Gottscheer
Zeitung, Organ der Gottscheer Deutschen, Nr. 36, 20. Dezember 1935, 32. Jahrgang. Herausgeber u. Eigentümer: Josef Eppich, Stara cerkev Schriftleiter: Alois Krauland, Koèevje. Buchdruckerei: Josef Pavlièek in Koèevje. Bezugspreise: Jugoslawien: ganzjährig 30 Din, halbjährig 15.- Din. D.-Oesterreich: ganzjährig 6 Schill., halbjährig 3 Schill. Amerika: 2 Dollar. - Deutsches Reich 3 Mark. Koèevje, Freitag, den 20. Dezember 1935. Erscheint jeden 1., 10. und 20. Zuschriften werden nicht zurückgestellt. - Berichte sind an die Schriftleitung zu senden. - Anzeigen-Aufnahme im Hause der Spar- und Darlehenskasse 1. Stock.
Blick in die Zeit Abessinien. Der Kampf um dieses letzte selbständige Königreich in Afrika hat zwei Seiten: den militärischen, der in den Wüsten, Steppen und Sümpfen eines tropischen Klimas mit Blut und Eisen ausgetragen wird, und den diplomatischen, der sich in Konferenzen und an Schreibtischen abspielt, für die Genf als Sitz des Völkerbundes der geistige Mittelpunkt ist. Die Vorstöße der Abessinier zeigen, daß sie den Italienern und besonders den Nachschublinien äußerst gefährlich werden können. Sie bedingen eine sehr starke Sicherung der Nachschublinien und gestatten dadurch nur ein langsames Vordringen der italienischen Truppen; bezeichnenderweise bestehen diese vorzugsweise nur aus Eingeborenen. Die Italiener bemühen sich hauptsächlich durch Fliegerangriffe die gegnerischen Truppen zu entmutigen. Von Kriegsmüdigkeit ist allerdings auf beiden Seiten nichts zu sprüren: in Abessinien wie in Italien bringt die Bevölkerung Spenden an Gold (in Schmuck oder Münzen), um so ihrem Staat zu helfen. Im letzteren Lande wirken sich die Sanktionen sehr grotesk und augenscheinlich aus: Eisenbahnschienen von außer Verkehr stehenden Linien und eisene Zäune werden abgerissen, denn der Eisenmangel macht sich bereits fühlbar. Auf der nächsten Völkerbundssitzung wird in Erwägung gezogen werden, ob als weitere Sanktion die Petroleumeinfuhr nach Italien gesperrt werden soll. Da Italien kein Petroleum im eigenen Lande besitzt, dieses und seine Verarbeitungsprodukte aber dringend für seine Flieger, Auto, Tanks usw. benötigt, so wäre dies ein schwerer Schlag für das Land Mussolinis. Dort werden bereits aus Ersparungsgründen die Geschäfte früher gesperrt und die Beleuchtung eingeschränkt. Unterdessen wurde von England und Frankreich ein Aufteilungsvorschlag über Abessinien an Italien überreicht, der wesentliche Gebietseinbußen und Einschränkung der Unabhängigkeit dieses christlichen Afrikastaates enthält. Der Krieg dürfte letztlich doch unter den Großmächten entschieden werden, der Negus wird trotz seiner Tapferkeit daran nicht viel ändern können ... Jugoslawien. Das Pariser "Journal des Nations" sagt richtig: "Wenn der Durchschnittsbürger in Jugoslawien in der Früh seine Zeitung aufschlägt, findet er darin den Widerhall aufsehenerregender Nachrichten, die sich zum Glück außerhalb seines Vaterlandes, jenseits der Grenzen, abspielen. Im Lande gibt es solche Ereignisse nicht. Die Balkanhalbinsel hat sich beruhigt, der Balkan ist nicht mehr der Vulkan Europas". Und das Blatt hat recht: Im Inneren wie Äußeren des Landes fehlen die großen Sanktionen. Auch der abessinische Konflikt ist weit und wenn in Genf die Einigung erfolgt, so ist die kleine Hemmung unserer Holzausfuhr durch die Sanktionen auch zu Ende. - Für die Beruhigung im Inneren spricht es noch, daß der Ministerpräsident selbst zur Gründung von Parteien aufgefordert hat, um so dem Volkswillen freie Meinungsäußerung zu geben. Deutsches Reich. Während der blutigen Kämpfe in Afrika schlägt das Deutsche Reich eine große, unblutige Schlacht gegen das Elend: das Winterhilfswerk! Sonntag den 8. Dezember wurde in allen Straßen gesammelt, Minister, Beamte und hohe Führer der Bewegung standen bei diesem sozialen Kampfe an der Spitze. Überdies durften in Gasthäusern nur einfache Gerichte verabfolgt werden, dort wie von den Haushalten wurden bestimmte Beträge eingehoben, denn es war Eintopfsonntag. Der glänzende Verlauf läßt die Hoffnung erstarken, daß diesen Winter das Erträgnis noch höher wird als im Vorjahr: etwa 94 Din auf den Kopf der Bevölkerung durch freiwillige Spenden. Das hundertjährige Bestehen der Eisenbahn in Deutschland wurde allgemein gefeiert als ein hohes Zeugnis der deutschen Technik. Ein weiteres Jubiläum wird gefeiert: "Graf Zeppelin" hat mit seiner 82. Fahrt das heurige und damit 7. Arbeitsjahr geschlossen, seine Gesamtreisestrecke beträgt 1,335.892 Kilometer. Noch in diesem Jahre wird sein größerer Bruder LZ 129 fertig. Großes Interesse fand auch das große Fußballwettspiel einer deutschen Mannschaft in London, die dort äußerst herzlich aufgenommen worden ist. - Zur Einschränkung der Einfuhr ausländischer Waren und Bekämpfung des Schmuggels wurde die Einfuhr von reichsdeutschen Banknoten ins Reich verboten. Aus dem Auslanddeutschtum. Im Memelland sind endlich ruhige Verhältnisse eingezogen: ein Deutscher wurde an die Spitze des Direktoriums berufen, der sofort die Ungerechtigkeit seiner Vorgänger aufhob und so den deutschen Memelländern wenigstens ihre kulturelle Not lindert. Die wirtschaftliche Not drückt heuer besonders zwei Gebiete: in dem deutschen Gebiete der Tschechoslowakei herrscht riesige Arbeitslosigkeit. In einem Bezirk stieg z. B. die Zahl der Arbeitslosen von 232 Personen (1929) auf 7460 im September dieses Jahres. Diese Not sucht das Sudetendeutschtum selbst zu steuern, indem im ganzen Land für diese Notstandsgebiete im Rahmen der "Sudetendeutsche Nothilfe" gesammelt wird. Für das politische Ansehen Konrad Henleins spricht es, daß er letzthin über Einladung einer angesehenen politischen Gesellschaft in London gesprochen hat. In Bessarabien hat der vorjährige strenge Winter die ganze Aussaat abgefroren, die Dürre des Sommers vernichtete die Ernte, so daß das Vieh bereits ab Juni im Stall gefüttert werden mußte und zu Schleuderpreisen verkauft oder geschlachtet werden mußte. Auch hier springt deutsche Selbsthilfe und Gemeinschaftsgefühl ein: in allen deutschen Siedlungsgebieten Rumäniens werden Futtermittel gesammelt, die Kinder in Siebenbürgen oder im Banat auf ein Jahr bei opferfreudigen Familien in freie Kost genommen. Advents- und Weihnachtsgedanken Advent heißt Ankunft und bedeutet Erwartung. Aber Erwartung, starke freudige Erwartung kennt nur die Jugend. Die kindliche Jugend erwartet Wunder, erwartet Geschenke, erwartet das Glück. Die völkische Jugend erwartet die Wiedergeburt ihres Volkes zu einem neuen, besseren Leben. Die geistige Jungend erwartet gläubig und vertrauend den Erlöser, den Friedensfürsten Jesus Christus. Advent heißt Sehnsucht. Sehnsucht fordert Erfüllung. Erfüllung ist Stillung aller Unruhe, aller Qual. Vollmaß aller Leiden, aller Qual und Bitterkeit des Lebens trägt so oft das Greisenalter, das körperliche und das geistige. "Komet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken", so rufen uns die Adventsglocken zu, im Namen Jesu Christi. Der ist Mensch zwischen zwei Welten, dessen Blick nicht mehr hinüber ragt ins Jugendland, dessen Kurzsicht das geistige Greisenalter und seine Lasten nicht ahnt. Für den gibt es keinen Advent und darum keine Erlösung. Er ist der Mensch des Tages. Dieser lebt hoffnungslos sein tägliches Heute. Wenn dieser Mensch nicht geistig oder körperlich verbunden ist mit Kindern, mit seinem Volke, so ist er allein. Allein sein im Winter ist oft Tod. Da gefriert das Herz, erstarrt die Seele. Für ihn läuten die Adventsglocken nicht. Aus Nacht und Nebel rufen uns die Adventsglocken zu. Durch die Nacht wandern die ersten Lichter zu unseren armen Kirchen hin. Da strömen zusammen Hoffende und Glaubende. Sie verbinden sich mit dem Priester am Altare. Er spricht ihre Gedanken, Hoffnungen und Wünsche aus, immer verlangender, dringender: "Oh komm, o komm Emanuel !" Die Bitten Einzelner, sie sind wie ein Tropfen, die Bitten eines Volkes, der ganzen Menschheit, sie sind wie ein Strom. Da steigt Christus vom Himmel hernieder und erlöst die in Sünde und Schmach Gebundenen, da stillt Christus alle Unruhe, alle Qual. Gnade berührt das Menschenherz. Sie ist die geheimnisvolle, immer unsichtbare doch oft fühlbare Leiter zwischen Himmel und Erde. Gott steigt auf ihr nieder, der Mensch empor. Der Gottsucher findet am Weihnachtsfeste Gott in Kindesgestalt, damit er nicht erschrickt vor dem allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde; der Reiche findet den Armen, damit er sieht, daß Reichtum nicht letztes, höchstes Glück ist; der Geizhals findet denjenigen, der sich aus Liebe zu den Armen gänzlich entäußert hat; der Gewalttätige findet das wehrlose Kind des Friedens; der Herrschsüchtige findet ein Kind der Demut; der Aufrührer und Revolutionär findet ein Kind des Gehorsams. Das Kind ist Vermittler zwischen Vater und Mutter, zwischen Himmel und Erde. Das Kind ist die Hoffnung der Familie, des Volkes. Das göttliche Kind ist die Hoffnung der Welt. Du göttliches Kind bist auch unsere Hoffnung. Wir erwarten von dir Gnade und Glück. Nicht Glück, das wie Kinderspielzeug zerbricht, dessen Glanz schon nach wenigen Erdentagen erbleicht. Wir erwarten ein Glück, welches kein Leid verdrängen, keine Inflation vernichten, kein Dieb uns rauben kann. Wir erwarten von Dir das Glück, welches die Welt nicht geben kann, weil sie es nie hatte und nie haben wird. Wir erwarten von Dir das Glück, das uns emporhebt über Erdenlust und Leid. Wir erwarten von Dir inneren Frieden und innere Freiheit. O komm, o komm Emanuel ! Josef M. Oblak. Ein Vorschlag zur Rettung der Wirtschaft. Von den vielen Rettungsplänen, mit denen Einzelne und Körperschaften immer wieder an die Öffentlichkeit treten, hat keiner so sehr Beachtung und Anklang gefunden, als der diesfällige Vorschlag des parlamentarischen "Ausschusses für die Lösung der Nationalschulden". Dieser Auschuß erklärte jüngst, wie wir dies dem "Deutschen Volksblatt" entnehmen, sich mit der Frage der Herausgabe von Staatspapieren und Staatsobligationen als Hilfsmittel bei der Lösung der Volksschulden und der Krise im Lande auch weiterhin eingehend beschäftigen zu wollen. Er vertritt dabei die Ansicht, daß die Ausgabe von Obligationen allein die Frage noch nicht lösen würde, wenn der Staat die Geldbesitzer nicht zwingt, das Geld auch in Umlauf zu bringen, da sonst der Wert der Staatspapiere infolge Geldmangels auf dem Markte sinken würde, wodurch eine noch schlimmere Lage einträte als die jetzige. Der Staat müßte also durch Abstempelung der Banknoten diese zwangsmäßig in Umlauf setzen. Jede solche Lösung hat ihr Für und ihr Wider, alles hängt von der Ausführung und der Organisierung in der Praxis ab. Im weiteren bekennt sich der Ausschuß ganz entschieden zu dem System der Staatsnoten und begründet dies auch eingehend. Zunächst wird festgestellt, daß der Geldumlauf in Jugoslawien auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet tatsächlich nicht nicht als 120 Dinar sei, da ein großer Teil zwecks Nationalisierung der Industrie ins Ausland gewandert sei, ein anderer Teil aber in den Kassen der Banken und Privaten liege. Der Rest reiche lange nicht dazu aus, auch nur den ordentlichen Handelsverkehr im Inlande zu beleben. Unser Staatsvorschlag macht zusammen mit den Voranschlägen der Selbstverwaltungskörper ungefähr 14 Milliarden Dinar aus, d. h. daß durchschnittlich jeder Einwohner des Landes 1000 Dinar im Jahre für den Staat aufzubringen hätte. In Wirklichkeit sind, den Gesamtgeldumlauf gerechnet, also auch die versteckten Hortungen usw., nur gegen 350 Dinar auf den Kopf der Bevölkerung Geld im Umlauf. Es fragt sich nun, woher man die restlichen 650 Dinar je Kopf für den Staat nehmen soll. Das heißt mit anderen Worten, daß der Geldumlauf in Jugoslawien viel zu gering ist. Wenn noch das Wirtschaftsleben rascher pulsieren und daher auch das Geld rascher umlaufen würde, so könnte man die obigen 650 Dinar je Kopf durch öfteren Umsatz noch aufbringen, in einer Zeit des allgemeinen Mißtrauens und der geheimen Geldhortung ist dies nicht möglich. Es fragt sich nun, was zu tun wäre, um das Wirtschaftsleben und gleichzeitig auch den Umlauf des vorhandenen Geldes zu beleben. Der Ausschuß findet, daß das einzige Mittel hierzu Geld ist. Es müssen also die notwendigen Zahlungsmittel beschafft werden. Die Staatsnoten, die zu diesem Zwecke herausgegeben werden sollten, hätten eine zweifache Aufgabe: erstens müßten sie die heute versteckten Banknoten aus ihrem Versteck heraustreiben und zweitens der Wirtschaft angesichts des Mangels von Banknoten als zusätzliches Zahlungsmittel zu Hilfe kommen und die aussichtslose Lage der Schuldner im Lande, die mit Hilfe von Paragraphen und gesetzlichen Maßnahmen nie und nimmer wird gelöst werden können, liquidieren. Wenn den Staatsnoten eine den Noten der Nationalbank gleichgestellte Kaufkraft eingeräumt wird, so wird dadurch nicht zweierlei Geld geschaffen. Der Dinar der Nationalbank wird als Maßstab für die Wertbemessung der Güter dienen und der staatliche Dinar wird das Zahlungsmittel für diesen Wert sein. Durch die Ausgabe von Staatsnoten wird die Deckungsgrundlage der Nationalbank nicht berührt, daher kann der Wert des Dinars der Nationalbank keinesfalls in Frage gestellt werden. Auch dafür besteht keine Gefahr, daß durch die Ausgabe von Staatsnoten der Wert unseres Geldes im Auslande beeinträchtigt würde, da der Kurs des Staatsdinars ja immer gleich wäre mit dem Rufe des Dinars der Nationalbank. Des weiteren führt der Ausschuß die Vorteile an, die durch die Ausgabe eines zusätzlichen Zahlungsmittels für die Wirtschaft und den Staat entstehen würden. Diese Vorteile liegen, eine Belebung der Wirtschaft vorausgesetzt, klar auf der Hand. Die Wirtschaft würde wieder zahlungskräftig werden, die Staatseinnahmen würden leichter einfließen, der Verbrauch zunehmen usw. Die Staatsnoten müßten natürlich, um keine Erschütterung im Wirtschaftsleben zu verursachen, nach einem bestimmten Plan nach und nach in Verkehr gesetzt werden. Mit Hilfe dieser Staatsnoten würde der Staat zunächst seine Gläubiger, den Bedarf der Banken usw. befrieden, so daß sie allmählich in die Wirtschaft eindringen würden. Dadurch wäre auch der Einfluß auf die Preisbildung nur ein allmählicher, d. h. die Preise namentlich der landwirtschaftlichen Produkte würden allmählich steigen. Der Staat hat zur künstlichen Hebung der Preise landwirtschaftlicher Produkte durch das Getreideregime usw. hunderte Millionen ausgegeben. Dasselbe könnte mit Hilfe der zusätzlichen Zahlungsmittel billiger und besser erreicht werden. Die Deckung des neuen Geldes würde aus den gewaltigen Liegenschaften der Schuldner bestehen, deren Schulden durch die Ausgabe des Staatsnotengeldes liquidiert würden, außerdem würde der Staat für die Staatsnoten auch mit seinem eigenen Vermögen und auch durch das Gesetz haften. Mit der Deckung des Banknotengeldes hätte also das Staatsnotengeld nichts gemein, daher besteht für die Wertbeständigkeit des Banknotengeldes nicht die geringste Gefahr. Die Staatsnoten wären bloß ein Zahlungsmittel im Binnenverkehr, das aber nicht in solchem Maße in Umlauf gesetzt würde, daß dadurch die privaten Einkommen so stark erhöht würden, um auf dem Markte inflatorische Erscheinungen hervorzurufen, wenn auch die Preise bis zu einem gewissen Maße steigen würden, dies würde aber bloß eine Wiederherstellung des Wertes der Güter bedeuten, den sie während der Deflationspolitik verloren haben. Dies ist ja eigentlich das, was in der Wirtschaft immer wieder angestrebt wird, nämlich die Herstellung eines normalen Verhältnisses zwischen dem Vermögen und den Verpflichtungen. Inflation und Deflation sind zwei Extreme, die gleichermaßen für die Wirtschaft und für die Schuldner schädlich sein können. Nach einer anfänglichen Inflation erlebten wir in der letzten Zeit die Nachteile der Deflation. Um eine Festigung des Geld- und Güterwertes zu erreichen, ist unbedingt eine Reflation notwendig, d. i. die Wiederherstellung des normalen Wertverhältnisses zwischen Geld und Ware. Der Zustand, der heute herrscht, ist nach Ansicht des Ausschusses nicht mehr länger tragbar, da er alles, was noch nicht zugrunde gegangen ist, mit sich in den Abgrund reißt. Auch vom Standpunkt der Wiederbelebung des Bankwesens ist die Einführung von Staatsnotengeld begründet und gerechtfertigt, da den Banken dadurch die Möglichkeit geboten wird, ihren Verpflichtungen gegenüber den Einlegern nachzukommen und das Vertrauen des Einlegers zur Bank wieder herzustellen. Für die Banken würde also wieder eine Zeit der Arbeit und des Geschäftes kommen. Dadurch die soliden Geldanstalten würde auch der Handel, das Gewerbe und die Industrie wiederbelebt werden, was auf keine andere Weise möglich ist. Ohne Geld hat noch kein Staat die Erneuerung seiner Wirtschaft erlebt und auch Jugoslawien wird sie nicht erleben. Der beste Beweis dafür sind Amerika und England und auch andere Staaten, die den Geldanstalten im Wege staatlicher Einrichtungen direkt und indirekt alle möglichen Mittel zur Verfügung gestellt haben, um sie zu retten, sie zu erhalten und sie für die Weiterarbeit in der Wirtschaft zu befähigen. Unsere Nationalbank hat das Gegenteil davon getan und die Folge davon ist, daß 640 Geldanstalten im Lande vollständig lahmgelegt sind und daß, was am schlimmsten dabei ist, 10 Milliarden Dinar sauer erworbenen Einlagen, die sich in diesen Banken befinden, in Frage gestellt, ja dem sicheren Untergang geweiht sind, wenn diese Frage nicht in der vom Ausschuß vorgeschlagenen Weise gelöst wird. Ist es denn nicht besser, heißt es in dem Artikel weiter, daß der Staat der Wirtschaft mit vier Milliarden entgegenkommt um sowohl diese vier Milliarden als auch jene zehn Milliarden Einlagen bei den Banken zu retten als zuzulassen, daß die Bankeinlagen verfallen, die Banken zugrunde gehen, die Wirtschaft vollständig ruiniert werde und die bestehende soziale Ordnung in Frage gestellt wird. Das Land befindet sich im Zustande des Absterbens und des Verfalles und es ist höchste Zeit, daß diese Frage gelöst wird, denn von dieser Lösung hängt der Bestand des ganzen Staates ab. Der Ausschuß verlangt daher, daß die Schuldenfrage auf gesetzlicher und sozialer Grundlage für alle Schuldner einheitlich gelöst werde ohne Rücksicht auf ihren Stand und ohne Rücksicht auf ihre Gläubiger. Der Ausschuß verlangt Zwangsumlauf des Geldes und strenge gesetzliche Maßnahmen in dieser Richtung, denn das Geld ist nicht dazu da, um versteckt zu werden und damit sich einzelne daran bereichern, sondern um den Bedürfnissen des Volkes und des Staates zu dienen. Der Gerichtsvollzieher Speckmann feiert Weihnachten. Von Josef M. Oblak Gerichtsvollzieher Speckmann war immer auf Besuch. Je schlechter die Zeiten waren, um so mehr war er unterwegs. Er verkehrte selbst in den besten Kreisen. Er drängte sich nicht ein, aber die Pflicht drängte ihn. Der Herr Gerichtsvollzieher war - es muß leider gesagt werden - unmodern, im Amt hielt er sich weder an die Besuchszeit, noch im Äußeren an die Mode. Zum Zeichen seiner Modeverachtung trug er einen langen Schnurbart. Dieser war sein Stolz. Er verlieh ihm Festigkeit bei seinem Auftreten und Ansehen bei der Jugend. Darum liebte er ihn und war auch von seiner Frau Marie, der dieser Schurbart oft geistig und körperlich weh tat, nicht zu bewegen, sich von ihm zu trennen. Speckmann war stachlig von Bart- und Amtswegen. Speckmann ging selbst am heil. Abend seinem Berufe nach. Seine Beute war da immer reichlich. Es gab da - Briefe aus Amerika - Wechsel vermöglicher Väter an liederliche Söhne - Weihnachtsremunerationen und dergleichen. Er hatte eine feine Nase dafür. So geht er jetzt geradewegs einer Kundin zu. Er sieht nicht auf die Weihnachtsbäume, er merkt nicht auf das Schneetreiben, die hellerleuchteten Schaufenster mit dem ausgestellten Kinderspielzeug tun ihm weh. Darum geht er geradeaus, schaut nicht rechts und schaut nicht links. Gerichtsvollzieher Speckmann ist im Dienst. Er erreicht sein Ziel. In das Haus, in das er eintritt, braucht er nicht zu klingeln. Auch Teppiche sind keine da, die seine Schritte dämpfen. Er sucht eine Weile nach der rechten Tür, dann klopft er an und tritt ein. Er steht in einem dämm`rigen Zimmer. Vor ihm sitzt - nein, liegt eine junge Frau, den Kopf auf dem Tisch. Die Augen starren ihn an. Aber die Frau regt sich nicht. Sie erschrickt weder vor Speckmann noch vor der eigenen Blutlache. Das tun Tote nie. Speckmann weiß das. Im Weltkrieg hat er viele seiner Kameraden mit solchen Augen gesehen. Speckmann steht stramm. Er ist zu spät gekommen zu seinem Dienst. Der Tod, der Gerichtsvollzieher Gottes, der nie mit leeren Händen abzieht, kam ihm zuvor. Speckmann ist ganz Dienst. Seine Augen, das Suchen gewohnt, spähen durch das Zimmer. Da sieht er einen Korb und darin ein Kind. Er tritt auf das Kind zu - obwohl er Kinder, wie er meint, nicht leiden kann. Das Kind weint nicht. Es streckt ihm die Ärmchen entgegen und lächelt. Da wird Speckmann ganz undienstlich. Er wickelt das Kind in seinen Mantel und wandert seinem Heime zu. Aber die Lichter in den Schaufenstern sind doch gar zu stark. Ihr Schein dringt in seine Augen und spiegelt sich dort wieder. Speckmann, was wird Frau Marie sagen?! Eine Christnacht vor 50 Jahren Die "Steinige Grube" hinunter gelangt man zum "Brunnloch". Das merk´dir, lieber Leser, denn damit hebt meine Christnachtgeschichte an. Eben hatte das Einläuten des Heiligen Abends ausgeklungen und wir waren mitten im Gebet, als lautes, vielstimmiges Heulen vom Brunnloche her außerhalb des Dorfes in die Häuser drang und Menschen und Tiere in Aufregung brachte. Was war es denn? Unsere gute Mutter wußte Bescheid. Sie nahm die große Weihwasserflasche vom Kasten, trat mit ihr vors Haus und fing an nach allen vier Windrichtungen zu sprengen, wobei sie wiederholt laut rief: "Herr, treib´esin alle wilden Wälder," das wilde Gejaid nämlich oder die wilde Jagd. Später hat man uns erklärt, es sei nicht die wilde Jagd gewesen, sondern ein Rudel ausgehungerter Wölfe, wie sie in den letzten Jahren nach der bosnischen Besetzung überall im Ländchen auftraten und unter den Ziegenherden stark aufräumten. Nach dieser Ruhestörung setzten wir den Rosenkranz fort. Denn diese Nacht müssen alle seine drei Teile verrichtet werden. Erst dann konnten wir vor der einfachen, durch ein kleines Lämpchen erhellten Krippe unsere bescheidenen Weihnachtsgeschenke in Empfang nehmen. Armer Leute Kinder durften sich ja nicht viel versprechen. Mit einem Stück besseren Brotes, ein paar Äpfeln und einer Handvoll Hasel- oder welscher Nüsse war es abgetan. Gefreut hat es uns doch. Nun hieß es aufbrechen, um noch rechtzeitig zur Christmette und Mitternachtsmesse zu kommen. Diesen heiligen Abend durfte ich zum erstenmal ohne mütterliche Begleitung den Weg zur Pfarrkirche machen. Zu dritt ging die Reise an. Jeder war ausgerüstet mit einem dicken Haselnußstecken, den wir vorher regelrecht gekloben und über dem Dörrholz in Ofen brennfähig gemacht hatten. Die brennenden Fackeln wiesen uns gut den Weg auf der eingeschneiten Straße. Vorzeitig erreichten wir das Pfarrdorf, wo wir die Fackeln im Schnee löschten und für den Heimweg aufbewahrten. Schnee und Kälte sowie die fadenscheinige Gewandung waren Ursache, daß wir froren und deshalb den Beschluß faßten, mit unserem gemeinsamen Vermögen von 7 Kreuzern das Lehrermattelsche Gasthaus aufzusuchen und die Glieder zu erwärmen. Ob und wie uns dieser erstmalige Wirtshausbesuch gelingen wird, fragten wir uns und man kann es wohl nachfühlen, daß wir möglichst gelinde die Klinke drückten. Erleichtert atmeten wir auf, als wir bemerkten, daß außer dem Wirt noch niemand in der Stube war. Der Wirt, Gott hab in selig, lächelte uns zu und hieß uns zum Ofen kommen. Dann stellte er sich vor uns drei Gleichaltrigen hin und fragte mit der freundlichen Miene: "Nun, Wander, was werdet ihr trinken? O dieses Wander, wie wohl es uns tat, wie es uns gehoben und gefallen hat! Weg war alle Schüchternheit und mutig und dreist bestellten wir: "Vetter, bringet uns ein halbes Frackerle Branntwein! Geeint tranken wir es bis zur Mette aus, geeint zahlten wir es aus dem gemeinsamen Vermögen von 7 Kreuzern. Der Ofen und der Geist hatten das Ihrige getan. Es fror uns nicht mehr, sondern in gehobener Stimmung und freudigen Herzens lauschten wir in der Mitternachtsmesse den ewig schönen Weihnachtsliedern. In größerer Gesellschaft traten wir nach dem Amte und unter dem feierlichen Zutageläuten den Heimweg an und freuten uns auf den Kaffee, den es für uns nur heute und am Faschingsdienstag sowie zu Ostern gab. Ein halbes Jahrhundert ist seit dem verstrichen, aber noch immer wird die Erinnerung an diesen Heiligen Abend wach, an dem meine selige Mutter die wilde Jagd gebannt und mir samt meinen Begleitern beim ersten Gasthausbesuche der Wirt den Titel Wander gebührenfrei zuerkannt hat. Vorfreuden der Weihnacht Wenn der Tag immer kürzer wird und die Nacht sich ins Endlose zieht, wenn der Schnee mit Regen gemischt alle Wege ungangbar macht, die Arbeiten auf den Feldern verrichtet sind, da sieht man in den abendlichen Stunden die Kinder in den Stuben um den Tisch bei Beratungen, wie sie wohl die heurige Krippe aufbauen werden, um die Weihnachtszeit zu verschönern. Genau so wie die Kinder freuen sich auch die Burschen und Mädchen, da auch sie mithelfen wollen, das Fest, das von allen Festen des Jahres als das schönste bezeichnet werden darf, zu verschönern. Abgelegen von der Pfarre, in weiten verschneiten Tälern, abgeschlossen von den Nachbardörfern, träumt solch ein Dorf einen schönen Wintertraum und der Höhepunkt solch eines Traumes ist und bleibt die wunderschöne heilige Weihnachtszeit. Und deshalb ist es auch notwendig, daß dieses Fest nach allen Regeln der Kunst verschönert und verherrlicht wird. Die Burschen und Mädchen des Dorfes finden sich in den abendlichen Stunden unter der Leitung der Vorsängerin in einer Stube ein und lernen die schönen alten Weihnachtslieder von der "Stillen Nacht, heiligen Nacht" oder das alte "Auf, auf, was ist g´schehen" und dergleichen mehr. Sie freuen sich über diese Abende umso mehr, als daran auch ältere Leute teilnehmen, die den Weg durch Schnee und Kälte zur Kirche nicht mehr ertragen, Gelegenheit finden, daheim weihevolle Weihnachtsabende verleben können. Die Kinder aber sind bei der Gelegenheit ganz besonders geheimnisvoll, denn fast jedes Jahr kommt zu dem Krippenbau im eigenen Hause noch der in der Dorfkirche dazu und diese Krippe wird durch die vielen Gehilfen, die am Bau mitarbeiten, von welchen natürlich ein jeder einzelne gute Vorschläge hat, ausgeführt. Der Eine, schon ein Bursch von etwa 14 Jahren, kam doch mit seinem Vater schon mehrmals in die Stadt und so einmal um die Weihnachtszeit. Unter anderem kam er auch in die Kirche der Stadt. Da er am Bau der Krippe in der Dorfkirche mitgeholfen hatte, besah er sich natürlich auch die Krippe in der Stadt und staunte auf das Wunder, das mit Hilfe des elektrischen Lichtes hier aufgebaut wurde. Und zu den kommenden Weihnachten hatte er ganz originelle Vorschläge, so daß mit den gewöhnlichsten Behelfen ein wahres Wunder entstanden ist. Die Leute staunten aber auch und lobten die kleinen Architekten, die ihnen eine so schöne Stunde bereiteten. Das Schöne dabei aber ist, daß alles so geheimnisvoll gemacht wird und keiner auch nur etwas zu Hause erzählt, was heuer bei der Krippe erneuert wird oder neu hinzu kommt, auf daß es für jeden einzelnen eine Ueberraschung sei und die Freude und Weihe dadurch gesteigert wird. Aber nicht nur die Vorbereitung für die kirchliche Feier bringt viele Freuden, auch sonst gibt es manches, was geschäftiges, aber vorläufig noch geheimnisvolles Tun notwendig macht. Wenn die Fenster mit Eisblumen über und über bedeckt sind, wenn im Backofen das Feuer prasselt und draußen der Schnee unter den Füßen knirscht, wenn alles nur in die warme Stube drängt, da laufen die Mädchen zu ihren Freundinnen, um vor der Mutter das Weihnachtsgeschenk zu verbergen oder es dort erst fertig zu stellen und aufzubewahren. Viele aber gibt es leider heute, die an diesen Freuden nicht teilnehmen können, da sie kaum das Nötige für das tägliche Brot aufbringen. Oft spart sich da ein armes Mütterlein den letzten Bissen vom Munde ab, daß es seinen Enkelkindern wenigstens eine kleine Freude bereiten kann, und wäre es nur ein besseres Stücklein Brot oder eine Handvoll Nüsse oder ein Paar selbstgestrickte Strümpfe. Die Begeisterung für Weihnachten, dieses schönste Fest der Christenheit, brachten unsere Voreltern schon aus dem deutschen Mutterlande mit. Hegen und pflegen auch wir den ererbten Schatz. Kabe. Aus Stadt und Land Aus dem Staate. Enthobene und neuernannte Banschaftsräte. - Die bisherigen Banschaftsräte des Draubanates haben in voriger Woche neuen Männern Platz gemacht. Nur Dr. Sajovic wurde noch belassen und neu bestätigt. Änderung in den Gemeinden. - Die Reifnitzer können froh sein, denn die bisherigen Gemeinden Ribnica Markt und Ribnica Umgebung sind wieder vereinigt und bildet Ribnica den Sitz derselben. Ob auch die diesbezüglichen, schon oft vorgelegten Gesuche der Gottscheer Gemeinden gleich wohlwollend erledigt werden! Die Winterhilfe für die Schuljugend. - Die Banschaftsverwaltung in Ljubljana hat siebzehntausend Meter Stoffe zur Spende an arme Kinder den Schulleitungen überwiesen. Davon erhält im Durchschnitte jede bedürftige Schule Stoffe im Werte von 200-700 Dinar. Deutsche Nächstenliebe. - Die deutschen Volksgenossen im Banate und in der Batschka wollen mit einem Waggon Mais den Ärmsten unter den Gottscheern zu Hilfe kommen. Ein wahrhaft edles Werk. Die blaue Kerze - brennt heuer zu Weihnachten auf jedem Christbaum im Deutschen Reich und bei den Auslandsdeutschen: sie ist das Zeichen des volksdeutschen Gedankens, der kulturellen Verbundenheit der Deutschen in der ganzen Welt. Aus der Stadt. Koèevje. (Konferenz.) Die Sod. Ss. C. des Gottscheer Dekanantes hat ihre Konferenz im Stadtpfarrhofe Donnerstag den 2. Jänner 1936. - (Wissenschaftliches.) Der Präsident der türkischen Republik Kemal Atatürk hat unserem Landsmanne, dem Bakteriologen Herrn Prof. Dr. Ganslmayer in Inlauf, zu seiner im Zentralblatte für Bakteriologie erschienenen Tetanusarbeit, die, wie bereits gemeldet, der türkischen Bakteriologie eine weltführende Stellung verschafft hat, den Glückwunsch übermitteln lassen. Gezeichnet ist das Schriftstück von Prof. Dr. Resik Saydam, Minister für Hygiene und soziale Fürsorge in Ankara. Die Gottscheer Hausierer in Deutschland wünschen allen Landsleuten im Gottscheer Ländchen frohe und gesegnete Weihnachten, ein glückliches Neujahr und ein gutes Zusammenarbeiten in allen deutschen Vereinen zum Wohle der teuren Heimat. Amerikareisende - machen wir auf die Anzeige der Hamburg-Amerika Schiffahrtsgesellschaft auf der 6. Seite aufmerksam. Unser täglicher Kaffee. - Wer die Auslagen unserer Buchhandlungen betrachtet, wird eine große Zahl neuer Bücher über die moderne Kochkunst vorfinden, geschrieben von Ärzten und Professoren, von Hausfrauen oder Vorständen der Haushaltungsschulen. Selbst ein Kochbuch für Junggesellen soll erschienen sein. Nicht allein wegen der Krise, von der viele intellektuelle Kreise betroffen werden, haben sich die Herausgeber mit der Bearbeitung dieses Gebietes befaßt, sondern die Wissenschaft ist es, die die Beutung richtiger und diätischer Ernährung in steigendem Maße erkennt und damit auch den Wert der Nahrung zur Behütung der Gesundheit. - Nicht alles ist für einen jeden. Der Arbeiter, der viel Bewegung macht, wird eine schwere Kost leichter ertragen, während die Kinder in der Schule oder der Büromensch eine leichte Nahrung brauchen, weil eine schwere Kost ihre Elastizität und geistige Beweglichkeit behindert. Langsam verdauliche Speisen bekommen für die Dauer auch dem Schwerarbeiter nicht, eine leichte Kost verträgt aber ein jeder, welchen Berufes er immer sei, und deshalb ist es durchaus verständlich, daß seit Jahrzehnten die Mehrzahl aller Gesellschaftsschichten zu Freunden des weißen Kaffees geworden sind. Er ist unser Frühstück und unsere Jause, vielen auch das Mittagessen und Nachtmahl. Der Prozentsatz nährkräftiger Bestandteile im weißen Kaffee ist groß, viel hängt wohl von der Milch ab, nicht wenig aber auch vom verwendeten Zusatz. Nur ein guter Zusatz, wie "Ächt Franck" kann voll und ganz entsprechen. - Wollen wie allen Anforderungen der Ärzte und den oft noch wichtigeren unserer Wirtschaftskasse Genüge leisten, so können wir uns aber mit dem puren Bohnenkaffee und "Ächt Franck" nicht zufrieden geben. Erfreuerlicherweise hat Pfarrer Sebastian Kneipp diese Frage zum Wohle der Menschheit schon vor Jahrzehnten glücklich gelöst. Von ihm stammt die bekannte Wasserheilmethode (Hydrotherapie) und darüber hinaus hat er sich besonders verdient gemacht durch die Einführung und Verbreitung des Malzkaffees. Naive Menschen glauben, Malzkaffee sei dasselbe wie einfach geröstete Gerste, in Wirklichkeit verhält es sich so, daß der Malzkaffee aus Röstmalzzucker (61%) besteht und die gewöhnlich geröstete, aber nicht gemälzte Gerste aus einer im Wasser unlöslichen Stärke. die praktische Auswirkung davon ist, daß beim Kochen des Kneipp Malzkaffees alle seine nährkräftigen Bestandteile erschlossen werden und daß er wegen seines hohen Malzgehaltes wenig Zucker braucht. Die Verdaulichkeit wird verdreifacht und das Kaffeegetränkt selbst erhält einen angenehmen bohnenkaffeeähnlichen Geschmack. - Malzkaffee verbilligt also den weißen Kaffee, steigert seine Bekömmlichkeit, sein Aroma und seinen Wohlgeschmack, so daß es nur natürlich ist, wenn immer zahlreichere Ärzte den täglichen Genuß von Kneipp Malzkaffee mit "Ächt Franck" anraten. - In einer Zeit, wo alles, nicht zuletzt das Beste nachgeahmt wird, ist es Aufgabe unserer Hausfrauen, beim Einkauf stets auf die Schutzmarke zu achten u. zw.: auf den Pfarrerkopf bei Kneipp Malzkaffee und auf die Mühle bei "Ächt Franck". Vom Lande. Mahovnik (Mooswald). Zum Berichte von der Gemeindeausschußsitzung vom 22. November l. J. in der letzten Folge bringen wir auf Wunsch eine Berichtigung insoferne, daß der Verkaufsschilling der durch die Filialkirche Corpus Christi an Kaufmann Albert Hönigmann verkauften Waldparzelle 13.010 Dinar beträgt. Dolgavas (Grafenfeld). (Sterbefall.) Im Landesspital in Ljubljana starb am 7. Dezember im Alter von 56 Jahren der hiesige Besitzer Franz Barthol. R. i. p. Livold (Lienfeld). (Gestorben) ist am 9. Dezember nach längerer Krankheit die 73 jährige Auszüglerin Maria Lamperter von Nr. 24. Sie ruhe in Frieden! Gotenica (Göttenitz). (Todesfall.) Am 12. Dezember starb hier die Witwe Maria Michitsch im Alter von 88 Jahren. Die Genannte war die älteste Person der Pfarre, sie war eine Schwester der beiden gleichfalls schon verstorbenen Pfarrer Alois und Anton Kreiner, aus Koblerje-Koflern gebürtig, woher sie vor 61 Jahren nach Gotenica-Göttenitz 1 als Hauswirtin gekommen war. Sie wurde am 14. Dezember unter großer Beteiligung der heimischen Bevölkerung wie auch der Verwandten aus Koèevskareka-Rieg zu Grabe getragen. Sie ruhe in Frieden! Staribreg (Altbacher). Wie wir erfahren, ist am 10. Dezember l. J. in Waidhofen a. d. Abbs die Hausbesitzersgattin Margareta König nach längerem Leiden in ein besseres Jenseits abberufen worden. Die Verstorbene war die Mutter des hiesigen Besitzers Hans König Nr. 4 und übersiedelte bald nach dem Kriege zu ihrem Manne nach Waidhofen. Sie war eine tüchtige, arbeitssame Hausfrau, die wegen ihres ruhigen Wesens und ihrer Hilfsbereitschaft unter der hiesigen Bevölkerung sehr geschätzt und beliebt war. Sie war auch eine liebevolle Gattin und herzensgute Mutter ihrer zwei Kinder Aloisia und Hans. Den Hinterbliebenen unser herzliches Beileid. Die Erde ihrer Wahlheimat sei ihr leicht! Obèice (Krapflern). (Weidmannsglück.) Herr August Samide als Jagdpächter schoß am 4. Dezember einen etwa 200 kg schweren schwarzen Hirsch. Vollkommen ausgeweidet wog dieser noch 169 kg. Das Geweih hatte eine Länge von 1.20 m. Zu diesem seltenen Schußglück ein herzhaftes "Weidmannsheil!" Stara cerkev (Mitterdorf). (Der Heimat Dank.) Laut der neuen Feuerwehrordnung war auch unsere Feuerwehr gezwungen, sich neu umzuuniformieren. Da dafür kein Geld vorhanden und die einzelnen Mitglieder nicht imstande waren, dies auf eigene Kosten zu tun, wandte sich die Feuerweht unter dem Motto: "Wer seiner Heimat hilft, liebt sie" an ihre Landsleute in Amerika um Hilfe. Unserer Bitte wurde in hochherzigster Weise Folge geleistet und die Feuerweht erhielt einen so ansehnlichen Betrag aus dem Dollarland, daß sie nicht nur die Umuniformierung konnte, sondern noch ein schöner Betrag für die Nachschaffung neuer Feuerwehrgeräte und Arbeitsmonturen verwendet werden konnte. Es ist nun unsere angenehme Pflicht, allen Sammlern und auch Spendern unseren allerherzlichsten Dank auszusprechen. Alle haben gezeigt, daß sie ihre Heimat in der Tat lieben. Vom Sammler Herrn John Sturm erhielten wir folgende Spende: Je 5 Dollar: John Sturm, Frank Sturm, Friedrich Kropf, Frank Petsche; je 2 Dollar: Pauline Wagner geb. Sturm, Alois König, Frank Verderber, Alois Jaklitsch, John Jaklitsch, Frank Hönigmann; je 1 Dollar: Alois Hönigmann, Josef Hönigmann, Frank Hiris, Ferdinand Tschinkel, John Verderber, Rudolf Verderber, Alois Jaklitsch, Sophie Hönigmann, Rudolf Hönigmann; 50 Cent: Leni Pogorelz, zusammen 44 Dollar 50 Cent. Vom Sammler Herrn John Kresse erhielten wir: 10 Dollar Matthias Siegmund; 5 Dollar John Kresse; je 3 Dollar: Carl Schuhmann, Joe Kren; je 2 Dollar: Anton Kropf und Frank Jaklitsch; je 1 Dollar: Carl Peteln, Hermann Gogl, Albert Ostermann, Charles Rehse, Adolf Novak, Frank Orashin, Ernest Lesser, John Perz, Richard Stimpfl, Mary Jaklitsch, Sophie Kresse, Eddie Erker, Joe Wittreich, Matth. Tscherne, John Flack, Joe Röthel, Joe Dulzer, J. Erker, F. Darowitz, Helen Hartmann, Sophie und Joe Kump, Helen Kropf, Frank Jaklitsch, Frank Kren, Lois Krisch, John Poje, R. Kolar, Josephine Sheffield, Joh. Tomitsch, John Röthel, Florian Fritz, Joe Jaklitsch, John Tscherne, Frank Kraker, Stefie Samide, Lois Marn, John Köstner, John Flack; je 50 Cent: Joe Stampfel, Joe König, Joe Kropf, Richard Meditz, Joe Kropf; Richard Meditz, Joe Kropf: 25 Cent August Kresse; zusammen 66 Dollar 75 Cent. Herr Alois Petsch sammelt: je 2 Dollar: Alois Petsche, John Petsche, Frank und Tessie Krauland, Georg Lobisser, Franz Erker; je 1 Dollar: Heinrich Hönigmann, John Jaklitsch, Josef Jaklitsch, Josef Hönigmann, Matthias und Anna Högler, Frank und Lena Kresse, Lois und Maria Hönigmann, John und Tony Siegmund, Josef Jaklitsch, Josefa Stonitsch, Rudi Kump, Josef Staudacher, Josef Stiene, Josef Verderber, Joseph und Maria Kresse, Paula Krauland-Hoge, Heil Hitler, Rihmond Hill; 50 Cent Anna Tramposch und Arthur; zusammen 27 Dollar 50 Cent. Durch Herrn Josef Perz erhielten wir: Josef Perz; je einen Dollar: Magda Prenner, John Sbaschnig, Pauline Perz und Josef Verderber; zusammen 6 Dollar. Direkt erhielten wir von H. Lois Köstner 5 Dollar, von den Fräulein Staudacher Pauli und Staudacher Lilie je 2 Dollar. Nochmals allen Spendern ein "Vergelts Gott!" Der Wehrausschuß. Blatnik (Rußbach). (Zwillinge) sind bei Ernst Hutter am 30. November auf die Welt gekommen. Es sind ein Bub und ein Mädel, die ebenso wie die Mutter gesund und wohlauf sind. Wir gratulieren zu diesem Doppelbesuch des Klapperstorchs. Aus dem Auslande. Steyr. (Todesfall.) Hier starb der älteste aktive Rechtsanwalt Österreichs, Dr. Berthold Gottlieb, der Ende der neunziger Jahren in unserer Stadt seine Praxis ausgeübt hatte. Amstetten. (Promotion.) Herr Gerhard Bast, Sohn des Rechtsanwaltes Dr. Rudolf Bast in Amstetten, wurde am 10. d. M. an der Karl Franzens-Universität in Graz zum Doktor beider Rechte promovierte. Herzlichen Glückwunsch! Landwirtschaftliches. Aus einem landwirtschaftlichen Vortrag. Folgenden Schluß entnehmen wir den Ausführungen des Viehzuchtinspektors Ing. Schneiter. III. Wenn auf der einen Seite die Mengen und Güte des Düngers (Mist und Jauche) gesteigert werden soll, so wies der Vortragende aber auch darauf hin, daß durch günstige Fruchtfolge viel Dünger erspart werden kann. Es ist eben verfehlt, wenn man durch Jahrzehnte auf ein und demselben Fleck jahraus und jahrein immer nur Mais pflanzt; der Boden wird völlig ausgelaugt und frißt unheimlich viel Mist. Überhaupt wäre es günstig, den Maisbau gegenüber Erdäpfel, die in Gottschee gut gedeihen, und Roggen (Korn) zurückzustellen. Aus Mais lassen sich bei 40q Ernte 32q, aus Erdäpfeln jedoch bei 60q Stärke je Hektar gewinnen. Für eine rentable Fruchtwechselwirtschaft schlug er folgende "Achterfolge" vor: auf einem Acker sollen durch sieben Jahre folgende Früchte gebaut werden: Weizen - Mais - Erdäpfel - Sommergerste mit Kleeinsaat und durch drei Sommer Kleegras. Durch letzteres wird der Boden stickstoffreicher und gibt wieder besseren Ertrag. Andrerseits hat man den Vorteil, viermal Dünger zu sparen, der den danach lechzenden Wiesen zugute kommt. Neben Kunstdünger kann auch noch durch Gründüngung der Boden bereichert werden. Die Eiweißerzeugung muß mehr gefördert werden, z. B. ist die Saubohne ein ausgezeichnetes Futter zur Aufzucht von Schweinen und Kälbern. Beim Runkelrübenbau läßt sich durch weites Setzen, sehr häufiges Hacken, Häufeln und Nichtabnehmen der Blätter ein weit größerer Ertrag erzielen. Bei der Viehhaltung betonte er wieder, daß es nicht so sehr auf die Farbe also Rasse, als auf Haltung des Viehes ankommt, denn "die halbe Rasse geht durchs Maul". Neben ausreichender, zweckmäßiger Fütterung ist auf Reinlichkeit zu schauen, denn "gut geputzt ist halb gefüttert"! Wenn bei modernen Ställen sicher nicht soviel Kot auf die Hinterbacken des Viehes kommt, so ist doch nur dieser mit dem Striegel zu entfernen, das übrige muß gebürstet werden. Reines Vieh muß der Stolz jedes Landwirtes sein. Mit einigen Ausführungen über die Schafzucht und ihrem großen Wert der Selbstversorgung durch heimisches Spinnen und Weben schloß der Vortragende seine Vorschläge zur Förderung der Erzeugung. Er gab dann noch interessante Möglichkeiten für den Absatz an. An den Erfahrungen Oesterreichs, das sich seit Kriegsende von jeglicher Einfuhr an Molkereiprodukten unabhängig gemacht hat und zeitweilig Absatzschwierigkeiten hat, zeigt sich, daß Qualitätsware jederzeit absetzbar ist. Warum sollte beispielweise "Gottscheer Hochlandbutter" nicht den Markt erobern können? Nötig wäre nur die Errichtung von genossenschaftlichen Rahmübernahmsstellen in Dorfe und einer zentralen Verbutterungsstelle. Das hätte überdies den Vorteil, daß die Magermilch im Ort, d. h. Bauernhaus bleibt. Beispielweise läßt sich mit dieser und Erdäpfeln eine rentable Schweinemast durchführen. Andererseits gäben die hochgelegenen Hutweiden Möglichkeiten für den Sommerauftrieb von Vieh, ähnlich wie die Almen Österreichs und der Schweiz. Hier ließe sich ein Zuchtvieh züchten, das bei bleibender Güte durch ganz Jugoslawien bekannt werden kann. Müßte dann noch unsere Regierung wie bisher jährlich Stiere und Kalbinnen im Ausland kaufen? Es wurden uns damit greifbare Mittel und gangbare Wege gewiesen, um unsere Landwirtschaft zu heben und der Entvölkerung unserer Heimat energisch entgegentreten zu können. An uns Gottscheern liegt es nun, daß wir zusammenstehen und die Mühe und Strapatz ansetzen werden für die Heimat, die wir sonst in der Fremde benötigen. Es ist Verrat an der Heimat, wenn wir einen Hof auflassen, wenn Wald und Wildnis weiter vorrücken werden. Oder soll es dazu kommen, daß auf die Gottscheer Hausruinen in den Fremdenführern ebenso hingewiesen werden soll, wie auf die traurigen Überreste alter Ritterburgen? Danksagung Beim Brande in Kumrovavas-Kummerdorf am 27. Oktober l. J. sind mir alle meine Futtervorräte verbrannt. Ich sage nun auf diesem Wege allen jenen Gottscheern in Koprivnik-Nesseltal, Onek-Hohenegg, Maèkovec-Katzendorf Dank, die mich als Slowene, der bei seinen eigenen Volksgenossen verschlossene Türen fand, in so liebevoller Weise mit Futter unterstützten, daß ich meine einzige Kuh, von der meine Familie lebt, nicht verkaufen mußte. Martin Rogale. Anzeigen
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