streuentnahme verblieben als Auerspergscher Waldbesitz immerhin noch 32000 Joch. Diese recht ansehnliche Fläche verteilt sich auf drei zusammenhängende große Reviere. Den größten Raum nimmt der Göttenitzer Komplex ein (14 000), dem der Hornwald (12500) um weniges nachsteht, indes der Friedrichsteiner Waldkomplex nur 4000 Joch umfaßt.



Fürstlich Auerspergsche Sägewerk, H. Grothe, 1931


Eine ansehnliche Zahl von Menschen findet in diesen forstwirtschaftlichen Betrieben lohnenden Verdienst. Dies als Arbeiter in den Sägen, bei der Heranführung der Stämme mit eigenem oder fürstlichem Fuhrwerk, bei der Tätigkeit im Walde selbst durch Fällen der Bäume, durch ihre Zurichtung für die Wegfuhr, die Zerkleinerung in Klötze. Die Arbeitslöhne für die Fällung und die Aufarbeitung des Holzes stellten sich in den letzten Jahren durchschnittlich auf 3-4 Millionen Dinar, die Kosten der Zufuhr zu Sägen und Bahnstationen auf 7-8 Millionen, die Löhne in den Sägewerken und bei der Holzverkohlung auf ebenfalls 8 Millionen Dinar. Der Verdienst, der den in der Holzwirtschaft der Fürstlichen Forstwirtschaft Beschäftigten zugute kommt, beläuft sich also auf beinahe 25 Millionen Dinar, eine .Summe, die allerdings nur zum Teile den Gottscheern zufließt, da auch Slowenen und Kroaten regelmäßig als Arbeiter angeworben werden müssen. Die Werte der gewonnenen Forsterzeugnisse schwanken zwischen 30 und 35 Millionen Dinar im Jahr, denen jedoch hohe Beträge für die Verarbeitungskosten, die Unterhaltung der Betriebe und die Verzinsung des angelegten bedeutenden Kapitals gegenüberstehen.

Bei der Aufteilung der Waldländereien im Jahre 1848 sind ansehnliche Flächen in den Besitz der Gemeinden gelangt. Der Staat hat es versäumt, rechtzeitig für die durch Servitutenablösung der Herrschaft in den Gemeindebesitz gekommenen Waldflächen eine Zerstückelung unter Verbot und erstere selbst unter Staatsaufsicht zu stellen. So fand eine allgemeine Aufteilung unter die Dorfbewohner statt, die ihrerseits oft bestrebt waren, aus diesen Waldstücken durch Kahlschläge möglichst viel Bargeld zu erlösen. Die seit 1918 eingetretene wirtschaftliche Notlage der bäuerlichen Kleinbesitzer läßt diese sich nicht mehr mit dem Schlagen der zur Fällung geeigneten Stämme begnügen, sondern zwang sie in der Notzeit von 1919-1924, sich auch dem Brennen von Holzkohlen in hohem Maße zuzuwenden, die in Italien anfangs zu guten Preisen Absatz fanden. Dieses Brennen von Holzkohlen, das oft zur Abholzung ganzer Berg
lehnen führt, bedeutet allerdings einen Raubbau am Walde. Abgesehen davon, daß der Bauer selten planmäßige Wiederaufforstung betreibt, dauert es 70-80 Jahre, bei Buchen über 100 Jahre, bis neuer nutzbringender Wald entstanden ist.



Holzmeiler, H. Grothe, 1931


Die katastrierte Waldfläche der Gottscheer Gemeinden beträgt heute 26451 ha. Weiterhin gehören den Gemeinden 20101 ha Hutweiden, die zu einem großen Teile auch mit Holz bestockt sind. Wenn hierfür 25 Prozent geschätzt werden, so vergrößert sich die Waldfläche um etwa 5000 ha, also auf rund 31 000 ha. Der jährliche Zuwachs ist ein sehr guter und mit 6 Kubikmeter je Hektar nicht zu hoch gegriffen, kann daher auf 189000 cbm im Jahre eingeschätzt werden. Der Gottscheer Bauer wendet der Waldpflege in einigen Gegenden in letzter Zeit immer regere Beachtung zu. Der Wohlhabende erwirbt namentlich in den "Walden" und in der Moschnitze gern Waldbestand, forstet leere Flecken auch fleißig auf, in der Überzeugung, erspartes Geld vorteilhaft anzulegen, wenn auch die Erträge erst seinen Kindern zugute kommen können.

Zwei Fünftel des Holzertrages der Gemeindewälder, d. i. 75600 cbm dürfen auf Buche und drei Fünftel, d. i. 113300 cbm auf Nadelholz, zumeist Tanne, entfallen. Die gefällten Stämme werden, insoweit sie von nutzbarer Beschaffenheit sind, zum Teil auf Klotzholz aufgearbeitet und auf Dampfsägen verschnitten, oder zu Trämen, Bahnschwellen u. dgl. hergerichtet. Brennholz wird aus Abfällen der Buche erzeugt. Der Verschneidung des Holzes aus Gemeinde- und Privatbesitz widmet sich eine Anzahl von Dampfsägen, die in den Händen kapitalkräftiger Unternehmer sind. Solche nicht im Besitz der Auerspergschen Forstverwaltung befindliche Sägen stehen in Gottschee, Rieg, Nesseltal, Tschermoschnitz.
Dr. Hugo Grothe, Die Deutsche Sprachinsel Gottschee in Slowenien, 1931







Der Gottscheer Wald


Unter unvorstellbar harten Lebensbedingungen mußten die ersten Generationen der Bergbauern aus Osttirol und Oberkärnten, die von den Ortenburger Grafen zur Urbarmachung des Urwaldes in Krain angestellt worden waren, ihr Dasein fristen; die schweren Rodungsgeräte in der Gottschee-Schau des Bezirksheimatmuseums in Spittal an der Drau künden nur unvollkommen davon. Und trotzdem war dieser Wald ihre Heimat, er gab ihnen Behausung, Wärme, auch Nahrung, er bot vor allem Schutz. Die Waldordnung des Grafen Friedrich von Ortenburg (Wer sein Land, d. h. natürlich auch Wald, ungehindert neun Jahre und einen Tag genossen, bewirtschaftet, hat, ist dessen Eigentümer) gab unseren Vorfahren schon 1406 eine Besitzlegitimation, trotzdem hatten sie aber der Herrschaft Naturalien zu geben und Dienste zu leisten. Die höchsten Abgaben entfielen auf die Göttenitzer: 99 Schilling, zweieinhalb Hühner (oder je Huhn zwei Schilling), 7 Eier, 20 Bündel Flachs, 2 Scheffel Weizen, 3 Scheffel Hafer, 2 Scheffel Hirse. Die Orte um den Hornwald, so z. B. Reichenau, Altfriesach, Kummerdorf, Lichtenbach, Nesseltal, Büchel, Unterbuchberg usw., hatten je Hube 25 Schindeln zu liefern, die Mösler das Schloß Friedrichstein und die Ämter in der Stadt mit Schindeln zu versorgen, die Bewohner von Mrauen waren verpflichtet, die Dachdeckerarbeiten bei obgenannten Objekten zu übernehmen. Kletsch wiederum hatte vier bis fünf Wagen mit Holzreifen für die Fässer der Herrschaft zu stellen.

1614 wurde die erste Schutzwaldbestimmung erlassen, wohl auch unter dem Eindruck der Türkengefahr. Der Pfarrer von Mösel hatte diese Bestimmung jeden Monat einmal von der Kanzel zu verlesen. Die Wälder, in denen kein Holz geschlagen werden durfte, befanden sich bei Preriegel, Graflinden, Unterdeutschau, Lichtenbach, Kummerdorf, Büchel, Reichenau, Neufriesach, Tiefenreuter, Hohenegg, Zwischlern und Schalkendorf.

Die Servitute berechtigten die Bauern, ihren Bedarf an Holz für die Heimindustrie aus den Wäldern zu decken. Nach Podlipnig kamen jährlich in den Handel: aus Buchenholz 4000 Schaufeln, 400 Salatlöffel, 5000 Mulden (Mautarlain), 1500 Wiegen, 300 Bilchfallen, einige hundert Rübenhobel usw., aus Birnenholz Tabakpfeifen, aus Fichten- und Tannenholz 30.000 Schaffe, 2000 Brenten, 1100 Wasserschöpfer, Schmalz-, Wasserkübel und Butterfäßchen, 1000 Putscherlain, aus Kornelkirsche, Weiß- und Schwarzdorn mehrere Schirm- und andere Stöcke, aus Kornelbaum und Buche 5000 Hammerstiele, Mühl- und Sägespindeln, aus Ahorn, Eiche, Kirsche, Nußbaum Tausende Teller, Leuchten, Schreibzeug, Kleiderhänger, Rahmen, Körbe, Spielzeug usw.

Das war dann zwar erst 1885, aber schon Valvasor erwähnt Orte mit viel Heimarbeiten aus Holz, so z. B. Altenkirchen (das spätere Mitterdorf), Loschin, Hasenfeld, Mooswald, Zwischlern, Hohenegg, Rieg, Hinterberg, Mösel, Tschermoschnitz und Langenton. Die Ware wurde mit Tragtieren (Pferden) transportiert und meist in Südosteuropa angeboten. Auf dem Rückwege brachten die Gottscheer Wanderhändler aus Triest und Fiume dann Südfrüchte mit. Im vorindustriellen Zeitalter hat man vor allem die Buche verwendet; dies war von entscheidender Bedeutung für die spätere Entwicklung des Gottscheer Waldes. Im Jahre
1809 wurde eine Ausbeute von 204 Zentnern Bottichasche (Pottasche) erzielt, die Einnahmen betrugen das Zehnfache aller anderen Einnahmen aus dem Wald, die Jagd mit eingerechnet! Die Glasbläsereien, z. B. jene von Karlshütten, waren Abnehmer.

In seinem Ansuchen an die Behörde, ihm die Errichtung einer Eisengießerei in Hof zu gestatten, führt Fürst Wilhelm von Auersperg an, daß er 1793 in seinen Waldungen 2,573.444 Fuß Hartholz (Buche, Eiche) und nur 810.555 Fuß Weichholz (Fichte, Tanne) halte; der Jahreszuwachs betrage bei Hartholz 23.628 Fuß und bei Weichholz 7370 Fuß. 1795 wurde dem Bewerber die Konzession erteilt, damit setzte die Köhlerei in großem Umfang ein. Eine Eisengießerei entstand auch in Tschaber, die Hammerschmiede in Schwarzenbach (bei Shmidleisch) lieferte bis in die dreißiger Jahre Werkzeug nach Suchen.

Die Glaserei, die 1835 in Karlshütten, Gemeinde Suchen, zu arbeiten begann und bis 1855 in Betrieb war, hat jährlich 8000 Raummeter Buchenholz verbraucht, die 1847 in Kotschen errichtete Glaserei sollte die Friedrichsteiner Waldungen durch Köhlerei nutzen.

Fürst Karl Auersperg, der die Güter 1890 übernahm, errichtete sechs große Dampfsägen (Karlshütten, Hirisgruben, Hornwald, Gottschee, Bärenheim und Gras); es arbeiteten weitere kleine Sägen in Privatbesitz teils mit Dampf-, teils mit Wasserbetrieb (so z. B. am Wildbach).

Nach Ing. Schadinger betrug die Waldnutzung (m3 = Festmeter):


Jahr
m3
Jahr
m3
1892
41.070
1895
82.209
1893
41.383
1896
96.836
1894
48.342
1897
95.795


Im Jahre 1912 wurden insgesamt 56.500 Raummeter verkohlt. Die Kohle wurde teils in der heimischen Industrie verbraucht; die Hälfte des aus Krain nach Italien gehenden Kohleexports stammte aber aus Gottscheer Wäldern!

Mit kaiserlichem Patent vom 5. Juli 1853 wurden die Besitzverhältnisse neu geregelt, aber erst 1888 waren die neuen Grenzen endgültig fixiert. Bis dahin war der Großgrundbesitz durch "Waldgerechtigkeit" folgendermaßen belastet:


2812 Personen mußten mit Bau- und Brennholz versorgt werden, was zu veranschlagen ist mit
453.962 fl
1948 Personen hatten Weiderecht
38432 fl
786 Grundeigentümer Streurecht
16477 fl
Die Gesamtbelastung betrug also
508 871 fl


Dafür wurden nunmehr an die Berechtigten abgegeben: 4507,50 ha Wald weiters 5,71 ha Acker und 3203,66 ha Weide, insgesamt also 7716,87 ha; also verringerte sich der Auerspergische Waldbesitz dadurch von 26.280 ha auf 18.200 ha.

Der Waldkataster aus 1927 gibt für den Bezirk Gottschee 55.000 ha Wald an. Er verteilte sich annähernd so:


Besitzer
Hoffläche / ha
hatten / ha
5203
bis 5
4.560
2015
6 - 10
16.120
77
11 - 50
1.840
14
41 - 100
974
13
101 - 300
2071


den Rest, nicht ganz 30.000 ha, entfiel auf den Großgrundbesitz. Die sogenannte "Agrarreform" hat 1931 den gesamten Großgrundbesitz in Jugoslawien erfaßt; der Familie Auersperg verblieben die Reviere Ainödt und Suchen mit zusammen etwa 3500 ha. Am liebsten hielten sich die Mitglieder der Familie im abgelegenen "Bärenheim" zwischen Suchen und Morobitz auf, mitten im Gottscheer Urwald.

Die Auersperger haben dem Wald immer große Beachtung geschenkt, immer hervorragende Forstbeamte beschäftigt, so z. B. den bekannten Forstdirektor Hufnagel. Heute leben noch, soweit es mir, der ich damals Forstpraktikant im Revier Merleinsraut war, bekannt ist, die Herren Dipl.-Ing. Samide, Dipl.-Ing. Schadinger und Dipl.-Ing. Skoupil. Diese Forstverwaltung hat entscheidend dazu beigetragen, daß der für Europa einmalige Urwald, im Plenterbetrieb genutzt, der Nachwelt hinterlassen werden konnte. Die Plenterwirtschaft wurde den Auerspergen auch von den benachbarten Revieren der Thurn und Taxis und der Windischgrätz (um den Schneeberg) "abgeschaut"; heute sind dies die größten und leistungsfähigsten Forstbetriebe von Jugoslawien.



Des Hoteliers A. Miklitsch letzter Gottscheer Braunbär


Die Ökologie wird maßgebend von der Tierwelt bestimmt. Die Großraubtiere kontrollierten die Vermehrung des Schalenwildes, so konnten die Pflanzenfresser dem Walde nie schädlich werden, und vor allem die Tanne konnte an Boden gewinnen.

Äußerst aufschlußreich ist die folgende Abschußliste der Forstverwaltung von Gottschee aus dem Zeitraum 1768-1927:



Zeitraum
Hirsch
Reh
Hase
Bär
Wolf
Fuchs
Wildkatze
1768 - 1778
31
6
-
25
82
106
5
1794 - 1808
22
11
211
27
79
191
30
1839 - 1852
100
97
888
3
1
196
-
1853 - 1857
-
22
272
5
-
63
1
1858 - 1862
-
132
505
3
2
-
-
1863 - 1867
-
310
172
-
-
45
-
1868 - 1872
-
234
18
-
2
10
-
1873 - 1877
-
147
79
3
-
8
1
1878 - 1882
-
171
98
8
1
27
4
1883 - 1887
-
282
213
6
-
52
1
1888 - 1892
-
226
187
-
-
119
9
1893 - 1897
-
483
217
-
-
128
1
1898 - 1902
-
1044
330
2
1
130
22
1903 - 1907
-
1327
299
1
-
208
53
1908 - 1912
-
1005
349
2
-
169
34
1913 - 1917
-
1130
166
-
-
86
24
1918 - 1922
-
804
76
4
12
75
21
1923 - 1927
1
275
165
1
18
83
21


Zur Jagd gehörte auch der Bilchfang; viele Gottscheer gingen ihm, nicht zuletzt wegen des etwas geheimnisvollen Zaubers, den er ausstrahlte, nach. Unvergessen bleiben die sternklaren Herbstnächte am Lagerfeuer, die possierlichen Tierchen
huschten geschäftig durchs Geäst, und wenn die Fallen zuschnappten, war dies des Siebenschläfers Tod, aber des Jägers Freude. Das Fleisch schmeckte vorzüglich, und auch den Balg konnte man gut verkaufen.

Wir wissen aus der Geschichte, daß der Wald die ersten Ansiedler aufgenommen hat, diese blieben ihm durch 600 Jahre verbunden. Er war die Grundlage ihrer Existenz, sie nutzten immer nur den Baum, der seine Lebenserwartung erreicht hatte. Da auch das ökologische Gleichgewicht nie gestört wurde, blieb die Lebensgemeinschaft "Wald" erhalten. Welch ungeheurer Gegensatz dazu im dalmatinischen Raum, wo die Venezianer den Wald im Kahlschlagbetrieb nutzten und ihn infolge des Klimas, des Bodens und anderer sekundär auftretender Erscheinungen nicht mehr zum Leben bringen konnten. Wie anders ging da die Forstverwaltung Auersperg vor, wie anders deren Angestellte, die ja den Naturwald auf seine Nutzungsform hin studiert hatten.

Wenn heute die Erben unseres Gottscheer Waldes stolz auf diesen hinweisen, dann weisen sie nicht auf ihre Leistung hin, denn einen solchen Wald kann man nicht in 30 Jahren aufbauen, dazu reicht die Kraft einer Menschengeneration nicht! Es waren dies unsere Gottscheer, deren Vorfahren und Ahnen, die mit dem Wald lebten und ihn hegten.

Unsere Dörfer sind tot, zerstört, unser Wald aber lebt, so wie dessen Tiere. Mögen jene, die uns beerbt haben, viel Freude an diesem Gottscheer Wald haben, mögen sie aber auch jener gedenken, denen sie diesen Reichtum verdanken - der Gottscheer Waldbauern!

650 Jahre Gottschee - Festbuch 1980, Richard Lipowitz


www.gottschee.de